Livereview: The Sisters Of Mercy - Losers

21. Mai 2014, Zürich Palais X-Tra
By Natalia
 
Am 21. Mai trat die legendäre britische Band The Sisters Of Mercy in Rahmen der Europatournee in Zürcher Palais X-Tra auf. Der Konzertraum war schon zum Anfang des Gigs voll. Es ist einerseits auch leicht zu verstehen und zu erklären: Die Musik von The Sisters Of Mercy kann nicht in Vergessenheit geraten. Andererseits wundert mich diese Tatsache. Die Sache liegt so, dass die Band schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr im Studio gearbeitet hat und kein neues Material herausgibt. Das letzte Album wurde 1990 veröffentlicht, und man spielt es immer noch an Konzerten. Das letzte Mal waren The Sisters Of Mercy vor drei Jahren in der Schweiz, als sie ihr dreissigjähriges Jubiläum gefeiert hatten. Worin besteht das Phänomen von The Sisters Of Mercy? Wie gelingt es der Band, ihre Popularität ohne neue Songs zu bewahren? Die Antwort kann man nur eventuell finden – wenn man ein Konzert von The Sisters of Mercy selbst miterlebt.

Losers

Gegen halb Neun kam die Electronic Rock-Vorgruppe Losers auf die Bühne. Losers sind Landsleute des berühmten Headliners, und offenbar haben sie viel Ahnung von guter Clubmusik. Denn einer von den Teilnehmern dieses Projektes ist ein ziemlich berühmter DJ – die Rede ist über Bassgitarrespieler und Keyboardspieler Eddy TM. Ich würde sagen, dass der Auftritt der Band sehr “unaufdringlich” anfing. Ich glaube, dass sogar nicht alle Anwesenden gleich mitbekamen, dass das Konzert schon angefangen hatte. Tatsächlich unterschied sich die Beleuchtung auf der Bühne und im Raum kaum, und das gesamte Klangbild war gedämpft. Obwohl es auf der Bühne dunkel war, arbeitete im Hintergrund ein Display, das schwarz-weisse Aufnahmen von Szenen verschiedener Ereignissen aus dem Anfang des Jahrhunderts abspielte. Manchmal schien es, dass auf der Bühne sich nicht Menschen, sondern Gespenster bummelten und man fühlte sich wie auf einer “einseitigen Party”. Immerhin ist die Musik dieser Band klangvoll und natürlich ist es auch Tanzmelodie, deswegen fingen einige Zuhörer unwillkürlich an zu tanzen. Seit einiger Zeit spielt in der Band auch eine Frau. Sie ist Keyboarderin und Backgroundsängerin. Sie verhielt sich hinter dem Keyboard sehr auffallend. Zweifellos gab ihre Teilnahme dem Auftritt zusätzliche Energie. Im Laufe des Auftrittes kündigte die Band an, dass ihr neues Album noch in diesem Jahr rauskommen wird. Ich kann hinzufügen, dass die Gruppe ihre besten lebhaften musikalischen Nummern zum Schluss zeigte: Sie wurden abstrakter und psychedelischer und nicht mehr zum Tanzen geeignet. Anfang Zehn Uhr bedankte sich die Band herzlich bei dem Publikum und verliess die Bühne.




The Sisters Of Mercy
Zwanzig Minuten später war alles für den Auftritt der legendenhaften Gruppe vorbereitet. Grelle Scheinwerfer beleuchteten den Zuschauerraum vom Inneren der Bühne herab. Durch die Scheinwerferstrahlen kamen zuerst die beiden Gitarristen Chris Catalyst und Ben Christo zum Intro von “More” auf die Bühne. Nachdem der berühmte virtuelle Drummer den Rhythmus “Doktor Avalanche” zu spielen begann, erschien der unabsetzbare Bandleader auf der Bühne – die geheimnisvolle und kompromisslose Underground-Persönlichkeit Andrew Eldritch. Seine schlanke Figur wurde durch den Anzug betont. Wie gewöhnlich erschien Andrew mit seiner dunklen Aviatorbrille, die in den 80er Jahren sehr populär waren. Bedingungslos sieht Andrew in den letzten Jahren noch eleganter und geheimnisvoller aus als in früheren Jahren, aber die Stärke seiner tiefen Stimmer bleibt nach wie vor. Die Band spielte bekannte Hits wie «Temple Of Love», «This Corrosion» und «Lucretia
My Reflection», aber unverständlicherweise wurde “Dominion” nicht gespielt. Das Konzert war spannend, ergreifend und ich glaube, ich habe das Geheimnis des stabilen Erfolges dieser Gruppe aufgeklärt: eine hinreissende Set-Liste, die schon seit mehr als 10 Jahren faszinierend wirkt. Was mich angeht, beeindruckte mich die Bindung der Coverversion “Dick Dale” der berühmten Melodie “Misirlou” aus dem berühmten Tarantino-Film “Pulp Fiction” mit dem Haupthit der Band aller Zeiten - “Temple of Love”. Aber man kann nicht sagen, dass die Band die Songs einfach nur so runtergespielt hat. Im Gegenteil, sie verhalfen dem Publikum, in eine Musikaufführung mit dem Titel “The Sister of Mercy” einzutauchen. Ausserdem ist das Line Up seit 8 Jahren unverändert. Somit ist eine stabile Qualität bei jeder Aufführung dem tollen Zusammenspiel der Gitarristen Chris und Ben garantiert. Und zweifellos spielt die tiefe Stimme von Andrew Eldritch eine Hauptrolle: genau solch eine Stimme sollte ein “Gothic-König” besitzen. Beiläufig gesagt, war es für mich als Fotographin erstaunlich, dass Eldritch nur während der ersten 3 Songs, die zum Filmen und Fotomachen erlaubt waren, für die Kamera posierte. Es geht ein Gerücht um, dass Andrew die Presse und Massenmedien nicht mag. Aber diesesmal merkte man eine neue Grosszügigkeit von ihm! Und als Resultat gab es gute Grossaufnahmen ohne Schwierigkeiten! Wir freuen uns auf das nächste Konzert!

Set-list: „More“, „Ribbons“, „When You Don't See Me“, „Blood Money“, „Alice“, „Crash And Burn“, „Gift That Shines 
(Red Lorry Yellow Lorry-Cover)“, „Still“, „Amphetamine Logic“, „Arms“, 
“Doctor Jeep / Detonation Boulevard“, „Top Night Out“, „Valentine“, „Flood II“, „This Corrosion“

Encore: „Kiss The Carpet“, „Lucretia“,
„My Reflection“, „Vision Thing“
Encore 2: „First And Last And Always“, 
„Misirlou (Dick Dale-Cover) “, „Temple Of Love“