Livereview: Paganfest 2008
10.04.2008, Pratteln Z7
By André G.
Achtung! Die nordische Mythologie ist auf Tour. Momentan ist ja der Pagan Metal das grosse Ding schlechthin. Die Bands bieten Metal vom Feinsten, vereint mit speziellen Folkinstrumenten wie Dudelsack etc. Was da unter dem Namen Paganfest on the Road ist, darf sich zu Recht als die Speerspitze dieser Szene bezeichnen. Es wird donnern auf den Brettern des Z7, wenn die fünf Bands aus Finnland, Helvetien und den Faröer Inseln loslegen und die Meute zum Headbangen und mitfeiern auffordern.

Naastrand
Auf der Tour war es so, dass die Fans im Internet den Lokalen Supportact wählen durften. In der Schweiz haben sich die Elsässer Jungs von Naastrand gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Das Z7 öffnete die Tore erst verhältnismässig spät. Durch diesen Umstand war die Halle noch ziemlich leer, als die Jungspunde um 17.45 Uhr die Bühne enterten. Ihr Black/Death Metal ballerte einem ordentlich um die Ohren. Der Sound war fett und machte Druck. Die Jungs boten knallharte Songs, die trotz der Geschwindigkeit und Brutalität nicht monoton wirken. Die gezielt eingesetzten Keyboards trugen sicherlich dazu bei. Im Publikum zeigte sich keine grosse Reaktion, was sicherlich mit dem nicht so grossen Bekanntheitsgrad der Band zu tun hatte. Aber alles in allem haben sich Naastrand beachtlich aus der Affäre gezogen.

Tyr
Danach ging es richtig los mit dem Paganfest. Als Erstes waren die Jungs von den Faröer Inseln dran. Die Jungs betraten die Bühne allesamt ohne mit nackten Oberkörpern und präsentierten Ihre mehr oder auch weniger schönen Körper. Aber das ist ja nicht das Wichtigste. Wir waren ja nicht auf einer Mister Wahl. Was das musikalische anging, haben sie sicherlich einen guten Set gespielt, auch wenn am Anfang wie anschließend bei allen nachfolgenden Bands, der Gesang zu leise oder gar nicht da war. Sie spielten Ihren Set routiniert aber das Ganze war einfach zuwenig treibend und kraftvoll, um die Menge der mittlerweile gut gefüllten Halle zu begeistern. Sie konnten einfach nicht wirklich reissen. Auch hier zeigte das Publikum wenig Begeisterung und ging nicht mit.


Moonsorrow
Jetzt gab es die erste Band, welche Ihr eigenes Banner aufhängen durfte. Die Jungs legten gleich mit Volldampf los und begannen die schlafenden Glieder der Zuschauer zu wecken. Der Sound war, abgesehen vom schwachen Gesang, zu Beginn fett und sehr Druckvoll. Das Publikum feierte die Band vom ersten Akkord an und diese zeigte sich durch geniales Stageacting und richtiger Spielfreude erkenntlich. Sie zogen mit blutverschmierten Oberkörpern und Gesichtern auf die Bühne, als kämen sie gerade aus einer Schlacht. Ihre doch sehr langen Songs strotzen vor Abwechslung. Sie gingen von schleppenden Parts direkt über in rasendes Gewitter. Die Jungs spielten tight aufeinander abgestimmt und gaben Ihren Songs die absolut nötige Härte. Die Präsentation und Umsetzung wurde durch die böse, tiefe aber sehr starke Stimme vom Frontmann veredelt. Man konnte beim Gig von Moonsorrow durchaus vom ersten Highlight des noch jungen Abends reden.

Korpiklaani
Als die Roadies einen mit einem Geweih geschmückten Mikroständer hineintrugen, wusste jeder noch bevor das Banner erstrahlte, wer als nächstes die Bühne enterte. Nach dem Intro ging die Hummpa Post ab. Die Waldschrate legten mit voller Kraft los, als wollten sie den ganzen Wald abholzen. Ihr Sound war einfach Party pur. Die Zuschauer gingen voll ab. Da wurde gebangt, gemosht, gesprungen. Alle hoben Ihre Fäuste als ginge es ums letzte Konzert Ihres Lebens. Die Band legte auch eine ungemeine Spielfreude an den Tag. Sie hatten richtig Gute Laune und liessen sich feiern. Der Sound war auch bei Ihnen, abgesehen von dem leisen Gesang zu Beginn, absolut fett. Die Jungs waren genial aufeinander abgestimmt. Mitten im Set tauchte plötzlich der Gitarrist von Moonsorrow mit einer Cola und einer Vodka Flasche bewaffnet auf der Bühne auf und flösste dem Sänger von dem Feuerwasser ein. Das war typisch für die Waldschrate. Das Motto der Band wie auch der Musik war einfach: Saufen, rocken und feiern ohne Ende.

Ensiferum
Die Jungs von Ensiferum betraten die Bühne in Röcke gekleidet und legten gleich, nach den vorangegangenen Einstellungsproblemen am Mikro, mit voller Kraft los. Mit Ihrem, von den harten schnellen Doublebass Attacken angetriebenen Sound, und den heissen schnellen Gitarrenriffs welche Einem die Breaks und Solis nur so um die Ohren bliesen. Der Gesang kam richtig böse und brutal daher. Bei den Screams lief es einem kalt den Rücken runter die waren richtig heiss. Was die Songs von Ensiferum auch sehr gut zu bieten hatten, waren die mitsingfähigen Refrains. Die Band nutzte das auch voll aus und spielte und arbeitete mit den immer noch extatisch mitmachenden Fans. Das Publikum wurde regelmässig zum gemeinschaftlichen Singalong aufgefordert. Die Zuschauer machten als pflichtbewusste Fans voll mit. Die Fäuste ragten in die Luft und es wurde aus vollen Kehlen mitgesungen. Was auch schon beim Auftritt von Moonsorrow begann und sich bis am Schluss durchzog, waren die Crowdsurfer. Es war ein reges Treiben über den fliegenden Haaren, Die Security hatte alle Hände voll zu tun, einzelne Personen abzufassen und Ihnen einen schmerzfreien Abgang zu bieten.

Eluveitie
Danach kam das grosse Heimspiel von Eluveitie. Die Jungs und Mädels sind die Shootingstars, seit sie beim renommierten Label Nuclear Blast unter Vertrag stehen. Das Z7 tobte von Beginn weg als die Schweizer loslegten und den Fans die letzten Kraftreserven forderten. Sie spielten von Anfang an wie die Berserker und stampften alles in Grund und Boden. Mit Ihren doch sehr speziellen Instrumenten konnten sie die Meisten voll begeistern. Sie beherrschen ihr Handwerk perfekt und rocken genial nach vorne los. Aber mir wurde es nach ein paar Stücken doch etwas zu eintönig. Auch das Gebrülle, sorry der Gesang, von Frontmann Chrigel, konnte mich nur gewisse Zeit begeistern. Bei den schnellen Parts ging der Mob nochmals richtig ab. Als dann Rafi das Publikum fragte ob sie noch Fit genug seien für ein Spiel und den Fans befahl den grössten Circle Pit zu machen den das Z7 je gesehen habe, liess sich die Menge nicht zweimal bitten. Es funktionierte! der Pit war von der Bühne bis zum Mischpult und es ging zu und her wie in der Hölle. Eluveitie baten noch um Huldigung an de (Dezi) Beelzebub und forderten, das Alle zusammen mit Ihrem Gebrüll eine Lautstärke von 125 dB erreichen sollten. Dieses Unterfangen misslang. Nach einer kurzen Verschnaufpause kamen die Männer und Frauen nochmals für zwei Zugaben auf die Bühne und entliessen die total Durchgeschwitzten und entkräfteten Fans in den Regen. Ich glaube, man kann diesen Abend getrost als Paganfest der Extraklasse bezeichnen. Gute Auswahl der Bands, guter Sound und Hammer Stimmung.