Livereview: Mercenary - Omnium Gatherum - Essence

01. September 2013, Pratteln - Galery
By Lucie W.
Das Galery ist für einen Sonntag Abend schon bei unserer Ankunft recht voll und die meisten, mit denen wir sprechen, sind wegen der zweiten Band des Abends hier: Omnium Gatherum. Die Finnen erfreuen sich momentan grosser Beliebtheit. Aber auch die Headliner Mercenary werden mit Spannung erwartet. Die Stimmung ist also schon zu Beginn des Abends gut, wenn auch bei den ersten beiden Songs der jungen dänischen Thrash Metaller Essence noch etwas verhalten.

Essence überzeugen wie auch schon auf der Tour mit Hypocrisy im Frühling mit einer gut eingespielten Show, obwohl seither ein Besetzungswechsel auf dem Drumhocker stattgefunden hat. Allerdings kamen die Dänen bei ihrer letzten Schweizer Show in Winterthur druckvoller rüber, was nicht am Sound im Galery liegen kann – der ist nämlich sehr in Ordnung. Wahrscheinlich haben die vier Jungs anstrengende Monate hinter sich, als junge Band muss man einfach unglaublich am Ball bleiben und jede Chance nutzen. Auf der Tour mit ihren Landsleuten Mercenary haben sie eine weitere Sprosse auf der Erfolgsleiter erklommen. Eine weitere Veränderung liegt nicht im Song-Repertoire, das noch ziemlich dasselbe wie vor einem halben Jahr ist, sondern in der Stimme von Frontmann Lasse. War seine Stimme schon im April live nicht ganz so giftig und stark wie auf Platte, so ist sie nun noch viel weicher und melodiöser geworden. Fast ausschliesslich wird clean gesungen, und man hat den Eindruck, dass sich der Gitarrist/Sänger nicht ganz wohl in seiner Haut fühlt. Nach der Show sprechen wir noch kurz mit den Jungs und tatsächlich hat sich der Gesangsstil so geändert, weil Lasse durch das Schreien auf Dauer grosse Probleme mit seiner Stimme bekam. Das ist natürlich verständlich und ein altbekanntes Problem von Sängern im extremen Metal, und Lasse hat auch clean eine sehr gute Stimme, so dass dies eigentlich eine super Lösung ist. Allerdings verliert der Sound in meinen Ohren dadurch schon einiges von seiner Aggressivität und Power. Die zweite Gitarre überzeugt ebenso auf ganzer Linie wie die Rhythmus-Fraktion, der neue Mann am Schlagzeug hat sich schon super eingelebt. So wird das Publikum mit jedem Song lebendiger und verabschiedet Essence nach einer halben Stunde Thrash mitten in die Fresse mit begeistertem Applaus.


Omnium Gatherum sind die zweite Band im Programm des Abends und sie werden von einem sehr zahlreichen Publikum begrüsst, das sich in freudiger Erwartung vor der Bühne drängt und den Raum des Galery bis nach hinten füllt. Selten habe ich das Galery so gut gefüllt erlebt – vor allem an einem Sonntag Abend. An dieser Stelle muss auch unbedingt ein Lob für den sehr schnellen und reibungslosen Ablauf des Abends und die kurzen Umbauzeiten zwischen den Bands ausgesprochen werden. Merci dafür liebes Galery und Z7-Team, wir wissen alle, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Die sechs gestandenen Finnen von Omnium Gatherum bieten schon visuell ein tolles Bild, alle mit einem Shirt der eigenen Band angetan, fünf von ihnen mit langen Haaren, so dass choreografisch korrekt gleichzeitig geheadbangt werden kann. Ein eindrucksvolles Bild! Frontmann Jukka Pelkonen hat ein wahnsinniges Gespür für das Publikum und begeistert ab dem ersten Ton den ganzen Saal. Mit ihrem tiefgründigen, epischen und dennoch harten Sound, der viel Abwechslung bietet, haben die Melodic Deather, die schon seit 1996 existieren, das Galery sofort in der Tasche. Die Härte der schnellen Double Bass-Parts kommen genauso gut rüber wie die Harmonien der schweren, epischen Songteile. So wird die Band nach dem letzten Song enthusiastisch gefeiert und es gibt dann noch eine lautstark verlangte Zugabe.


Dann wird es Zeit für die Headliner: Mercenary. Der Frontmann René Petersen, der seit 2006 bei der dänischen Truppe dabei ist, ist ein wahres Energiebündel und stimmlich wirklich gesegnet, auch wenn ihm ab und an mal ein etwas schräger Ton entfleucht. Zwar hat sich schon ein Teil des Publikums verabschiedet, wahrscheinlich vor allem aufgrund des Wochentages und der öffentlichen Verkehrsmittel, es verbleibt aber dennoch noch eine beachtliche Menge Fans da und feiert mit den Melodic Deathern. Nicht wenige können viele der Texte mitsingen und die Stimmung im Raum ist sehr gut. Insgesamt wird hier eine kraftvolle und souveräne Performance geboten, vor allem der Drummer gefällt durch sein gekonntes Spiel. Mercenary beherrschen die Bühne und die Crowd routiniert und mit viel Spielfreude. Beim Song «Through The Eyes» animiert René zu einer Wall of Death, die allerdings eher an ein Gruppen-kuscheln erinnert, denn die Grundenergie im Publikum ist sehr friedlich und eher ruhig, auch wenn der Spass an der Show und die Begeisterung spürbar ist. Der Sound der Dänen bietet viel Pathos und Power, allerdings ist Originalität nicht unbedingt die Stärke der Truppe. Das wollen wir aber auch nicht immer und daher bekommt die sehr unterhaltsame Show von Mercenary auch einen „Like-Daumen“ von mir.

Setliste: «New Dawn» - «Soul Decision» - «Welcome The Sickness» - «Through The Eyes» - «Embrace The Nothing» - «Generation Hate» - «Simplicity Demand» - «TODD» - «Endless Fall» - «Black Brigade».