Livereview: Within Temptation - Stoneman
16. Februar 2005, Volkshaus Zürich
By: R.K.         Pics: Rockslave
Lange lange Zeit ist es her, seit meinem letzten Konzertbesuch im Volkshaus! So mussten neun Jahre ins Land ziehen, bis ich wieder in Versuchung kam, meine Füsse über das Portal im Herzen von Zürich zu bewegen. Grund dafür waren Within Temptation, welche das erste Mal als Headliner die Schweiz beehrten. Erst im Rohstofflager geplant, wurde aufgrund der Nachfrage die Location ins Volkshaus verlagert, was nicht sonderlich erstaunlich war, bei dem Erfolg, welche die Holländer mit ihrem aktuellen Album "The silent force" auch bei uns hatten. So pilgerte ich mit einigen "Familienangehörigen" der Metal Factory sowie circa 900 Seelen der Nacht, voller Erwartungen zum Orte des Geschehens.

Stoneman
Im Vorfeld wurde nicht bekannt, wer als Support der Holländer den Abend eröffnen würden. Stoneman waren die Auserwählten, wie ich am Abend des Geschehens durch einen Flyer herausfinden konnte. Der Name war mir nicht bekannt und so liess ich mich mal überraschen, was die vier Jungs und das Mädel auf der Bühne zeigen würden. Als ich es endlich schaffte, meinen Körper durch die Eingangspforten zu zwängen, griffen Stoneman bereits heftig in die Saiten. Dabei schlug mir ein düster rockiges Soundgewand um die Ohren, gemischt mit eingängigen Refrains. Eigentlich erwartete ich einen etwas mehr Gothic Metal lastigeren Anheizer, doch Stoneman's Soundmix aus rockigen Gitarren, einer Prise Härte und Tastenmelodien brachte schon mal etwas Feuer ins Publikum. Besonders der Sänger gab sich alle Mühe, eine gute Show abzuliefern, was ganz gut gelang, jedoch durch die Statik seiner Mitstreiter wieder etwas an Dynamik verlor. Doch ein verdienter Applaus für ihren gelungenen, gut halbstündigen Gig war ihnen sicher, auch wenn vielleicht das Düster-Publikum nicht ganz 100%ig aus ihrer Sound-Zielgruppe bestand.


Within Temptation

Kurz nach neun Uhr war es dann endlich soweit. Aus den Lautsprechern dröhnte das aktuelle Intro der "The silent force" Platte und ein Bandmitglied nach dem anderen bezog Position auf der Bühne. Das Intro floss in "See how I am" über und Sharon erschien, was darauf gleich ein grosses Jubelgeschrei seitens der Fans auslöste. Was als Erstes hervorstach, war das liebevoll gestaltete Bühnenbild. Zwei mit Efeu geschmückte Säulen ragten links und rechts in den Bühnenhimmel, davor zwei riesige Engel und am Boden loderten Feuer vor sich hin. Das Schlagzeug wurde am linken Rand positioniert, damit in der Mitte genügend Platz war, um mittels Projektoren das aktuelle Cover zu präsentieren. Im Verlaufe des gesamten Konzertes wurden immer wieder neue Bilder und Filme, passend zu den Songs vorgeführt. Flüge über Wüsten, im Nebel verschlungene Landschaften, Urwälder und Vulkanausbrüche und so weiter waren zu bestaunen. Ich hatte bis jetzt noch an keinem meiner unzähligen Konzerte ein so schönes und abwechslungsreiches Bühnenbild erlebt (und damit meine ich nicht die Anwesenheit von Sharon), wie es Within Temptation ihren Fans zeigten, daher zwei fette Daumen nach oben!! Bei der Begrüssung flehte Sharon das Publikum an, ihr zur Seite zu stehen, da sie krankheitshalber nicht das volle Potenzial ihrer Stimme ausnutzen konnte. Ihre Erklärung hielt sie auf Deutsch, obwohl sie am Nachmittag, als ich sie in den Katakomben des Volkshauses traf, noch nicht so sicher war, ob denn wir Schweizer überhaupt Hochdeutsch verstehen. Doch wir machten ihr klar, das auch wirRösti-Geniesser der hochdeutschen Sprache mächtig sind und somit verstand dann auch am Abend wohl der hinterletzte Fan, dass es um die Gesundheit der charmanten Sängerin nicht zum Besten stand. Trotz dieses Handicaps, brachte Sharon über fast die gesamte Zeit eine hervorragende Leistung. Einzig bei "Aquarius" merkte man deutlich, dass sie langsam an ihre "Leistungsgrenze" stiess. Weiter würde es mich nicht erstaunen, wenn bald mal ein "Fit mit Sharon" Video erscheinen würde, denn all die "Verrenkungen", welche die Dame auf der Bühne vollbrachte, trieben mir den Schweiss auf die Stirn. Auch die Saitenmeister waren äusserst aktiv und brachten Leben auf das Parkett. Die dargegotenen Stücke (abgesehen vom "Running up that hill" Cover) waren allesamt vom aktuellen und vom "Mother Earth" Album, einzig "The other half" von der "The dance"-EP wurde vom älteren Material zum Besten gegeben. Es war auch der einzige Moment, wo Robert zum Mikro schritt, um ein wenig abzugrunzen. Deutlich wurde jedoch die Stimmung düsterer und kraftvoller, obwohl die neuen Tracks live ein wenig mehr Power besitzen als ab Konserve. Schön brav spulten Within Temptation einen Song nach dem anderen ab, ohne dabei auf "Experimente" einzugehen, was ich etwas schade fand. Hier muss ich unserem "Rockslave" recht geben..., irgendwas fehlte..., es wurde kein einziges Solo gespielt, was die Live-Darbietung doch etwas minderte. Auch das Soundgewand liess zu wünschen übrig, zwar war Sharon immer gut zu hören, aber der Gitarren-Sound war streckenweise sehr dumpf, als wären die Jungs zu einem Pudding zermantscht worden. Aus Rücksicht auf Sharon's Gesundheitszustand wurde das Programm, wie auch schon am Vorabend, gekürzt. "Our farewell" und "Jane Doe" wurden ausgelassen und somit beendeten Within Temptation mit "Ice Queen" nach guten 85 Minuten ihren ersten Schweizer Headliner-Gig im Volkshaus. Somit war wieder mal ein Konzert vorbei, welches besonders optisch sehr viel bot, doch sonst sich mit Überraschungen zurück hielt. Auch wenn sich bei dieser Band sehr viel auf die holde Weiblichkeit konzentriert, wäre es doch schön, die Jungs mal aus dem Schatten treten zu lassen..., wir leben doch in der Zeit der Gleichberechtigung!

Set-Liste: "Intro", "See who I am", "A dangerous mind", "Jillian (I'd give my heart)", "Angels", "The promise", "Pale", "Forsaken", "Stand my ground", "Memories", "Running up that hill", "Cages", "Mother Earth", "Deceiver (of fools)", "Aquarius", "The other half", "Ice Queen".