Livereview: U.D.O. - Maxxwell
01. Dezember 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Ob damals bei Accept oder jetzt mit seiner Solo-Band, auf Udo Dirkschneider ist stets Verlass. Was dieser Mann der Welt des Heavy Metal zugetragen hat, wird wohl erst richtig bemerkt werden, wenn er sich einst mal zu Ruhe gesetzt hat. Das kann aber noch etwas länger dauern, denn wer sich die Alben der jüngeren Vergangenheit anhört und auch ein paar Konzerte besucht hat, weiss, wie viel Kraft noch in U.D.O. drin steckt. Während seine ehemaligen Kollegen von Accept mittlerweile versuchen, die glorreiche Vergangenheit mit einem neuen Sänger wieder aufleben zu lassen, geht Udo mit seinen Jungs unbeirrt weiter und liefert auch weiterhin Qualitätsware ab. Wer am letzten BYH!!!-Festival in Balingen mit dabei war, mag sich bestimmt noch gut daran erinnern, wie geil dieser Auftritt war, obwohl nicht als Headliner gesetzt. Nach dem «Mastercutor» ist nun der «Dominator» an der Reihe. Zum ersten Teil der Tour gastierte man auch im Z7 und hatte mit Maxxwell eine aufstrebende, junge Schweizer Band mit dabei, wo unter anderem der ehemalige Crown Of Glory Gitarrist Cyril Montavon für fette Rhythmus-Riffs sorgt.

Maxxwell

Die Freude (allerdings nur am Anfang der Tour, wie wir heute ja wissen!) war gross, als der Support für die erste U.D.O.-Euro-Tour zum neuen Album fest stand. Damit konnten die Schweizer meist vor zahlreichem Publikum auftreten und neue Fans dazu gewinnen. Heute Abend fand der dritte Auftritt in diesem Rahmen statt und obwohl Maxxwell in diesem Lineup erst seit 2008 existieren, wirkte die Chose von Anfang an sehr tight. Es wurde grundsätzlich eine rockige Note im Stil der alten Shakra gefahren. Die Klampfen von Hef Häfliger und Cyril Montavon klangen ein wenig runter gestimmt, was bekanntlich für etwas mehr Druck sorgt. Bei mir stellten sich dann zudem Erinnerungen in Richtung der alten Gotthard ein, also zu Zeiten von Songs wie «She Goes Down», und The Order schimmerten ebenfalls etwas durch. Sänger Nobi Suppiger verfügt über ein relativ raues Organ, das zusammen mit den oft eingesetzten Backing Vocals gut harmonierte. Die meisten Songs stammten vom Debüt «Dogz On Dope», das hüben wie drüben gute Kritiken einfahren konnte. Drummer Oli Häller sorgte derweil mit Bassist Tom Kirchhofer für das stabile Rhythmus-Gerüst seiner Kollegen, während Hef Häfliger mit ein paar guten Soli auf sich aufmerksam machte. Voll in seiner Aufgabe als Rhythmus-Gitarrist ging Cyril Montavon auf, der es sichtlich genoss, ein Hammer-Riff nach dem anderen raus zu hauen. Dazu poste er wie ein Wilder und brachte zusätzlich Bewegung in die eh schon kraftvolle Darbietung rein. Seine Gitarre machte das offenbar nicht ganz mit, da sie mehr als einmal nachge-stimmt werden musste. Maxxwell rockten die Bude soweit anständig, aber dennoch beschlich mich mit der Zeit eine gewisse Langeweile aufgrund der Gleichförmigkeit der Songs. Darüber hinaus fehlte mir eine echte Ballade, wobei mit «Acid Train» wenigstens eine Halbballade am Start war, bei der der Frontmann zeigen konnte, was sonst noch gesanglich in ihm steckte. Unter dem Strich war der knapp 45-minütige Auftritt aber ganz in Ordnung und obwohl keine Massenhysterie unter den Fans ausbrach, ertönten doch ein paar Zugaberufe.

Setliste: «Intro» - «Locked Up» - «Dust N'Smoke» - «Big Shot» - «Dogz On Dope» - «Acid Train» - «Black Widow» - «No Pain No Gain» - «Out Of Control» - «Boogey Man» - «Down And Out» - «Bad To The Bone».

U.D.O.
Die Attribute für eine geile Metal-Show waren unübersehbar: Grosses Backdrop hinten, fett ausgestattetes Schlagzeug in der Mitte und sonst eigentlich nur noch Marshall-Türme soweit das Auge reicht! Mehr braucht es nicht und als Udo Dirkschneider und seine Mannen auf die Bühne kamen, war der Funke schon übergesprungen. Den Auftakt machten mit «The Bogeyman» und «Dominator», Letzterer ja der Titeltrack, gleich zwei neue Songs, ehe mit «Independence Day» ein seltener gespielter Track zu Live-Ehren kam. Man kann die Stimme von Udo mögen oder auch weniger bis vielleicht gar nicht, aber wenn es um Trademarks geht, gehört dieses Organ wie das von Lemmy oder Ronnie James Dio zum Weltkultur-Erbe! Da reichen wenige Sekunden und schon ist klar, um wen es sich handelt. Unverwechselbar und immer noch ziemlich auf der Höhe seines Könnens. Interessant gestaltete sich auch die aktuelle, ordentlich anders gestaltete Setliste, die mit «I Don't Wanna Be Like You» gar einen (Accept-) Song von «Objection Overruled» (1993) enthielt. Dafür blieb vom genialen «Mission N° X» nur gerade dessen Titeltrack übrig. Man konnte es ja sowieso nicht allen recht machen und mit jedem Album mehr wird die Auslese nicht leichter. Dies umso mehr, als dass die Vergangenheit mit Accept nie ganz abgestreift werden kann. Die Magie dieser Stücke ist immer noch ungebrochen und so ein Brecher wie «Princess Of The Dawn» ist nicht tot zu kriegen. Nicht dass die zahlreichen Fans nur darauf gewartet hätten, denn die Stimmung war schon früh ausgelassen und gut. Und wenn das bei Schweizer Publikum vermeldet werden kann, dann umso besser. U.D.O. hatten aber auch leichtes Spiel heute Abend, denn zu fettem Licht gesellte sich ein absolut top abgemischter Hallensound. Das machte Freude und die war augenscheinlich gegenseitig. So "ertrug" man das ausgedehnte und mit massig Rockstar-Gehabe ausgestattete Guitar-Solo von Jgor Gianola locker und auch Francesco Jovino's Drum-Einlage fand noch genug Applaus und Anerkennung. Mit dem überirdischen «Man And The Machine» wurde der Set immer kultiger, sprich Accept lastiger. Mit der Jahrhundert-Hymen «Balls To The Wall» ging nach dem Smasher «Holy» der zweite Zugabenblock zu Ende. Der Unterbruch währte jedoch nicht lange und unter tosendem Applaus setzten Udo und seine Kollegen zur finalen Triplette an, wo nochmals ordentliches Mitsingen Pflicht war. Wo viele andere Bands langsam froh sind, wenn die Show zu Ende geht, legte der Headliner nochmals ein paar Briketts nach und kitzelte mit der Speed Metal Legende «Fast As A Shark» noch die letzte Energie aus der ausgepowerten Menge. Eine weitere Schlacht war geschlagen und was für eine! Die alten Kollegen von Udo, die nächstes Jahr mit dem alten Bandnamen und neuem Sänger durch-starten wollen, sind gefordert, und es wird sich ja zeigen, wie schwer sich die Vakanz des Ex-Shouters auswirken wird. Die Band U.D.O. sitzt aktuell felsenfest im Sattel und lässt sich in der Verfassung keinesfalls (aus-) bremsen.

Setliste: «Intro» - «The Bogeyman» - «Dominator» - «Independence Day» - «I Don't Wanna Like You» - «Thunderball» - «Mission N° X» - «Vendetta» - «In The Darkness» - «Princess Of The Dawn» - «Guitar Solo Jgor» - «X-T-C» - «Infected» - «Living On A Frontline» - «Drum Solo Francesco» - «Man And Machine» - «Mastercutor» - «Animal House» - «Metal Heart» -- «Holy» - «Balls To The Wall» --- «Burning» - «I'm A Rebel» - «Fast A Shark».