Nach 25
Jahren wieder zurück zu früheren Aufnahmetechniken.
25 Jahre Axxis! 25 Jahre tolle Unterhaltung und 25 Jahre, um viel zu
erzählen. Dass das mit dem Erzählen für Sänger Bernhard Weiss und
Keyboarder Harry Oellers kein Problem ist, weiss man. Mit den Beiden
zu plaudern ist auch immer sehr angenehm, denn das Interview wirkt
nie verkrampft, aufgesetzt oder unehrlich. Sie präsentieren
sich immer, wie sie sind und wenn man am Schluss des Gesprächs auf
die Art und Weise eingeht, wie die Band von gewissen
Musikjournalisten behandelt wurde, bemerkt auch der Letzte, dass die
Jungs das Herz auf der Zunge tragen.
MF: Schön, dass ihr wieder in der Schweiz seid!
Harry: Ja, sehr schön!
Bernhard: Wir kommen immer wieder gern zurück nach Pratteln. Das hat
schon eine gewisse Historie! In der Ecke haben wir schon viel
erlebt.
MF: Als ihr das letzte Mal hier gespielt habt („20 Years Of Axxis“)
stand das Ganze im Zeichen der ersten Scheiben.
Bernhard: Uns hat irgendwann jemand erzählt, dass wir das 20-Jährige
feiern. Zur gleichen Zeit haben wir uns überlegt, ob wir den Sprung
von AFM zum eigenen Label wagen sollen. Wir haben zwar ein super gutes
Angebot von AFM Records erhalten, aber in unseren Köpfen stand die
Idee, es wirklich alleine zu versuchen. Steckt man in dieser
Tradition drin, einen Vorschuss zu kassieren und damit zu arbeiten,
traut man sich aber irgendwie nicht. Da das 20-Jährige vor der Türe
stand, dachten wir es wäre eine gute Idee, diesen Schritt zu gehen
und unser eigenes Label zu gründen.
Harry: Bei „Back To The Kingdom“ gründeten wir den eigenen Verlag.
Darum lag es auf der Hand, nun den nächsten Schritt anzugehen.
Bernhard: Dazu kam die Geschichte mit der DVD („20 Years Of Axxis“).
Geplant war dies nicht. Wir wollten testen, was passiert, wenn wir
diesen Ton- und Bildträger selber raus bringen. Das war ein grosses
Mammutprojekt, aus diesen verschiedenen Kamerafiles eine DVD zu
produzieren. So haben wir das Produkt als Anlass genommen, es auf
unserem eigenen Label zu veröffentlichen.
Harry: Das war ein reines Testobjekt.
Bernhard: Dieses „Official Bootleg“ zusammen mit der Gründung des
Labels fand ich sehr reizvoll. Aus diesem Grund haben wir damals das
20-Jährige auch ein bisschen ausgiebiger gefeiert. Dass wir jemals
20 Jahre alt werden, das hätten wir nicht gedacht. Wir kommen jetzt
in ein Alter, da kann jeden Tag was passieren (lacht)…
MF: …etwas Positives…
Bernhard (noch immer lachend): …natürlich!
Harry: Nun ja, wenn ich meinen Sturz von kürzlich Review passieren
lasse… Mit 20 hätte ich den Sprung auf meinen Keyboardriser
geschafft.
Bernhard: Da bin ich mir nicht so sicher (lacht). Ich kann mich
erinnern, als der Walter (Pietsch, ehemaliger Gitarrist) damals
schön in eine Metallplatte gelatscht ist. Als er sich nach dem
Konzert den Stiefel ausgezogen hatte, war dieser voller Blut. Der
damalige Busfahrer hat die Wunde im Bus genäht. Der war ursprünglich
Krankenpfleger. Das war auch ein Ding!!! Also bei uns sind Sachen
passiert (lachend), die gibt’s gar nicht! Das zum Thema Alter, wobei
Walter war damals sehr jung!
Harry: Und trotzdem nicht sportlich!
Bernhard: Ja, das stimmt (beide lachen). Wir haben schon einiges
erlebt. Wenn ich nur denke, was wir für einen Bammel gehabt haben
wegen dem neuen Track „21 Crosses“ und wir Angst hatten in den Ruf
zu kommen, dass wir mit diesen Song nur Geld verdienen könnten. Da
kommen jetzt Reaktionen der Eltern der Verstorbenen der Loveparade
in Duisburg auf uns zu... - Aber die fanden das alles tierisch und
wollen nun tatsächlich, dass wir auf der Loveparade Trauerfeier
diesen Track auch spielen. Da überlege ich echt, ob ich das
überhaupt kann. Das geht einem doch schon sehr nahe. Das war für
mich so ein Highlight… Da fühle ich mich auch geehrt, wenn der Song,
solche Reaktionen hervor ruft.
Harry: Da hat die Anklage funktioniert. Das haben wir gehofft, dass
dies auch so verstanden wird.
Bernhard: Da bin ich im Garten gesessen und fragte mich, wie ich den
Text zu diesem Lied schreiben soll? Das klang so ein bisschen
wehmütig und melancholisch.
Harry: Durch Zufall habe ich am Morgen die News gelesen. Okay,
eigentlich mache ich das jeden Morgen (grinst). Da lese ich, dass an
diesem Morgen der Jahrestag der Todesopfer der Loveparade ist, 2010.
Nach drei Jahren konnte noch immer keiner in die Verantwortung
gezogen werden. Da hab ich Berny angerufen und gefragt, ob dies
nicht mal eine Idee wäre, über so was einen Text zu schreiben. Er
hat sich an die Arbeit gemacht und die Lyrics passen wie der Arsch
auf den Deckel.
Bernhard: Einiges kam da zusammen. Meine Tochter wollte auch
hingehen, hat sich dann anders entschieden. Mein Cousin war
tatsächlich dort und war einer der Überlebenden. Aus diesem Aspekt
kam eine direkte Verbindung zustande. Aus meiner Sicht sind die
Verantwortlichen der Loveparade überhaupt nicht zur Rechenschaft
gezogen worden. Sei es der Bürgermeister oder der Veranstalter. Die
Leute, welche wirklich was dagegen hatten, die Ausführenden, die
aber von oben den Druck bekamen, das so auszuführen, die werden nun
in Deutschland angeklagt. Die Menschen, die immer gesagt haben, dass
der Ort zu gefährlich sei und man könne dies nicht machen, die
werden nun platt gemacht.
Harry: Das ist aber leider immer so. Die Leute, die entscheiden,
bleiben ungeschoren und diejenigen, die ausführen, bekommen dann eins
auf den Kopf. Und dies beim angeblich sauberen deutschen
Rechtssystem.
MF: Wenn wir schon bei den Texten sind, was war der Grund für „Mary
Married A Monster“?
Bernhard: Das ist auch eine wahre Geschichte. In unserem
Bekanntenkreis gibt es eine Frau, die einen Freund hat… Da ist
letztes Jahr sehr viel passiert. Wie kann es sein, dass in einer
Beziehung… Wir sehen das alle, dass sie mies behandelt wird,
verbal und ständiger Gewalt ausgesetzt. Moralisch und ethisch
fertig gemacht wird und keiner die Möglichkeit hat, da einzugreifen.
Die Frau persönlich immer alles rechtfertigt. „Er meint‘s
ja nicht so“. Er hätte Stress auf der Arbeit. Das kriege
ich in meinen Schädel nicht rein. Die Polizei sagt, dass
sie nichts machen können. Die Frau muss selber aus dem
Arsch kommen und sagen, das will ich nicht mehr. Wenn sie sich
verkloppen lassen will, können wir nichts machen. Erst wenn er sie
umbringt. Das ist mir erst bei diesem Fall klar geworden, wie das
Rechtssystem ist. Ich dachte immer, wenn einer Hilfe braucht, ist
auch einer da, der hilft. Das ist aber nicht der Fall. Aus diesem
Grund kam die Idee auf, einen solchen Song zu schreiben. Die zwei
Songs (jeweils einer auf der schwarzen und der weissen Version von
„Kingdom Of The Night II“) handeln einerseits aus ihrer und
andererseits aus unserer Sicht. Zwei Sichtweisen über das gleiche
Thema. Komm, das ist nicht so schlimm, habe ja nur ein blaues Auge
und unsere Sicht, dass sie sich verpissen und abhauen soll. Das war
der Grund, wieso wir „Mary Married A Monster“ geschrieben haben.
MF: Wie kam es grundsätzlich zu „Kingdom Of The Night“ Teil 2 in
einer schwarzen und weissen Edition?
Harry: Das war so ein Dankeschön an die Ursprungsjahre und den
Erfolg denn wir mit unserem Debütalbum hatten. „Kingdom Of The
Night“ und „Living In The World“. Aus diesem Grund schrieben wir
„Kingdom Of The Night II“, so wie es vielleicht heute klingen
könnte, ohne uns dabei zu kopieren. Man kann einen bestehenden Track
nicht besser oder schlechter machen, wenn man ihn nochmals schreibt,
denn die damalige Zeit hat aus einem Song gemacht, was er geworden
ist. Schreibt man mit diesem Feeling und Esprit des ersten Werkes
neue Lieder, entstehend Lieder wie „Kingdom Of The Night II“ und „Living
In A Dream“.
Bernhard: Das war ursprünglich auch nicht geplant. Der Plan war, ein
Album zu schreiben und uns an den alten Songs zu orientieren. Was
passiert, wenn wir uns in die Zeit zurück versetzen, in der wir unser
allererstes Album komponiert haben. Mit der ganzen Digitaltechnik
und so, wie wir heute leben? Mit all den Dingen, die heute auch geil
sind. Technisch gesehen, was mich alles fasziniert. Aber! Was ist,
wenn wir wieder so arbeiten wie 1989? Wenn ein Song komplett
durchgesungen wird. Was anstrengender ist, aber anders vom Esprit.
Es stellte sich heraus, dass die Tracks auch anders werden. Du baust
die Lieder anders auf und gibst dich mit dem was du hast, nicht
gleich zufrieden. Da wird nicht was gesungen, kopiert und fertig,
sondern das muss durchgesungen werden. Daraus ergeben sich auch
Feinheiten, die der Hörer nicht direkt mitbekommt, aber das
Unterbewusstsein registriert dies. Das macht einen Charme aus, der
für uns auch überraschend war. Wir haben uns im Proberaum getroffen
und fünf Songs geschrieben.
Harry: Ohne jegliche Vorbereitung. Einer hat begonnen mit einem
Groove, der Trommler spielte was dazu und wir stiegen einfach ein.
Wir sind ja alles kreative Köpfe und plötzlich standen die ersten
Lieder.
Bernhard: Eigentlich ist das digitale Zeitalter total kompliziert.
Wenn Harry ein Problem hat, schickt er mir eine Mail, dann antworte
ich ihm am kommenden Tag. Er liest die abends…
Harry: …und ich nerve mich schon, wieso der Typ nicht antwortet
(beiden lachen)…
Bernhard: …ich verstehe dann seine Antwort nicht und so geht das hin
und her. Aber! Ein Anruf von fünf Minuten hätte alles geklärt. Mit
der E-Mail dauert dies drei Tage. Da kann mir doch keiner erzählen,
dass dies praktisch ist?!? Viele Dinge landen von den E-Mails eh im
Spam-Ordner und der Absender geht davon aus, dass ich weiss, was
Sache ist. Dabei habe ich die Mail gar nicht gelesen. Das ist für
mich alles so… krank! Da werden wir teils dumm angemacht, weil
jemand eine Anfrage über Facebook gemacht hat und wir nicht
antworten. Wo immer die Nachricht auch gelandet ist. Dann ruf mich
doch an!!!
Harry: Man schickt was ab, das kommt an und ist erledigt, abgehakt.
Ob dem so ist, das ist eine andere Frage!
Bernhard: Ich finde E-Mails ja auch geil, aber ich habe
festgestellt, das braucht richtig Zeit und dauert viel, viel länger.
Nimm den Telefonhörer in die Finger und in zehn Minuten ist alles
erledigt. Das hat im Proberaum so viel Spass gemacht. Wir haben den
Song gespielt, Dinge angepasst und fertig. Nächster Track! Ansonsten
habe ich von Marco (Wriedt, Gitarrist) und von Harry eine File
bekommen und muss mir zuerst alles anhören. Da sitzt du Wochen an
dem Scheiss und hörst dir nur Files an. Okay, du musst nicht reisen
um in den Proberaum zu kommen. Die gesparten Reisekosten sind dann
aber auch alles. Und um auf deine Frage zurück zu kommen
(schallendes Gelächter). Es war schon ein gewisser Druck da,
„Kingdom Of The Night II“ zu schreiben. Zuerst waren wir meilenweit
davon entfernt, eine schwarze und eine weisse Version zu kreieren.
Irgendjemand kam an und meinte, dass 25 Jahre Axxis, nicht nur
„Kingdom Of The Night“ bedeutet. Wir haben deutsche Songs
geschrieben, mit Frauengesang gearbeitet, haben ein bisschen
Power Metal-Luft geschnuppert und haben viele Sachen ausprobiert.
Beschränken wir uns nur auf diese Anfangstage, wird dies Axxis nicht
gerecht. Plötzlich kam eine deutsche Nummer („Lass dich gehen“) dazu
und wir hatten einen guten Flow…
Harry: …wir müssen auch sagen, dass wir sehr intensiv und
konzentriert zusammen gearbeitet haben…
Bernhard: …mit diesem Stilmix haben wir uns auch ein bisschen
zwischen die Stühle gesetzt. Darum haben wir für die eher
melodischeren Fans ein weisses und für die härtere Fraktion ein
schwarzes Album veröffentlicht. Wir wollen keinem ein Doppelalbum
aufzwängen. Dass wir zwei Alben auf den Markt brachten, das hat auch
fast keiner gerafft. „Sagt mal, ist das ein Remaster vom ersten
Album?“ (mit einer gelangweilten Stimme)…
Harry: …es sind alles neue Stücke und die beiden Alben haben direkt
nichts miteinander zu tun. Musikalisch unterschiedlich. Das bedeutet
auch, dass das Weisse elf neue Tracks hat und das Schwarze elf
andere neue Lieder beinhaltet! Das scheint wirklich schwer zu sein,
dass die Leute das kapieren.
Bernhard: Jeden Abend sage ich das von der Bühne, weil der Uwe, unser
Merchandiser, von den Leuten immer gefragt wird, ob die neue Scheibe
ein Remaster sei. In allen Anzeigen steht drin, dass es brandneue
Songs sind. Ich sag’s noch von der Bühne und am Ende fragen doch
alle, ob dies ein neuer Aufguss der alten Songs sei. Gebetsartig
wiederholen wir das nun jeden Abend (lautes Lachen)!
Harry: Und jeder Fan der uns darauf anspricht, kriegt es zu hören. Ob
er nun will oder nicht!
Bernhard: Das Konzept war gut, aber betriebswirtschaftlich total
bescheuert. Der Vertrieb war der Meinung, dass wir locker die beiden
Alben zeitverschoben innerhalb eines Jahres hätten veröffentlichen
können. Persönlich fand ich das Konzept schon geil. Die Leute können
nun selbst auswählen, welche Musik von Axxis ihnen besser gefällt,
oder ob sie gleich beide kaufen wollen.
Harry: Die Diskussionen, ob nun das weisse oder das schwarze Album
besser sei, finde ich schon interessant. Da existieren ganz
unterschiedliche Auffassungen, wer nun welches besser findet. Axxis
polarisieren irgendwie mit der Musik, da wir für die härtere und die
rockigere Gangart unsere Fans haben. Auf keiner Tour haben wir die
Setliste so belassen, wie sie war. Aber auf dieser Konzertreise haben
wir immer die gleichen Songs gespielt, weil die Fans die
Zusammenstellung dermassen geil fanden.
Bernhard: Rob (Schomaker, Bass) hat die Setliste mehr oder weniger
zusammengestellt. Der hat mich bei der Erarbeitung der neuen Songs
am meisten überrascht. Von ihm stammen auch zwei Songs, unter anderem
„Heaven In Paradise“, den er für seine Freundin und heutige Frau
geschrieben hat. Mit dem Text, das ist sein Song!
Harry: Frisch verheiratet.
Bernhard und Harry: Ahaaaaaaaaaaaaaa (lautes Gelächter)
Bernhard: Und den Track muss ich jetzt singen (lautes Gelächter).
Der Rob weiss wirklich am besten, was die Fans von uns erwarten,
darum hat er auch diese geile Setliste für die Tour
zusammengestellt.
Harry: Er ist auch lange genug dabei!
Bernhard: Aber erst jetzt rafft er es. Zu Beginn hatte ich echt
Bauchschmerzen, weil wir viele Songs, die ich geil fand, nicht
spielen konnten. Schlussendlich können wir nicht zehn Stunden spielen
und da müssen wir einfach auch Abstriche machen. Zu viele Köche
verderben den Brei. Komm, lass das mal den Rob checken.
MF: Wie kams zur Mandoline auf dem neuen Album?
Harry: Tja, Rob (lachend). Er hat früher in einem Madolinenorchester
gespielt. Zuerst haben wir dieses Instrument in unserem Akustik-Set
eingesetzt. Beim Songwriting kam er an und meinte, dass er eine
Songidee hätte. Ob wir darauf Bock hätten und zwar für eine
rockigere Variante? So ergab sich eine gute Mischung aus Rock-Musik
und Folklore.
MF: Wo seht ihr den Stellenwert von Axxis heute?
Bernhard: Das hat sich alles total verändert. Mit den Verkäufen
damals von „Kingdom Of The Night“ hätten wir heute Doppelgold oder
sogar Platin bekommen. Mit den Massstäben, die heute gelten. Daher
ist es ganz schwer zu sagen, welchen Stellenwert wir haben. Axxis
hat sich etabliert.
Harry: Axxis entwickelt sich weiter, nicht nur musikalisch. Heute
sind wir fast eine eigene Firma. Wir haben ein eigenes Label und
einen eigenen Verlag gegründet. Dabei haben wir andere Gruppen unter
Vertrag genommen. Das machen wir in unserer Freizeit. Oder wir
reisen herum und schauen uns nach verborgenen Talenten um, die man
ein bisschen fördern kann. Axxis bleibt nicht stehen an einem Punkt
bei dem wir sagen, dass wir Künstler sind, die ein geiles Album
veröffentlicht haben und nun mal drei Jahre Pause machen. Der
Kontakt zu den Fans bringt uns auch immer weiter mit unseren Ideen.
Das ist eine spannende Zeit. Mittlerweile geniessen wir… Axxis wurde
schon oft tot gesagt. Wir waren nie eine Poser-Band! Wer uns kennt,
der weiss das. Damals wurden wir so verkauft und gewisse Leute
hätten dies gerne so gesehen.
Bernhard: Nach dem zweiten Song haben die Leute gewusst, dass da
keine Poser-Truppe auf der Bühne steht. Die von der EMI haben uns
eine Dauerwelle verpasst (lacht)…
Harry: …wir wurden von der Plattenfirma damals so vermarktet. Axxis
ist immer eine gestandene Rockband gewesen. Noch heute. Dadurch dass
wir nach 25 Jahren noch immer auf den Markt sind und die Leute in
unsere Konzerte kommen, geniessen wir grossen Respekt in der Szene.
Bernhard: Was ich total toll finde, dass manche Redakteure sich
outen. Eine Kritik zu den neuen Scheiben stammte von einem
Journalisten, der damals aus dieser Axxis-Hasser-Szene kam. Die
stammten alle aus Dortmund. Wir sind mit dem ersten Album alle an
denen vorbei marschiert, keiner kannte uns und plötzlich waren wir da
und haben zusammen mit Black Sabbath gespielt. Das durfte nicht
sein, dass eine Band aus dem Nichts plötzlich erfolgreich war. Man
baut eine Combo auf und da hilft man als Magazin schön mit. Aber es
darf nicht sein, dass eine Truppe aus Dortmund plötzlich erfolgreich
ist. Da waren wir plötzlich der grosse Hype. Das war schon lustig.
Aus dieser Szene hat dieser Journalist zum neuen Alben folgendes
geschrieben: „Freunde, seit Jahren verfolge ich die Wege von Axxis
und ich oute mich jetzt einfach mal, ich fand das Zeug schon immer
geil! Ich hatte die Melodien immer gleich im Kopf und hab die Lieder
in der Badewanne gesungen. Jetzt bin ich alt genug und kann es
sagen.“ In dieser kreativen Journalisten-Szene war es nicht schön zu
sagen, dass man Axxis geil findet. Was ein Uwe Lerch gemacht hat,
das war uns einfach suspekt. Die ganze Rock Hard Redaktion war uns
nicht geheuer.
Harry: Axxis sind nicht durch oder mit der Szene gross geworden,
sondern wir haben das ganz alleine geschafft. Man kannte uns, aber
hatte nie so den direkten Kontakt. Deswegen waren wir für diese
Journaille nicht geheuer, da sie nicht wussten, wo sie uns einordnen
wollen.
Bernhard: Horst Odermatt von Heavy oder was?! hat nach zehn Jahren,
in denen er uns ignoriert hat, ein vier Seiten langes Interview gemacht.
Horst war immer der Meinung, dass wir arrogante Arschlöcher seien, die
völlig abgehoben sind. Beim Interview war er völlig überrascht, dass
wir so sind, wie wir sind. Viele haben uns bis heute noch nicht
kennen gelernt…
Harry: …aber wie man sieht, es geht ja auch!
Bernhard: Wenn man sieht, wie viele Plattenfirmen wir überlebt
haben…
Harry: …die EMI gibt es nicht mehr und einige Printmedien
haben ganz arge Probleme. Redakteure werden entlassen. Die kämpfen
ums Überleben. Das ist schon heftig.
Bernhard: Damals gab es doch diese Metal-Sendungen im Fernsehen.
"Mosh" war so eine. Die haben alle breit angefangen, von Bon Jovi bis
Kreator. Dann wurde die auch von diesem Journalismus gefangen
genommen, der besagt, dass was Spezielles gemacht werden muss. Das
Resultat: Die Sendungen wurden alle abgesetzt. Die Magazine haben
dies auch alle so gemacht und die meisten sind abgekackt. Das Rock
It würde heute gar nicht bestehen, wenn sich der Metal Hammer oder
das Rock Hard sich vom Inhalt her breit aufgestellt hätten. Oder das
Classic Rock und Rocks. Die würde es alle nicht geben, hätte der
Rock Hard nicht gesagt, wir wollen die Coolen sein und mit dem Rock
nichts zu tun haben. Selber schuld. Anstatt sich breit aufzustellen
und somit die komplette Szene abzudecken. Axxis gehört zu dieser
Szene, ob sie nun wollen oder nicht.
Harry: Wenn du, wie das Rock Hard, die bestverkauftesten Rockbands
aus Deutschland in den Dreck schreibst, dann musst du dich nicht
wundern, wenn die Leute dein Magazin nicht mehr kaufen. Heute rennst
du diesen Leuten hinterher.
Bernhard: Das haben wir schon damals gesehen (lautes Lachen). Ich
verstehe nicht, wieso man die Leser, die Fans vor den Kopf stösst.
Die wollen eine Aufklärung haben. Klar! Eine Kritik, bei der man
nicht weiss, ob sie von einer Konkurrenzband stammt, damit machst du
dir keine Freunde. Kritik finde ich echt geil und man kann das super
schreiben. Aber nicht nur, weil ich den Sänger persönlich nicht mag,
das hat damit nichts am Hut.
MF: Meine Herren, ich habe zu danken!
Bernhard: Wir haben dir ganz herzlich zu danken, auch für die gute
Bewertung unseres neuen Albums (lacht). Nein, danke dir, schön, dass
wir dich wieder gesehen haben.
Harry: Danke dir!
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