Livereview: Winter Metal Festival -  Asphyx - 1349 - Vader -
                    Ragnarok - Aborted - Bonded By Blood - Defaced

26. Januar 2013, Zürich - Alte Kaserne
By Natalia N.
Am 26. Januar fand unter dem Namen 'Winter-Festival', ein von „Meh Suff“ organisiertes Festival der extremen Musik statt! Die Auswahl der ankündigten Bands erregte die Aufmerksamkeit der Menschen, die für Genres wie Death und Black Metal schwärmen. Ich sage bloss, dass als Headliner der sogenannte Patriarch der europäischen Death Metal Szene Asphyx und dazu der legendäre Vertreter der norwegischen Black Metal Szene 1349 auftraten.

Das Festival fand in der Zürcher Location „Alte Kaserne” statt. Dank seiner Geschichte passte dies super für den Auftritt dieser Gruppen. Der Geist des Mittelalters kehrte für einen Abend in diese Kaserne zurück. Es schien, als ob man in die Zeit des Schreckens und der Bluttaten zurück gelangte - in eine Zeit, in welcher ein Grossteil der Völker Europas an Bubonenpest oder unter dem Beil starben. Ich möchte noch ergänzen, dass dasselbe Technikerteam vor Ort war, welches sich bereits für den Sound beim Herbstauftritt von Marduk verantwortlich gezeigt hatte. Deswegen sollte alles perfekt sein. Der Klang war nicht nur gut und rein, sondern schlicht hinreissend! Die "Alte Kaserne" ist ein langes Gebäude, und dadurch wirkte der von der Bühne kommende Klang immer stärker und heftiger und erwischte einen in jedem Raumpunkt! Für Fans des Extremen konnte man sich nichts Besseres ausdenken!

Defaced >
Zwanzig Minuten vor Vier kamen die Musiker der Schweizer Death Metal Band Defaced auf die Bühne. Diese Jungs aus Bern zeigten ziemlich energischen Death Stoff. Man spürte, dass die Band keine Anfänger waren und viele Anhänger hatten. Sie blieben länger als geplant und es gelang ihnen alles zu zeigen, was sie konnten. Das Schlagzeug- und das Bassgitarrenspiel gefielen mir am besten. Reine und filigrane Schlagzeugparts von Markus Röthlisberger, der seine Becken meisterlich handhabte, faszinierten jeden. Ausserdem habe ich nur lobende Worte an den Gitarristen, der ein Gitarrensolo sagenhaft spielte und damit Schreie der innigen Unterstützung hervor rief. Am Ende des Auftrittes waren die Zuschauer in guter Stimmung und aufgewärmt für die weiteren Bands. Und nicht nur die Zuschauer: Der Frontmann der Gruppe, Manuel Tschanz, lief mit nacktem Oberkörper rum, obwohl es draussen noch Winter war. Um viertel nach Vier beendete die Band ihren Auftritt.

< Bonded By Blood
Etwa gegen halb fünf betraten die Musiker von Bonded By Blood die Bühne. Blitzschnell geriet man in Thrash-Stimmung. Die Gruppe erwies sich als wild und energisch. Jeder Musiker schenkte dem Publikum seine Aufmerksamkeit. Der neue Bassist Jessie Sanchez, der virtuose Bassläufe spielte, hinterliess bei allen einen guten Eindruck. Die Band führte Thrash in Motörhead-Manier auf und agierte dabei so was von profiliert, dass sie dadurch die Aufmerksamkeit der Mehrheit der Angekommenen auf sich ziehen konnte. Sänger Mauro Gonzales trug nicht nur ein aussergewöhnliches Outfit, sondern besass auch eine sehr wohlklingende Stimme. Er teilte mit, dass er froh war, das schweizerische Publikum wieder sehen zu dürfen und fügte hinzu, dass er sich immer noch an die warmherzige Aufnahme der Schweizer Metalheads vor zwei Jahren erinnern konnte. Es ist gerecht zu sagen, dass wenn Defaced das Publikum “aufgewärmt” hatten, es Bonded By Blood es sogar angezündet haben!

Aborted
Für ausgeprägte Exemalisten stand dann der Auftritt von Aborted auf dem Plan. Diese belgische Brutal Death\Grindcore Band kam um zwanzig vor Sechs auf die Bühne und die Bühnenlichter wurden auf rot gestellt. Dies geschah wohl mit Absicht, denn Rot ist die Farbe des Blutes. Ausserdem überzog sich die Bühne mit künstlerischem Qualm. Der Sänger Sven de Caluwe besitzt eine ausdrucksvolle, gutturale Stimme, was einem sehr glücklich stimmt. Mit gutem Recht ist er der Gruppenleader, denn er unterhielt sich sehr viel mit den Zuschauern. Vor jedem Lied erzählte er eine kurze Vorgeschichte, indem er den Inhalt des kommenden Liedes wiedergab. Einmal teilte er mit, dass das nächste Lied denjenigen, die besonders abgegangen sind, sehr gefallen sollte. Ausserdem erwähnte er verdienten Headliner Asphyx hochachtend. Zu Blastbeat am Schluss warf der Bassist sein Instrument auf den Kopf und die anderen Musiker verabschiedeten sich herzlich von den dankbaren Zuschauern.

Ragnarok >
Nach 15 Minuten löste sich der Rauch auf, und das Festival setzte sich mit dem Auftritt der norwegischen Gruppe Ragnarok, die im vorigen Jahr das Album «Malediction» herausgegeben hatte, fort. Es ist allen bekannt, dass ausgerechnet Norwegen der Hauptlieferant des Black Metal Genres ist. Nach ein paar Minuten waren die vorderen Reihen voll von den zahlreichen Fans dieses Genres. Es ist eine Tatsache, dass es zu Beginn des Auftrittes dieser Band wesentlich mehr Frauen gab als vorher. Die Musiker kamen auf die Bühne mit traditionellem Corpsepaint und wirkten ziemlich zurückhaltend und konzentriert. Als besonders schwer zugänglich schien der riesige wirkenden Bassist. Der Sänger sang derweil mit überbetonter Freundlichkeit und nach dem ersten Lied bedankte er sich heftig beim Publikum für die Unterstützung. Die Zuschauer antworteten mit Schreien und Frauengequietsche. Jedes Lied erntete massig Beifall, weswegen die Pausen zwischen den Songs unmöglich lang wurden. Vor dem Abschluss rief Nikolay Fridtjof Dahr ein paar Mal «My Satan!» und gegen acht Uhr verliess die Band die Bühne.

Vader
Vor dem Auftritt von Vader wurde ziemlich lange an deren Live-Sound rumgeschraubt. Anfang neun Uhr kamen die Dauerläufer der polnischen Metalszene zur Schau. 2013 feiert die Band das 25. Jubiläum der Herausgabe des Albums «Black To The Blind», welches der Gruppe einen guten Ruf in der weltweiten Death Metal Szene verschafft hatte. Gerade deswegen enthielt die Setliste so viele Lieder aus diesem Album. Der Stoff dieses Albums stellt Death Metal, gemischt mit Thrash-Einlagen dar und deswegen konnte man diesen Auftritt als „old-school“ bezeichnen. Unter anderem sang man Lieder wie: «Heading For Internal Darkness», «Carnal», «Foetus God», «Distance Dream» und das Titellied «Black To The Blind». Wie üblich sah der Auftritt von Vader wie ein sehr gut geübtes Theaterstück aus, mit obligatorischem Intro am Anfang und dem traditionellen symphonischen Outro «Darth Vader» am Ende. In der Mitte des Sets hörte man wieder ein Intermezzo, welches mit dem Stoff aus dem letzten Album „Welcome To The Morbid Reich“ verbunden war. Die Band sang ein paar Lieder aus dieser Sammlung, unter anderem «Сome And See My Sacrifice». Zum Abschluss führte man die Komposition «Vision and The Voice», aus dem wunderbaren früheren Album «De Profundis» aus. Unter einem Konzert von Vader versteht man immer einen erbarmungslosen Andrang und Bravour. Während des Jahres spielte sich der Gruppenleader, Sänger und Gitarrist Piotr "Peter" Wiwczarek mit dem Gitarristen Marek "Spider" Pająk gut ein und auch der junge Trommler James Stewart bekam den alten Stoff sehr gut in den Griff. Uns bleibt jetzt nur noch, auf das neue Album «Straight To Hell» zu warten!

1349
Der Extreme Marathon wich nicht vom Plan ab und ein bisschen später als halb elf kamen 1349 auf die Bühne! Es ist schwer einen anderen Ort zu erdenken, der besser für den Auftritt dieser Gruppe geeignet wäre! Es erschallte Heulen und Gestöhne der Märtyrer, die für ihre Black Metal Musik sehr typisch ist. Das ganze dauerte eine Stunde lang, in diesem Mittelaltergebäude mit langer Halle. Kein Clubraum hätte den Zuschauern eine so gute Übertragung in die trübe Vergangenheit ermöglichen können. Überflüssiger Gitarrenlärm glich den Sünderseelen. Man setzte oft eine Aufnahme einer alten Kirchenorgel ein, was dem Auftritt absolute Glaubwürdigkeit verlieh. Szenische Kostüme der Musiker verstärkten das Gefühl, dass man sich nicht mehr im 21. Jahrhundert befand, sondern im Mittelalter mit seinen gewissen Kennzeichen: Pestnarben und schonungslosen Glaubensgerichten. Besonders auffallend wirkte der Basspieler, der eine Mönchskutte mit einer Kappe trug, die beinah das ganze Gesicht verhüllte. Der Sänger sprach Liederworte auf Latein von der Bühne aus zum Beifall aus dem Publikum. Die Band legte einen besonderen Akzent auf Lieder aus dem letzten Album und beendete ihren Auftritt mit der Komposition 'Atomic Chapel' bei welchem die Bühne gelb-rot erleuchtete und höllischen Flammensträhnen glich. Lex Diaboli!

Set-Liste: „Riders Of The Apocalypse“, „Satanic Propaganda“, „Maggot Fetus... Teeth Like Thorns“, „The Devil Of The Deserts“, „I Am Abomination“, „Aiwass Aeon“, „Pandemonium War Bells“, „Serpentine Sibilance“, „When I Was Flesh“, „Atomic Chapel“.

Asphyx
Gleich fünf Minuten nach dem Auftritt von 1349 konnte man die Musiker von Asphyx sehen. Es war toll, den bekannten Death Metal Vokalisten Martin van Drunen, der einen grossen Beitrag zur Entwicklung der europäischen Death Metal Szene geleistet hatte, zu erkennen. Seine Stimme wurde zum integrierenden Bestandteil der klassischen Alben von Asphyx und Pestilence. Mit dem Comeback von Martin im 2007 erweckten Asphyx einen neuen Interesseschwung für dieses Genre. Es ist bemerkenswert, dass das im Jahre 2012 herausgegebene Album "Deathhammer" mit seiner Vielfältigkeit die Fans überraschte. Nun konnten die Zuschauer extremes Death, herrlich gemischt mit Doom in vollem Masse erleben und man fühlte sich wie Anfang der 90er Jahre. Zusammenfassung dieser Handlung war die Ausführung der neuen Kompositionen 'Minefield' und 'As the Magma Mammoth Rises', beides sieben Minuten lange Tracks, die als interessanteste Werke des gesamten Auftrittes bezeichnet werden konnten. Die Band vergass auch nicht diejenigen Fans, die ihren „raschen“ Stoff mögen, und sang 'Vermin', sowie 'The Flood'. Die Zuhörer nahmen auch klassische Werke 'MS Bismarck' und 'The Rack' mit Begeisterung auf. Man kann unterstreichen, dass der heutige Gruppenbestand unglaublich stark ist. Martin übt eine magische Anziehungskraft aus. Er besitzt eine besondere Aura, eine Aura der Geruhsamkeit und Zuversicht, die nur den wahren Vorkämpfern der extremen Musik beiwohnt. Man sah an seinem Benehmen, dass er sich wie zu Hause unter den Freunden fühlte. Vor dem Lied 'MS Bismarck' wollte er herausfinden, in welcher Sprache er zu dem Publikum sprechen sollte, entschied sich schliesslich für Deutsch, wobei er sich bei den englischsprachigen Zuhörern dafür entschuldigte. Der Schlundkopf von Van Drunen gereicht zu seinem Verdienst, denn sie ermöglicht ihm eine Vielfalt des Eitelkeitsgesangs. Man darf auch nicht das einzige unersetzbare Mitglied, den Grupperngründer und Trommler Bob Bagchus- vergessen. Die Duos von dem hochwüchsigen Bassspieler Alwin Zuur und dem Gitarristen Paul Baayens verdienen auch gelobt zu werden. Der Auftritt war klasse! Only Death Is Real!

Set-Liste: «The Quest For Absurdity», «Vermin», «The Flood», «Deathhammer», «MS Bismarck», «Death The Brutal Way», «Minefield», «Eisenbahnmörser», «We Doom you to Death», «Wasteland Of Terror», «Forgotten War», «As The Magma Mammoth Rises», «The Rack».