Lieber mit Freunden spielen.
«Würdest du dich bitte kurz halten, wir wollen essen», liess
Gitarrist Erik Martensson (W.E.T., Eclipse) seinen Sänger Age Sten
Nilsen (ehemals Wig Wam) wissen. «Du weisst ich kann mich nicht kurz
halten», schallte es mit einem lauten Lachen zurück und Age widmete
sich meinen Fragen. Ja, wie kam's denn zu Ammunition und wieso wurde
der Komet von Wig Wam so schnell und unverhofft gelöscht? Von einer
Truppe, die sich mit dem Auftritt beim Eurovision Song Contest in
die Herzen der Hardrocker spielte und dabei immer wieder betonte
«It's hard to be a rock' n roller!» Spass will Age und seine neuen
Truppe haben, die aus bekannten skandinavischen Musikern besteht. So
ist neben Mister Nilsen und Erik, Schlagzeuger Robban Bäck (ehemals
Sabaton, Eclipse) dabei (ist mittlerweile Ersetzt worden durch den
Eclipse-Bassisten Magnus Ulfstedt), wie Keyboarder Lasse Finbrathen
(ehemals Wig Wam, Circus Maximus) oder Gitarrist Jon Pettersen (Bad
Habits). Wieso Hal Patino (ehemals King Diamond, ehemals Pretty
Maids) durch Victor Borge (TNT) ersetzt wurde, erzählte der
auskunftsfreudige Shouter wie vieles andere…
MF: Wieso haben
sich Wig Wam aufgelöst?
Age: Oh, das ist eine lange Geschichte. Wir hatten einen
sehr vollen Zeitplan und waren nonstop auf Tour. Du kennst das. Man
ist auf Tour, unnötiger Scheiss passiert und man geht sich
gegenseitig auf die Nerven. 2007 wollten wir eine Pause einlegen.
Einfach um den Kopf wieder frei zu kriegen um dann wieder gemeinsam
durchstarten zu können. Darauf warten dass sich der Erste per
Telefon meldet und das Startzeichen gibt. Wir waren alle wieder
bereit. Ich freute mich auf die Meetings um die nächsten Dinge zu
besprechen. Aber es ging gleich weiter mit neuen Konzerten los.
Zuerst 15 Shows, dann waren das nächste und plötzlich auch das
zweite Jahr verplant. Es war ein verdammter Fluch. Und zwischendurch
spielte ich noch mit meiner Queen-Tribute-Band, wo alleine in
Norwegen über 450'000 Tickets verkauft wurden. Tja und kurz bevor
Trond (Holter, Gitarre) bei Jorn mitspielte sprachen wir über all
den Scheiss, der um uns herum passierte.
Das Gute an diesem
Meeting war, dass wir uns wirklich aussprechen konnten und wer
weiss, vielleicht können wir in der Zukunft zusammen ein paar Shows
spielen. Das wäre grossartig. Einfach nochmals für die Fans zu
spielen. Das wäre ein gutes Ende für Wig Wam. Ammunition ist mein
neues Zuhause. Da habe ich das Gefühl, ich weiss wo ich hingehöre
und bin sehr glücklich mit all diesen tollen Musikern zusammen zu
spielen. Es fühlt sich frisch an. Die Art wie wir zusammen
kooperieren, wie wir neue Lieder schreiben und wie wir zusammen die
Zeit verbringen… Das sind alles gute Freunde. Es gibt keine
Spannungen und das ist sehr wichtig. Das war auch meine Mission, als
ich für diese Band die neuen Musiker suchte. «To have a band where
you can feel at home» Ich wollte mit Musiker zusammenspielen, die
ich auch gerne zu mir nach Hause einladen würde. Es sollte mehr als
nur eine geschäftliche Partnerschaft sein, sondern wahre Freunde.
Das Reisen macht den Grossteil einer Band aus. Letzte Nacht haben
wir fünf im gleichen Raum geschlafen, haben Rotwein getrunken, die
Lieder geprobt und über Musik und die Vergangenheit gesprochen.
Diese Jungs sind wie meine Brüder.
MF: Wie hast du die Band zusammengestellt?
Age: Allen begann damit, dass ich Lieder für das nächste
Wig Wam-Album schrieb. Trond sass im Studio während ich auf
Promotour war. Darunter befanden sich TV- und Radioshows. Ich wäre
nie fähig gewesen so lange im Aufnahmetempel zu sitzen, wie er das
konnte. So schrieb in die neuen Lieder während ich auf meinen Reisen
war, oder wenn wir tourten. Meine neuen Ideen präsentierte ich den
anderen immer auf meiner Akustikgitarre. Damit wollte ich ihnen
meine Vorstellungen präsentieren für das fünfte Wig Wam-Werk. Ich
war nie der Produzent, wie es Trond ist. Ich hatte nur meine
Visionen, wie etwas zu klingen hat und versuchte diese den anderen
nahe zu bringen. Das funktioniert super zusammen mit Erik. «Road To
Babylon» war ursprünglich für Wig Wam gedacht. Für Wig Wam hätten
meine Ideen vielleicht nicht gereicht, aber Erik versteht meine
Visionen und kann daraus die Lieder fertigkomponieren. «Give Me A
Sign», «Shanghaied», «Road To Babylon» und «Hit Me (With Your
Bombs)», mit diesen Track gingen wir ins Studio. Dank der tollen
Zusammenarbeit mit den anderen Jungs wurde aus einem möglichen
Soloalbum eine Bandkostellation. Oh mein Gott, wie gerne würde ich
Gitarren spielen, aber ich bin der Sänger in dieser Truppe (grinst).
Erik brachte Robban und ich Jon und Lasse in die Band. Mittlerweile
ist ein Jahr ins Land gezogen. Für Robban war klar, dass er nicht
weiter bei uns mitspielen kann wegen dem Geld. So mussten wir mit
einem anderen Trommler in Spanien auftreten. Das funktioniert
überhaupt nicht. Viel Alkohol war involviert. Etwas, das ich
überhaupt nicht mag. Ich mag Leute, die für die Musik leben und
nicht nur für die Party. Leute, die sich nur für ein Image
interessieren, gehen mir am Arsch vorbei. Bassist Magnus Ulfstedt
(Eclipse) kam zu uns und ich fragte ihn, sollte Robban nicht mehr
zurückkehren, ob er mir die Freude erweisen und als neuer Trommler
in die Band einsteigen würde? Hal verliess uns und nun steht Victor
bei uns am Viersaiter. Er und ich hatte seit vielen Jahren darüber
gesprochen zusammen Musik zu machen. Da war eine gemeinsame Band
geplant, bevor ich mit Ammunition startete. Bisher passte dies nie
und nun bin ich rundumglücklich, dass wir zusammen in einer Combo
spielen. Hal ist ein toller Bassist, der es aber gewöhnt ist einen
zweiten Gitarristen zu ersetzen und so möglichst viel in sein Spiel
einbaut. Ammunition haben zwei tolle Gitarristen, da benötigen wir
einen Bassmann, der einen fetten Grundrhythmus spielt. Leider war
bei Hal auch viel Alkohol im Spiel, was dazu führte, dass er nicht
sehr zuverlässig war und selten sein Telefonhörer abnahm. Für einen
Bandleader ist es schwer, wenn du deine Mannschaft nicht erreichst.
So kam Victor zu uns, der unseren Sound sehr liebt. Mit seiner
TNT-Vergangenheit bringt er viel Erfahrung mit. Ich hoffe, dass
diese Bandbesetzung sehr lange zusammenhält. Wenn du auf Tour die
ganzen Scheisserfahrungen machst mit Alkohol… Die Absicht mit dieser
Band ist, dass Freunde zusammen musizieren. Neue, grossartige Lieder
schreiben und eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Das kann
alles so verdammt einfach sein!
MF: Wie hart ist es denn wirklich ein Rock' n Roller zu
sein?
Age (lachend): Frag das Glam (Age Pseudonym bei Wig Wam)!
In diesem Lied geht es darum, dass sich die Rockstars beschweren,
wie hart dieses Leben ist. Wie schwer es ist aufzuwachen mit einem
neuen Chick im Arm, zum Soundcheck zu fahren und live zu spielen
(alles mit einer völlig depressiven Stimme gesagt, erinnert an die
Einstellungen von Nirvana und Konsorten!). Abgesehen von dieser
Scheinwelt, ist es tatsächlich nicht einfach als Rock' n Roller im
wahrem Leben zu bestehen. Du verdienst kaum Geld mit deinen Liedern.
Aber, alles was wir tun kommt von Herzen. Mit den meisten Shows ist
es ein Nullsummenspiel. Mit meinen Lennon-, Beatles- oder
Elivs-Shows verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Ammunition ist mein
Hobby. Da spielen wir vielleicht drei Shows an einem Wochenende an
unterschiedlichen Ort in Europa.
MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?
Age: Wir arbeiten schon am nächsten Album! An einem
Band-Album, bei dem jeder seinen Input abgibt. Jede kreative Idee
ist gefragt. Zusammen wollen wir ein neues Werk kreieren an dem wir
mit Herz und Seele dabei sind. Ich will diesen ganzen Kindergarten
nicht mehr. Zusammen mit den anderen Bandmitgliedern will ich Spass
an dem haben, was wir gemeinsam komponieren. Ansonsten könnte ich
ein Soloalbum veröffentlichen. Ich brauche diese Gitarristen und
diesen Bassplayer, weil sie mit ihrer Art dem Ganzen eine weitere,
zusätzliche Richtung einhauchen. Ich will diese Band, die fähig ist
live zu spielen. Angemietete Musiker brauche ich nicht, sondern
solche, die mit ihrer eigenen Identität dazu beitragen ein neues
Album zu kreieren. Diese Mietmusiker heure ich an, wenn neue
Queen-Shows anstehen. Seit ich neun oder elf Jahre alt bin, wollte
ich in einer Band spielen, in welcher man auch dem Team-Spirit
spürt.
MF: So wünsche ich dir ein langes Leben mit dieser
Band…
Age: …das hoffe ich doch!
MF: Danke für das
Interview und alles Gute.
Age: Das wünsche ich dir auch!
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