Im Frühsommer vor einem Jahr gab es in Pratteln neben der
jetzt ebenfalls in Bedrängnis geratenen Konzertfabrik Z7 ganz in der
Nähe noch einen feinen kleineren Club namens Galery. Die Betonung
liegt auf „gab“, denn inzwischen gibt es dieses kultige Lokal leider
nicht mehr. Dort betrat die ehemalige Zed Yago, Velvet Viper und
Weinhold Frontfrau Jutta Weinhold erstmals nach über 37 Jahren
wieder Schweizer Boden und zelebrierte ein Dramatic Metal Konzert
der Superlative, das bis heute unvergessen ist! Landsfrau und Metal
Queen Doro Pesch ist mittlerweile auch fünfzig Jahre alt und immer
noch ziemlich gut drauf. Jutta legt da aber nochmals siebzehn drauf
und liefert ebenso gewaltig ab wie vor einem Vierteljahrhundert. Mir
blieb in der Galery schlicht die Spucke weg und darum freute ich
mich natürlich tierisch, als in diesem Jahr frische Aktivitäten der
neu formierten JWB (Jutta Weinhold Band) bekannt wurden. Dazu
gehörte mitunter die Rückkehr des ehemaligen Zed Yago Schlagzeugers
Bubi Blacksmith alias „Bubi der Schmied“ und die Zuzüge von
Gitarrist Kai Reuter sowie Bassist Carsten Meyer. Nachdem ich am 31.
Mai im Downi in Worblaufen fehlte, passte es heute.
Wicked Plan
Die Heavy Metal Truppe aus Burgdorf figurierte schon in der Galery
(2013) und heuer auch in Worblaufen als Support. Die
freundschaftliche Verbundenheit mit Jutta Weinhold verschaffte diese
Auftrittsmöglichkeiten, die natürlich gerne wahr genommen wurden. In
der Zwischenzeit hat sich das Lineup wieder verändert, denn
einerseits ist der junge Drummer Yanik Allenspach neu mit dabei und
für die Liveauftritte wurden Felix Klier (Rhythm Guitar) und Adrian
Wirz (Bass) engagiert. Letzteren kannte ich sofort irgendwo her,
aber die Kleidung inklusive Hut und Brille liess mich eine Weile im
Dunkeln tappen, bis mich schliesslich jemand darüber in Kenntnis
setzte. Da staunte ich in der Tat nicht schlecht, denn es handelt
sich tatsächlich um den langjährigen Bassisten der Solothurner
Kult-Band Irrwisch!! Deren Sound hat jetzt rein gar nichts gemein
mit dem, was Wicked Plan auffahren. Eigentlich wollte ich Adrian
noch darauf ansprechen, aber trotz der kleinen Location ergab sich
kein Gespräch. Dieser schien aber sichtlich Gefallen daran zu haben
und im Sinne der Erweiterung des
musikalischen
Horizontes war da rein gar nichts einzuwenden. Nach wie vor Kern und
Seele von Wicked Plan ist jedoch das Ehepaar Keller, sprich Sängerin
Natalie und Gitarrist Dan. Das aktuelle erste Langeisen stammt aus
dem Jahre 2012 und bildete den Hauptteil der Setliste. Angetrieben
von wuchtig gespielten Drums des Youngsters hinter den Kesseln, gab
es wiederum gediegenen Heavy Metal zu hören, der technisch wiederum
ganz in Ordnung war. Mit dem eigentümlichen Gesang von Natalie
Keller wurde ich allerdings auch diesmal nicht richtig warm. Obwohl
die Kraft und Reinheit keinen Tadel zulassen, fehlt mir persönlich
die Abwechslung. Vieles geht stets voll auf die Zwölf und das
Vibrato geht gerade noch. Das widerspiegelt allerdings klar meinen
persönlichen Geschmack, denn Wicked Plan haben es grundsätzlich
schon drauf. Dass man dann aber «2 Minutes To Midnight» von Iron
Maiden covert, finde ich ziemlich unnötig und ging halt zu Lasten
eines eigenen Songs. Nach einer guten und ambitionierten
Dreiviertelstunde wurde die Band mit einem ordentlichen
Schlussapplaus verabschiedet.
Setliste: «Becoming God» - «The
Sign» - «Wicked Plan» - «Darkness Comes» - «2 Minutes To Midnight» -
«Guitar Solo Dan» - «Gates Of Babylon» -- «Black Out» - «Ghost Out»
- «Not Alone».
Jutta Weinhold Band
Nach staufreier und kurzweiliger Fahrt im Starclub angekommen, stand
Jutta gerade an der Bar beim Eingang und begrüsste mich umgehend wie
herzlich zugleich! Die Freude war auch meinerseits gross, denn auf
diesen zweiten Schweizer Konzertabend mit dem aktuellen Line-Up
hatte ich mich schon Monate vorher darauf gefreut, zumal ich beim
Auftakt Ende Mai ja leider abkömmlich war. Die Musik, die mit Zed
Yago, Velvet Viper und auch Weinhold erschaffen wurde, bekam damals
viel zu wenig Aufmerksamkeit und die Schweiz kam sogar nicht mal in
den Genuss eines einziges Konzertes! So blieben die Tonträger über
Jahre hinweg die einzige Möglichkeit, diesem zeitlosen wie
einzigartigen Dramatic Metal entsprechend zu huldigen. Nach der
Auflösung der Bands der ersten Stunde war Jutta allerdings nicht
untätig, nur nahm kaum wer Notiz davon. Vor der CH-Premiere 2013
hätte ich kaum, nein nie im Traum daran gedacht, diese Hammer-Songs
jemals live hören zu können. Das Konzert in Pratteln war schlicht
eine Offenbarung und übertraf meine kühnsten Erwartungen wie
Vorstellungen total! Wie sang schon der grosse (und eben
verstorbene) Udo Jürgens…, „mit 66 Jahren fängt das Leben an, mit
66…, ist noch lange nicht Schluss!“ Da Jutta Weinhold ihre Stimme,
respektive die Stimmbänder, lange Jahre nicht mehr grossen
Belastungen ausgesetzt hatte, sind diese so zu sagen erhalten
geblieben, und
wie!
Das ging durch Mark und Bein und genau solche magischen Momente
erhoffte ich mir auch vom heutigen Abend in Uster. Leider verirrten
sich nur etwa rund drei Dutzend Leute in den Starclub, aber davon
liess sich die JWB nicht beirren, im Gegenteil! Mit dem „Pilgerchor“
als Intro und «Zed Yago» als Opener nahm darauf die musikalische
Zeitreise ihren Lauf und es dauerte keine Minute, bis man vom Sound
und der immer noch grandiosen Stimme von Jutta wie elektrisiert
wurde!
Die zum Vorjahr nur leicht veränderte Setliste
enthielt nach wie vor eine Perle nach der anderen und liess vor
allem das beeindruckende musikalische Schaffen von Zed Yago und
Velvet Viper wieder auferstehen. Ich stand nicht nur der Fotos wegen
in der ersten Reihe, da ich keinen Moment dieses denkwürdigen Abend
verpassen wollte. Auf der Bühne thronte Bubi hinten am Schlagzeug
und lieferte einen mächtigen Wumms ab, der besonders bei den
zahlreichen Midtempo-Walzen voll zu Geltung kam. Derweil riffte und
solierte Kai Reuter mit filigraner Leichtigkeit und Power zugleich.
Aushilfs-Bassist Sebastian Hoffmann gab nur optisch einen sanften
Eindruck her, denn sein Spiel trieb den recht gut abgemischten Sound
permanent vor sich her. Ich schwebte dabei wie auf Wolke „Sieben“
und nach einigen
Highlights wie «Merlin», dem bollernden «Millstone Of Rage» und der
Hymne «Mary Stuart Highland Queen» kam mein ergreifendster Moment,
den mir die liebe Jutta vor dem ganzen Starclub –Publikum sogar
persönlich widmete: «Stay The Course»! Ich drehte innerlich beinahe
am Rad und gab mich fast willenlos der Musik hin! Es war einfach nur
göttlich und ich hatte dabei fast Pippi in den Augen. Bei allen
beindruckenden Grossanlässen und Festivals der letzten Zeit waren
diese Minuten nicht in Worte zu fassen! Ihr merkt, dass ich leicht
über dem Boden schwebe, aber wenn man als echter Metalhead sowas
erleben darf, ist es einfach nur affengeil und durch nichts anderes
zu ersetzen. Natürlich wurden auch diesmal zuerst die „Jungs“ (zu
«Black Bone Song») und danach die „Mädels“ (zu «Rebel Ladies») zum
Mitsingen auf die Bühne gebeten, bevor «Rocking For The Nation» als
letzte Zugabe nochmals unterstrich, wie stark sich das aktuelle JWB
Line-Up präsentiert und wie zeitlos gut diese alten Songs sind. 100
Minuten für die Ewigkeit war das logische Fazit danach. Danke und
hoffentlich bald wieder!
Setliste: «Intro/Zed Yago» - «Beacon
Light» - «Modern Knights» - «Merlin» - «The Spell From Over Yonder»
- «The Pale Man» - «Millstone Of Rage» - «Intro/Valkyries» - «Fear
Of Death» - «Mary Stuart Highland Queen» - «Revenge» - «Stay The
Course» - «Horsewoman» - «Black Bone Song» - «Rebel Ladies» - «Queen
And Priest» - «Rocking For The Nation».
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