Potenter
Nonsens mit Knoblauch, Zitronen und Dracheneier.
Heidenlärm aus Luzern – Das ist Abinchova! Die siebennköpfige Kombo
wirft mit “Wegweiser“ ihr zweites Studioalbum auf den Markt. Metal
Factory hat sie an ihrer Plattentaufe getroffen und plauderte mit
Sänger Arnaud über dubiose Potenztränke, überlange Songs und
Geschichten, die im Nichts verlaufen….
MF: Gratuliere zum neuen Album! Was hat sich auf der neuen Scheibe
verändert?
Arnaud: Was sich verändert hat, das ist die Zeit! Als wir die
Songs für das das erste Album geschrieben haben war‘s 2009, 2010
haben wir sie dann aufgenommen und 2011 haben wir dann das Album
(Versteckte Pfade) rausgebracht. Das war ein recht langes Prozedere.
Und wenn man das mal vergleicht - seit der Zeit als wir die Songs
geschrieben haben sind 4 Jahre vergangen. In diesen 4 Jahren konnten
wir uns auch alle als Musiker steigern und mehr Erfahrung sammeln
und allgemein etwas besser werden. Ich glaub das ist genau das, was
man jetzt hören kann, schlussendlich.
MF: Das hört man auch! Ihr seid erwachsen geworden, wenn man das so
sagen darf… Ihr habt auch sehr spezielle Texte auf eurem neuen
Album. Ausserdem gibt’s wie auf jeder Veröffentlichung bisher wieder
ein gesprochenes Praeludium. Was hat es damit auf sich?
Arnaud: Wir haben auf dem ersten Album mit einer
Nonsens-Geschichte angefangen, weil wir einfach ein Intro haben
wollten. Wir hatten dafür keinen bestimmten Text, deswegen haben wir
das Praeludium geschrieben – mit einem Text der schlussendlich eben
einfach ins Nichts verläuft. Als wir dann die Reviews gelesen haben
waren alle sehr negativ gegen dieses Intro gerichtet. Wir haben dann
aber von vielen Fans gehört, dass sie genau das lustig fänden.
Deshalb haben wir‘s wieder gemacht. Und wieder gab‘s schlechte
Kritik in den Reviews und die Fans fanden es wieder gut, drum haben
wir einfach beschlossen wir machen das ab jetzt immer so! Wir hören
einfach immer mit einem Ausblick auf eine Geschichte auf, die wir
niemals beenden werden…. Wir wissen selber nicht wie die Geschichte
ausgeht und genau darum geht es beim Praeludium!
MF: Ihr erzählt ja generell gerne Geschichten in euren Liedern. Oft
sind das dann ja so typische Märchen oder Fabeln mit einem
speziellen Twist. Wo nehmt ihr die Inspiration her? Zum Beispiel im
Song “Vom Grünen Grund“ – da geht es ja um eine Kröte, die eine
Jungfrau geopfert haben will….
Arnaud: Also viel von unserer Inspiration kommt von Renward
Cysat. Er war im 16. Jahrhundert Stadtschreiber von Luzern und hat
eine Stadtchronik geschrieben. Er hat dann auch Geschichten der
Bauern aus der Region aufgeschrieben. Und zwar nicht einfach Sagen
oder Legenden aus zweiter Hand, sondern Geschichten, die diesen
Bauern wirklich passiert sind und die sie ihm erzählt haben. Das
sind Geschichten von Bauern, die gesehen haben wollen wie ein Drache
ein Ei auf ein Feld fallen liess, woraufhin das dann abbrannte. Den
Drachenstein kann man übrigens im Historischen Museum Luzern heute
noch sehen! Cysat selbst hat angeblich gesehen wie die Züsler, das
sind brennende Seelen jener Menschen, die zu Unrecht zu Tode
gekommen sind, durch die Wälder um den Vierwaldstättersee zogen. Und
das ist natürlich sehr spannend, vor allem weil er als angesehene
Autoritätsperson diese Dinge so ernst genommen hat und sie auch
niedergeschrieben hat. Und grade weil er ja ein seriöser
Stadtschreiber war und auch heute noch als zuverlässige historische
Quelle gilt, könnte es ja sein, dass auch die fantastischeren
Sachen, die er geschrieben hat, gar nicht so falsch sind. Sonst
hätte er sie ja kaum aufgeschrieben. Er hat übrigens auch einen
Liebestrank notiert, der die Potenz steigern sollte! Mit sehr viel
Knoblauch und Zitrone….
MF: Aha, also schon mal potenzielles Textmaterial fürs nächste
Album?
Arnaud: Ah, nein (lacht) – Ich glaube nicht, dass ich das jemals
brauchen werde! Ist wohl nicht so gut….
MF: Ja, ich glaube mit dem Trinklied “Flaschengeist“ habt ihr dann
doch eindeutig mehr Fans! Bei eurem neuen Album fällt ein Track
etwas aus der Reihe: “Echo“ ist mehr als doppelt so lang wie alle
anderen Lieder. Was hat es damit auf sich? Kann man das in Zukunft
häufiger von euch erwarten?
Arnaud: Als wir das neue Album geschrieben haben, war da ein
Song, den wir auf dem letzten Album weggelassen haben. Den haben wir
dann auch nicht auf “Handgeschrieben“ raufgetan, weil er für 7“
einfach zu lang war – man kriegt gar nicht so viel Musik drauf,
ausser man verteilt‘s auf beide Seiten, aber wer will schon einen
Song zweiteilen? Zu “Versteckte Pfade“ hat er irgendwie nicht
gepasst, vor allem weil er damals nochmal etwa doppelt so lang war.
Und als wir dann unsere alten Sachen nochmals durchgegangen sind,
haben wir den wiederentdeckt und fanden ihn eigentlich immer noch
ganz gut. Dann haben wir ihn einfach nochmals bearbeitet, um ihn
aufzupeppen: etwas runtergetrimmt, manches beschleunigt und nochmals
poliert. Und ich denke das ist jetzt wirklich das richtige Album um
den Song rauszubringen. Und in seiner jetzigen Form ist er nur 20
Sekunden länger als unser bisheriger längster Song “Ein Lied“ vom
letzten Album!
MF: Vielen Dank für das Interview!
Arnaud: Vielen Dank!
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