Über den
Erfolg in den Albumcharts überrascht.
Wer bei Axel Rudi Pell die Studio-Alben zählen will, braucht eine
gewisse Zeit. Denn seit 1989 veröffentlich der Gitarrist regelmässig
unter seinem Namen hochwertige Werke. So auch in diesem Frühjahr mit
„Into The Storm“. Dabei kann er seit langem auf eine konstante
Mannschaft. Der Wechsel am Schlagzeug im letzten Jahr war dann auch
der einzige seit 1998. Axel Rudi Pell kann es also entspannt
angehen. Zumal er dieses Jahr am Bang Your Head in Balingen 25 Jahre
Axel Rudi Pell (Band) feiert und es gleichzeitig eine kurze Reunion
seiner früheren Band Steeler gibt. Entspannt wirkte der
Gitarrenmeister auch während dem Interview, welches wir keine halbe
Stunde vor Konzertbeginn in Pratteln führten. Und so fand Axel nicht
nur klare Worte gegenüber seinem ex-Schlagzeuger, sondern verriet
auch, wieso ihn seine Ehefrau beim allerersten Treffen für einen
Zuhälter hielt.
MF: Herzliche Gratulation zum ausverkauften Z7.
ARP: Danke schön!
MF: Das ist ja grossartig! Und das Zusatzkonzert ist bereits
geplant.
ARP: Ja, im Herbst.
MF: Das ging ja richtig schnell.
ARP: Der Norbert, also der Chef hier, hat uns gefragt und gesagt,
dass wir hier nochmals spielen müssen. Weil wir Leute haben, die
heute nicht mehr reinkommen können, uns aber gerne sehen würden. Die
Nachfrage war noch da. Und wir haben das jetzt so eingerichtet, dass
wir die zweite Hälfte der Tour hier anfangen. Dazwischen ging es
nicht mehr, weil da alles bereits ausgebucht ist. Aber das geht
jetzt. Das machen wir.
MF: Müsst ihr jetzt die Flüge aus Amerika verschieben, oder sind die
noch nicht gebucht?
ARP: Nein, nein, die sind noch nicht gebucht.
MF: Da seid ihr also noch flexibel?
ARP: Ja, das geht noch.
MF: Zum neuen Album: Wenn man eure Bandmitglieder anschaut fällt
auf, dass ihr einen neuen Schlagzeuger habt. Hat es eine Rolle
gespielt, dass er mal bei Rainbow gespielt hat?
ARP: Nein, gar nicht. Es war natürlich schon ein Grund, weil ich ihn
sonst gar nicht gekannt hätte. Er ist mir damals bereits
aufgefallen, als er Anfang der 80er Jahre bei Rainbow getrommelt
hat. Er war bei mir auch ganz oben auf der Liste. Ich musste nicht
lange suchen.
RR: Mein erster Gedanke war, Bobby – Rainbow, Ritchie (Blackmore) –
Axel; Wie ein Kreis der sich schliesst.
ARP: Ja, das kann schon sein, aber das war Zufall. Ich hatte Bobbys
E-Mail-Adresse von einem meiner Freunde erhalten. Wir haben bei uns
in Bochum einmal pro Monat einen Stammtisch. Und einer von den Jungs
ist ein guter Kumpel von mir. Der hatte Bobbys E-Mail-Adresse, weil
die sich seit Anfang der 80er Jahre kennen. Und die schreiben immer
noch E-Mails zum Geburtstag und zu Weihnachten. Also habe ich ihn
nach der E-Mail-Adresse gefragt, welche er mir sofort gegeben hat.
Danach mailte ich ihn an. Er hat dann gesagt: „Okay, ich muss zuerst
die Musik hören.“Ich schickte ihm ein paar mp3s übers Internet und
er hat es sich angehört. Das war alles cool und darum: „Welcome on
board, Bobby!“.
MF: Euer letzter Schlagzeuger Mike (Terrana) ist ja aus terminlichen
Gründen gegangen.
ARP: Mike ist nicht gegangen. Mike ist von mir gegangen worden!
MF: Okay.
ARP: (lacht)
MF: Auch gut.
ARP: Es war so, dass das Studio bereits gebucht war und Mike auch
die neue Platte hätte einspielen sollen. Wir hatten ebenfalls
bereits die Tourdaten vorbereitet. Es war bereits letztes Jahr im
Juni alles unter Dach und Fach. Und Mike hatte mir erst zugesagt. Er
hatte gesagt: „Ja klar, das mach ich!“ Als er dann die Tourdaten
erhalten hat, sagte er mir: „Da kann ich ja gar nicht.“ „Aber du
hast doch gesagt, dass du kannst.“ Und dann sagte er: „Jetzt kann
ich aber trotzdem nicht, weil ich dann nämlich mit Tarja unterwegs
bin.“ „Aber dann musst du mit uns kommen!“ „Ja, aber ich kann doch
Tarja nicht im Stich lassen!“ „Okay, tschüss!“ Und dann habe ich
gesagt: „Dann spielst du aber auch die Platte nicht ein.“ Für mich
ist das ganz logisch, weil ich nicht erst die Platte haben will und
dann erst auf Tour einen neuen Schlagzeuger präsentieren möchte. Das
ist blöd. Also habe ich gesagt: „Okay, ein neuer Schlagzeuger muss
her, gut!“
MF: Das heisst ihr sprecht die Termine ab und erst dann bucht ihr
ein Studio?
ARP: Genau.
MF: Es ist also nicht so, dass ihr gewisse Monate generell für die
Band reserviert?
ARP: Die Tour wird in etwa zwölf Monate im Voraus geplant. Dann wird
der Zeitraum festgelegt plus minus ein zwei Wochen und dann wird
eben gesagt: „In dem Zeitraum findest es statt, könnt ihr da alle?“
Ich frage zuerst alle Musiker. Und dann sagen die „Ja“ oder „Nein,
geht nicht, das müssen wir um eine Woche verschieben“ oder wie auch
immer. Wir schauen immer, dass es allen passt. Wenn alle zugesagt
haben und die Daten gebucht sind und dann plötzlich einer Monate
später sagt: „Nein, dann kann ich doch nicht!“, kann ich das nicht
akzeptieren. Ich bin jetzt nicht im Bösen mit ihm auseinander. Es
war einfach nur, dass er seinen eigenen Kalender nicht mehr im Griff
hatte. Das ist halt so.
MF: Um Bobby hat jetzt also Zeit?
ARP: Ja. Das war auch meine Grundvoraussetzung. Weil er nicht nur
das Album einspielen sollte, sondern auch den ersten Teil der Tour,
die Sommerfestivals und anschliessend den zweiten Teil der Tour
spielen sollte. Wie auch immer. Ich hoffe mal, dass er bei uns
bleibt. Ich denke aber schon.
MF: Also wenn es ihm gefällt.
ARP: Es gefällt ihm super. Er ist sehr zufrieden und rundum
glücklich. Es macht ihm richtig Spass.
RR: Das hat man gesehen bei dem Tour-Teaser-Video mit dem vielen
Ouzo.
ARP: Ja, ja (lacht).
MF: Andere Musiker von deinem Schlag wie zum Beispiel Mat Sinner
spielen in sehr vielen Projekten. Du hattest das nie wirklich nötig?
ARP: Ja, nötig nicht. Aber mich fragt ja auch keiner!
MF: Nicht?
ARP: Nein! Ich meine schon…
MF: Dann machen wir jetzt einen grossen Aufruf!
ARP: Also es gibt schon Leute die mich fragen. Aber ich mache ja
auch hin und wieder was. Ich habe jetzt auch für das nächste
Wolfpack-Album ein Solo gespielt. Aber da bin ich einfach ein Gast
für ein Solo. Und das ist okay. Ich mache zwischendurch ein paar
Sachen, die man gar nicht so kennt. Aber das sind mehr so lokale
Sachen. Aber das ist okay.
RR: Bei Matt fällt es auf, weil er produziert da, spielt dort, macht
dies, macht jenes.
ARP: Genau. Matt macht viel. Das ist auch cool. Wenn er die Zeit
dazu hat, ist das toll. Er macht das auch gut.
MF: Mit dem neuen Album seid ihr in Deutschland und der Schweiz mehr
denn je gechartert. Herzliche Gratulation dazu!
ARP: Dankeschön.
RR: Wie sehr hat dich das überrascht? Oder hast du damit gerechnet,
dass es die besten Platzierungen in deiner bisherigen Karriere
werden?
ARP: Also gerechnet habe ich damit nicht. Ich rechne nie mit etwas.
Das hat mich zwar gefreut. Ich hätte aber nie daran gedacht. Die
letzte Scheibe "The Circle Of The Oath", war in Deutschland auf Platz
16 und zum Beispiel in der Schweiz auf Platz 30. Und dieses Mal
haben wir in der Schweiz Platz 9 und in Deutschland Platz 5. Und das ist schon
cool. Aber gerechnet habe ich damit nicht. Ich war eigentlich total
überrascht, dass das so super gut funktioniert hat. Aber es freut
einem natürlich.
MF: Im Sommer spielst du am Bang Your Head in Balingen eine
spezielle Show mit Steeler und Axel Rudi Pell.
ARP: Also die Sache mit Steeler wird ein kleiner Teil davon sein.
MF: Werden da einfach die alten Steeler-Musiker kommen?
ARP: Ja, ja. Genau. Das wird eine riesen Show. Wir fangen mit
unserem aktuellen Line-Up an und werden damit ein paar Lieder
spielen. Wie lange weiss ich jetzt noch gar nicht.
RR: Aber das wir in eine Axel Rudi Pell-Show integriert.
ARP: Ja, die Show heisst Axel Rudi Pell and Friends. Da ist also
nicht nur die Axel Rudi Pell-Band sondern auch ihre Freunde dabei.
Wenn wir fertig sind, kommt die Steeler-Reunion. Dann gibt es wieder
einen kleinen Unterbruch oder wie auch immer. Und dann kommen ganz
viele andere musikalische Gäste, welche ich eingeladen habe. Da sind
ein paar andere Gitarristen und andere Sänger noch dabei. Zudem
andere Keyboarder und andere Schlagzeuger. Es war auch geplant, alle
originalen Axel Rudi Pell-Sänger auf die Bühne zu holen. Also
Charlie Huhn, Rob Rock und Jeff Scott Soto. Charlie Huhn hat leider
abgesagt, weil er am nächsten Tag mit Foghat ein Konzert in Colorado
spielt. Und da hat er gesagt: „Sorry guys, I can’t do this.“ Rob
Rock ist glaube ich sowieso auf dem Festival, weil er sowieso am
nächsten Tag dort spielen wird.
RR: Und Soto ist dann sowieso auf Tour.
ARP: Ja, er müsste auch da sein. Genau. Also wird das zumindest mit
zwei Sängern klappen. Und dann wird auch der originale Axel Rudi
Pell-Schlagzeuger Jörg Michael mitspielen. Es gibt also ein paar
schöne Sachen.
MF: Cool.
ARP: Ja, aber wie gesagt, kommen da noch ganz viele andere Gäste
dazu.
MF: Mit Volker hast du ja neben dir ein weiteres
Steeler-Gründungsmitglied in der Axel Rudi Pell-Band.
ARP: Korrekt. Volker wird die Hälfte der Steeler-Lieder spielen,
also die älteren Sachen. Und die neueren wird der andere Mann am
Bass, der Roland Hag, spielen.
RR: Werdet ihr das dann spontan machen? Also jeder hat ein Tape mit
Songs oder werdet ihr da auch proben?
ARP: Wir werden schon mit ein Bisschen proben. Die Lieder haben wir
teilweise schon seit Jahren nicht mehr gespielt. Da wird schon noch
ein Bisschen geprobt. Zwei, drei Stündchen. (lacht)
MF: Ist in diesem Zusammenhang auch ein Re-Release der Steeler CDs
und LPs geplant?
ARP: Nein, da wüsste ich nichts.
MF: Das wird also eine einmalige Sache?
ARP: Ja, da gibt es so viele verschiedene Vertragspartner. Das kann
man gar nicht unter einen Hut bringen. Weil der eine hat die Rechte
an den ersten beiden Alben, der andere… Ach das ist so kompliziert,
das wird wahrscheinlich nicht funktionieren.
MF: Das heisst, dass du dich jetzt weiterhin auf Axel Rudi Pell
konzentrierst?
ARP: Ja, logisch. Steeler ist ein einmaliges Ding für eine halbe
Stunde oder so. Und dann tschüss. Wir hätten das auch nie gemacht,
wenn es jetzt nicht ein Jubiläum gewesen wäre.
MF: Auf den CD-Covers hast du ja immer diese Gitarre mit dem Schädel
drauf. Auf älteren Alben findet man sich manchmal nicht, aber sonst
schon.
ARP: Es ist meistens irgendwo versteckt.
MF: Man findet es immer irgendwie. Ist das auch etwas, auf was du
stolz darauf bist? Sowie Iron Maiden ihren Eddy haben?
ARP: Das ist mein Logo. Das ist nichts anderes als mein Logo. Und
das muss in irgendeiner Art immer auftauchen. Auch wenn es nur klein
ist oder wie jetzt auf dem Segel drauf ist. Aber das passt.
RR: Eine Hochzeitsfrage: Als ich auf Facebook deine Fotos durch
gestöbert habe, ist mir einer deiner Kommentare aufgefallen. Du
schreibst da: „Der Tag, an dem die Fangeisen ausgetauscht wurden.“
Du und Christina werdet im Mai fünf Jahre verheiratet sein.
ARP: Nein, das sollten acht Jahre sein.
RR: Sogar?
ARP: Ja.
RR: Dann ist das Foto von 2009?
ARP: Die Hochzeit war 2006. Genau.
RR: Wer hat da wen gefangen und wie?
Unser Roger W. mit Axel rudi Pell >>>
ARP: Eigentlich beide gleichzeitig. Wir uns! (lacht) Ich habe sie
kennen gelernt an einer Klassik-Rock-Nacht. Doro hat da mit einem
Orchester gespielt und ich war da bei fünf Liedern Gast. Christina
war mit ihrer Freundin da, weil derer damalige Freund heutiger Mann
gesungen hat. Deswegen war sie überhaupt da. Sie kannte mich
überhaupt nicht. Ihre Freundin hat dann zu ihr gesagt: „Ach guck
mal, da ist Axel Rudi Pell!“ Und sie dachte, sie meine einer der
Sänger. Sie kannte mich also gar nicht. Ich habe sie danach kennen
gelernt. Und sie hat erst gedacht… Hm, ich hatte da ein Leoparden
Hemd und Goldkettchen rum hängen… und sie hat deshalb zuerst
gedacht, ich sei ein Zuhälter. Sie dachte also erst, dass ich so ein
komischer Typ bin. Aber dann sind wir doch zusammen gekommen.
RR: Und nichts kann euch trennen.
ARP: Ja, nichts kann uns trennen.
RR: Deine zweite Liebe heisst R8.
ARP: Ja.
RR: Wie kommt so was? Also das ist natürlich ein deutsches Auto…
ARP: Ich hatte vorher eine Reisschüssel, also einen Japaner. Der war
nach 13 Jahren durch und ich musste etwas Neues haben. Also habe ich
mir Autos angeguckt und gedacht: „Ja die sind alle nicht so 100
Prozent.“ Ich fand den R8 schon immer cool. Und dann habe ich
zufällig einen im Internet in Hannover gesehen. Das war für mich ein
Schnäppchen. „Wow, cool. Der Preis ist super. Und da kann ich
eventuell sogar noch verhandeln.“ Das habe ich dann auch gemacht.
Und jetzt bin ich total glücklich.
RR: Gehst du damit auch auf den Nürnburg-Ring?
ARP: Nein, nein. Um Gottes Willen! Meiner ist tiefer gelegt und ich
habe auch einen Rennauspuff darunter mit einer Fernsteuerung, aber
das ist mir zu riskant. Ich habe 20 Zoll Reifen drauf und am
Nürnburg-Ring würden diese nach einer Runde bereits aufgeben.
RR: Es ist ja an sich ein schnelles Auto. Und Victor von Rage fährt
auch Rennen.
ARP: Ja, aber natürlich nicht mit seinem Privatauto.
RR: Ja, das ist klar. Aber ich dachte, dass du vielleicht auch so
was machst.
ARP: Nein, nein. Ich bin früher mal Kart gefahren. Aber das nicht
professionell, sondern nur so nebenbei. Das mache ich jetzt aber
nicht mehr, weil ich als alter Mann schnell Probleme mit dem Rücken
und den Schultern kriege. (lacht)
MF: Die Interviewzeit ist bereits fast rum. Was möchtest du deinen
Fans hier noch sagen?
ARP: Ich hoffe, dass allen die neue CD gut gefällt. Ich gehe mal
davon aus, denn sonst wären wir auch nicht so gut in die Charts
eingestiegen. Qualität spricht sich ja eigentlich rum. Ich hoffe,
dass bei der zweiten Show im Z7 auch viele Leute kommen werden.
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