Livereview: Monster Magnet - My Sleeping Karma - D'Anglerz

29. November 2012, Pratteln - Z7
By Rockslave
Kaum ein Jahr nach dem letzten Besuch in der Schweiz, beehrten uns Monster Magnet ein weiteres Mal, und dies heuer sogar im Doppelpack! Am Tag darauf spielten die Space-Rocker nämlich noch in Zürich im Plaza! Ich entschied mich für Pratteln, wohl wissend, dass ich drüben in der Galery Vanden Plas sausen lassen musste. Die Einschätzung, dass gegenüber Zürich schon nur kapazitiv gesehen um einiges mehr Leute anwesend sein sollten, bestätigte sich. Der Zulauf von Solothurn wurde freilich nicht erreicht, dafür fiel die Reaktion des Pratteler Publikums gegen den Schluss hin um Längen heftiger aus! Dave Wyndorf schien erfreulicherweise auch diesmal im wesentlichen Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und motorischen Fähigkeiten zu sein und begab sich lediglich für diejenigen Fans, die es bemerkten, durch sein zweitweise überdrehtes Pseudo-Gitarrenspiel aufs künstlerische Glatteis. Auf dem Weg dahin durften sich noch zwei Support-Bands präsentieren, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. D'Anglerz servierten eine Art Rob Zombie Glam-/Sleaze Rock, während My Sleeping Karma es fertig brachten, ein rein instrumentales Konzert (!) zu spielen, dem man sogar, ich war echt überrascht, noch einiges abgewinnen konnte.

D'Anglerz

Das Schlechte sei gleich zum Voraus erwähnt: Wie schon oft an dieser Stelle, fängt die erste Support-Band jeweils früher an zu spielen, als das zum Beispiel in den Online-Medien oder auf Plakaten verbreitet wird. Das ärgert nicht nur all die Leute, die ein Ticket bezahlt haben, sondern auch Personen wie mich, die dann halt von der Berichterstattung her Abstriche machen müssen. Der heutige Gap von etwa fünfzehn Minuten zu früh konnte diesmal noch abgefangen werden, aber vielfach laufen die Zuschauer in die Halle rein, wo sie dann zu ihrer Verwunderung hören, dass bereits eine Band gespielt hat. Allerdings stimmt auch, dass teilweise jeweils zusätzlich, zum Beispiel, eine Schweizer (Lokal-) Band ins Billing rein rutscht, was dann halt je nachdem zu spontan, respektive zu kurzfristig ist, um alle relevanten Kanäle rechtzeitig mit dieser Begebenheit auf den neuesten Stand zu bringen. Seis drum..., D'Anglerz rockten schon ordentlich ab, als ich zuerst mal meine Kamera einsatzbereit machen musste, um wenigstens ein paar Pics (ausserhalb des Fotograbens) schiessen zu können. Das war bei den eher wenigen Fans zu diesem Zeitpunkt und einem ordentlichen Tele-Objektiv auch kein Problem. Das, was sich meinen Augen und Ohren da bot, musste ich zuerst einordnen. Am auffälligsten war Frontmann und Gitarrist Randy, der sich gesten- und posenreich ziemlich ordentlich ins Zeug warf. Der zweite Eyecatcher war natürlich die langhaarige blonde BB an der Rhytmusklampfe. Am Bass hätte eigentlich Constanze Hart sein müssen, aber möglicherweise gehört sie erst jetzt richtig zur Band, da sie auf dem offziellen Tourposter nicht direkt zu sehen war. Wie dem auch sei..., ein Kollege half aus, der zwar optisch überhaupt nicht dazu passte. Ergänzt wurde der Vierer, der eigentlich aus Members von BACK:N:BLACK, Silver Dirt und The Verdict besteht, durch Schlagzeuger V.G. Richardson. Zusammen boten sie so genannten Gut Rock, der als wilde Mischung aus Rock, Metal, Punk, Glam und selbst etwas Blues vorgetragen wurde. Allerdings fehlte dem Ganzen die Kompaktheit und der Druck nach vorne raus. Die knapp 35 Minuten waren aber auf jeden Fall ausgefüllt mit ausreichend Rotz, Groove und Hingabe, was der schweizerisch/amerikanischen Freundschaft gut zu Gesicht stand. Noch besser wäre es wohl mit Constanze heraus gekommen, so cya next time!

My Sleeping Karma
Rein vom Backdrop her deutete sich untrüglich an, dass die zweite Band des Abends wohl auch so eine Art "Drogen-Rock" wie der Headliner spielen würde. Nicht bewusst war mir allerdings, dass das Psychedelic Rock Quartett aus Deutschland (Raum Aschaffenburg) stammt und 2006 aus der Stoner Rock Gruppe The Great Escape hervor ging. Darüber hinaus konnte ich zu Beginn nicht ahnen, dass wir es hier mit einer rein instrumental agierenden Truppe zu tun kriegen, aber spätestens nachdem ich aus dem Fotograben raus und bis dahin noch kein Gesang auszumachen war, legte meine Wenigkeit die Vermutung nahe, dass da wohl bis zum Ende auch nichts mehr folgen wird. Und so kam es dann auch! Da ich bekannterweise (Ausnahmen bestätigen die Regel!) schon nur mit Studiowerken dieser Machart so meine liebe Mühe habe, war ich zunehmend überrascht, dass die Mucke von Seppi (g), Matte (b), Steffen (d) und Norman (keys) doch irgend was an sich hatte, auch ohne Sänger! Für die Abteilung der Liebhaber einer gewissen Sorte Pilzchen tat sich nun so zu sagen ein eigener kleiner Kosmos auf, in dem My Sleeping Karma die musikalische Leitung übernahmen. Seit der Gründung, die ja noch nicht so lange zurück liegt, wurden in der Zwischenzeit nicht weniger als vier Alben veröffentlicht, was beachtlich ist. Vor allem, dass man mit diesem Konzept des rein instrumentalen Musizierens auf entsprechendes Interesse von Fans und Veranstaltern gestossen ist. Das alles brachte unter anderem einen TV-Auftritt bei der heimischen Sendereihe "Rockpalast" ein und die Teilnahme am "Hellfest" in Frankreich wird nächstes Jahr gar in die nächste Runde gehen. Soll einer also noch sagen, dass sowas nicht auch funktionieren kann. Natürlich hätte ich mir an verschiedenen Stellen eine Gesangsstimme gut vorstellen können, aber diesen Part übernahm bis zu einem gewissen Grad das Arbeitsgerät von Seppi, der immer wieder mal einen Soundhappen oder eine Bridge von Kollege Norman an den Tasten erhielt. Da der ganze Auftritt bei eher dezentem Licht abgehalten wurde, stand ich vor der persönlichen Herausforderung, dass doch das eine oder andere Foto hoffentlich was werden würde. Was die Fotographen somit an der Ausübung ihrer Arbeit wirkungsvoll ausbremste, passte derweil gut zur Musik, die vor allem durch die Gitarre und den Bass dominiert wurde. Einem Grossteil der in zwischen spürbar angewachsen Zuschauermenge gefiel die Mucke von My Sleeping Karma offensichtlich so gut, dass nach gut fünfzig Minuten Spielzeit nur kurz, aber dafür sehr deutlich(e) Zugabe-Rufe zu vernehmen waren!

Monster Magnet
Nun war die Halle bereit für den Headliner, von den beiden Vorbands optimal darauf vorbereitet. Da mir die persönliche Premiere vom letzten Jahr in Solothurn saumässig gut gefallen hatte, wollte ich mich noch einmal von den lange Zeit unbeachteten Qualitäten der Amis überzeugen. Damit einher ging der bereits eingangs erwähnte Gesundheits-zustand des Frontmannes. So ganz enthaltsam wandelt Herr Wyndorf wohl doch nicht durchs Leben, aber zumindest wurde der Eskapaden-Faktor wirksam runter geschraubt. Wenn man dann nebst einer Top-Band noch eiiner ganze Latte an geilen Songs aufwarten kann, ist der Weg eines Die-Hard Monster Magnet Fans in Richtung Glückseligkeit nicht mehr weit. Stand das letzte Mal das komplette «Dopes To Infinity» Album (1995) im Vordergrund, war es auf der aktuellen 20th Anniversary Tour das ebenso so verehrte Werk «Spine Of God». Somit bestand quasi der erste Teil des Konzertes aus der ganzen und auch in der richtigen Reihenfolge gespielten Scheibe von 1992! Somit hiess der Opener «Pill Shovel» und das Z7 befand sich innert Sekunden in einer anderen Sphäre, die bis zum Schluss nicht mehr abreissen sollte. Die Soundwand, die einem hosenbeinflatternd entgegen wehte, war einfach nur geil. «Medicine» schloss mit geilem Groove nahtlos an und Dave Wyndorf befand sich voll im Element. Die meiste Zeit trug er eine Gitarre um den Hals und steuerte vermeintlich Rhythmus-Parts oder angesteuerte Effekte bei. Dass das Erstere, mindestens zu Beginn, mit der obersten, deutlich herunter hängenden Bass-Saite sicher nicht gegangen wäre, bestätigte sich, wie in Solothurn, auch in Pratteln, nämlich dass diese Klampfe nicht (nie?) zu hören war. Ob danach, auf welche Art oder überhaupt, zählte aber eigentlich eh nicht, denn seine Kollegen veranstalteten sowieso genug Lärm. «Nod Scene» eröffnete derweil ein paar ruhigere Parts, bevor es mit «Black Mastermind» wieder wie gehabt von der Bühne runter waberte. Die Energie von oben übertrug sich langsam aber sicher immer tiefer, respektive nach weiter hinten in die gut gelaunten Reihen hinein. Wenn dann wieder mal ein paar Effekte beizusteuern waren, drehte sich Dave vom Publikum weg und ging vor das Schlagzeug, wo das Bedienpültchen für die digitalen Spielerein stand. Warum man das offenbar generell mit dem Rücken zu den Leuten machen muss, lässt sich so auf die Schnelle gar nicht rational erklären und da Dave dazu ja beide Hände im Einsatz hatte, fällt die Gitarre für diese Parts meines Erachtens auch weg, aber lassen wird das mal so stehen, dass er, laut Aussage eines Kollegen, mindestens zwischendurch doch zu hören gewesen sein soll.

Wie es sich für Monster Magnet gehört, weisen gewissen Songs, wie der zuvor Genannte, ziemliche Überlange auf, was in gefühlt fast nie mehr enden wollendem Gedöns aufging. "Sowas kann man ja nur mit Drogen im Hirn aushalten!" Das dachte sich auf jeden Fall ein Typ neben mir, dem das generelle Rauchverbot in der Halle schnuppe war und sich der entsprechend mehrfach streng riechenden Rauchwolke nicht nur einen "Ofen" genehmigte. Der benebelte Zustand seiner Denkmurmel entsprach dann bald dem diffusen Bild, das man von den Musikern auf der Bühne hatte. Dazu passte der Titelsong, also «Spine Of God» bestens und erinnerte dabei oft an Pink Floyds 69er Masterpiece «Ummagumma», der Blaupause des Psychedelic Rock schlechthin. Ob jetzt mit THC in den Hirnwindungen oder dem ausgestossenen Rauch in der Nase..., der Tempel rockte wie die Hölle und wurde mit entsprechenden Projektionen in die Mitte des zumeist weissen Backdrops projiziert und verstärkte die angestrebte Beeinträchtigung der Sinne. Während der Haschbruder nebenan wohl schon im Delirium schwelgte, widmete ich mich dem gepflegten Headbangen, was mit so geilen Abgeh-Songs wie «Snake Dance» oder «Sin's A Good Man's Brother» nicht aufzuhalten war. Doch das war ja noch nicht alles, denn die Meute wartete natürlich auf den Monster Magnet Song schlechthin: «Spacelord»! Der kam aber leider nicht, wie sich noch heraus stelllen sollte. Nach «Ozium» mit Flair von den Doors beendeten Monster Magnet das titelgebende Motto der Tour. Der Rest des Sets fungierte so zu sagen unter dem Banner "Zugaben" und wurde erstmal durch «Lord 13» eröffnet. Interessant ist hierbei, wie man bei dem Stück, deutlicher als sonst, nebst wieder Floyd auch die Beatles zu ihrer Psychedelic Phase heraus hört. Gar nichts gab es von «Dopes To Infinity» zu hören, was aber nicht wirklich überraschte an der Stelle. Die ultimative Raserei löste dann aber «Tractor» aus und nebst einem "wüsten Moshpit" flog plötzlich viel Bier durch die Luft, teils inklusive der Becher und Büchsen. So eine kriegte ich zum Glück am Kopf nicht ab, dafür eine volle Breitseite Gerstensaft! Aber hey..., that's Rock'n'Roll und sonst soll man halt zu Hause bleiben. Den Deckel aufs Fass gab es schliesslich noch mit dem furiosen Absacker «Freak Shop USA», und nach gut 100 Minuten konnten man auch ohne «Spacelord» konstatieren, dass Monster Magnet, bis auf ihre früheren Sturm- und Drangjahre, wohl noch nie so stark waren! Mir kommen hier nur noch Wolfmother in den Sinn, die so eine Reaktion der Fans auslösen können und das, liebe Leute, sind Konzerte, die man nicht mehr so schnell bis gar nie mehr vergisst, und davon bräuchte es deutlich mehr!

Setliste: «Pill Shovel» - «Medicine» - «Nod Scene» - «Black Mastermind» - «Zodiac Lung» - «Spine Of God» - «Snake Dance» - «Sin's A Good Man's Brother» - «Ozium» -- «Lord 13» - «Murder» - «25/Longhair» - «Tractor» - «Freak Shop USA».