Livereview: Saxon - Masterplan
21. März 2007, Pratteln Z7
By Kissi (Kis) & Rockslave (Rsl) - Pics by Rockslave
Dieses Package versprach schon zum Vorneherein einen interessanten Abend. Beide Bands hatten jeweils ihre neuen Studio-Alben mit im Gepäck und Masterplan kamen erstmals mit dem neuen Line-Up (Mike Di Meo und Mike Terrana) auf Tour. Mit ihren beiden superben Vorgänger-Alben, wo noch ein gewisser Jorn Lande für die Vocals zuständig war, wurde die Messlatte bei Roland Grapow & Co. ziemlich hoch angesetzt. Mit "MK II" liegt man jetzt aber mindestens auf gleicher Augenhöhe und der Ex-Riot, beziehungsweise aktuelle Sänger von The Lizards scheint sich bei seiner neuen Wirkungsstätte sehr wohl zu fühlen. Was den Headliner Saxon angeht, so kann man dazu nicht mehr viel sagen, denn ihre Live-Shows und die Verbundenheit zu ihren Fans sind legendär und ich habe bis auf den heutigen Tag noch keine schlechte Show der Briten gesehen. Gleiches gilt für die Studioalben der letzten Zeit, wovon der neuste Release "The Inner Sanctum" wieder einmal metallische Feinkost zum Geniessen bietet. Vor deren Auftritt führten wir von der Metal Factory noch mit beiden Bands Interviews, die zu gegebener Zeit nachzulesen sind. Aber jetzt heisst es zuerst: Bühne frei für harten Melodic Rock und Heavy Metal in Reinkultur! (Rsl)

Masterplan
Was gleich zu Beginn auffiel war, wie wenig Bühnenfläche man dem Support eingeräumt hatte. Das Ganze hatte jedoch schon (s)einen Grund, denn Neuzugang Mike Terrana hatte (natürlich) sein komplettes Drum-Set dabei! Masterplan "MK II" liessen sich davon aber nicht beirren und legten mit dem Opener "Spirit Never Die" ganz nach dem Geschmack des Ex-Rage Drummers los wie die Feuerwehr. Der andere "Neue"..., Mike Di Meo gab sich derweil auch keine Blösse und konnte sich von Beginn weg auch gut in Szene setzen. Man merkte allerdings schon, dass Jorn Lande ein anderer Typ Sänger war, aber es sollte sich bald heraus stellen, dass sein Nachfolger die richtige Wahl war. "Enlighten Me" (auch vom Debüt) geriet ebenso gut und dass Di Meo, den ich zwar mit Riot nie, wohl aber mit The Lizards schon zweimal im Z7 gesehen hatte, nicht nur bluesig performen kann, wusste ich eigentlich bereits vorher. Und so kam es denn auch, dass spätestens bei "Take Me Over", dem ersten der heute Abend gespielten neuen Tracks kaum einer mehr einem gewissen Herrn Lande nachtrauerte. Roland Grapow (g) wie auch der Rest der Band schien den Auftritt auch zu geniessen. Der Ex-Helloween Klampfer gehört auch zu der Sorte der Saitenhexer, die mit ihrem Spiel als alleiniger Gitarrist die berühmt berüchtigten Soundlöcher auffüllen können. Das galt nicht nur die hammergeilen Riffs, sondern auch die zahlreichen Soli, die einfach nur geil waren. Das galt ebenfalls für das bestens bekannte und energetische Schlagzeugspiel von Drum-Tier Mike Terrana, der dem Masterplan-Sound noch eine Prise mehr Dampf verleiht, als es zuvor Uli Kusch (Beautiful Sin) schon tat. Wenn man allerdings als Support mit Gueststatus (60 Minuten Show) spielt, dann sollte das Drum-Solo deutlich kürzer ausfallen, damit mindestens einer, wenn nicht zwei Songs mehr gespielt hätten werden können. Dennoch fiel die Bilanz des heutigen Abends (Keyboader Axel Mackenrott hatte überdies Geburtstag) sehr positiv aus. Wie stark das Debüt-Album von 2003 auch heute noch daher kommt, zeigten zum Schluss "Heroes" und "Kind Hearted", dessen Refrains lauthals mitgesungen wurden. Beste Voraussetzungen also für den nun anstehenden Auftritt des Headliners, der vor gut 900 (!) Fans aufspielen konnte! (Rsl)

Setlist: "Spirit Never Die" - "Enlighten Me" - "Take me Over" - "Lost & Gone" - "Crystal Nights" - "Soulburn / Drum Solo Mike" - "Back For My Life" - "Keeps Me Burning" - "Heroes" -- "Kind Hearted".

Saxon
Nah an der Grenze von "Sold out" (Vorverkauf über 900) präsentierte sich das Z7, als nach etwa einer halben Stunde Umbaupause das Intro der neuen Scheibe "The Inner Sanctum" aufdröhnte. Der Name Saxon zieht halt nach über einem Vierteljahrhundert immer noch und wie gerechtfertigt diese Erscheinung ist, das machen die Briten bei jeder Live-Show klipp und klar! Und deren gibt es ja bekanntlich mehr als genug, machen die Angelsachsen jeweils so ziemlich jedes Jahr einen Abstecher in unsere schöne Schweiz. Auf der mit einem epischen Backdrop, ebenfalls angelehnt an die neue Hammerscheibe, brach sogleich mit "State Of Grace", dem Opener dieser Langrille, ein wahres Tabularasa aus, denn die auf die Bühne gestürmten Musiker zeigten sich von Sekunde Null an gewohnt agil und locker. Blickfang war dabei natürlich immer Fronter Biff Byford, dieses Mal in einen neuen, mit Totenköpfen verzierten Militärmantel. Zwar waren die Reaktionen zunächst nicht gerade überschwänglich, das straighte "Let Me Feel Your Power" liess das Fun-Barometer aber schon deutlich ansteigen, was natürlich kein Vergleich zum Alltime-Hit "Motorcycle Man" war. Während Nibbs Carter genickknackend seinen Bass malträtierte, schien der heute auch ziemlich agile Paul Quinn leicht stoned (diesen Verdacht bestätigte eine frühere Begegnung mit Quinn an diesem Abend im Backstage-Bereich, als er grinsend und leicht abwesend die Treppe hinunter schritt und ausführlich die dort stationierten Waschmaschinen inspizierte...) - Nach der melancholischen, aktuellen Single "If I Was You" und einer ruppigen Version des Klassikers "Strong Arm Of The Law" war dann Raritäten-Zeit: Mit Freude sagte Biff den nächsten, schon lange nicht mehr gespielten Song "The Great White Buffalo" (von der 95er Scheibe "Dogs Of War"), der in einer atemberaubenden Version zum Besten gegeben wurde, genau so wie das noch unbekanntere "Travellers In Time", welche beide mit ausgezeichneten Soli aus den Fingerspitzen Doug Scarrett's glänzten. "It's Friday evening...", scherzte Biff das Publikum an (wirklicher Wochentag: Mittwoch) und kam auf die irgendwann (O-Ton) erscheinende Live-DVD zu sprechen, die nach dem nun angespielten Nackenbrecher, dem furiosen "To Hell And Back Again" betitelt sein wird. Wieder neueres Material kredenzte man darauf in Form von "Red Star Falling", das laut und atmosphärisch (überhaupt spielten Saxon wieder einmal laut wie die Sau! Der Tinnitus am Tag darauf war Beweis genug...) das Publikum zum Mitsingen einlud. Ob es nachfolgend klug war, mit "Requiem (We Will Remember)" von "Solid Ball Of Rock" einen weiteren, eher vernachlässigten Track zum Besten zu geben, darüber lässt sich streiten, herrschte während diesem spannenden Zwischenspiel doch eher Verwunderung als exzessive Partystimmung. Auf der Bühne fand diese jedenfalls ununterbrochen statt, vor allem Biff peitschte als einer der wohl besten Frontmänner überhaupt das ihm gefügige Publikum an und sang dazwischen noch, als lägen die letzten 25 Jahre gar nicht erst hinter ihm. Totales Durchdrehen dann beim unglaublichen "Princess Of The Night", welches natürlich abgefeiert wurde, als wäre es der letzte Song. Überraschend darauf, wie schnell Biff den wie gewohnt lauthals geäusserten Fanwunsch, "Crusader" zu spielen, erfüllte, denn diese Überhymne funktioniert immer und so gröhlte ein fast volles Z7 die Ohrwurm-Lyrics mit, während die Band sichtlich darüber erfreut, alles gab. Der neue Riff-Rocker "I've Got To Rock (To Stay Alive)" schloss dabei ein abwechslungsreiches Set ab, welches natürlich weitere Begehrlichkeiten auslöste. In blutrotes Licht getaucht und von "Empire Rising" untermalt, kehrten die Briten zurück auf die Bühne und überraschten mit der neuen, hammerharten Hymne "Attila The Hun", diabolisch und thrashig lud dieser Track zum Marathon-Banging ein, dem auch Nibbs frönte und der seit einigen Jahren wieder mtimachende Drummer Nigel Glockler, dessen Power Drumming Saxon fortwährend antrieb. So auch beim unschlagbaren Hit-Medley, bestehend aus "Dallas 1 PM", "747" und "And The Bands Played On". Das Publikum war nun völlig von der Rolle und schrie sich beim obligaten Singalong zu "Wheels Of Steel" die Seele aus dem Leib. "Power & The Glory" und das nach einem weiteren Abtreten kredenzte "Denim & Leather" führten dieses Ausdauer-Rocken weiter und zusammen mit den Fans feierten sich Saxon mit der neuen Hymne "Ashes To Ashes", die die Einheit und Nähe, die die NWOBHM-Legende immer gepflegt hat, beschwörte am Ende des weit über zwei Stunden dauernden Gigs wieder zu kommen, um danach, völlig verschwitzt, die Bühne endgültig zu räumen. Dankbar wissen wir, dass sie mit Sicherheit wieder kommen werden, nämlich am 2. Juni in Winterthur, zusammen mit Heaven And Hell und Motörhead beim "Spirit Of Rock"! (Kis)

Setlist: "State of Grace" - "Let me Feel your Power" - "Motorcycle Man" - "If I Was You" - "Strong Arm of the Law" - "The Great White Buffalo" - "Travellers in Time" - "To Hell and Back Again" - "Red Star Falling" - "Requiem (We Will Remember)" - "Princess of the Night" - "Crusader" - "I've Got To Rock" -- "Attila The Hun" - "Dallas 1 PM" / "747 (Strangers in the Night)" / "And The Bands Played On" --- "Wheels Of Steel" - "Power And The Glory", ---- "Denim & Leather" - "Ashes To Ashes".