Livereview: Garcia Plays Kyuss - Dogs Bollocks
27. Oktober 2010, Aarau - Kiff
By Liane P.
Kyuss .....was soll ich sagen? Staub, Hitze, Sand, Black Rock Desert in Nevada und wieder einmal kommt der Traum vom Burning Man auf – mitten im Nirgendwo, begleitet durch den grollenden Sound der Wüstenrocker! Nun ja, wollen wir mal nicht abtriften, denn vorab ging es jetzt erst mal ins legendäre Kiff nach Aarau, welches sich im Zuge seines 20-jährigen Bestehens John Garcia und Band in die Hütte holte. Garcia hat nämlich, nachdem sich die Band Kyuss 1996 endgültig aufgelöst hat, mit Unterstützung von Bruno Fevery (Gitarre), Jaques de Haard (Bass) und Rob Snijders (Schlagzeug) die Songs wieder aufleben lassen. Die Herren waren bereits im Sommer schon in der Schweiz unterwegs und kamen jetzt erneut zurück. Damals musste das Konzert am 03.06. im Kiff leider abgesagt werden. Auch für diesen Gig durften die Fans die Auswahl der Titel über das Internet mitbestimmen und so den Abend mitgestalten. Coole Sache! Im Vorprogramm: Dogs Bollocks aus Basel. - Los geht`s!!

Dogs Bollocks
Glam Punk Rock made in Switzerland! Die Band: zusammengewürfelt aus 4 bekannten Gesichtern der Schweizer Szene. Michael Hediger aka Hede (Hi-Grip, Hellmute), Melchio Quitt (Bitch Queens), Sebastian Hausmann (Fucking Beautiful, Ex-Lovebugs) und Giusy Ariniello (Phebus) eröffneten den Abend. Besonders Michael Hediger, der mich vom Gesang her an Caleb Followill (Kings Of Leon) erinnert, hat die Aarauer Musikszene als Gründer des Labels Lux-Noise oder als Mitbetreiber des Plattenladens Baby Doll stark geprägt. 1991 bis 1996 war er sogar im Kiff für die Sparte Rock & Pop zuständig und als Haustechniker für den Sound verantwortlich. Da versteht es sich fast schon von selbst, dass seine Person bei dieser Jubiläums- Show nicht fehlen darf. Mit Stolz wurde die Band angesagt und schon fegten die Jungs über die Bühne wie wild und versuchten mit ihrem bodenständigen Rock die Leute, welche sich eher versteckt im hinteren Teil des Raumes aufhielten, wach zu schütteln. Doch das Publikum wollte nicht so recht auftauen. Genau das macht doch die geniale Atmosphäre im Kiff aus: Kleiner Club gefüllt mit ca. 450 Leuten und die Bühne so nah, dass man dem Sänger beim Schreien in die Speiseröhre schauen kannherrlich! Berücksichtigt man den Background der 4 Musiker überrascht es mich schon sehr, dass die Leute nicht mehr mitgegangen sind. Auch nachdem Hede mehrmals darum gebeten hat näher an die Bühne zu kommen, schaffte es das Publikum gerade mal einen Schritt nach vorne. Kyuss Anhänger sind schon eigen, vielleicht waren diese zu sehr auf das fixiert, was danach kommen sollte. Leider ist der Funken an dem Abend zwischen Publikum und dem Opener nicht wirklich übergesprungen.

Garcia Plays Kyuss
Schau an, es geht doch. Der Vorhang schliesst sich und die Fans drängen an den Bühnenrand. Und ja, es hat einen samtigen Vorhang da im Kiff – das hat Stil! „Gefällt mir“ würde man im „Facebook-Slang“ sagen. Licht aus, Vorhang fällt und schon hört man das Wummern aus den Boxen. Den leicht süsslichen Geruch gibt es jetzt durch das Rauchverbot nur noch vor dem Club. Auch wenn ich mich nun eventuell unbeliebt hier mache muss ich sagen, dass ich das „Nicht-mehr-rauchendürfen“ in den Räumlichkeiten sehr geniesse! Garcia kam auf die Bühne und das Publikum ging ab wie Schmidt`s Katze! Dieser schleppend scheppernde Sound, den hauptsächlich Kyuss begründet und geprägt haben, ist einfach grandios und geht durch Mark und Darm – besonders live! Leider wurde ich beim Einsetzen der Stimme ganz schnell wieder herunter auf den Boden der Tatsachen geholt. Grundsätzlich ist ja hier der Gesang nicht im Zentrum dieser musikalischen Darbietung und das soll auch so sein. Aber die Stimme war zum Grossteil fast gar nicht zu hören, was mich sehr enttäuscht hatte. Auch ein Zeichen von Garcia selbst, der mal in der Mitte des Konzertes den Daumen ans Mikrofon hielt und nach oben zeigte, konnte nicht viel ausmachen. Ebenfalls unerwartet für mich war, dass die Gitarre recht dominant gewesen ist wo doch der Kyuss Groove eher basslastig ist. Durchweg war ich aber einfach nur glücklich, denn Kyuss zählt zu meinen Favoriten und allen anderen im Raum hat das wohl auch nicht viel ausgemacht. Man genoss die Atmosphäre und einige standen mit geschlossenen Augen versunken in die Musik vor der Bühne. Leider gab es nur 2 Zugabe-Songs obwohl die Besucher total am Ausrassten waren und den geschlossenen Vorhang immer wieder weggezogen. Leider war es das gewesen. Der Vorhang blieb verschlossen. Nachdem man aber hier recht heiss gemacht wurde gibt es zum Schluss doch noch ein „Zuckerl“ nämlich Kyuss Lives! Für England und Deutschland wurden bereits Shows für März und April 2011 gebucht und Daten veröffentlicht. Die Schweiz steht ebenfalls auf dem Tourplan (Z7, Pratteln) John Garcia, Nick Oliveri und Brant Bjork – 3 original Mitglieder haben sich nun doch zusammengetan um den original Kyuss Sound wiederzugeben. Dass Josh Homme, der mit QOTSA und Them Crooked Vultures hoch beschäftigt ist, wieder die Saiten für besagte Reunion zupfen wird ist leider recht unwahrscheinlich. Egal, ich bin bereit! 2011 will ROCK!

Setlist Garcia Plays Kyuss: Molten Universe, Thumb, Hurricane, One Inch Man, Allen`s Wrench, Freedom Run, Asterroid, Supa Scoopa And Mighty Scoop, Gloria Lewis, Spaceship Landing, Odysse, Gardenia, Green Machine. Zugabe: Whitewater, El Rodeo