Livereview: Dr.CranknStein - Crown Of Glory - Roadhouse Preachers
31. Mai 2007, Schüür Luzern
By Roger W.
Es sollte eine Party mit drei unterschiedlichen Rockbands werden. So jedenfalls werden es sich die Organisatoren und der Headliner Dr. CranknStein vorgestellt haben. Echte Rock’n’Roller fröhnen ihrer Musik schliesslich auch unter der Woche gerne live! Tja, falsch gedacht. Jedenfalls war der Publikumsaufmarsch an diesem Donnerstagabend mager, und Partystimmung kam leider nur bei Crown Of Glory auf. An den Bands hat’s definitiv nicht gelegen: Die legten sich nämlich trotz sehr lichten Reihen sehr ins Zeug.

The Roadhouse Preachers
Den Reigen eröffneten The Roadhouse Preachers mit einer interessanten Mischung aus ein wenig Punk, mehr Hard Rock und viel Heavy Metal. Ihr Material hat durchaus Potential. An der Bühnenpräsenz darf die vor sieben Jahren gegründete Band aber noch feilen. Gitarrist Roman Eggel spielte ruhig seine Parts und verzog nur bei den Soli seine Mimik, und auch der Bassist Andreas Bätschmann spielte sehr konzentriert und ohne äussere Emotionen seinen Teil. Ganz anders der langhaarige Sänger Stefan Specht: Dieser litt regelrecht in den Liedern, liess sich treiben, fasste sich wieder und zog damit alle Blicke auf sich. Auch der Schlagzeuger Roger Gautschi ging gut mit, nur leider sah man ihn hinter seinen Kesseln schlecht. In Zukunft sollte mindestens noch einer der beiden Saitenakrobaten mehr mitgehen, um die harten Songs auch optisch zu unterstützen, denn diese waren nicht ohne: „441“ ist der perfekte Opener, der schon mal erreichte, dass die paar wenigen Anwesenden nicht den Raum verliessen. Auch die Ballade „Friends & Family“ wusste zu gefallen, während mit „… And The Enemy“ schon fast punkige Töne angespielt wurden. Anschliessend kündete Sänger Specht den Dreiteiler „Existence“ an, welcher eindrücklich zeigte, welche Dynamik die Roadhouse Preachers in ihre Songs integrieren. Mit dem Deep Purple-Klassiker „Black Night“ schlossen sie ein Konzert, das sie durchaus für weitere Live-Aktivitäten empfielt.

Setlist: “441”, “Down On The Ground”, “Friends & Family”, “… And The Enemy”, “Existence Part I”; “Existence Part II”; “Existence Part III”; “It Never Ends”, “Black Night”

Crown Of Glory
Das ging aber schnell! Nach einem kleinen Schwatz mit Roadhouse Preachers-Sänger Specht reichte die Zeit nicht mal, um ein Bier zu holen denn schon stürmten Crown Of Glory auf die Bühne. Und das spärliche Publikum liess sich von diesem Orkan gerne mitreissen. Im Vergleich zur Vorband waren aber wesentlich mehr Leute anwesend, und ich fragte mich ernsthaft, woher die plötzlich gekommen waren. Egal, denn mit „The Limit“ legte die top-motivierte Band schon mal mächtig los, um anschliessend mit dem Raben zu fliegen: „Raven’s Flight“ heisst die aktuelle Single, die uns die Wartezeit aufs neue Album verkürzen soll. Wer so lange nicht warten möchte, kann sich einige Songs bereits an den Konzerten anhören. Mit „Pathfinder“, „Ikarus“, „Mirror Mirror“, „The Calling“ und natürlich „Raven’s Flight“ war das Set entsprechend auf die noch heissen Eisen fixiert. Nur die Gänsehaut-Ballade „Save Me“ wurde leider nicht gespielt. Die mehrheitlich aus Luzernern bestehenden Crown Of Glory freuten sich über ihr Heimspiel. Sänger Heinz unterhielt das Publikum nicht nur mit seinem engagierten Stageacting, sondern auch zwischen den Songs mit belangvollem und manchmal auch belanglosem Gerede. Bei der Zugabe „Keep The Flame“ fühlte man sich dann wie an einer kleinen Metalparty. Crown Of Glory bestätigten damit eindrücklich den Status, den sie haben und empfehlen sich definitiv für höhere Aufgaben.

Setlist: “The Limit”, “Raven’s Flight”, “Pathfinder”, “Salvation”, “Ikarus”, “Spirit”, “Mirror Mirror”, “The Calling”, “Keep The Flame”

Dr. CranknStein
Mit dem, was nun geschah, hatte ich nicht gerechnet: Erwartet hatte ich, dass nach der tollen Leistung von Crown Of Glory das gut eingestimmte Publikum bei Dr. CranknStein noch mehr abgehen würde. Dem war aber nicht so, und so tummelten sich beim mit einem Schrei eingeleiteten Opener „Boom Boom“ nur noch eine Handvoll Personen vor der Bühne. Das Publikum von Crown Of Glory war genauso plötzlich verschwunden wie es gekommen war. Schade, denn was die drei Rocker aus Luzern, Zug und Zürich zeigten, konnte sich mehr als sehen und hören lassen. Kern des Geschehens war der beleibte, dunkelhäutige Sänger und Gitarrist Eliot Chambers: Er lebte den Rock’n’Roll mit jedem Kilo und vollem Einsatz, schnitt Grimassen und schaffte es gleichzeitig, die ganze Zeit über zu strahlen. Stellt euch einfach „School of Rock“-Hauptdarsteller Jack Black vor und ihr wisst, was ich meine. Dagegen wirkten seine Mitstreiter am Schlagzeug und am Bass wie lahme Schäfchen, die aber mit ihrer Rhythmusmaschine ähnlich wie bei AC/DC das Parkett für den wilden Tanz des verrückten Meisters bildeten. Apropos AC/DC: So weit weg ist deren Spirit und Sound von Dr. CranknStein gar nicht. Lieder wie „Hard Grind“, „Dead Man“ oder „Coke And Gin“ sind räudige Bastarde aus Blues, Hard Rock und Rock’n’Roll. Zwischendurch stieg dann mitten in einem Song die Gitarre aus, womit das Publikum kurz in Genuss von Bass und Schlagzeug kam, was sehr geil war. Insgesamt wirkte das reguläre Set zwar musikalisch ein wenig gleichförmig, das trübte aber den Spass an der Sache nicht weiter. Mit „Bang Your Head“ wurde das Konzert gegen Schluss sogar in Richtung Heavy Metal verschoben. Bassist Steve Schiegg setzte sich dazu einen lustigen Hut auf und unterstrich damit die positive Energie, die einem von der Bühne in den Saal entgegenstrahlte. Danach war erst mal Schicht im Schacht, und eine Zugabe wurde wirklich nicht erwartet. Das Häufchen Publikum, das noch im Wesentlichen aus den Roadhouse Preacher-Musikern, mir und zwei, drei Verwirrten bestand, holte Dr. CranknStein aber doch nochmals auf die Bühne. Sänger Eliot freute und bedankte sich herzlich für die Unterstützung. Nach drei weiteren Nummern, darunter das Mötley Crüe-Cover „Kick Start My Heart“, ging dann ein Konzertabend zu Ende, bei dem man sich fragen darf, wie das Ganze an einem Freitag oder Samstag gewesen wäre. Auf einen neuen Versuch, und bis zum nächsten Mal!

Setlist: “Boom Boom”, “Stuck”, “No Complaints”, “I Love You”, “Things…”, “Hard Grind”, “Dead Man”, “Coke And Gin”, “Smokin Sucks”, “Las Vegas”, “Swiss Tall”, “Bang Your Head”, “Rock Is Not Dead”, “Whiskey”, “Wilde Side”, Kick Start My Heart”