Livereview: In Extremo - Skock
21. Mai 2001   Z-7 Pratteln
By Fränzy B.

Im Vorprogramm konnte man sich von der unbekannten deutschen Band namens SCHOCK überraschen lassen. Um 20.30 h starteten die sechs ihr 45minütiges Set, das aus Material ihres Erstlings bestand. Ich bin etwas hin- und hergerissen: einerseits gefiel der eingängige HIMmässige Sound und auch die wandlungsfähige Stimme des Sängers, andererseits stiessen mich die deutschen Lyrics, was ich davon aufschnappen konnte, ab (Kostprobe: "Ich bin die Ware Fleisch, ich bin das wahre Fleisch", "Peitsch mich"). Der Sänger machte mit seinen spastischen Bewegungen und Verrenkungen sowieso einen kranken Eindruck, wusste aber wie erwähnt mit seiner Stimme zu überzeugen und bedankte sich überraschend offenherzig beim Schweizer Publikum.

Der Galgen im Hintergrund, dessen Schlinge im weiteren Verlauf brennen würde, wies schon den ganzen Abend auf das nun folgende Spektakel hin. Die Anzahl der Fans (sogar einige in Schottenröcken und Kettenhemden) war nun doch ganz ansehnlich. Als all die verschiedenen wunderlichen Instrumente ihren Platz gefunden hatten, war mittlerweile 21.45 h und IN EXTREMO starteten ihre Darbietung! Sie waren wahrlich eine Augenweide: die sieben Spielmänner in ihren mittelalterlichen Gewandungen; die Dudelsackspieler (Dr. Pymonte, Yellow Pfeiffer und Flex, der Biegsame) in verschiedenen hübsch anzusehenden Formationen über die Bretter marschierend, Flex, Akrobatik vorführend, Yellow Pfeiffer Flammen jonglierend. Und sie waren ein ebensolcher Ohrenschmaus: die original nachgebauten historischen Instrumente (Dudelsack, Schalmeien, Harfe, Nyckelharpa) schmetterten uns ihre Power um die Ohren. Genial, wie In Extremo es schaffen, in Kombination mit Gitarre (St. Sebastian), Bass (Die Lutter)und Drums (Der Morgenstern) die Stimmung eines mittelalterlichen Marktplatzes und zugleich eines Metal-Konzertes zu erzeugen. Dazwischen gestreut waren die humorvoll derben Ansagen vom Letzten Einhorn, dem Sänger der Truppe. So kündigte er uns gleich zwei Premieren der im Herbst erscheinenden CD an. Stehen diese für die übrigen neuen "Stücklein", wird die kommende Scheibe ganz schön rockig. Gleich zweimal wurden die Gauklermeister mit verzücktem Applaus auf die Spielbretter zurückbeordert und schieden dann um 23.30 h von uns. Man könnte noch manches von diesem Fest erzählen, z. B. die Geschichtlein vom norwegischen Fischer, der kontinuierlich das von ihm entdeckte Island bevölkert und von der Jungfer, die mit einem wilden Seemann vor ihrem greisen Bräutigam flüchtet, die alten Sprachen, mit denen uns In Extremo nebst ihren faszinierenden Instrumenten in ferne Vergangenheiten mitnehmen, das tanzende und bangende Volk, die Feuerkunst, die uns immer wieder ergötzte...und nicht zuletzt sogar der Merchandise-Stand! Wo kann man nebst einer beträchtlichen T-Shirt-, Sticker-, Pins- und CD-Auswahl schon Gauklerschellen und Galgen erstehen?