Livereview: Steel Panther - Kobra & The Lotus

29. Oktober 2012, Zürich - Volkshaus
By Rockslave
Eigentlich hatte ich mich bei aller Vorfreude schon vorher gefragt, ob die amerikanischen Spass-Glamster beim zweiten Schweizer Konzert innert sieben Monaten nochmals die gleiche Aufmerksamkeit erlangen würden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, sie taten es nicht! Platzte im vergangenen März der Komplex 457 Club noch fast aus allen Nähten, war heute Abend im Volkshaus der Balkon geschlossen. Das setzte schon mal ein erstes Zeichen, aber die gut 1000 gut gelaunten Fans, die dafür das ganze Foyer drin bevölkerten, respektive ausfüllten, waren sichtlich bereit für die zweite Sause von Steel Panther. Nebst bestimmt zahlreichen "Wiederholungs-täternInnen" gab es wohl auch eine ganze Anzahl Leute, die erst jetzt ihre persönliche Premiere mit den stählernen Panthern abhielten. Im Vorprogramm standen Kobra & The Lotus aus Kanada. Die Band um die Namensgeberin und Frontfrau Kobra Paige zelebriert eigenen Angaben zufolge einfach Metal, was durchaus zutrifft. Das Debüt-Album kam in der Heimat eigentlich bereits 2010 heraus, doch nun ist ein anderes Lineup am Start und so wurden in Europa die Karten albumtechnisch nochmals frisch gemischt.

Kobra & The Lotus

In der heutigen Zeit von Social Media ist die Geschwindig- und Verfügbarkeit von Daten wie Informationen schier grenzenlos geworden. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass Kobra & The Lotus kürzlich auch in mein Bewusstsein traten. Dies geschah mit einem Link zum ersten Video «Forever One», das mit seiner Iron Maiden meets Zed Yago Attitüde eigentlich einen sehr guten ersten Eindruck hinterliess. Nun stand im Vorprogramm von Steel Panther die Schweizer Live-Premiere an. Darauf war ich mächtig gespannt! Zum einen, wie die attraktive Frontfrau rüber kommt und was die Band dazu im Stande ist zu leisten. Was die Optik angeht, so liess sich Kobra Streifen ins Gesicht malen, die mich von der Art her umgehend an Angela Gossow (Arch Enemy) erinnerten. Warum sie das gemacht hat, liess sich nicht in Erfahrung bringen, aber eigentlich wäre das Ganze auch ohne gegangen. Kaum angefangen, machte sich bei mir aber in erster Linie die Gesangsstimme bemerkbar, und dies leider negativ. Obwohl die Band eigentlich vom Spiel her einen ziemlich tighten Eindruck hinterliess, zerstörte das total übertriebene Vibrato von Frau Page jeglichen Reiz. Was zum Beispiel im zweiten Video zu «Welcome To My Funeral» zu sehen war, nährte zumindest die Hoffnung auf einen weiteren tollen Song der Canucks. Leider stellte sich dies im weiteren Verlauf des Abends nicht ein und so schwand mein Interesse zusehends und Langweile machte sich breit. Ich musste mich gar ins Foyer draussen begeben, denn das Gejaule war nicht auszuhalten. Ein Grossteil des gut gelaunten Publikums schien sich daran jedoch nicht gross zu stören und spendierte ordentlich Applaus. Aus dem Publikum heraus wurde auch ein Geschenk überreicht, nämlich eine grosse Toblerone. Kobra freute sich riesig darüber, doch kurzfristig verbesserte das die Darbietung nicht. Als Kobra & The Lotus dann auch noch Iron Maidens «The Wicker Man» coverten, war der Zapfen endgültig ab! So blieb unter dem Strich für meine Begriffe nicht viel Brauchbares übrig und ich war heilfroh, als diese Tortur endlich zu Ende war.


Setliste: «Nayana» - «No Rest For The Wicked» - «Welcome To My Funeral» - «Forever One» - «Heaven's Veins» - «The Wicker Man» - «My Life».

Steel Panther
Nun musste eine echte Steigerung her, doch im Wissen darum, was das Publikum im Wesentlichen gleich erleben würde, kaufte dem Ganzen halt gleich etwas von dessen Schneid ab. Nichtsdestotrotz stürmten Michael Starr (v), Satchel (g/v), Lexxi Foxx (b/v) und Stix Zadinia (d/v) kurz nach 21.15 Uhr die Bühne und legten unter grossem Jubel mit dem Opener «Supersonic Sex Machine» los. Umgehend waren dann natürlich auch alle Faxen und Posen wieder da und von den Sprüchen unter der Gürtellinie ganz zu schweigen. Im Vordergrund des teils tuntigen Herumstöckelns stand wiederum Bassist Lexxi, der es sich auch diesmal nicht nehmen liess, ständig an seinen Haaren rum zu fummeln und Lipgloss nach zu tragen. Was man dabei aber im positiven Sinne nicht verbergen konnte, war das musikalische Können aller Protagonisten. Allen voran Gitarrist Satchel, der immer wieder Kostproben seines Könnens, besonders beim Solo, ablieferte. Um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, stieg er hoch zu Stix' verwaistem Schlagzeug und bestätigte während dem Solieren noch die Bassdrum dazu. Dabei zitierte er einige Klassiker der Rock- und Metal-Geschichte, die überwiegend, auch von den jüngeren Fans, offensichtlich erkannt wurden. Danach ging die Steel Panther Party exakt in dem Stil weiter, wie man dies schon vor sieben Monaten sehen und hören konnte. Natürlich wurden auch wieder einige Girls aus dem Publikum heraus auf die Bühne geholt, wo diese dann etwas rumhampeln und mitsingen durften. Somit war das nichts Neues für all die Konzerbesucher, die schon im März im Komplex 457 Zeuge dieses farbigen Spektakels wurden. Was allerdings nicht mehr reproduziert werden konnte, war der magische Moment, der vom allerersten Konzert in der Schweiz ausging. So durfte aber zumindest eine wiederum tadellose musikali-sche Performance genossen werden und ich fragte mich dabei immer wieder, mit welcher Leichtigkeit und Sicherheit die drei Perückenträger ans Werk gingen. Nicht aus zu denken, wenn sich hier mal ein Haarteil verselbstständigen würde! Obwohl der Balkon ja geschlossen war, sorgten unten die gut 1000 Fans für ordentlich Ramba Zamba. Nach knappen 105 Minuten war dann gegen 23.00 Uhr der zweite CH-Besuch von Steel Panther ebenso Geschichte und der Hype spürbar eingebremst. Dennoch gab es nicht wenige Fans, die heute Abend ihre persönliche Premiere mit den vier Amis gebührend feierten und mächtig Spass hatten. Meine Wenigkeit braucht jetzt aber definitiv eine Pause und die wird mindestens bis zum nächsten Studio-Album anhalten, sofern es denn überhaupt noch eines geben wird.

Setliste: «Intro» - «Supersonic Sex Machine» - «Tomorrow Night» - «Fat Girl (Thar She Blows)» - «Asian Hooker» - «Just Like Tiger Woods» - «Let Me Cum In» - «If You Really Really Love Me» - «Guitar Solo Satchel» - «Turn Out the Lights» - «The Shocker» - «It Won't Suck Itself» - «Girl From Oklahoma» - «Party All Day (Fuck All Night)» - «Death To All But Metal» -- «Community Property» - «Eyes Of A Panther» - «17 Girls In A Row».