Livereview: Obituary - M-Pire Of Evil - Dust Bolt - Rotting Repugnancy

25. Janaur 2015, Luzern - Schüür
By Natalia N.
 
Während es draussen noch ordentlich kalt war, fand drinnen in der Luzerner Schüür das Konzert der Band Obituary statt. Diese Tatsache erfreute die Herzen der Fans der extremen Musik. Ausgerechnet Obituary gelten als Bewahrer des Death Metal der kalifornischen Schule. In den fernen 80er Jahren gelang es der Band, ihren eigenen Sound zu finden. Im Gegenteil zu Death, Morbid Angel oder Malevolent Creation erschufen die Musiker von Obituary einen sehr teigigen, pappigen Sound, denn sie komponierten nicht schnelle Musik, sondern solche im mittleren Tempo. Heutzutage gilt diese Art des Klanges als Klassiker und sie liegt der Musik jeder moderner Band zugrunde. Am Anfang des Abends traten die jungen Band Rotting Repugnancy aus Großbritannien auf, und sie bevorzugen ebenso ein mittleres Tempo. Dann folgten noch die deutsche Thrash Metal Band Dust Bolt sowie die englische Gruppe M-Pire Of Evil vor dem Auftritt von Obituary.

Rotting Repugnancy

Das Konzert fing früh an. Schon um zehn vor neun erschienen die Musiker der ersten Vorgruppe Rotting Repugnancy auf der Bühne. Voriges Jahr gaben sie ihr erstes vollformatiges Album «Path Of The Diminished» heraus, teilte uns Frontmann Iain mit. Die Gruppe hinterliess mir einen guten Eindruck, und ich war ehrlich gesagt verwundert, dass die Band erst vor kurzer Zeit gegründet worden war. Der stimmliche Umfang des Sängers Iain ist sehr gross und variantenreich. Er benutzt nicht nur traditionelles Growlen, sondern auch gutturales, wodurch die Musik noch extremer wirkt. Die Briten spielten ein bisschen mehr als eine halbe Stunde. Während dieser kurzen Zeit spielten sie nicht nur Kompositionen aus dem letzten Album, sondern auch einige Songs von der EP-Debütplatte: Wirklich boshaft erklang die Komposition «And The Day Shall Dawn With Fire». Die Truppe war jedoch sehr gut eingespielt, und deswegen gelang es ihr, das Interesse der Fans dieses Genres zu wecken.

Dust Bolt
Die Szenerie für die nächste Band wurde echt in erstaunlichen nur fünf bis zehn Minuten für die nächste Band neu ausgestattet. Auf der Bühne sah man farbige Poster mit der Abbildung vom letzten Plattencover «Awake The Riot». Und um halb zehn erschallte das traditionelle akustische Thrash Metal-Intro. Dust Bolt ist eine hochtalentierte, deutsche Old School-Thrash Metal-Gruppe, die sehr geschickt die Atmosphäre des Beginns und der Mitte der 80er – also der goldenen Zeit des Thrash Metal-Genres - wiedergibt. Auch dieses Mal war es keine Ausnahme: Die Jungs sprangen auf die Bühne und weckten den Saal schon mit den ersten Riffs auf. Ich bin mir sicher, dass der Auftritt von mindestens einer Thrash Band auf jedem Metal-Konzert lebenswichtig ist. Ich muss sagen, dass die bunt zusammen-gewürfelte Gruppe Dust Bolt auf der Bühne einfach toll arbeitete. Der Sänger und Rhythmus-Gitarrist Lenny unterhielt sich sehr viel mit den Zuschauern auf deutsch. Er liess das Publikum machen, was er wollte. Zum Beispiel machte er mit den ersten Reihen ab, dass die Zuhörer in der Mitte eines Songs nach vier Riffs in der Pause in die Mitte des Raumes springen sollten. Ein paar Fans machten mit. Aber ich muss ehrlich zugeben, dass die Meute sehr schwer zu animieren und manipulieren war. Und man muss auch erwähnen, dass Dust Bolt es ziemlich schwer hatten. Die Old School-Death Metal-Fans unterscheiden sich halt sehr von den Liebhabern des Thrash oder Heavy Metal-Genres. Es ist keine leichte Aufgabe, eine düstere, brutale Menschenmenge aufzulockern und zum Mitmachen zu bewegen. So nahmen viele Anwesende daran nicht teil und nur wenige machten es den springfreudigen jungen Musikern nach. Die Band hat ein interessantes und vielfältiges Material, und die Jungs selbst zeigten ihre Geschicklichkeit. Jedem Musiker gelang es, sich von seiner besten Seite zu zeigen, denn jeder hatte gute Chancen, sich und sein Können ein bisschen abgesondert von den anderen Gruppenmitgliedern zu zeigen. Ich möchte unterstreichen, dass diese deutsche Thrash-Band Metallica zum Vorbild hat, und deswegen erfreute uns der Sologitarrist mit tollen Solomelodien. Ein extra Dankeschön an ihn dafür.

M-Pire Of Evil
Ungefähr halb neun kam die Band M-Pire Of Evil auf die Bühne. Diese Band wurde von zwei Musikern gegründet: Jeff "Mantas" Dunn und Tony „Demolition“ Dolan, die zu verschiedenen Zeiten mal bei den legendärem Venom gespielt hatten. Mit den ersten Riffs wurde allen klar, dass die Veteranen fit und bereit sind, uns noch sehr lange Zeit mit ihren geschickten Gitarrenmelodien und scharfzüngigen Texten zu erfreuen. Während des 45-minütigen Auftritts gelang es der Band, nicht nur das Publikum mit schwerer Musik zu bombardieren, sondern auch, sich immer wieder mit ihren Fans zu unterhalten. Besonders oft führte der Bassist und Sänger Demolition schwungvolle Reden. Er versuchte, die Idee hinter beinahe jedem Song zu erläutern. Man muss dazu sagen, dass die Philosophie dieser Old School Metal-Band, derer Musik zwischen Venom oder Motörhead anzusiedeln ist, vielen Anwesenden vertraut ist. Deswegen standen schon viel mehr Leute vor der Bühne im Vergleich zu den Auftritten der vorherigen Bands. Übrigens spielte die Band die bekannteste Komposition von Venom, „Black Metal“, in der Mitte des Sets. Diese Komposition verlieh bekanntlich diesem ganzen Metal-Genre den Namen. Aber Dolan war von der Saalreaktion her etwas enttäuscht, es schien ihm, dass das Publikum auf den Auftritt der Band nicht genug aktiv reagierte und deswegen stellte er wiederholt die gleiche Frage: „Leute, warum seid ihr so still?!“. Aber ich glaube, das Problem lag daran, dass die Zuschauer seinen gottesfeindlichen Reden in Englisch sehr aufmerksam lauschten. Man kann man dadurch den Mangel an emotionaler Unterstützung erklären. Die letzte Rede des Gitarristen war freundlicher. Er bedankte sich bei allen für die Unterstützung und versprach, auch weiter auf demselben Niveau zu bleiben. Es war klar, dass diese Engländer es ernst meinen und wir sie noch mehrmals hören werden, aber dann schon eher als Headliner.

Obituary
Kurz nach halb elf Uhr war alles für den Auftritt des Headliners Obituary bereit. Am Anfang des Jahres begab sich die Band auf Europa-Tournee zur Unterstützung ihres neuen Albums "Inked In Blood". Genau aus diesem Grund begann man den Auftritt mit "Vision In My Head", einer der neuen Kompositionen. Im Rahmen dieser Tour spielen Obituary beinahe in ihrem originalen Personalbestand. Wie immer fiel das Duo um Sänger John Tardy und Rhythmus-Gitarristen Trevor Peres auf. Bassist Terry Butler und der neue Gitarrist der Band, Kenny Andrew, blieben im Schatten ihrer berühmten Kollegen. Es schien, dass sich Kenny vor der Kamera verstecken wollte und deswegen sehr weit vom Bühnenzentrum in der dunkelsten Ecke stand, und das gefiel mir nicht. Er machte so den Eindruck, dass er sich nicht als Teil der Gruppe fühlte, und es wirkte sich auf den Klang aus. Es scheint mir, dass einige Duos besser, schwerer und umwerfender wirken könnten. Aber es ist wahrscheinlich wegen der Tatsache, dass Kenny erst seit Kurzem in dieser Band als Gitarrist fungiert. Einmal sagte John Tardy in einem Interview, dass sie laufend Songs von allen Alben in jedes Konzert einfliessen lassen werden. Und er hielt sein Wort, auch dieses Mal. Man spielte dabei die ältesten, langzeiterprobten Kompositionen. Ich freute mich sehr über die früheren Werke «Til Death», «Stinkpuss» und «Slowly We Rot». Ich kann noch ergänzen, dass es sehr interessant war, John zu beobachten: Er kehrte sich vom Publikum ab, und es sah so aus, als ob er mit seinem Drummer ein Duett gesungen hätte. In diesem Moment geschah dann etwas Besonderes: Als ob Verwandtschaftsbande den beiden Musikern eine besondere Kraft verlieh. Nach diesen „Kontakten" bombardierte John die Zuhörer mit seiner wuchtigen Stimme. Mein Fazit: Obituary sind immer noch sehr energievoll und interessant zugleich, sie ändern sich kaum. Nur die Haarlänge hat im Verlauf von dreissig Jahren zugenommen!

Setliste: «Centuries Of Lies» - «Visions In My Head» - «Infected» - «Intoxicated» - «Bloodsoaked» - «Immortal Visions» - «Til Death» - «Don't Care» - «Violence&» - «Stinkpuss» - «Back To One» - «Dead Silence» - Zugaben: «Back On Top» - «I'm In Pain» - «Inked In Blood» - «Slowly We Rot».