Livereview: In Flames

31. März 2017, Zürich - Theater 11
By Monika M.
Untypische Location, untypische Tour. In Flames ist eine Band, die das Showgeschäft gut kennt und diverse Neuheiten wagt, ohne dabei den eigenen Stil zu verlieren. Die diesjährige Tour führt die vierköpfige Gruppe aus Göteborg etwa in Kirchen und Theater. Zuerst fragte ich mich, für was eine bestuhlte Location, wenn die Herren doch Melodic Death spielen, aber so speziell wie die Tour, so speziell soll auch alles Drum und Dran sein. Da es keinen Pit gibt, werde ich aus dem Publikum fotografieren. Eine weitere Überraschung: Keine Supportbands.

Ungefähr 15 Minuten später als ursprünglich geplant, beginnt die Show und das Publikum wird von einem Streichquartett begrüsst. Violine, Viola, Cello und Kontrabass eröffnen das Konzert auf der talkshowmässig eingerichteten Bühne (Couch, Sessel, Couchtisch aus Bierharassen und ein Minikühlschrank mit „Hopfensmoothie“) und ziehen das Publikum mit einem In Flames – Medley in ihren Bann. Soweit ich es verstanden habe, wurde das Medley vom Violoncellisten (der Name ist mir leider entfallen) geschrieben. Das Quartett spielt danach noch mit der Band und verschwindet von der Bühne. Sänger Anders plaudert sehr viel und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Er erzählt gut gelaunt von der Tour, von lustigen Kommentaren aus dem Publikum und lädt sogar einen Fan auf die Bühne ein, danach noch ihre Freunde. Aus welchem Grund genau, habe ich leider nicht mitbekommen, aber ich vermute, dass er das Mädel entweder kennt oder dass sie einen Wettbewerb gewonnen hat. Die Atmosphäre ist sehr locker und dennoch, um es vorsichtig auszudrücken, sehr kultiviert. Die meisten Fans können natürlich nicht stillsitzen und stehen auf, headbangen an Ort und Stelle, während die Band ihr Bestes auf der Bühne gibt. Einige Lieder werden mit akustischen Gitarren gespielt und einige werden von den Streichern begleitet. Der Wunsch des Sängers, dass jemand den Saal ”like a Swiss Cheese” runtersurft (der Saal ist wie ein Amphitheater gebaut) wird interessant ausgeführt. Er staunt nicht schlecht, als plötzlich aufwärts gesurft wird. Crowdsurfing in einem Theater. So etwas muss man einfach mal erlebt haben! Auf einer Plattform zwischen den Treppenstufen starten drei Fans einen Mini-Moshpit. Dies ist wahrlich ein sehr spezielles Erlebnis. Die Plaudereien mit dem Publikum sind sehr sympathisch, auch wenn man eigentlich ”für den Heavy Metal bezahlt hat” (zitiert Andres amüsiert einen deutschen Fan, der sich während der Show beklagt hatte).

Das etwa zweistündige Set mit einer gut zusammengestellten Setlist endet überraschend schnell. Der Mix aus Stand up Comedy, Talkshow und Konzert gefällt mir gut, es ist eine sehr schöne Abwechslung zu den üblichen Konzerten. Ich hoffe, irgendwann einmal nochmals eine Show dieser Art erleben zu dürfen.

Setlist: Medley (durch alle Alben, gespielt vom Streicherquartett) – Alias – Before I Fall – All For Me – Moonshield – Jesters Dance – Only For The Week – Q&A 1 – Like Sand – In My Room – Hurt – Q&A 2 – Through Oblivion – Dawn Of A New Day – Come Clarity – The Truth – Paralyzed – Cloud Connected – Quiet Place – The End – Wallflower