Drucklos Dampf
ablassen.
Fernando von Arb (Gitarre, Krokus), Dan
Grossenbacher (Bass, China, 2Bad) und Deedee Kaufmann
(Schlagzeug, Whole Lotta DC) formierten sich zu einer
reinen Coverband unter dem Namen Bad Ass Romance. Spass
sollte an erste Stelle stehen und den hat Mister von Arb
auch. Diesen sagen nicht nur die Worte, sondern auch die
Gesichtszüge, wenn Fernando von seinen Jungs schwärmt.
Der Songwriter unzähliger Krokus-Hits geizt nicht mit
Lob, weiss aber auch, wo er die neue Truppe einzuordnen
hat. Bedingt dadurch, dass das Trio nicht nur die ganz
grossen Hits spielt, sondern auch mal tief in die
Trickkiste greift, sind Kommentare der Konzertbesucher
wie: «Die könnten ruhig mal auch ein Cover spielen»,
fast an der Tagesordnung. Was der Fulenbacher alles zu
erzählen weiss über BAR, könnt ihr mit den folgenden
Zeilen nachlesen.
MF: Wie kam's zu Bad Ass Romance,
und was sind deine Beweggründe für dieses Trio?
Fernando: Hauptsächlich nennen wir uns Bad Ass
oder Romantics, wenn wir uns schreiben (lacht). Je nach
Stimmung (grinst). Seit etwas mehr als einem Jahr
existieren wir. Zusammen spielen wir Coversongs, die man
schon lange nicht mehr gehört hat. Dabei lassen wir
AC/DC völlig aussen vor und kümmern uns um Songs, welche
die Leute nicht kennen und der Meinung sind, dass es
Material von uns ist (grinst). Kommen neue Tracks dazu,
checken wir zuerst, ob sie überhaupt zu uns und ins
Repertoire passen. Dann werden sie so gespielt, dass sie
zu uns dreien passen. Und! Es ist extrem befriedigend!!!
Das Trio ist für mich… Wie soll ich das beschreiben? Es
ist unglaublich, welchen Dampf ich mit diesen Jungs
abladen kann. Dinge, die sich über die letzten Jahre
aufgestaut haben. In spielte in keinem anderen Projekt,
ausser bei Krokus. Dass Deedee mich vor mehr als einem
Jahr angerufen hat, ist pures Schicksal. Von Beginn weg
spürte man, dass wir in die gleiche Richtung wollen und
auf die gleiche Art "abdrücken". Das ist in jeder
Rockband das absolut Gleiche. Wie "drücken" die Jungs
zusammen ab. Das ist das Wichtigste.
MF: Kann man auch sagen, dass Bad Ass
ohne Druck auftrumpfen können? Völlig drucklos?
Fernando: Das Interessante ist, dass der Druck
um die Band nicht stattfindet. Somit verspüren wir von da
her auch keinen. Stehen wir aber im Proberaum oder auf der
Bühne, haben wir einen unheimlichen Druck. Wir proben
nicht auf Schülerband-Level, sondern drücken voll ab und
strahlen uns gegenseitig an (lächelt). Das ist das
Unglaubliche. Das Material kommt aus einem Guss und es
knallt ohne Ende. Aus einem Rohr!
MF: Du
hast vorhin die Dinge erwähnt, die sich aufgestaut
haben. Wo sind die entstanden?
Fernando: Das Problem war, dass ich nur bei
Krokus aktiv war. Ich spielte die letzten zehn Jahren nur
diese Lieder. Es schlummert und steckt noch einiges mehr
in mir. Es fühlte sich wie ein unruhiges Pferd an, das
man im Stall einsperrt und nicht auf der Weide frei
herumrennen lässt. Nach dem Anruf von Deedee haben wir
uns innerhalb von drei Monaten ein Programm
zusammengestellt, so dass man dieses wild gewordene
Pferd auf die Weide lassen konnte. Ohne eine CD in der
Hinterhand haben wir doch einige Konzerte gespielt.
Wiederum dank Deedee, der seine Kontakte angezapft hat.
Persönlich bin ich ein ganz schlechter Geschäftsmann und
schon gar kein Promoter. Dafür konnte ich meine
Erfahrung in die Band rein bringen. Dan und Deedee
kannten sich schon von Whole Lotta DC und wussten, wie
sie als Bassist und Drummer zusammen harmonieren. Der
Druck war, dass ich noch mehr Spielfreude im Vorborgenen
hatte, welcher nicht raus gelassen werden konnte. Bei
Krokus spielen drei Gitarristen. Bei Bad Ass kann ich
zusätzlichen Dampf ablassen.
MF: Ist Bad Ass die Nachfolgeband von
Butthunter, die Truppe welche du zusammen mit Tony
Castell (Crystal Ball, ehemals Krokus, Fox, Ain't Dead
Yet) und Hanns Haurein (The Force) hattest?
Fernando: Jaaa… Aber Bad Ass sind noch einen
Zacken schärfer. Beissen wir uns an einer etwas längeren
Nummer fest, die wir uns mehrmals anhören müssen… Wir
wollten schon lange «Won't Get Fooled Again» (The Who)
spielen. Wir übten diese Nummer über mehrere Wochen und
merkten irgendwann, es wird zu einem Lied von uns. Da
wird bei Bad Ass schon intensiver gearbeitet, als bei
irgendeinem anderen Trio vorher. Auch das Trio, welches
nach mir benannt wurde, war gut. Aber Bad Ass ist das
befriedigendste Side-Projekt, welches ich jemals am Start
hatte. Du merkst, ich bin "excited" (lacht)!
MF: Man hört und merkt es. Was sind kommenden
die Pläne? Touren, touren, touren?
Fernando: Jetzt kommt die Sommerpause, weil
einige Festivals zusammen mit Krokus anstehen. Jeder der
bei Krokus spielt, weiss: «First Krokus!» Bedeutet, gibt
es einen Krokus-Gig, hat der Vorrang. Gibt es freie Daten,
macht jeder, zu was er Lust und Laune hat. Marc Storace
(Sänger) macht seit Jahren "Das Zelt" und hat unzählige
andere Dinge am Laufen. Ich war immer «nur» bei Krokus
und als dieses ominöse Telefonat kam, wusste ich, dass
es nun höchste Zeit war, noch was anderes in Angriff zu
nehmen. Im hohen Alter muss ich noch was anderes machen
(grinst).
MF: Färbt diese Freude auch auf Krokus
ab? Ich sah unzählige Krokus-Gigs, aber noch selten
einen so mit sich im Reinen stehenden und zufriedenen wirkenden Fernando auf
der Bühne, wie dieses Jahr beim Auftritt in Bern
zusammen mit Gotthard.
Fernando: Seit Bad Ass gehe ich noch lieber in
eine Krokus-Probe. Ich habe keinen "Stau" mehr und kann
wie in zwei Welten leben. Es geht mir effektiv viel
leichter mit Krokus, da hast du völlig recht. Ich liebe
es noch mehr, diese Riffs zu spielen, die ich vor über
zwanzig Jahren und mehr in die Band brachte. Zusammen
mit Mark Kohler, der direkt neben mir steht… Wir spielen
wie "ein Mann". Diesen Teppich mit zwei Rhythmusgitarren
zu spielen, das ist "big fun". Bei Bad Ass haben wir
einige Cover böse umarrangiert. Diese böse Version von
«Legs» (ZZ Top), die wir schon fast Metal-mässig
spielen. Das macht auf der einen Seite einen
unglaublichen Spass und fordert dich auf der anderen Seite
als Gitarrist. Beim Trio bin ich extrem mehr gefordert,
als bei Krokus. Das Schönes daran ist, dass ich in zwei
Welten leben kann. Bei Krokus spielen wir die grossen
Konzerte, mit viel Licht und Pyros. In den kleinen
Clubs, wenn die Leute direkt vor dir stehen, du die
Gesichter siehst und die Energie fühlst und diese ins
Publikum pumpst, das ist ein unglaubliches Erlebnis.
MF: Wurde durch die Bad Ass-Geschichte auch der
Grundgedanke für das letzte Cover-Album «Big
Rocks» von Krokus gelegt?
Fernando: Nein, das hat überhaupt nichts
miteinander zu tun. Wir dachten, wenn wir so ein Ding
machen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Lieber
gute Songs aufnehmen und covern, als neue Tracks zu
schreiben, die man sich aus dem Arsch raus reissen muss.
Dann lieber wirklich gute bestehende Lieder auf uns
zuschneiden. Schlussendlich klingt alles noch nach
Krokus. Marc ist ein fantastischer Sänger, der auch das
Bild von Krokus prägt. Bad Ass hat aber nichts mit
Krokus zu tun und war auch nicht der Ideengeber für «Big
Rocks».
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