Livereview: Subway To Sally
18. April 2007, Zürich Palais X-Tra
By Leandra
Ein Abend mit Subway To Sally, das war die Überschrift an diesem Mittwoch. Dunkelheit und viele Lieder. Ungewohnt akustisch aber gewohnt gut. So die Kurzfassung dieses Gigs, der die Band auf ihrer „Nackt“-Tour nach Zürich brachte. Das X-tra war etwa zu drei Vierteln gefüllt und die ganze Zeit über nur schwach beleuchtet. (Die Fotos sind also absolut authentisch). Auf der Bühne sind Stühle mit hohen Lehnen aufgestellt und überall rankt sich Efeu. Während des ganzen Konzerts sitzt die Band, was ihr manchmal sichtlich schwer fällt. Das Publikum jedoch lässt sich die Freiheit des Hüpfens, Springens und Tanzens nicht nehmen – schliesslich ist das hier immer noch ein Konzert von Subway To Sally!

„Böses Erwachen“ als Einstieg, gefolgt von weiteren Klassikern, bis Eric Fish endlich die Menge begrüsste. Natürlich mit den Worten „Hallo Freunde!“. Dass sie alle sitzen ist wirklich ungewohnt, trotzdem ist der Funke sofort gesprungen, es wird allenthalben mitgesungen. Die Akustikversionen der Songs unterscheiden sich zum Teil nicht gross vom Original, da ist immer noch genügend Pep drin. Trotzdem wurden natürlich vor allem die Balladen für dieses Set ausgewählt. Der siebte Song ist logischerweise „Sieben“ und die Leute zählen begeistert mit. Das nächste Stück handelt laut Eric „zur Steigerung des Erlebnisfaktors nicht nur von einer sondern gleich von zwei Leichen“. Natürlich „“Element des Verbrechens“, was akustisch sehr gut klingt. Der Schweissfaktor auf der Bühne hält sich in Grenzen, immerhin tragen alle noch ihre Ledermäntel. „Mephisto“ wird begeistert mitgesungen und als Eric zum Hüpfen auffordert, wird ihm Folge geleistet. Der beliebte „Schrei“ kommt auch nicht zu kurz und bringt die Dezibel-Anzeige in Schwung. „Kleid aus Rosen“ kommt als leises Kleinod von der Bühne über das Gitter zu den Gästen geschwebt. Wunderschön gesungen, spärlich instrumentiert – leider haben einige Fans das Gefühl, sie müssten unbedingt lauter singen als Eric und mindestens doppelt so falsch; schade! Zum Glück kann man beim Summen wenigstens niemanden übertönen und so klingt das Lied so schön aus, wie es begonnen hatte. Der Applaus dafür ist umso tosender. Nach „Die Hexe“ und „Unterm Galgen“ kommt einmal mehr eins, von dem Eric weiss, dass wir jede einzelne Zeile kennen: „Traum vom Tod [part 2]“. Dann nimmt er ein dickes Buch hervor, schlägt Seite 200 auf, fordert absolute Ruhe und beginnt mit „Sanctus“. Singt's mit geschlossenen Augen und blättert trotzdem emsig weiter. Das Bühnenlicht wechselt von bläulichem Dunkel zu rötlichem Dunkel. Wessen Augen das Dunkel durchdringen, dem fällt auf, dass Subway To Sally heute eine Person mehr sind. Neben Frau Schmitt sitzt ein Cellist, der wahrscheinlich schon früher in der Schule immer mit den Mädchen getuschelt hat – jedenfalls tut er's jetzt. Bei „Arche“ tobt das Publikum, auch „Sag dem Teufel“ wird hüpfend aufgenommen. Simon erzählt danach von einem Fan, der alle Subway-Texte aufgeschrieben hat. In dieser Sammlung „finde sich auch ein Text, der dermassen frauenfeindlich. sei, dass sogar Sido sich weigere, ihn auswendig zu lernen“. Das Prinzip ist ganz einfach: <<Hat deine Braut [füge zwei wüste Attribute ein], [füge Todesart ein]>>. Simon steht auf und macht den Clown, was sehr goutiert wird; langsam ist es ziemlich heiß geworden im X-tra. Nach „Carrickfergus“ verabschiedet sich Eric und dankt artig. Doch die Leute haben noch nicht genug, fordern Zugaben. Die Band lässt sich bitten, kann aber nicht widerstehen und kehrt zurück. „Schlaflied“ und „Ohne Liebe“ folgen. Alles mögliche wird verdankt, unter anderem auch der ominöse Cellist, der natürlich extra für diese Akustik-Tour an Bord geholt wurde. Noch eine bei den Deutschen so beliebte Welle und weg sind sie... „Blut, Blut, Räuber saufen Blut...“, das obligate „Julia und die Räuber“ wird vom Publikum so lange intoniert, bis die Band erneut zurückkehrt. Eric schlägt vor, das Lied noch sieben Mal zu singen, was auch tatsächlich geschieht. Keiner verzählt sich und alle machen mit. Als Dankeschön gibt’s „Feuerkind“, wobei Erics Hände sich entzünden und er die (kalte) Flamme mit verträumtem Blick wieder löscht. Gänsehaut pur – auch beim endgültig allerletzten Song „Seemannslied“. Ein genialer Abend, vor allem für Subway-Kenner. Wem es zu wenig gerockt hat, der freue sich auf Oktober: Gleicher Ort, gleiche Band – aber dann wieder eingestöpselt!

Setliste: Böses Erwachen – Minne - Die Rose im Wasser – Horo - Der Hofnarr – Sieben - Element des Verbrechens – Kruzifix - Alle psallite cum luya – Mephisto - Das Rätsel II - Kleid aus Rosen - Die Hexe - Unterm Galgen - Traum vom Tod [part 2] – Sanctus – Maria – Liebeszauber – Arche - Sag dem Teufel - Die Braut und der Bräutigam - Carrickfergus – Schlaflied - Ohne Liebe - Julia und die Räuber – Feuerkind - Seemannslied