Livereview: Machine Head - Bring Me The Horizon - DevilDriver - Darkest Hour
21. November 2011, Zürich - Volkshaus
By Rockslave
Trotz dem Beiwohnen von weiss der Geier wie vielen Live-Shows seit über dreissig Jahren gibt es Acts, von denen man nie genug kriegen kann. Dazu gehören neben einigen anderen Combos mit Bestimmtheit Machine Head, die sich inzwischen zu einer wahren (Live-) Macht gemausert haben. Wer im Februar 2010 an gleicher Stelle auch anwesend war, wird das bestätigen können. Mastermind Rob Flynn und seine Jungs feuerten dabei aus allen Rohren und liessen keinen Stein auf dem anderen stehen. Grundlage für dieses Mörder-Brett war das Hammer-Album «The Blackening» und natürlich ein paar der alten, geilen Schoten, mit Vorteil vom genialen Erstling «Burn My Eyes» (1994). Inzwischen sind gefühlt elend lange vier Jahre vergangen, bis mit «Unto The Locust» der neue, siebte Studio-Brocken das Licht der Welt erblickt hat. Müssig zu erwähnen, dass auch diese Langrille wieder bestes Kraftfutter für den geneigten Metalhead darstellt und unzählige Nackenwirbel malträtieren wird. Für Furore sorgten heute Abend auch die mitgereisten Support-Bands, allen voran Bring Me Horizon, die die meisten der zahlreichen, jüngeren Girls zu unkontrollierten Schreiattacken veranlassten. Der Opener Darkest Hour soll dem Vernehmen nach auch bereits ordentlich gewesen sein, fiel aber leider meinem unerwartet akuten Parkierproblem rund um das Volkshaus zum Opfer!

DevilDriver
Aufgrund der in der Einleitung beschriebenen Umstände waren DevilDriver meine erste Band des Abends. Sänger Bradley James "Dez" Fafara (Ex-Coal Chamber) und sein wilder Haufen sind mittlerweile auch schon ein paar Jahre unterwegs und haben sich inzwischen fleissig der Arsch abgespielt. Anfang dieses Jahres erschien das fünfte Album «Beast», das seinen Fans wiederum rüden Thrash Metal mit Death Metal Versatzstücken und Metalcore-artigem Gesang servierte. Mein Ding war das noch nie wirklich und wird es wohl auch nie werden. Nach einer kurzen Umbaupause war die Bühne des Volkshauses wieder ready und Punkt 20.30 Uhr wurde sie durch die vier Amerikaner wieder bevölkert. Trotz den augenscheinlich soliden technischen Fertigkeiten geriet die Chose in meinen dadurch eher geplagten Lauschern (inklusive Ohrschutz) bald einmal zu einem kaum variierten Soundbrei und liess mich flugs in Richtung Ausgang verschwinden. Trotzdem vermochten die Amis das durchschnittlich eher jüngere Publikum bald in ihren Bann zu ziehen und polterten ihre halbe Stunde mit vollem Einsatz runter. Gerade bei solchen Bands, respektive bei dem Stil macht sich diese in meinen Augen zu kurze Zeit nachteilig bemerkbar. Abwechslung wird da meist nicht gross geschrieben, aber offenbar hatten DevilDriver dennoch den Nerv einiger Fans getroffen und wurden zu ihren heftigen Songs mit ordentlichem Applaus bedacht und ebenso solchem verabschiedet.


Bring Me The Horizon
Den Bandnamen hatte ich auch schon mal irgendwie wahr genommen, aber die jungen Wilden aus Sheffield (UK) zelebrieren mit ihrem Metal- und Deathcore wie schon ihre Vorgänger von heute Abend einen Stil, der meinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht trifft. Darum finden sich in meiner Tonträger-Sammlung auch keinerlei Exemplare dieser Jungspunde. Dem ziemlich lauten und eindeutig von unzähligen jungen Girls verursachten Begrüssungsapplaus konnte ich dann bereits im Fotograben entnehmen, dass die Band durchaus sein Zielpublikum vor sich stehen hatte. Im Vordergrund stand im Wesentlichen der auf den ersten Blick sehr smart wirkende Frontmann Oliver "Oli" Sykes, der sich dann aber schnell einmal als eher durchgeknallter Zeitgenosse entpuppte. Dafür sorgte schon seine Optik, denn der junge Kerl war heftig tätowiert, auch die Halspartie, was irgendwie noch recht heftig aussah. Schon bald suchte der zappelige Sänger den Kontakt zu seinen Fans und stand gleich zu Beginn des Auftrittes und zur "Freude" der Security gleich mal auf die Absperrvorrichtung, um Tuchfühlung mit dem wirklich kreischenden Mob aufzunehmen. Obwohl das Ganze musikalisch im Vergleich zu vorher doch noch die eine oder andere tempomässige und stilistische Wendung nahm, war der bei mir verursachende Effekt der gleiche wie vorher: Nur raus hier und das möglichst schnell! Dies war dem ohne Zweifel mitgehenden Publikum in Feierlaune freilich ziemlich egal und Bring Me The Horizon honorierten das postwendend mit einer mitreissenden Performance, die knapp 45 Minuten dauerte.

Machine Head
Eigentlich hätte ich mir mit dem Finden eines Parkplatzes, was an diesem Abend, seit ich überhaupt Konzerte im Volkshaus besuche, bisher noch nie so zermürbend war, ruhig noch etwas mehr Zeit lassen können. Kurz nach 21.30 Uhr war es dann endlich soweit und Machine Head enterten vor ausverkauftem Haus die Bühne! Was für die Fans schon ein unbestrittenes Erlebnis ist, muss für die Bands jeweils noch eine Stufe höher angesiedelt zu sein. Zu Beginn wurde jedoch alles zuerst mal ordentlich eingenebelt, um uns Fotographen im Pit die Arbeit zu "erleichtern". Mit etwas Geduld liessen sich dann innerhalb der erlaubten drei Songs doch einige gute Bilder schiessen. Als Opener wählte der Headliner des Abends das zu Beginn tonnenschwere «I Am Hell (Sonata in C#)», das bereits in der ersten wüsten Thrash-Attacke mündete, die auch «Unto The Locust» eröffnet. Dabei kam schon fast die ganze Bandbreite von Machine Head zu tragen. Dazu gehörten die ersten pfeilschnellen Soli des Abends, rasendes Drum-Spiel und ruhige Parts, die wieder in schweres Gebretter über gingen. Das bedrohlich wirkende Rotlicht sorgte für die entsprechende Stimmung und gleichzeitig schlechte Fotos am Anfang, aber das kennt die Gilde der Knipser im Fotopit mittlerweile zur Genüge. Auch die nachfolgende Abrissbirne war ein neuer Track, der unter anderem mit melodischem Gesang aufwarten konnte. Der Sound war, soweit ich das von vorne beurteilen konnte, schon mal nicht von schlechten Eltern und man merkte einfach sogleich am kongenialen Zusammenspiel, dass hier eine verschworene Einheit auf der Bühne stand. Das Ganze wirkte wie aus einem Guss und liess den ganzen Konzertsaal schon früh Kopf stehen. Der Applaus brandete lautstark in Richtung Bühne und wurde immer mächtiger. Das schien die Amis zusätzlich anzuspornen und diese konterten mit noch heftigeren Attacken auf die Trommelfelle. Vor allem die groovigen Moshparts knallten voll rein und liessen die Matten reihenweise kreisen. Vor allem das Bild, das die seitlich auf den Balkonen sitzen Metalheads in der jeweils ersten Reihe ablieferten, war schlicht grandios. Man sah nur noch einen Schwall von sich in Bewegung befindenden Haaren. Die Hütte tobte regelrecht und Rob Flynn nahm das mehrmals dankend und anerkennend zu Kenntnis. Das lag sicher auch am mitsingfreudigen Publikum, das Songs wie «The Blood, The Sweat, The Tears» oder den Altklassiker «Old» mit geschwellter Brust und allem was die Stimmbänder her gaben wuchtig unterstützte. Die Nachlese ergab zudem, dass insgesamt alle sieben Studioalben berücksichtigt wurden, wobei der Fokus vor allem auf den letzten zwei Alben lag. Das neue Material glänzte abermals und nicht selten spielten Rob und Phil geile zweistimmige Soli. Die beiden Zugaben «Halo» und natürlich das unverwüstliche «Davidian» holten nochmals das letzte Quäntchen Energie aus dem nun erschöpften Mob heraus. Das war auch kein Wunder, denn Machine Head schenkten ihren abermals glücklich von dannen ziehenden Fans ein fast 110-minütiges Thrash-Spektakel vom Feinsten!

Setliste: «I Am Hell (Sonata in C#)» - «Be Still and Know» - «Imperium» - «Beautiful Mourning» - «The Blood, The Sweat, The Tears» - «Locust» - «This Is the End» - «Aesthetics Of Hate» - «Old» - «Darkness Within» - «Declaration» - «Bulldozer» - «Ten Ton Hammer» -- «Halo» - «Davidian».