Als ich die geniale '96er Scheibe «Another Way To Shine» von
Spiritual Beggars in die Finger bekam, war ich hin und weg. Dass
sich ein Jahr zuvor mit Kyuss die Band von der Szene verabschiedete,
ohne die (und Black Sabbath) sich der Stoner Rock gar nicht erst
herausgebildet hätte, ging völlig an mir vorbei. Eine ansich etwas
komisch anmutende Geschichte, aber wahr. An Tony Iommi & Co. lag es
sicher nicht, aber dieser Drogen Rock/Metal war mir insgesamt eher
suspekt, obwohl es eine Zeit lang sehr viele Combos, wie Nebula,
Karma To Burn, Sheavy oder Goatsnake gab, die ganz ordentlichen
Stoff ablieferten und nicht nur den ganzen Tag inhalierten. Was aber
heute noch nicht geht, ist sowas Dröges wie Electric Wizard! Da
rollen sich mir glatt die Zehennägel herauf. Aber es gibt eben
nichts Besseres als das Original und wenn man mal von Josh Homme
(Queens Of The Stone Age, Ex-Kyuss) absieht, fand sich der Rest der
Truppe nach einigen Jahren Pause wieder zusammen und hängt nun ihrer
Karriere weitere Kapitel an. Von den beiden Vorbands sah ich nur die
aufstrebenden Waxy. Bei Burden gereichte es eigentlich nur zu ein
paar Takten!
Burden
Tja..., Pech gehabt sagt man dem wohl, wenn man sich ansich zu einer
normalen Zeit mit entsprechender Reserve vor Ort einfindet und die
erste Band dennoch schon am Spielen ist! So geschehen mit Burden,
dem Opener des heutigen Abends. Das,
was mir da noch in der Kürze
entgegen wehte, klang ziemlich brachial. Burden, und das hätte man
ihnen auch während den normal zur Verfügung stehenden 30 Minuten
sicher nicht angehört, kommen aus Deutschland! Stilistisch schreiben
sie sich Rock, Metal, Stoner and Doom auf die Fahne. Mit «A Hole In
The Shell» steht seit letztem Frühling das Debüt-Album in den Shops.
Die Gitarrenarbeit von Saint D. und Dave ist ziemlich fett
aufbereitet, oftmals sehr schleppend und der Gesang von Rhorsren
pendelt zwischen angerautem Clean-Gesang und Metalcore-mässigen
Screams. Somit haben wir es hier mit einem ziemlich deftigen Gebräu
zu tun, das aber augenscheinlich trotz jetzt schon fast gefüllter
Halle für eher wenig Resonanzen gesorgt hatte. Das Problem dürfte
hier mitunter auch bei der halt sehr knapp bemessenen Zeit gelegen
haben, während der eine Band kaum für ein gesamtheitliches Bild
sorgen kann. Wer das allerdings möchte, kann sich am 30. April 2011
nach Aarau ins Kiff aufmachen, wo Burden einen Headliner-Gig spielen
werden.
Waxy
Ein doch anderes Erscheinungsbild gab es dann bei Waxy zu sehen. Die
Band aus dem sonnigen Kalifornien liegt musikalisch deutlich näher
beim Headliner. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass John
Garcia unter anderem bei einzelnen Songs als Gastsänger in
Erscheinung tritt. Für Waxy war es das vierte Konzert auf der Tour
mit Kyuss (Lives!). Der Kern der Band besteht aus einem Trio,
namentlich Robert Owen (g/v & b, aber nur im Studio), Owen Street
(b) und Sean Landerra (d). Auf der Bühne standen und sassen noch
zwei weitere Musiker. Der eine davon war Gitarrist Ehren Groban und
der andere Keyboarder JP Houston, der um einiges älter als der Rest
der Kollegen war. Die präzise Stilschublade wird mit "Psychedelic
Desert Rock and Roll" bedient, was im Wesentlichen sicher zutrifft.
Die Hauptausrichtung ist in der Stoner-Ecke und das psychedelische
Element wird von den Keyboard-Klängen erzeugt. Mitunter hört sich
der Sound, der
mit einer neuen CD, die es nicht im Handel gibt, ein
Stück weit wie alte Pink Floyd an. Der Opener «To Get Closer», der
auch auf der selbstbetitelten CD zu finden ist, ging dann aber
zunächst mal in die Abteilung Tüten-Rock. Ebenfalls rockig hörten
sich darauf «You Say Yes» und «It's Just A Name» an. Mir persönlich
kam dazu als Vergleich die Gruppe Bigelf in den Sinn. Das zumeist
jugendliche Publikum antizipierte immer mehr und es war nicht zu
übersehen, dass das Z7 heute Abend total ausverkauft war. Waxy
nutzten dies und zeigten während gut 35 Minuten, was sie drauf
haben. Besonders Bassist Owen Street zuckte wie ein Irrer rum und
Schlagzeuger Sean Crossan stand ihm kaum nach. Dass es ebenso mit
gemächlicheren Parts funktioniert, bewies «Vanilla Sunrise», wo man
zu Beginn wohl gerne was zum Rauchen gehabt hätte. Auf jeden Fall
führten Waxy ihr sichtlich zufriedenes Publikum auf beeindruckende
Art und Weise zurück in die 70er. Mit diesem Trip war das Z7 nun
bereit für den Hauptact des Abends.
Setliste: «To Get Closer» - «You Say Yes» - «It's Just A Name» - «No
Escape» - «Over Before It Began» - «Vanilla Sunrise» - «Motorcade».
Kyuss (Lives!)
Es war wirklich grotesk! Da stehste in einem komplett ausverkauften
Z7 und kennste einerseits keine Sau dort, und andererseits war mir
eigentlich den ganzen Abend über auch kein einziger Song bekannt
vorgekommen! Wie denn zum Teufel? Wie im Vorwort erwähnt, hatte ich
zuvor keinerlei Berührungspunkte mit Kyuss und darum stehen bis
heute auch keine Tonträger der amerikanischen Kult-Combo bei mir
rum! Die Befürchtung, dass sich bei meiner Wenigkeit vor Ort alsbald
ein Zustand der Langeweile einstellen würde, liess in der Tat nicht
lange auf sich warten. Derweil feierte der Mob den Headliner nach
allen Regeln der Kunst ab und entfachte eine grandiose Stimmung, der
man sich eigentlich nicht entziehen konnte. Mich persönlich berührte
die Mucke zunehmend und trotz allem nicht sonderlich, weshalb ich
mich nach den Fotos bald einmal nach hinten zum Merchstand hin
verkrümelte und dort bis zum Schluss des Konzertes hängen blieb.
Derweil standen also Dreiviertel der ehemaligen Kyuss wieder
zusammen auf einer Bühne. Bekanntlich fehlte da natürlich ein
gewichtiger Name: Josh Homme!! Ja, das ist genau der, der mit seiner
eigenen Band
Queens Of The Stone Age nicht minder erfolgreich
geworden ist! Mit dem Original-Sänger John Garcia war jedoch der
Hauptanspruch an die guten alten Kyuss-Zeiten gegeben, respektive
erfüllt und er hatte schon was an sich, der Herr Garcia. Mitunter
erinnerte er mich an Ian Astbury von The Cult. Punkt 22.00 Uhr
erklang erst mal ein klassisches und längeres Intro, ehe das Inferno
mit «Gardenia» losgetreten wurde. Was dann rüber wehte, war ansich
eben die Ursuppe des Stoner Rock, wie ihn zum Beispiel Spiritual
Beggars auf ihren ersten paar Alben für meine Ohren allerdings
perfekt(er) und weit ergreifender intonierten.
Der Opener zog sich dabei schon mal ordentlich in die Länge und wenn
ich mir jetzt gerade die Netz-Soundnachlese aus Saarbrücken vom 27.
März zu Gemüte führe, wird bald untermauert, warum Kyuss wohl ohne
grosse Wirkung an mir vorbei gezogen sind. Es fehlt mitunter an
Abwechslung, da die Songs bis auf Epen wie «Whitewater» oder «Spaceship
Landing» oft über die ganze Länge auf den gleichen Riffs rum reiten.
Der pumpende Rhythmus vermag einen natürlich schon in Schwingungen
zu versetzen und mit Cannabis in den Hirnwindungen würde das Ganze
auf jeden Fall seine ganze Wirkung ohne Zweifel nicht verfehlen. In
der Tat kochte das Z7 schon bald einmal und es waren dabei kaum
echte Metaller auszumachen. Die Szenerie wurde indes eindeutig von
einem recht jugendlichen und alternativen Publikum dominiert. Der
zuvor angesprochene Rauch machte sich trotz Verbot nicht unerwartet
recht schnell breit und bereitete mir sichtlich Mühe. Man ist es
sich einfach nicht mehr gewohnt irgendwie. Dennoch hielt ich die
Stellung und gab mir das ganze Konzert, da ich mir ein erstes Bild
von Kyuss (Lives!) dennoch nicht entgehen lassen wollte. Die
Setliste scheint auf der ganzen Tour die Gleiche zu sein, was für
der Band allenfalls nachreisende Fans nicht so interessant gewesen
sein dürfte. Wie dem auch sei, die Leute honorierten die Rückkehr
von John Garcia (v), Nick Oliveri (b) sowie Brant Bjork (d) und
offenbar war/ist Gitarrist Bruno Fevery als sehr geil riffender wie
solierender Ersatz von Josh Homme eine mehr als gute Wahl. Die Mucke
kam fraglos sehr tight rüber und es rumpelte in der Folge ganze 100
Minuten lang. Manch ein Kopf und Nacken dürfte danach arg
strapaziert gewesen sein. Mein über die Jahre eh arg gebeutelter
Körper wurde heute Abend hingegen geschont und es war ein ziemlich
befreiendes Gefühl, als die frische Luft von draussen die zum
Schneiden dicke Qualmluft von drinnen ablöste. Fazit: Ich habe jetzt
3/4 der einstigen Kyuss gesehen und das war es nun wie im Fall von
Manowar, einmal reicht!
Setliste: «Intro» - «Gardenia» - «Hurricane» - «Thumb» - «One Inch
Man» - «Odyssey» - «Freedom Run» - «Conan Troutman» - «Allen's
Wrench» - «Asteroid» - «Fatso Forgotso» - «Supa Scoopa And Mighty
Scoop» - «Whitewater» - «El Rodeo» - «100°» -- «Molten Universe » -
«Tangy Zizzle» - «Spaceship Landing» --- «Green Machine».
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