Livereview: Edguy - DragonForce - Sabaton
6. Februar 2006, Pratteln Z7
By Rockslave (Rsl) und Kissi (Kis)
Es ist schön zu erleben, wie sich eine Band durch kontinuierliches Arbeiten, Beharrlichkeit und das nötige Glück entwickeln kann. Ich hatte das Glück, Edguy schon vor Jahren zu begegnen und jetzt, kaum sichtlich "gealtert", steht eine der grössten deutschen Metal-Hoffnungen schlechthin dort, wo sie hingehört, nämlich ganz oben! Was sich spätestens auf "Hellfire club" angekündigt hat, erfuhr nun mit dem neuen Meisterwerk "Rocket ride" die eindrückliche Bestätigung: Edguy gehören in ihrem Genre mitunter zum Besten, was die Szene her gibt! Gepaart mit der Lockerheit und dem Spass an der Sache, die von der ganzen Band ausgeht, sind Konzerte mit ihnen einfach nur ein Genuss. Die an diesem Montag Abend sehr zahleich aufmarschierten Fans sahen das auch so und boten ihren Lieblingen die verdiente Kulisse für ein mitreissendes Konzert. Mit dabei im Package waren als Opener die eher unbekannten Sabaton und mit DragonForce der neuste Hype aus dem vereinigten Königreich, der sich an diesem Abend aber ziemlich schlecht verkauft hatte! (Rsl)

Sabaton
Nanu, wer ist das denn? Diese Frage stellte ich mir schon vor dem Konzert, denn zuvor hatte ich noch nie was von den Schweden gehört, die sich erstmals 1999 zusammen rauften und bis heute mit "Fist for fight" (2002) und "Primo victoria" (2005) zwei Alben am Start haben. Stilistisch gehören Sabaton in die Ecke True Heavy Metal, was optisch, vor allem beim lederbestückten Sänger nicht zu übersehen war. Dass dieser allerdings im Gegensatz zu all seinen Bandkollegen mit ihren ordentlichen Matten eine Kurzhaar-Frisur durch die Gegend trug, irritierte zu Beginn noch mehr, als die dunkle Sonnenbrille. Und dieser Knabe entpuppte sich dann während den knappen 25 Minuten des Auftritts als klar schwächstes Glied. Während der Sound zeitweilen ganz ansprechend daher kam, riss der zu schwache Gesang das Meiste davon gnadenlos wieder runter. Wenn Sabaton in Zukunft also noch echt was reissen wollen oder mindestens eine Chance in der überfüllten Szene haben wollen, dann muss ein anderer Frontmann wie zum Beispiel Metalium's Henning Basse her. So erhielt die Band aber immerhin einen fairen, aber insgesamt dennoch bescheidenen Zuspruch, respektive Applaus. (Rsl)

DragonForce
Nach dieser äusserst lahmen Vorstellung von Sabaton hoffte ich nun auf einen Knaller-Gig der englischen Shootingstars DragonForce, welche auf dem britischen Teil der Tour ja den Headlinerposten übernommen hatten und Edguy für sich anheizen liessen. Leider wurden meinen Erwartungen schon nach wenigen Minuten die Flügel gestutzt. Nach einem bombastischen, "kiss-esken" Intro begann das, was man gemeinhin als monströses Soundchaos bezeichnet. Zwar konnte man den beiden wirklich gut gelaunten Gitarristen Herman Li und Sam Totman nicht absprechen, dass sie in der Kategorie "melodiöse Schnelligkeit" momentan wohl zur Champions-League gehören und die Gitarren-Licks des Duos auf ihrer neusten Scheibe "Inhuman rampage" wirklich zu beeindrucken wissen. Dennoch konnte ich dieser Darbietung soundtechnisch einfach nichts abgewinnen. Denn das, was heute aus den Boxen des Z7 waberte, ähnelte eher mehr einer High-Speed Schrottpresse, denn partytauglichen Speed Metal Hymnen. Die Einzigen, welchen dieses Geschreddere wirklich Spass machte, waren die Drachenmächte selbst. Gut, hie und da verirrte sich eine Pommesgabel in die Höhe und auch ein paar Köpfe versuchten dem Hyper-Tempo der Briten mit hektischen Schüttelbewegungen nach zu kommen (obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin, ob dies nicht doch epileptische Anfälle waren...), dennoch blieb die Partystimmung hauptsächlich auf der Bühne. Dies bewirkte wenigstens, dass sich die Band in Sachen Stageacting und Spielfreude von der besten Seite zeigte, vor allem Saitenraser Herman Li, der sich während der ganzen 60 Minuten das Grinsen nicht verkneifen konnte. Wie die ganz Grossen warfen sich die Inselbewohner in alle erdenklichen Posen, bangten beinahe so schnell wie sie spielten und hüpften energiegeladen im Zeug herum. Leider täuschte dies über Eines nicht hinweg, nämlich über die ungenau dargebotenen Songs, welche man an diesem Abend übrigens wirklich nicht unterscheiden konnte. Nach dieser blamablen Show schäme ich mich schon fast über die äusserst lobende Kritik, welche ich "Inhuman Rampage" vergeben habe! (Kis)

Edguy
Ich wage jetzt einmal zu behaupten, dass der überwiegende Teil des Publikums dieses vorangegangene Audio-Massaker möglichst schnell wieder vergessen wollte. Was meine Wenigkeit angeht, so habe ich persönlich schon lange nicht mehr so eine schwache, ja oberschwache Darbietung einer Metal Band auf einer Bühne gesehen, unglaublich! Und dieser Müll füllt in England die Hallen? Na dann Prost! Zum Glück stand noch der "richtige" Headliner auf dem Programm, denn sonst wäre die Ausbeute bis hier hin klar ungenügend gewesen. Beim Interview sprach Dirk Sauer (g) von einer Überraschung, was den Bühnenaufbau angeht. Als Edguy dann die Bühne um 22.00 Uhr unter aufbrausendem Jubel enterten, sah es auf den ersten Blick jedoch etwas "leer" aus. Hinten hing ein grosses Backdrop, das turmähnliche Darstellungen enthielt, die danach, unter Zuhilfenahme des richtigen Lichts, doch noch zum Leben erweckt wurden. Viel mehr sah man eigentlich nicht und als der Opener "Catch of the century" den Set lautstark eröffnete, war die Metal-Party an diesem Montag Abend lanciert. Ebenso stark präsentierte sich der "Rocket ride"-Opener "Sacrifice", der voll abging. Das konnte ja noch heiter werden! Die Antwort folgte auf dem Fusse mit dem schnellen und phänomenalen "Babylon" und dann kochte der Saal endgültig! Spätestens von jetzt an hatte Tobi Sammet die Meute voll im Griff und bevor das berühmte Links/Rechts-Spielchen abgehalten wurde, entlockte das kurze Anspielen von Maiden's Klassiker "The trooper" beinahe Urschrei-mässige Laute. Edguy konnten sich solche Gimmicks locker leisten, da sie zu keiner Zeit aufgesetzt daher kamen. Deshalb entpuppte sich "Trinidad" als der Gewinner des Abends! Unglaublich, welche Reaktionen dieser geniale Party-Smasher auslöste. Obwohl dieses Mal keinerlei Pyros hoch gingen, wurde es immer wärmer in der Halle. "Tears of a mandrake" forderte darauf meinen Nacken und meine Stimme beim geilen Singpart arg heraus. Das ist es Freunde, was Heavy Metal so einzigartig macht und nie langweilig werden lässt! Was gibt es denn Geileres, als wenn über 1000 Kehlen eine Melodie-Line in voller Lautstärke erwidern? Eben..., aber das war noch längst nicht alles, denn nach der Ballade "How many miles" folgte mit "The asylum" mein Wunschtrack des Abends und das Pendant zum diesmal nicht gespielten "The piper never dies" von der letzten Tour. Besser geht's nimmer..., da war einfach alles drin, was einen perfekten Song ausmacht, grandios! Perfektion galt auch für das Power-Drumming von Felix Bohnke, dessen Solo allerdings einen Tick zu lange geriet. Mit "Superheroes" hatte man noch einen Hit im Köcher und nach einer brachialen Version von "Mysteria" war das erste Mal Lichterlöschen auf der Bühne verordnet worden. Im ersten Zugabenteil überraschte Tobi die Fans mit der Ankündigung von "Fucking with fire", das nachweislich nicht auf der Set-Liste stand und für weitere Mitsing-Chöre sorgte. "King of fools" beendete schliesslich nach gut 110 Minunten ein absolutes Hammer-Konzert und allen Daheimgebliebenen sei an dieser Stelle gesagt, dass sie sich dieses Spektakel in Zukunft wenn möglich nicht mehr entgehen lassen sollten. (Rsl)

Set-Liste: "Catch of the century", "Sacrifice", "Babylon", "The trooper" (Short version), "Lavatory love machine", "Trinidad", "Tears of a mandrake", "How many miles", "The asylum", "Drum-Solo Felix Bohnke", "Superheroes" ,"Save me", "Mysteria", "Vain glory opera", "Fucking with fire", "Sign of the cross", "King of fools".