Ein starker und abwechslungsreicher Dreier an interessanten
Bands erwartet das Metal Mekka - hingehen ist Pflicht. Drei
Nationen, drei komplett unterschiedliche Bands die, so scheint es,
ein perfekt harmonisches Gesamtbild ergeben werden. Der
Donnerstagabend steht fest!
Silver Dust
Der Abend wird von der aus dem Kanton Jura stammenden, ästhetischen
Band eröffnet. Deren spezielle Mischung von Dark Rock, Gothic und
Metal präsentiert sich mit dem ansprechenden Bühnenbild und den
sorgfältig ausgewählten Kostümen fabelhaft. Das noch spärliche
Publikum scheint den Opener bestens zu kennen (na hoffentlich!) und
nimmt aktiv an der Show teil. Dies ist natürlich sehr erfreulich,
denn bei recht vielen Shows ist die Atmosphäre am Anfang noch nicht
so toll, meist ist die Vorband schlicht uninteressant. Doch Vorband
ist nicht das richtige Wort in diesem Fall, denn Silver Dust ist
kein unbekannter Name in unserer hiesigen Metalszene und die Show
ist Qualität. Mit viel guter Laune und unheimlich grossem Charisma
bringen uns Silver Dust durch den ersten Drittel des Abends und,
die Konzert-Extase setzt bereits ein. Die Wahl des Openers ist eben
schon verdammt wichtig, und ich bin überzeugt, dass mit den Herren
aus Porrentruy die richtige Wahl getroffen wurde. Zwischen den
einzelnen Songs gibts ein wenig sympathisches Gequatsche und sogar
schon recht am Anfang ihrer Show beglückt uns Lord Campbell mit
einem Gitarrensolo. Der überzeugende Einstieg prophezeit einen verdammt
gelungenen Abend. Wie wir es uns von Silver Dust bereits gewohnt
sind, schmückt ein grosser Spiegel mit Projektionen die Bühne.
Wir
haben dekorative Bühnenelemente, die uns die düstere Ästhetik eines
Kellers oder dunklen, gotischen Raumes vermitteln. Als wäre dies –
nebst den wundervollen Kostümen – nicht schon geil genug, haben eine
Tänzerin in Weiss und eine Frau in Schwarz auf der Bühne. Die
meisten kennen es. Dazu leidenschaftliches Instrumenten-spiel und es
ist sternenklar, dass die Band die Inszenierung versteht. Die Musik
geht darin aber keinesfalls runter. Die Shows sind eher abgespaced,
die Alben wirken dagegen fast zahm. Von Song zu Song variieren die
Vocals und mal härter, mal eher eine metallische Trance, ist jeder
Song ein wahrer Schatz. Elemente verschiedener Genres verschmelzen
gekonnt. So viel Abwechslung und trotzdem eine Harmonie, ein
organisiertes Chaos, welches wir von den Alben kennen. Nur wirkt es
auf der Bühne noch viel imposanter. Für alle, die das Vergnügen noch
nicht hatten, denen kann ich nur von Herzen empfehlen, sich bei der
nächsten Tour einen Termin zu organisieren und das Ticket zu kaufen.
Ein jeder Metalfan wird mehr als zufrieden gestellt. Ich glaube, man
darf hier durchaus den Begriff "Swiss Quality" benutzen. Mein Abend
ist hier schon geil, so darf für jedes Konzert aussehen.
Rotting Christ
Obschon Moonspell der eigentliche Headliner dieser Tour sind, so
scheint es mir, sind die meisten Metalheads heute wegen der
griechischen Black Metal Grösse ins Z7 gepilgert. Im Gegensatz zu
Silver Dust, aber vor allem auch anderen Black Metal Bands, setzt die
Truppe um Mastermind Sakis Tolis nicht auf Bühnenästhetik oder Show.
Schwarz, Leder, Instrumente. Kein Schnickschnack, keine rituellen
Elemente, keine Uniform oder gar Kostüme. Ein Banner – That’s it.
Hier zählt die Musik. Die Bühne wirkt zwar im ersten Moment etwas
kahl, nachdem Silver Dust gekonnt unsere Augen verwöhnt haben, doch
die Musik ist nicht weniger qualitativ, und schnell ist die fehlende
Bühnendeko vergessen. Sakis Tolis mag auf den ersten Blick
bescheiden aussehen, doch steht er vor einem da, wird einem auf
einen Schlag klar, wer hier das Sagen hat. Seine natürliche
Autorität ausstrahlend, zieht er das Publikum in seinen Bann und
Headbangen ist angesagt. Ich frage mich ein wenig, ob Moonspell dies
toppen werden und überhaupt wollen. Der Special Guest des Headliners
setzt die Messlatte sehr hoch an. Eine wohlige, etwas schaurige
Atmosphäre und eine angenehme Gänsehaut begleiten mich die ganze
Show hindurch. Es gibt keine Black
Metal
Messe und dennoch fühlt man sich wie in Trance, als wäre es eine Art
Messe. Dies ist einerseits der Musik zu verdanken, aber auch der
starken Persönlichkeit auf der Bühne. Der exotische Hauch der uns
nicht geläufigen griechischen Sprache verstärkt das Gefühl, die
Sprache wirkt so mystisch. Natürlich gibt’s auch Songs auf Englisch,
doch die Mischung zaubert den Effekt. Die teils sehr brachial
technischen Instrumentals lassen den Zuschauer abdriften. Eine
Trance im wahrsten Sinne des Wortes. Im Vordergrund steht das letzte
Album der Band, «Heretics», aber ich misse keinesfalls die alten
Perlen wie «Demonon Vrosis», ein Song, welcher die bereits
unbeschreiblich geile Atmosphäre nochmal erhitzt. Der lange
unbenutzte Nacken spürt es schon, doch der Kopf hört nicht auf zu
bangen. So muss das sein! Rotting Christ ist eine der besten
Livebands, und es wirkt auf mich, als käme dies ohne grossen Aufwand.
Diese Typen scheinen es im Blut zu haben. Und da besteht ganz klar
Wiederholungsbedarf.
Moonspell
Zwei geile Auftritte hatten wir heute, meine Befürchtung: Moonspell
können es nicht toppen. Das Bühnenbild verändert sich. Wenn auch nicht
so krass wie bei den Herren von Silver Dust, so gibt es einen Hauch
Mystik. Ein Kruzifix, mit Schnur an den Mikrofonständer gebunden,
eine Röhrendekoration am Keyboard und der Sänger betritt die Bühne
mit Laterne in der Hand, grossem Hut auf dem Kopf und in einen
stylischen Ledermantel gehüllt. Der Van Helsing-Vibe passt zur
Musik, die mich live um einiges mehr überzeugt als ab
Studio-aufnahme. Ob dies nun daran liegt, dass mir die beiden
vorherigen Auftritte die Laune dermassen nach oben gekurbelt haben
oder ob die Band live einfach besser ist, kann ich nicht beurteilen.
Die portugiesische Gruppe um Fernando Ribeiro zieht den Zuschauer
gekonnt in den Bann, wobei ich mir sicher bin, dass gut die Hälfte
des Publikums immer noch eher an Rotting Christ hängt. Eine weitere
Kostümeinlage mit hübscher, am Steampunk orientierter Pestmaske, fügt
dem Gesamten ein weiteres Bild hinzu. Bald aber präsentiert sich der
Frontmann ohne Kopfbedeckung und gibt einfach nur Gas. Die Gothic
Metal Band erweist sich als starker Live-Act, welcher die Qualität
des heutigen Konzertabends konstant weit oben behält. Die Laune des
Publikums scheint unverändert, der Enthusiasmus wirkt aber zu
unrecht etwas abgeflaut. Rotting Christ waren definitiv der wahre Star
des Abends, nichtsdestotrotz schaffen auch Moonspell eine Art Trance
hervor zu rufen. Einfach auf die andere Art und Weise, denn der Sound
ist nicht so hart wie der der Griechen. Texte über dunkle Folklore
und das Makabre passen aber perfekt zum Mysteriösen. Auch bei
Moonspell wird ordentlich geheadbangt, und der Nacken dankt es
bereits am Tag später. Erstaunlich ist für mich die Tatsache, dass
drei so grosse Player nur so wenige Fans anziehen konnten. Das Z7
ist nicht gerade leer, gefüllt sieht aber anders aus. Donnerstag hin
oder her. Nun, shit happens. Für mich persönlich war der Abend eines
der Konzerthighlights des Jahres, denn von A bis Z war alles top, und
das Konzerterlebnis als Gesamtes, über alle drei Bands hinweg, war
eines der besten im Jahr 2019 war. Möge das Jahr 2020 genau so geile
Shows bringen!
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