Livereview: Lamb Of God - Pigskin
03. Juli 2009, Luzern Schüür
By El Muerte      Leider keine Bilder von Lamb Of God. Unser Fotograf konnte nicht in den Fotograben.
Viel zu lange musste das Schweizer Publikum warten, um die amerikanischen Überflieger von Lamb Of God wieder auf hiesigem Terrain zu erleben. Die Band hatte sich bis anhin äusserst rar, und in ihrer gesamten 19-jährigen Karriere gerade mal ein Mal auf Schweizer Boden halt gemacht - Und zwar im Rahmen der Unholy-Alliance Tour mit Slayer, In Flames und Konsorten Ende 2006 in Winterthur. In der Zwischenzeit hatte die Band aber nicht nur eine weitere Studioscheibe und eine DVD veröffentlicht, sondern Weltweit die Muskeln spielen lassen, und sich mit Hilfe von Sony/BMG und Roadrunner an die vorderste Front des modernen Metals gespielt - Grund genug also, aus den entlegensten Winkeln der Schweiz heran zu reisen, um an diesem beinahe geschichtsträchtigen Gig dabeizusein. Einige Fans belagerten dabei bereits drei Stunden vor Türöffnung die Schüür, und die Vorverkaufszahlen sprachen ebenfalls für ein volles Gelingen des Abends - Am Ende sollten knapp 600 Nasen für Lamb Of God den Weg nach Luzern finden, eine Zahl, die in Kombination mit dem schweisstreibenden Metal des Amiquintettes für tropische Temperaturen sorgen würde…

Pigskin
Gegen 21h00 Uhr war es jedoch erstmal an Pigskin, die Fans auf den bevorstehenden Gig vorzubereiten. Zwar schien die Band nicht gerade sensationell motiviert, und ihr Bewegungsradius auf ein absolutes Minimum reduziert zu sein, doch die ersten Reihen des bereits anwesenden Publikums schien über die Brocken an modernem Thrash extremst erfreut zu sein - Immer wieder brach ein kleiner Pit aus, während die daneben stehenden für ordentlich wirbelnde Haare sorgten. Jetzt würde ich mal spontan in den Raum stellen, dass wenn man schon dafür zahlt, vor Lamb Of God auf der Bühne zu stehen, etwas mehr Action drin liegen dürfte - aber das müssen Pigskin dann schon selber wissen. Der Sound kam derweil zu Beginn etwas undifferenzierbar aus den Boxen, das glich sich jedoch überraschend schnell aus. Das ziemlich eintönige Material der Band sorgte leider für den einen oder anderen weiteren Dämpfer, aber für die 30 Minuten Spielzeit lag das noch gerade so drin. Pünktlich um halb zehn war dann bereits Zapfenstreich angesagt, und Pigskin bedankten sich auf die wohl bandeigene zurückhaltende Art beim Publikum. Klarer Fall, mit etwas mehr Spass an der Sache und einem Schuss guten Glaubens an das eigene Schaffen hätte hier ein wirklich fetter Gig dringelegen - Den Reaktionen des jungen Publikums entgegen prophezeie ich jetzt deshalb mal, dass diese Band trotz der geplanten Wirkung in der nahen Zukunft nicht all zu viel reissen wird.

Lamb Of God
Kurz vor dem dem Lamb Of God-Gig stiegen die Temperaturen dann wie erwartet merklich an - Um die 600 Besucher auf knappstem Raum zusammengepferchtet, da ranken schon mal die seltsamsten Düfte empor. Die Sprechchöre vor dem Konzert deuteten bereits auf eine grosse Publikumsbeteiligung während des anstehenden Gigs hin, doch als die Band dann nach dem Intro mit dem Opener der aktuellen Scheibe ('In Your Words') loslegte, stand der grösste Teil der Besucher erstmals reglos da, und kuckte verwundert auf die Bühne… Entweder waren sie ob der seltenen Performance der Band in der Schweiz auf der Stelle vor Emotionen im Stand blockiert, oder aber der schlechte Sound war nicht nur mir aufgefallen. Bei den meisten Besuchern wird es dann wohl auch eine Kombination der beiden Elemente gewesen sein, bei mir blieb der Fokus aber definitiv auf der breiigen Soundwand. Zwar massierten die Bässe ordentlich den Magen durch, aber im Klangchaos wollte sich der ansonsten so filigrane Effekt einfach nicht einstellen. Vor dem dritten Song 'Walk With Me In Hell' begrüsste Fronter Randy dann endlich kurz das Publikum, das auf seine Worte frenetisch reagierte.

Überhaupt hatte er die Meute über die gesamten 70 Minuten konsequent im Griff, was aber wohl auch daran lag, dass der Rest der Band heute äusserst reserviert agierte: Vor allem Klampfer Willie Adler schien nur gerade über einen Bewegungsradius von einem Meter zu verfügen, was aber wohl an seinen dazugewonnenen Pfunden liegen könnte - Im Vergleich zu den letzten aktuellen Photos schien der gute rund 15 Kilos mehr auf den Rippen zu haben… Ein doch ziemlich überraschendes Bild. Lead-Klampfer Mark Morton auf der rechten Seite der Bühne schien wie so oft in seinem Spiel versunken zu sein, während lediglich Basser John Campell den Kontakt zu den ersten Reihen suchte, und den Fans den ganzen Gig lang zuzwinkerte. Die Besucher schienen derweil in einem Wechselbad der Reaktionen festzustecken - Während im einen Moment noch heftigst gepogt und gehüpft wurde, schien das Energielevel kurz darauf wieder merklich zu schwinden, um Sekunden später in einer wilden Schieb- und Zerr-Orgie auszubrechen. Bei der dichten Menschenmasse sorgte das dann schon mal für den einen oder anderen umgeworfenen Fan, aber glücklicherweise drückte das nicht auf die Stimmung im Saal.

Lamb Of God bedienten derweil sämtliche Wünsche der Besucher: von 'Laid To Rest', 'Hourglass', und 'Now You've Got Something To Die For' über 'Ruin' und 'The 11th Hour' bis hin zu aktuelleren Songs der Marke 'Grace', 'Broken Hands' und 'Dead Seeds' kam vor allem viel Mid-Tempo-Material zum Zug, was dementsprechend die Hüpforgien mit immer wieder neuem Zündstoff versorgte. Randy sorgte mit seinen Ansagen für heiteren Zuspruch, und spätestens als er irgendwann im ersten Drittel des Sets eine Schweizer Fahne aus dem Publikum fischte und sie am Drumkit befestigte, hatte er das Publikum fest im Griff. Als er um Applaus für Pigskin bat, und dieser nicht seinen Vorstellungen entsprach, entlockte er den Fans mit den Worten «Und das soll das Land sein, dem wir Celtic Frost verdanken?» einen um weitaus stärkeren Aufschrei. Gegen Ende des Sets sorgte er dann mit der Ansage «Der nächste Song ist für die, die extra aus den Alpen für uns runtergekommen sind» zum Track 'Redneck' für maximalen Mitmachfaktor, um kurz darauf zum letzten Song 'Black Label' die Massen bis zum Mischpult für eine Wall Of Death zu teilen. Um Punkt 23h10 erstummten die Instrumente definitv für diesen Abend, und während die Bandmitglieder sich erneut und ausgreifend bei den Besuchern bedankten, und das aus der Schüür herausströmende Publikum von einem «sagenhaften Gig» schwärmte, wurde ich dennoch das Gefühl nicht los, Lamb of God schon in besserer Form gesehen zu haben.

Diese Band benötigt definitv einen glasklaren Sound, sonst funktioniert für mich die detailreiche Drum- und Gitarrenarbeit einfach nicht. In sofern war der Gig für mich schon eine Enttäuschung, Lamb of God haben ich klar bereits in besserer Form erlebt - Aber was soll's, die hoffentlich in der Zukunft anstehenden regelmässigeren Shows werden den Eindruck wohl richten…