Livereview: UFO - Mob Rules
02. November 2006, Z7 Pratteln
By Kissi
Junge Metalheads haben es schon schwer! Zum einen müssen wir immer am Ball bleiben, die neusten Veröffentlichungen ergattern und zum anderen zumindest einen Grund-Backkatalog aufbauen. Dasselbe gilt auch für Konzerte, denn wie steht man denn da, wenn Mann/Frau zugeben muss, noch nie an einem Motörhead-Gig abgebangt zu haben? Genau so wichtig, auf jeden Fall meines Erachtens, war die Gelegenheit, sich eine der britischen Rockbands schlechthin mal zu Gemüte zu führen. Und wenn UFO schon mal wieder in der Schweiz ihre Hits zum Besten gaben, konnte ich natürlich nicht fehlen und so trat ich kurz vor acht (um 20.00 Uhr sollte Konzertbeginn sein...) gestresst in ein nicht einmal mit 100 Zuschauern kläglich gefülltes Z7 hinein, um kurz darauf aber eine gemütliche Rockparty par excellence zu erleben!

Mob Rules
"Falsche Gruppe!", so könnte man den Auftritt der deutschen Melodic Metaller Mob Rules kurzum betiteln, denn der im Vergleich zu UFO doch merklich härtere Sound stiess logischerweise nicht wirklich auf Gegenliebe bei dem auf traditionellen Rock eingestellten Publikum. Auch ich schaute dem Auftritt des Quintetts aus unserem Nachbarstaat mit gemischten Gefühlen entgegen, gelten die Proletariat-Befürworter doch als ausgemachte Absacker auf der Bühne, ganz im Gegensatz zu ihrem episch intelligenten und abwechslungsreichen Sound, der sich auch an diesem Abend wieder hervorragend präsentierte und positiv für die Gruppe sprach. Dazu kam überraschend die mitreissende Vorstellung von Frontmann Klaus Dirks, die das verklemmte Minimal-Posing seiner Mitmusiker ohne weiteres zu kompensieren vermochte. Vom Opener "Black Rain" an nämlich peitschte er unaufhörlich das teilnahmslose Publikum zum Mitmachen an, während man routiniert und top abgemischt an Savatage erinnernde Songs wie "Lord Of Madness" oder „Veil Of Death“ zockte, beide vom kürzlich erschienen Longplayer „Ethnolution A.D.“, dessen Titeltrack, bestehend aus drei eigenständigen Stücken mit seiner Dauer von gut 20 Minuten fast die Hälfte der Spielzeit in Beschlag nahm. Mit der Drohung "Wir machen erst weiter, wenn ihr näher kommt und mitklatscht" schaffte er es dann schlussendlich doch noch, das kleine Häufchen vor der Bühne zu versammeln und die Hände gegeneinander schlagen zu lassen und auch Basser Markus Brinkmann liess sich zu den letzten Songs des 35-minütigen Sets doch noch etwas gehen. So konnten sie ihren negativen Live-Ruf wenigstens bei mir (zumindest teilweise) revidieren und getrost von sich behaupten, das Beste aus diesem Support-Slot gemacht zu haben.

Set-Liste: „Black Rain“, „Lord Of Madness“, Ethnolution A.D.: „Unholy War“, „Ashes To Ashes“, „Fuel To The Fire“, „Veil Of Death“, „The Last Farewell“, „In The Land Of Wind And Rain“ & „Hollowed Be Thy Name“.

UFO
Zu fröhlichem Rock'n'Roll löschten sich dann nach einer erfreulich kurzen Umbaupause erneut die Lichter und gaben den Startschuss für eine gut 90-minütige, vor allem relaxte Rockparty! Mit "Mother Mary" eröffneten die Briten ihr Set, welches eine ausgewogene Mischung aus neueren und alten Tracks aufzuweisen wusste. Dabei liess der Fünfer keinen Zweifel daran aufkommen, dass den wenigen, eher zurückhaltenden Zuschauern die fleischgewordene Spielfreude vor Augen spielte. Während Paul Raymond am Keyboard oder an der zweiten Gitarre eher relaxt im Hintergrund blieb, wirbelte Bassist Pete Way in weissen Leggins über die Bühne wie ein Derwisch, warf sich Vinnie Moore, der Michael Schenker ja bekanntlich mehr als zu ersetzen vermag, in alle erdenklichen Posen und Charakterstimme Phil Mogg ist ja sowieso die Sympathie an sich. So platzierte dieser kurzerhand seine Monitorboxen, um mit der Begründung, dass man es eben selbst tun muss, will man es richtig gemacht haben. Doch auch gesanglich liess sich nichts am mittlerweile weisshaarigen Frontmann aussetzen, der immer noch wie zu "Strangers In The Night"-Zeiten (1978) zu trällern vermag und von mir kurzerhand zu dem Grossvater erklärt wird, den ich schon immer haben wollte. Nach "Daylight Goes To Town" folgten in Form von "Let It Roll" und "I'm A Looser" (Jep Leute, die Jungs schreiben das auf ihrer Setlist mit zwei O's) die ersten grossen Hits, welche die Stimmung klar zu steigern vermochten, obwohl an diesem Abend nicht wirklich grosse Euphorie, sondern eher geniessendes Betrachten vorherrschte. Doch UFO ist sicherlich keine Band, die sich nur auf die altgedienten Klassiker stützen muss, denn das aktuelle, äusserst starke Album "The Monkey Puzzle" sollte dem Beweis genug sein. Dessen Songs "Hard Being Me", "Drink To Much" oder das wohl härteste UFO-Stück aller Zeiten "Heavenly Body" fügten sich nämlich nahtlos zwischen Stimmungs-Garanten wie "This Kidds" oder "Only You Can Rock Me". Wie zeitlos diese Stücke sind, beweist nur schon die Tatsache, dass UFO absolut ohne irgendwelche Pyros oder sonstigen Effekte auskommen, welche neben dem Songmaterial und dem superb abgemischten Sound wie schon erwähnt auch durch die Agilität der Musiker kompensiert werden. So duellierten sich Way und Moore, der schlichtweg zur Elite der Rockgitarristen gezählt werden muss, neben einem immerzu grinsenden Mogg, nur um im nächsten Moment die Instrumente zu "Too Hot To Handle" auf den Rücken zu nehmen. Natürlich war danach der immense Hit-Fundus der vier Engländer und dem Ami Moore noch lange nicht ausgeschöpft und so folgte auf das grandiose "Lights Out" sogleich "Rock Bottom" (diesen Titel nahm Pete Way sofort wörtlich), dass gleichzeitig das viel zu frühe Ende des regulären Sets ankündigte, welches natürlich noch von zwei obligaten Zugaben "Doctor Doctor" und "Shoot Shoot" komplettiert wurde, bei denen das Publikum letztlich doch noch einmal richtig abzugehen wusste. Danach war endgültig und natürlich viel zu früh Schluss, was man den Rock-Senioren nach dieser energiegeladenen wie sympathischen Vorstellung jedoch allemal zu verzeihen vermochte.

Set-Liste: „Mother Mary", „Daylight Goes To Town", „Let It Roll", „I Am A Loser", „This Kidds", „Hard Beeing Me", „Drink To Much", „Fighting Man", „Only You Can Rock Me", „Baby Blue", „Heavenly Body", „Love To Love", „Too Hot To Handle", „Lights Out", „Rock Bottom", „Doctor Doctor" & „Shoot Shoot".