Livereview: Epica - Amberian Dawn
30. Oktober 2008, Pratteln Z7
By Tristan S.
Nachdem die Niederländer um Frontfrau Simone Simons das letzte Jahr über im Vorprogramm von Ensiferum und auch am Rocksoundfestival eine kleine Show liefern durften war es nun endlich an der Zeit, einmal als Headliner aufzutreten. Zwar ist ein Donnerstag nicht gerade Prime-Time, aber trotzdem füllte sich das z7 nicht schlecht. So fanden sich also schon einen Tag vor Halloween schwarzgekleidete Gestalten zusammen, um der Musik von Epica zu lauschen. Doch alles der Reihe nach..

Amberian Dawn
Noch nie gehört? So ging es diesen Abend wohl einigen, denn noch nie habe ich das z7 so leise erlebt. Die Finnen treffen mit ihrem Namen den Nagel wohl auf den Kopf, bernsteinfarbener könnte Musik kaum klingen. Melodisch, verschnörkelt und ein wenig Kitsch, und genauso präsentiert sich auch die Sängerin der Newcomer. Ihr grünes Kleid bietet einen schönen Kontrast zu ihren roten Haaren, genauso wie ihre Stimme zusammen mit den Gitarren eine bekannte Art Spannung erschaffen. NIGHTWISH in den Anfangstagen, könnte man meinen. Auch wenn man Amberian Dawm anmerkt, dass noch ein wenig Bühnenerfahrung fehlt, oftmals scheinen die Ansagen zwischen den Liedern ziemlich unbeholfen, und die vielen „so „‘s machen den Auftritt nicht gerade professioneller. Anderseits macht gerade das die Leute so sympathisch, denn auch nach dem grossen Schweigen nach der Frage „wer kennt uns?“ legen sich die Jungs (und das Mädel) mächtig ins Zeug, wobei auch im Publikum immer wieder Stimmung aufkommt. Nur ist es halt schwierig bei so komplexer Musik mitzumachen, wenn man die Lieder nicht kennt. Ein Punkt, der unbedingt geändert werden muss, denn musikalisch hätte keine andere Band den Abend so gut eröffnen können. So ist das Publikum nach guten 45 Minuten in der richtigen Laune für den Hauptact.

Epica
Mit viel Bombast und lauten Stimmen aus dem Mob eröffnen Simone und ihre Jungs ihren Auftritt, wobei den Fans einiges geboten wird. „The Obsessive Devotion“ war schon am Rocksound der Opener, und auch im z7 rotieren die ersten Köpfe. Weiter geht’s mit Klassikern wie „Sensorium“ oder „Solitary Ground“, engelsgleich leitet die Stimme von Simone ihre Fans durch die Geschichten der ganzen Discographie, stimmiger hätte das Set nicht sein können. Die schnellen Teile sorgen immer wieder für geschütteltes Haupthaar, während z.B. bei „Chasing the Dragon“ der Nacken wieder ein bisschen ausgeruht werden darf, um die Band auch mal genauer zu beobachten. Gitarrist/Vocalist Mark Jansen scheint dabei ganz in seinem Element, und das Publikum frisst ihm schon fast aus der Hand. Und natürlich hat auch die Frontfrau schon früher bewiesen, dass nicht nur Männer headbangen können. Um ihre Stimme zu schonen (und ein neues Outfit anzu-ziehen) bringen die Jungs ein mehr als passendes Zwischenspiel ein. „Als Star Wars noch Star Wars war“…das Imperium marschiert zu den Tönen von Epica! Als ob es nötig wäre, aber ein weiterer Beweis für die musikalischen Fähigkeiten dieser Band, die soviel mehr ist als eine Kopie von irgendwas. Nach guten 2 Stunden ist dann schliesslich die Arbeit getan, zumindest auf der Bühne. Müde und sichtlich zufrieden verabschieden sich die Musiker. Wer noch ein wenig Geduld hatte konnte sich noch Autogramme von der Saitenfraktion ergattern (ha!), der Rest schwelgte wahrscheinlich noch auf der Heimreise in zeitlosen Märchen einer Band, die mit ihrer Musik Träume leben verleihen kann.