Livereview: Godsmack - Like A Storm

06. März 2019, Zürich – Komplex 457
Text & Pics by Mona M.
Über 20 Millionen verkaufte Alben, dreimal an der Spitze der US-Amerikanischen Albumcharts und vier Nominierungen für den Grammy Award. Klingt eher nach Pop, es handelt sich aber tatsächlich um Hard Rock. Die Band aus Boston zählt seit vielen Jahren schon zu den grossen Playern, die immer wieder ganze Hallen füllt. Trotz einer gewissen Massentauglichkeit klingen Godsmack jedoch keineswegs kitschig oder gar poppig. Das ursprünglich noch für letztes Jahr geplante Konzert im Komplex musste verschoben werden, und nun finde ich mich in einer recht vollen Halle wieder, die Atmosphäre ist chillig-gespannt.

Like A Storm
Der Begriff Radiorock wird oftmals mit einem etwas faden Beigeschmack verbunden, teils leider zurecht. Die Band, die aus mir nicht ganz erklärlichen Gründen in das Hard Rock / Post-Grunge Genre gesteckt wird, gehört meiner Meinung nach zu dieser Sorte. Voller Elan bringen die Neuseeländer ihren recht massentauglichen, aber dennoch angenehmen Rock ins Komplex, das Publikum scheint sehr gespalten zu sein. Leider scheint trotz der vorhandenen Härte die Musik wirklich sehr radiotauglich zu sein und klingt nach dem, was "Otto-Normalo" als Rock bezeichnen würde. Trotz der Einfachheit ist der Sound aber ziemlich ansprechend. Mit der Zeit scheint mir die Bezeichnung Alternative Rock eher zu passen und gewisse Anlehnungen an Core sind erkennbar. Alles in Allem scheint sich der Auftritt leider ein wenig in die Länge zu ziehen, ich vermute den Ursprung darin aber definitiv im Publikum, welches mit dem Sound nicht ganz so warm zu werden scheint. Etwas schade, aber vielleicht werden dadurch Godsmack umso besser. Trotz dass der Auftritt ganz angenehm war, bin ich froh, als nach dem etwas zu lange geratenen Set die Bühne umgeräumt wird. Ab CD sind Like A Storm für den einen oder anderen Rockfan eine Empfehlung, live bleibe ich beim Urteil "Geschmackssache".

Godsmack
Unter grossem Applaus betreten die Bostoner die Bühne und rocken schon mit den ersten paar Tönen. Die Atmosphäre wird schlagartig hochkatapultiert, jung und alt, Metalhead und Nicht-Metalhead gehen ab - so gehts! Das Set scheint ein wenig kurz bemessen zu sein, aber die Mischung machts schlussendlich aus. Die Band um den sympathischen Sully Erna gibt Gas, und so manch kleine Schauer geht über den Rücken, wenn ich seiner Stimme lausche. Diese Stimme hat das sogenannte "gewisse Etwas". Die leichte Gänsehaut bliebt fast konstant bestehen. Auch wenn die Band gerne mal belächelt wird, so finde ich, wird es wohl an Ernas Stimme liegen, dass die Fanbase so gigantisch ist - auch ausserhalb des Genres. Godsmack können sich nämlich auch im "normalen" Radio hören lassen, und was mir aber leider auffällt, ist ein gewisses "Töne-Verfehlen" bei «Speak», dem wohl bekanntesten Lied der Band und auch einem meiner Favoriten. Live klingt natürlich immer anders, doch ein paar Töne schienen da wirklich ganz und gar nicht getroffen, sehr schade. Allgemein kann man sich aber wirklich nicht beklagen und die Show einfach nur geniessen. Die Band legt mehr Wert auf Musik als auf Showelemente, was ich begrüsse. Dies ist nicht die Kategorie Musik, die eine gewaltige Show braucht. Ein paar freundliche Plaudereien gehören selbstverständlich dazu. Hier scheint, im Gegensatz zum Vorplayer, die Zeit sehr schnell zu vergehen, und ehe der Auftritt beginnt, mache ich mich schon wieder auf den Weg. Bekannterweise verfliegt die Zeit im Fluge, wenn man Spass hat. Bis auf den kleinen Dämpfer bei «Speak» finde ich die Show von A-Z super gelungen und bin nächstes Mal gerne wieder dabei, vielleicht aber sogar an der Front im Publikum, wo ich die Performance noch mehr auf mich wirken lassen kann. Klare Live-Empfehlung (Album natürlich auch) für alle, die es gerne hart, aber vielleicht nicht ganz so wild mögen, aber auch für die etwas enspannteren Individuen. Muss man einfach mal erlebt haben.

Setliste: (Intro) Legends - 100HP - Bitch - Say My Name - Straight - Awake - Unforgettable - Something Different - Keep Away - Moon Baby - Speak - Voodoo - Whatever - Encores: Scars - Bulletproof - Stand Alone