Livereview: Equilibrium - Heidevolk - Finsterforst - Nothgard

11. Oktober 2016, Pratteln - Z7
Text & Pics by Oliver H.
Mit ihrem letzten Erfolgsalbum «Erdentempel» haben sich Equilibrium endgültig aus der Masse der Epic-Pagan Metal-Bands erhoben und ihren Status als Band mit Bombastpotenzial betoniert. Nach endlosem Touren durch die halbe Welt haben die Deutschen in der Zwischenzeit ihr sechstes Werk «Armageddon» veröffentlicht, das sie nun noch auf einer verdichteten Europatour dem Publikum vorstellen. Erfreut über die Tatsache, dass Equilibrium zu diesem Zweck auch in Pratteln Halt machen, war die Spannung auf den bevorstehenden Event gross, da ihr Ruf als grandiose Live-Band doch schon durch etliche Medien bestätigt worden ist. Den einzigen CH-Gig in 2015 habe ich verpasst und so war dieses Konzert ein Muss. Begleitet wurden die Herren von Genre-Kollegen Nothgard, Finsterforst und Heidevolk.

Nothgard

Die ebenfalls aus Deutschland stammenden Nothgard hatten die Ehre, das Folk-Metal Spektakel zu eröffnen. Das Z7 war zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu voll und als Zuschauer konnte man sich den besten Platz in der Halle noch aussuchen. Schnell und rau war dann auch der Sound der Deggendorfer. Dom R. Crey, Kopf und Mastermind der Band, verbuchte mit diesem Auftritt den ersten von zwei Auftritten an diesem Abend, da er auch als Axtschwinger beim Headliner Equilibrium fungiert. Diese Tour ist eine hervorragende Möglichkeit, um seine Band und dessen Songs einem breiten Publikum vorzustellen. Den Leuten vor Ort schien zu gefallen, was sie zu Gehör bekamen. Einzelne feierten Nothgard so richtig ab und schnell wurde klar, dass jene die Band vorher schon kannten und nun auf diesen Auftritt hingefiebert hatten. An die vierzig Minuten dauerte der Ausflug in die nordischen Winterwälder, bevor der Vorhang zum ersten Mal an diesem Abend fiel.

Finsterforst
Die Schwarzwälder Truppe Finsterforst hatte bei ihrem Auftritt das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sie haben erst im September dieses Jahres ihre nicht ganz ernstgemeinte Platte «Yolo» veröffentlicht, und so war ein jeder gespannt, was sie musikalisch zum Besten geben. Ganz in Hippster-Manier war dann also auch die Bühnenbekleidung der Herren. Jeder trug ein Hemd und Sänger Oliver Berlin trug zu Beginn sogar noch eine Sonnenbrille, die im Dunkeln neongelb leuchtete. Nach dem Opener «Bottle Gods« entledigte er sich allerdings dem überflüssigen Utensil mit den Worten: «So, fertig mit dem Scheiss!» Das anschliessende «Zeit Für Hass» war dann das Gegenteil von lustig und drückte ein wenig auf die Stimmung… zumindest auf meine. Es war mir zu zähflüssig und zu wuterfüllt. Passte irgendwie nicht in diesen Abend. Nun gut! Die zwei Tracks «Auf Die Zwölf» und «YOLO», die darauf folgten, waren stimmungsvoller und auch das Publikum kam wieder mehr in Bewegung. Das Set war kurz für Finsterforst und nach der Nummer «Mach Dich Frei» war für sie der Gig dann auch gelaufen. Den Rest des Abends sah man die Männer in Hemd und dreckverschmierten Gesichtern immer einmal wieder ein Bierchen stürzen. Prost!


Heidevolk
Die holländischen Kollegen von Heidevolk waren parat und es machte wirklich den Anschein, als hätten sie sich riesig auf den Auftritt gefreut. Voller Spielfreude und Enthusiasmus legten sie los. Qualitativ liess auch bei ihnen die Soundqualität noch immer zu wünschen übrig. Gitarrenparts oder auch der Gesang, der gerade bei Heidevolk sehr wichtig ist, da sie zwei Sänger haben, ging teilweise unter bis ganz verloren. Die Band hatte allerdings ihren Spass und legte sich dafür auch richtig ins Zeug. Chorpassagen wechselten sich ab mit Growls und Humppa-Hymnen gaben Pseudo-Balladen die Hand. Auch bei ihnen durften natürlich die «Hits» nicht fehlen und so wurde auch mit ihnen gesungen, was die Kehlen hergaben. Einen Song über Finnland «Vinland» sowie ein typisches Trinkerlied «Drankgelag», das dem schäumenden Hopfengebräu huldigt durfte also auch nicht fehlen. Mit der Zeit merkte man aber den Leuten an, dass sie nun genug "Vorbands" gesehen hatten und dass es jetzt doch wirklich mit dem Hauptact des Abends losgehen dürfte. So war es dann auch nicht weiter erstaunlich, dass sich Heidevolk in Stille verabschieden konnten und sie nicht mit Zugabe-Rufen am Gehen gehindert wurden.


Equilibrium

Die Bühne dunkel und in viel Rauch getaucht, sowie aufgestellte karge Bäume, die dem Bild von Armageddon eine düstere Seele einhauchen. Dabei betreten Renè Berthiaume und Co. unter frenetischem Jubel die Z7-Bühne. Nach dem Intro trollte auch noch Sänger Robse Dahn vor die Monitore, von wo aus er den wilden Reigen begann. «Erwachen» und «Katharsis» hiessen die ersten beiden Songs des Abends und brachten vor allem die «Armageddon»-Jünger so richtig in Wallung. Mit einer astreinen Lichtshow und fantastischem Sound überzeugten unsere «Nachbarn» bereits bis in die hintersten Reihen. «Waldschrein» und «Heimat» sorgten im Anschluss für die ersten Springeinlagen und Bierduschen des Abends. Es sollten noch weitere folgen! Zwischenzeitlich liess es sich Haudegen und Sänger Robse aber nicht nehmen, allen Anwesenden immer wieder mitzuteilen, wie krank er doch an diesem Abend sei und dass er an über fünfzig Grad Fieber leide. Das Mitleid des Publikums hielt sich in Grenzen und auch das Fieber schien den Koloss kaum in Schach zu halten, denn bei «Blut Im Auge» zettelte er eine monströse «Wall Of Death» an, die mindestens bis zur Mitte des Raums reichte. «Born To Be Epic» und «Uns’rer Flöten Klang» vereinte neue und alte Klänge, was die Menschenschar vor der Bühne massig zum Feiern brachte. Kurz vor dem ersten Verschwinden sorgte «Unbesiegt» vom Album «Sagas» mit seinen peruanischen Flötenklängen nochmals für massloses Herumgezappel bei Alt und Jung. Das Publikum hatte aber noch lange nicht genug und rief Equilibrium lautstark auf die Bühne zurück. «Rise Again» hiess es dann zu Beginn, und mit «Freiflug» wurde Band und Publikum eine kurze Erholungspause gegönnt, bevor der Titel «Heimwärts» die letzten Reserven aus allen Beteiligten herauskitzelte. Viel zu schnell und mit einer Wahnsinnsenergie ging dieser Konzertabend im legendären Z7 zu Ende und die Massen strömten nach dem Verklingen des Outros und des regulären Band-Selfies (Publikum im Rücken) rasch in Richtung Ausgang, um nach frischer Luft zu schnappen oder den letzten Zug noch zu erwischen. Equilibrium haben als Hauptact des Abends über die gesamte Länge von gut eineinhalb Stunden vollends überzeugt und das Publikum begeistert. Neue T-Shirts mit dem «Born To Be Epic»-Druck gingen bereits vor und während dem Konzert weg wie frische Brötchen, sodass beinahe ein jeder im Equi-Look das Spektakel genoss. Es war wieder eines der Konzerte, das leider ein zu frühzeitiges Ende fand, denn ich hätte noch Stunden zuhören können!