Livereview: Irrwisch
1. Dezember 2002 Kirche Biberist SO
By Rockslave

Die Melodic Rocker aus dem Kanton Solothurn, die dieses Jahr mit ihrem neuen Album "Time will tell" musikalisch wieder von sich reden machten, haben unter dem Begriff "Konzertante Rockmusik" eine inzwischen wirklich ernst zu nehmende Auftrittsform kreiert. Erstmals im Dezember 1999 trat man damit in einer Kirche der Region auf. Das Hauptproblem dabei war, den Sound so hin zu bekommen, dass einerseits nicht die Fenster barsten oder Kronleuchter von der Decke fielen und gleichwohl eine echte Konzertatmosphäre erzeugt werden konnte. Irrwisch und ihre Techniker von Power Acoustics lösten diese Aufgabe mit Bravour und fanden somit eine der Jahreszeit angepasste Nische, die beim Publikum bisher sehr gut ankam. Diese Auftritte konnten eigentlich immer mit dem Anhängsel "Sold out" versehen werden. Das gleiche Bild bot sich auch heute Abend in Biberist, wo an einem normalen Sonntag wohl kaum soviel Leute anwesend sein dürften. Zahlreiche Kerzen unterschiedlicher Grösse verströmten an diesem 1. Advent sogleich vorweihnächtliche Stimmung.

Kurz nach 17.00 Uhr betraten Irrwisch die Kirchen-Bühne und eröffneten das Konzert mit dem schönen Instrumental "Panta rhei" vom aktuellen Album. Was mir gleich auffiel, war der eher laute und druckvolle, aber perfekt ausbalancierte Sound. Vor allem das von mir bisher generell mit einem Fragezeichen belegte elektrische Schlagzeug klang diesmal um einiges besser, was nach Aussagen von Drummer Sappy Kissling daran lag, dass er eine neue Software mit einer höheren Auflösung installiert hatte. Nach einer funkigen Einlage mit Bass, Drum und Percussion folgte der Titelsong "Time will tell", wo Sängerin Sabine Hasler einmal mehr ihre schöne und klare Stimme zum Ausdruck brachte. Nach der Single "Cinderella" setzte sich der Multiinstrumentalist Michael Wernli, der sonst Bass spielt, hinter Steff Bürgi's Keyboard und sang zwei eigene Nummern, die von Steff und Sabine mit Backing-Vocals unterstützt wurden. Und dann folgte mit "Dark veiling town" einer der zeitlosen Klassiker vom 81-er Debüt-Album "In search of", der allerdings in einer reinen Instrumental-Fassung gespielt wurde. Mit "Give me an answer" und dem ruhigen "Cry" präsentierte die Band zwei neue und erstmals vor Publikum gespielte Songs, die die unverkennbaren Trademarks der Band trugen.

Gegen Ende des Sets folgten mit "Wanna share my tenderness" und "In search of (& Bolero)" zwei weitere Monumente des über zwanzigjährigen Schaffens von Irrwisch. Auch wenn die zu diesem Zweck, also der Örtlichkeit umarrangierten Songs (fast zu) viele Instrumentalelemente verpasst kriegten, wurde die Magie der alten Tage abermals zu neuem Leben erweckt. Im Zugabenteil durften natürlich "First time" und "No more than I can say" nicht fehlen, die vom Publikum ergiebig und mit einer überwiegenden "Standing ovation" begeistert beklatscht wurden. Der Abschluss nach guten 100 Minuten konnte mit dem "Christmas song" nicht treffender gefunden, respektive gespielt werden. Es wäre der Band nun wirklich zu gönnen, dass sie nach einigen mageren Jahren in der Vergangenheit doch noch zu längst verdienten (weiteren) Ehren gelangen! Time will tell...