Livereview: Glenn Hughes - Jared James Nichols

06. Oktober 2015, Solothurn – Kofmehl
By Rockslave
Einer meiner absoluten Lieblingsmusiker und das erst noch vor der Haustüre? Besser gehts gar nicht und deshalb war die Freude riesengross, als der ehemalige Deep Purple Bassist aus der Ära Mk III und Mk IV satte vier Dekaden danach (!!) seine Aufwartung im Kofmehl zu Solothurn machte. Nach den bandmässigen Ausflügen von Black Country Communion und California Breed in der jüngeren Vergangenheit steht offenbar wieder eine Solo-Live-Phase an. Dazu holte er sich keinen Geringeren als den ehemaligen Whitesnake-Klampfer Doug Aldrich und nach 2010 erneut den spitzenmässigen Live-Drummer Pontus Engborg an Bord. Dieses Trio und demnach ohne Keyboarder reichte vollends, um einen gediegenen Konzertabend mit einem ordentlichen Querschnitt der Karriere von Glenn geniessen zu können. Da das letzte offizielle Studio-Album «First Underground Nuclear Kitchen», auch bekannt unter «F.U.N.K», 2008 erschien, stand die diesjährige Tour unter keinem Motto. Das bedeutete Spass pur, und den verbreitete auch der unerwartet starke, um nicht zu sagen sackstarke Support-Act um den amerikanischen Gitarristen James Jared Nichols, verstärkt durch zwei Kumpels.

Jared James Nichols

Da mich der Hafer zugegebenermassen noch zu Hause, respektive kurz vor der Abfahrt nach Solothurn stach, schaute ich mir also kurz vorher ein Video von Jared auf Youtube an, und was ich da sah und hörte, machte mich extrem hellhörig. Ich wurde von diesem dreckigen wie bluesgetränkten Gitarrensound umgehend elektrisiert und ein Blick auf die Uhr zeigte mir an, dass ich langsam aber sicher abzischen musste, wollte ich womöglich nicht noch den Anfang der höchst interessant scheinenden Vorgruppe verpassen. Vor Ort und zum Glück rechtzeitig angekommen, war im Innenraum des Kofmehl, respektive vor der Bühne, noch kein Gedränge auszumachen. Das änderte sich dann jedoch relativ zackig, als ein junger, hochstämmiger und gut gebauter Mann auf die Bühne kam, der wie ein Klon von Ted Nugent und John Sykes aussah. Ihm folgten noch Bassist Erik Sandin und Drummer Dennis Holm auf dem Fusse. Mit ihren langen Haaren passten die drei Musiker auch optisch bestens zueinander, und als sie kurz darauf anfingen zu spielen, war der Zapfen gleich von Beginn weg ab.

In einer selten so, wenn überhaupt je gesehenen ungestümen Art legte Jared los, wie Nugent in seinen allerbesten Tagen! Es groovte und schrammelte dabei vom Feinsten, ergänzt mit mehr als nur guten Leadvocals von Herrn Nichols. Angetrieben von der tighten Rhythm-Section im Rücken steigerte sich Jared merklich von Song zu Song und liess dabei die Abwechslung nicht missen. Das beinhaltete mit dem Robert Johnson Cover «Come On In My Kitchen» mitunter auch eine geile bluesy Slide-Nummer, wo der agile Lockenkopf eindrücklich bewies, dass er und seine Jungs es echt drauf haben. Die Eingangstriplette mit eigenen Songs ab dem ersten Langeisen «Old Glory And The Wild Revival» setzte zuvor jedoch schon die ersten Meilensteine, die einfach nur schweinegeil waren. Dazu kam ein höchst agiles Posing, das wiederum an „The Nuge“ erinnerte und dem Ganzen den richtigen Anstrich verpasste. Dem Publikum gefiel das Dargebotene offenbar auch, denn der Applaus nahm stetig zu und flachte bis zum Schluss nicht mehr ab. Das absolute Highlight war jedoch der Album-Opener «Playing For Keep», der sowas von oberfett rein fräste, dass es eine wahre Freude war. Den Schlusspunkt setzte eine gelungene Version des Mountain-Classic «Mississippi Queen», den zum Beispiel auch schon W.A.S.P. vor vielen Jahren mal als B-Seiten-Goodie interpretiert hatten. Nach etwas über 45 Minuten war das zweite CH-Spektakel (Jared spielte nämlich im Mai bereits einmal in der Schweiz) leider schon wieder vorbei. Das lärmige Trio aus East Troy (Wisconsin) hätte heute Abend locker auch als Headliner reüssiert. Als Zückerchen trug ich schliesslich neben den beiden erhältlichen CDs auch gleich eine limitierte rote LP von «Old Glory…» mit nach Hause. Genau so und nicht anders muss das sein Leute, herrlich!

Setliste: «Blackfoot» - «Get Down» - «Crazy» - «Haywire» - «Rock & Roll Hoochie Koo (Rick Derringer Cover)» - «Can You Feel It?» - «Come On In My Kitchen (Robert Johnson Cover)» - «Playing For Keeps» - «Mississippi Queen (Mountain Cover)».


Glenn Hughes
Im Vorfeld der Tour war ich mir nicht sicher, ob Axeman Doug Alridch mit seinem Stil zu Glenn Hughes, respektive dessen breitem Musik-spektrum, wirklich passt. Studio-Gitarrist JJ Marsh, der auch schon auf diversen Tourneen mit dabei war, spielt nämlich nicht wirklich gleich wie Doug. Das war aber überhaupt kein Nachteil, wie sich schon bald heraus stellen sollte. Nach dem etwas schrägen Disco-Intro (wo Glenn 1992 effektiv mit einer Truppe namens The KLF einen gemeinsamen Song aufnahm!) donnerte der Purple-Rocker «Stormbringer» sogleich voll nach vorne raus. Mastermind Hughes setzte dabei gleich zu Beginn zu einer gesanglichen Höchstleistung an, die erwartungsgemäss nicht lange auf sich warten liess. Es war einfach unfassbar, über was für eine Kraft diese Stimmbänder nach all den Jahren immer noch verfügen. Dabei spielte es keine Rolle, ich welche Zeit man durch die entsprechenden Songs versetzt wurde. Dabei wurde einem einmal mehr bewusst, wie gut Glenn Hughes schon zu Trapeze-Zeiten war und diesen Groove vor allem auch bei Purples Meister-Opus «Come Taste The Band» unterbringen konnte. Dazu kamen natürlich seine legendären Screams, die David Coverdale steinalt aussehen liessen. Immerhin war er dieser zu der Zeit und den ersten Whitesnake-Jahren noch frisch wie nahezu unverbraucht, was man heute von ihm leider nicht mehr sagen kann. Solche Probleme kennt Glenn hingegen bis auf den heutigen Tag nicht und es ist ein Geschenk des Himmels, das uns diese Hammer-Stimme trotz der vergangenen Drogeneskapaden des mittlerweile auch schon 64-jährigen Ausnahmemusikers nicht verloren ging. Das etwas hagere Aussehen entsprach weitgehend dem Alter, aber es war nicht zu übersehen, dass der stimmgewaltige Bassist früher kein Kind von Traurigkeit war.

Einer der vielen Höhepunkte markierte unter anderem der Purple-Song «Sail Away» von der 74er-Scheibe „Burn“, den man zu Ritchie Blackmores Zeiten nie live zu Gehör bekam. Ein Novum in der Setliste von Glenn war mit Sicherheit «Good To Be Bad», seines Zeichens ja ein Whitesnake-Song und der ging natürlich auf die Kappe von Doug. Sein Guitar-Solo mag einen Tick zu lang ausgefallen sein, aber die Überleitung zu «Mistreated» war genial und die darauf folgende Performance davon ebenso. Das sah das zahlreich aufmarschierte Publikum gleichermassen und der stets laut aufbrandende Applaus liess keinen Zweifel darüber aufkommen, wie gut das Headliner-Trio im Kofmehl ankam. Drummer Pontus lieferte nebst seinem grundsätzlich tighten Spiel ein unterhaltsames Drum-Solo der alten Schule ab, will heissen es dauerte angenehmerweise nicht zu lange. Nicht fehlen durfte zudem der eine oder andere Kracher aus der Zeit von Black Country Communion. Der erste Vertreter war «One Last Soul», eine toller Groover, bevor es mit «Soul Mover» nochmals eine Schippe Funk-Rock mit Jimi Hendrix Vibes absetzte und die Band damit den Hauptteil des Konzertes beendete. Dank dem grossem Jubel wurden die drei Musiker zu den Zugaben animiert und kamen nochmals auf die Bühne zurück. Dass der Purple-Klassiker «Burn» die letzte Zugabe sein würde, war ziemlich sicher, aber was kam noch? Leider nichts von California Breed, dem jüngsten (und bereits wieder abgehakten?) Bandbaby von Glenn Hughes. Ein ziemlich schmissige Version von «Black Country» liess dann dieses kleine Manko wie eine Seifenblase platzen. Nachdem das Licht in der Halle wieder anging, fühlte man sich einfach nur gut und wusste, das gerade etwas ziemlich Kultiges stattgefunden hatte. Bleibt zu hoffen, dass uns Glenn Hughes noch möglichst lange erhalten bleibt und mit welchen Mitmusikern auch immer!

Setliste: «Intro: What Time Is Love? (The KLF)» - «Stormbringer» - «(Deep Purple)» - «Orion» - «Way Back To The Bone (Trapeze)» - «First Step Of Love (Hughes/Thrall)» - «Touch My Life (Trapeze)» - «Sail Away (Deep Purple)» - «Good To Be Bad (Whitesnake)» - «Guitar Solo Doug Aldrich» - «Mistreated (Deep Purple)» - «Can't Stop The Flood» - «Jam (Guitar & Drum Solo)» - «Drum Solo Pontus Engborg» - «One Last Soul (Black Country Communion)» - «Soul Mover» -- «Black Country (Black Country Communion)» - «Burn (Deep Purple)».