Livereview: Kreator - Caliban - Eluveitie - Emergency Gate
06. März 2009, Pratteln Z7
By André G.
Sie ist wieder da, die Thrash Metal-Institution aus Essen! Kreator haben einen neuen Silberling auf dem Markt und machen sich auf den Weg, die europäischen Hallen zu rocken. Sie stehen seit dem Jahre 1982, damals noch als Tormentor unterwegs, für harten, deutschen Thrash Metal, der durch Abwechslung und Originalität glänzt. Bei ihrem Triumphzug haben sie sich mit der deutschen Combo Caliban, den Schweizern Eluveitie, und den Herren von Emergency Gate verstärkt. Mit diesen Bands als Anheizer kann man sicher gehen, dass die Hallen durchgerüttelt werden. Headbanger aus allen Lagern werden am Ende des Abends Nackenschmerzen haben.

Emergency Gate
Um 19 Uhr war es dann soweit, das Licht zu dimmen und einen weiteren Abend den harten Klängen zu widmen. Dieses Package hat schon im Vorfeld zu Überzeugen gewusst. Dreimal deutsche Brutalität und einmal Schweizer Originalität. Wie Dr. Oetker schon sagte: Die Mischung macht’s. Die seit 1996 aktiven Jungs von Emergency Gate waren die ersten, welche die Ohren durchpusten durften. Als Anheizer hat man halt immer das Pech, dass die Halle noch nicht ganz voll ist. Aber von dieser Tatsache liessen sie sich nicht beirren und zockten sauber gekonnt ihr Set. Auch dass sie nicht wirklich viel Platz hatten war ihnen ziemlich egal. Von Beginn weg donnerten sie ihre Riffs in die Gehörgänge. Die Nackenmuskeln mussten auch schon zeigen, was sie aushalten. Mit ihrem Melodic/Death mit Power Metal-Einschlag trafen sie genau meinen Geschmack. Und nicht nur meinen, wie man es an den Reaktionen der Metalheads erkennen konnte. Man sah den Jungs auch an, dass sie richtig Spass hatten, aufzutreten. Interessant war auch die Kombination: Alle Bandmitglieder waren in schwarz gekleidet, nur der Sänger kam ganz in weiss. Mit viel Groove, harten Vocals und absolut tighten Gitarren im Doppelpack, was das Ganze einfach fetter macht, waren sie ein würdiger Opener.

Eluveitie
Jetzt war Heimspiel angesagt. Im Zuschauerraum wurde eine Schweizer Flagge ausgepackt, und man erkannte sofort, wer jetzt an der Reihe war. Eluveitie, die im ersten Moment am meisten aus dem Rahmen fallen am heutigen Abend. Seit die Jungs und Mädchen ihren Deal beim deutschen Label Nuclear Blast gesignt haben, geht es steil bergauf. Sie Touren sehr viel, und auch die CD-Verkäufe sind im oberen Zahlenbereich. Es wurde zum ersten Mal sehr eng auf der Stage. Acht Personen auf so kleinem Raum, da bleibt nicht mehr viel Platz, um rumzurennen. Die meisten Musiker machten es einfach und bangten einfach, was das Zeug hielt. Chrigel und seine Bande waren sich bewusst, was am heutigen Abend für ein Härtegrad Trumpf ist und setzten auf die harten Tracks ihrer drei Alben umfassenden Diskografie. Nichts desto trotz waren immer in den Songs Zwischenparts mit Flöte, Dudelsack oder sonstigen Eluveitie-typischen Instrumenten, das gab den brutal hart gespielten Liedern das gewisse Etwas. Chrigel vermochte mit seinen Growls und Screams die Meute mitzuziehen. Der von ihm geforderte Moshpit kam aber rein gar nicht zustande. Aber da sollte er nicht der Einzige bleiben, dem das nicht gelang. Trotzdem wussten die Acht, wie sie das Level, das von Emergency Gate vorgelegt wurde, halten respektive steigern konnten: einfach mit Vollgas mitten in den Magen rein! Zum Schluss gab es ihre Hymne „Inis Mona“, bei der man sich wieder von den stimmlichen und musikalischen Qualitäten der Combo mitreissen lassen konnte. Klares Fazit: Level gesteigert.

Caliban
Als letzter im Reigen vor dem grossen Headliner waren die Germanen von Caliban dran. Sie sind im Metalcore zuhause, und das liess schon erahnen, was da kommen sollte. Highspeed-Geprügle und ein Vocalist, der sich die Seele aus dem Leib brüllt, als ginge es darum, Kreator Angst einzujagen. Das Gute an ihren Stücken ist, dass sie aber immer wieder satt groovende Parts und auch mal eine gute Melodielinie besitzen. Das Double Base killt einfach alles, und ohne die besagten Parts wäre das Ganze nach 3 Songs einfach langweilig. Es wurde zwar mit der Zeit schon etwas eintönig, und man begann, abzuschweifen. Aber zum Glück taten dies die Leute unmittelbar vor der Bühne nicht: Die feierten die Band frenetisch ab und bangten, was das Zeug hielt. Als Sieger im Moshpit-Contest heute Abend gingen ganz klar Caliban in Position. Sie brachten die Zuschauer dazu, einen, wenn auch kleinen, Kreis zu bilden und abzugehen. Das geht natürlich auch am besten mit dem harten, treibenden Soundtrack der Deutschen.

Kreator
Die Essener gehören zu den mächtigen Drei des deutschen Thrashs. Sodom, Destruction und Kreator haben vor mittlerweile mehr als 25 Jahren die Welle des harten Sounds in den deutschen Landen losgetreten. Man sah es an den Bühnenbannern und der Dekoration an, dass dies die Tour zum neuen Silberling „Hordes Of Chaos“ ist, die sich on the road befindet. Der Vierer startete nach einem Intro auch gleich mit dem Titelsong der aktuellen Platte und hatte vom ersten Akkord an die Halle im Griff. Die Zuschauer schrieen, bangten und sangen mit Mille zusammen den ganzen Abend durch. Der Sound war roh gemischt und konnte auch bei den neueren Songs das alte Flair übermitteln. Die Essener wissen einfach, was die Fans wollen und geben ihnen das auch mit absoluter Intensität und Härte. Klar geht es auf der Tour um die aktuellen Sachen, aber ein Kreator-Gig wäre kein Kreator-Gig, wenn nicht alte Klassiker wie „Extreme Aggression“, „Phobia“ oder „Pleasure To Kill“ gezockt würden. Sie hatten auch wieder die Videoscreens im Gepäck, und da liefen hin und wieder nette, wirre und auch kranke Bilder drüber hinweg. Mastermind Mille propagierte schon zu Beginn, dass es 85 Minuten reinen, harten Thrash Metal geben werde, und er hielt sein Wort bis zum letzten Akkord. Es wurde Track um Track aus der ganzen Bandgeschichte rausgehauen. Gut, nicht aus der ganzen Discographie: Die „Endorama“-Industrial/Gothic-Zeit wurde etwas aussen vor gelassen, aber sonst war es ein wirklich guter Querschnitt. Auch was die musikalischen Fähigkeiten der Jungs betrifft gab es keine Klagen anzubringen. Ventor hinter seiner Schiessbude prügelte die Beats raus und machte den Weg frei für die drei Mitstreiter am Bass und den Gitarren. Die mit den Saiteninstrumenten rifften und zockten, als wären sie die Chaos-Horden, die Europa platt machen wollen. Dreckige Riffs, tiefer Bass und donnernde Drums, dazu Milles fieser, böser Gesang, das ist es, was guten Thrash Metal ausmacht. Auch die Bühnenbeleuchtung tat ihren Teil, um die Szenerie auf der Bühne ins richtige Licht zu rücken. In Grün, Rot oder Blau getaucht mit häufig einsetzendem Nebel wirkte das Ganze schon recht böse und gespenstisch. Bei den Monitoren waren noch rote Schweinwerfer, welche die Musiker von unten her beleuchteten, was ihnen dann den richtig bösen, teuflischen Touch gab. Auch Mille versuchte, die Leute anzuspornen, einen Moshpit zu starten. Er meinte, dass Kreator es gewohnt seien, bei Ihren Gigs einen Pit bis zuhinterst in der Halle zu sehen. Aber auch durch diese anspornenden und Ehrgeiz erweckenden Worte liessen sich die mittlerweile schweissgebadeten Zuschauer nicht motivieren. Was mich persönlich am Essener Vierer fasziniert, ist, dass sie, egal, ob sie vor 70’000 Leuten auf dem Wacken Festival oder vor vielleicht 1000 Nasen im Z7 spielen, sie geben immer das volle Brett und sind mit Spass und Hingabe bei der Sache. Zum Finale gab es noch die beiden Klassiker „Flag Of Hate“ mit der üblichen Ansage, in der die Fans „HATE!“ schreien, bis es Mille laut genug ist, und den Song „Tormentor“, der alles in Grund und Boden prügelte und die letzten Schweissperlen aus den Nackenmuskeln holte. Chaos, Thrash und Brutalität, so könnte dieser Abend in die Geschichte des Z7 eingehen.