Livereview: Jon Oliva's Pain - Primal Fear - Masterstroke - Manticora
01. Mai 2008 Pratteln Z7
By Rockslave
Dieses Package versprach eine geballte Ladung Heavy Metal, denn Jon Oliva lieferte damals schon mit Savatage jeweils immer ein fettes Brett beim Besuch in der Schweiz ab und das klappt nun Solo mindestens so gut. Im Schlepptau mit dabei waren diesmal Primal Fear, die ja vergangenen November bereits im Zürcher Rohstofflager zu Gast waren. Ihr aktuelles Album «New Religion» beschreitet ja etwas stilistisches Neuland, was den Deutschen Vorzeige-Metallern aber gut zu Gesicht steht und den Backkatalog ohne Zweifel eher bereichert denn belastet. Masterstroke waren mindestens für meine Wenigkeit nicht geläufig und spielten womöglich zum ersten Mal überhaupt im Z7 auf. Als erste Truppe des Abends durften jedoch Manticora ran, die ich in den letzten Jahren wahrscheinlich auch schon mal gesehen hatte.

Manticora
Die Power Metaller aus Dänemark musizieren nicht erst seit gestern, denn deren EP «Dead End Solution» kam schon 1997 auf den Markt und letztes Jahr erschien mit «The Black Circus Part 2 - Disclosure» der mittlerweile sechste Longplayer. Auf der einen Seite gab es von Beginn weg viel Lob auf der einen Seite, während andere nichts Weltbewegendes, sprich Neues an der Musik von Manticora sahen und hörten. Das dürfte mitunter auch der Grund sein, dass eine ansich solide wirkende Band nach all den Jahren sich immer noch als Anheizer für ein 4er-Pack verdingen muss. Doch im Music-Business erntet man grundsätzlich das, was man sät und das sah optisch für metallische Verhältnisse gleich einmal ungenügend aus. Einzig Sänger Lars Larsen trug eine statthafte Mähne und war auch mit Abstand der aktivste Musiker auf der Bühne. Der Opener «Beauty Will Fade» vom letzten Album eröffnete die Show. Dass dies gleich eine Double Bass-Drum Nummer war, fand ich jetzt nicht so ideal zum Einsteigen, denn die eingebrachte Energie verpuffte völlig im praktisch regungslosen Publikum. Dem nachfolgenden «Playing God» als Mischung aus Malmsteen/Sonata Acrtica und etwas Nevermore erging es nicht besser. Erst bei «Gypsies Dance (Part 1) konnte ein Spannungsbogen aufgebaut werden. Die (Über-) Länge der Songs verhinderte allerdings den Auftau-Prozess der total lethargischen Z7-Besucher und darum war dieser 30-minütige Auftritt vorbei, bevor er eigentlich angefangen hatte. Das Fazit in einem Wort trotz etwas (aufgesetztem) Posing der Saitenfront und PA-Rumgeturne von Frontgaul Larsen: lasch!

Setlist: «Beauty Will Fade« - «Playing God» - «Gypsies Dance (Part 1)» - «Cantos».

Masterstroke
Ein anderes Kaliber waren da ihre Tour-Kollegen aus Finnland. Obwohl aus dieser Ecke, also Power Metal mit Melodie und mal härter oder progressiver mittlerweile unüberschaubar viele Bands stammen, merkte man bei Masterstroke von Anfang an, dass da einiges mehr Zug drauf war. Mit dem diesjährigen neuen Album «Sleep» hatte man für unsere Breitengrade (die allererste Langrille «Apocalypse» wurde nur in der Heimat und Russland veröffentlicht) quasi ein Debüt an den Start gebracht. Der Sound der Finnen, obwohl mit den gleichen Instrumenten wie zuvor bestückt, klang etwas eingängiger. Sänger und Gitarrist Niko Rauhala machte einen weiteren Unterschied und brachte sichtlich mehr Schwung auf die Bühne. Musikalisch ging es ähnlich zu und her wie vorher, aber mehr Midtempo und Breaks ergänzten die schnelleren Parts optimaler als diejenigen, die Manticora vortrugen. Insgesamt und nicht nur wegen den jetzt längeren Haaren, versprühte die Band Energie pur, was die Leute in der Halle endlich weckte und eine immer besser werdende Stimmung erkennen liess. Zeitlich standen ebenfalls nur 30 Minuten zu verfügung, die optimal ausgefüllt wurden. Die Stimme von Niko Rauhala, vom Timbre her irgendwo zwischen Graham Bonnet (Ex-Rainbow) und Harry "The Tyrant" Conklin (Titan & Jag Panzer) angesiedelt, passte bestens ins Gesamtbild hinein. Somit alles gut und Friede, Freude und Eierkuchen? Nicht ganz, denn trotz der mehr als ansprechenden Songs und einer ansich soweit agilen Performance fehlte irgendwie der letzte Kick in Form eines oder mehrerer Killer-Songs, um von wirklich beeindruckenden und nachhaltigen Momenten sprechen zu können. Deshalb besteht etwas die Gefahr, dass Masterstroke wieder schneller weg vom Fenster sind, als ihnen vielleicht lieb ist. Trotzdem dürften sie nach ihrem aufstrebenden Auftritt ein paar Fans mehr dazu gewonnen haben.

Primal Fear
Die Deutschen Vorzeige-Metaller um Frontsirene Ralf Scheepers müssen indes keine Bedenken haben, was den Fortbestand ihrer Karriere angeht. Primal Fear gehören unangefochten zur Heavy Metal Oberliga wie Weisswürste, Weizenbier und Bretzel zu Bayern. Schon zu den Anfangszeiten von Gamma Ray erhielt Ralf den Übernamen als Deutscher Metal-God in der Spur von Rob Halford (Judas Priest) oder Tim "Ripper Owens" (Ex-Judas Priest, Ex-Iced Earth, Yngwie Malmsteen). Das alleine machte es freilich nicht aus, aber leichter. Trotz ein paar Besetzungswechseln in den letzten Jahren, präsentierten sich Primal Fear einmal mehr als gereifte Einheit und zeigten den Jungspunden ihre Grenzen auf. Erstmals mit dabei war der neue (neben Henny Wolters) zweite Gitarrist Magnus Karlsson. Der Schwede, der sonst noch bei Allen/Lande, Last Tribe oder Midnight Sun in die Saiten haut(e) und auch schon Guest-Credits für «New Religion» aufweisen kann, harmonierte bestens mit dem Rest der Band. Das kam voll fett rüber, was man von so einem Profi aber auch erwarten kann. Nach dem Intro und mit «Sign Of Fear» gleich einem frischen Song, folgte der Oberstampfer «Running In The Dust» und darauf das schnelle «Nuclear Fire». Trotz dieser optimalen Vorlage kam nicht wirklich ausgelassene Stimmung auf. Nicht alle Fans goutierten den leicht erweiterten musikalischen Range auf der neuen CD mit gleichem Wohlwollen, aber trotz deutlich hörbaren und ab Band eingespielten Keyboards markierte «Face The Emptiness» einen meiner persönlichen Höhepunkte des Konzertes. Die geile Melodie sowie die hardrockigen Vibes passten bestens und es klang dennoch hundertprozentig nach Primal Fear. Ralf Scheepers demonstrierte derweil, dass er nicht nur die hohen Screams einwandfrei beherrscht, sondern auch im cleanen Bereich sehr gefühlvoll und melodiös singen kann. Nach etwa der Hälfte der guten Stunde Spielzeit kam zusehends etwas mehr Bewegung unter den Zuschauern auf. Das war auch gut so, denn besser kam man Heavy Metal nicht zelebrieren. Die Solo-Einlagen von Henny und Magnus sowie Drummer Randy Black hätten jedoch nicht unbedingt sein sollen, wobei das Axt-Duo deutlich besser agierte. Nach dem grandiosen und zeitlosen Heuler «Metal Is Forever» war das Z7 bereit für den Headliner.

Setlist: «Intro» - «Sign Of Fear» - «Running In The Dust» - «Nuclear Fire» - «Face The Emptiness» - «Seven Seals» - «Solo Henny/Magnus» - «Demons And Angels» - «Fighting The Darkness» - «Final Embrace» - «Solo Randy» - «Metal Is Forever».

Jon Oliva's Pain
Auch wenn unzählige Savatage Fans ihrer Kult-Band nach wie vor nachtrauern, ist es vor allem Mastermind Jon Oliva, der mit seinem Solo-Ding das musikalische Erbe der glorreichen Vergangenheit hoch hält. Nebst qualitativ ebenbürtigen, eigenen Songs bevölkern natürlich immer auch noch diverse Sava-Perlen die Setliste. Das sollte auch am heutigen Abend nicht anders sein. Was aber gleich zu Beginn auffiel, war der offensichtlich deutlich bessere Gesundheits-zustand des Front- und Tastenmanns als noch bei der letzten Stippvisite im Z7. Selbst gewichtsmässig scheinen diesmal ein paar Pfunde zu fehlen, wenn auch nur ein paar. Das ist auch gut so, denn der gute Jon war früher ja bei Weitem nicht so füllig. Dieser optische Eindruck verlieh die Hoffnung, dass es auch besser um die Gesangsstimme bestellt sei und zur Freude aller Fans war das so. Kein Wunder, gab es mit dem Sava-Classic «Sirens» gleich mal voll eins auf die Glocke! Zugleich von Beginn weg und mit sattem Sound ausgestattet, erlebte das Z7 eine weitere magische Nacht. Jon schien ausserdem gut bei Laune zu sein, zeigte sich gesprächig, witzelte rum und übernahm das Zepter ohne Wenn und Aber. Es folgte «Unusual», ein weiterer Uralt-Klassiker von «Power Of The Night». Nach zwei Tracks des (Solo-) Vorgänger-Albums «Maniacal Renderings» brauchte es bloss vier Töne auf dem Piano und schon wusste jeder, was jetzt kam: «Gutter Ballet»! Und nun stand die Halle Kopf, so wie man es früher (allerdings noch um einiges heftiger) an gleicher Stelle erleben durfte. Solche Songs verlieren ihre Magie zu keiner Zeit und tragen deshalb zurecht das Etikett eines unsterblichen Klassikers. Diese dadurch ausgelöste Aufbruchstimmung entwickelte sich in der Folge mit dem umwerfenden «Hounds» noch weiter; was für ein geiles Brett! Auf dem neuen Album «Global Warning» hat es wiederum etliche Hämmer drauf, wovon sich untern anderem «Firefly» bestens in Szene setzte. Dass dies entsprechend optimal umgesetzt werden konnte, war natürlich der Verdienst der Musiker, die der gute Jon in Lohn und Brot stehen hat. Allen voran Gitarrist und Hüne Matt LaPorte (Ex-Circle II Circle übrigens) sowie Bassist Kevin Rothney, die zusammen mit Kevin French (g) und Christopher Kinder (d) einen Mördersound auffuhren. Obwohl die jüngeren Kompositionen von Jon Oliva durchaus ihren Reiz besitzen, waren es halt einmal wieder die alten Sava-Schoten, die alles zusammen halten. Nach eigener Aussage hat Jon ja seine Solo-Band deshalb gegründet, dass nach dem offensichtlichen Ende von Savatage wenigstens deren Songs nicht in der Versenkung landen. Eine weise Entscheidung, die hoffentlich bald wieder im Z7 seine nächste Bestätigung finden wird.

Setlist: «Sirens»- «Unusua»l - «Through The Eyes Of The King» - «Maniacal Renderings» - «Gutter Ballet» - «Hounds» - «Firefly - «Tonight He Grins Again» - «Band Introduction» - «Jesus Saves» - «Before I Hang» - «Global Warning» - «Chance» - «O To G» - «Looking At The World» - «Adding The Cost» -- «The Hall Of The Mountain King» - «You Never Know.