Dank Testament wiedervereinigt.
Was für ein sympathischer Junge, dieser Mark Osegueda, auch
bekannt als Sänger von Death Angel. Die Band, welche 1982 aus lauter
Cousins gegründet würde, revolutionierte den Thrash Metal. Kein
Sound war der Truppe heilig, als man ihn nicht zu einem Death
Angel-Track umwandeln konnte. Was viele Fans damals verunsicherte,
war für die Truppe Balsam und Antriebsfeder zugleich. Jahre später
steht nun die erste Death Angel-Dokumentation in den Startlöchern.
Mark Osegueda, neben Rob Cavestany das einzige Ur-Mitglied von Death
Angel, stand Rede und Antwort und erzählt über die
Entstehungsgeschichte von «A Thrashumentary» und die wichtigsten
Stationen der Bandgeschichte. Dies immer mit einem lauten und
ansteckenden Lachen.
MF: «A Thrashumentary», wie kams dazu?
Mark (lachend): Alles hat mit einem Live-Video
begonnen. Wir haben einige Konzerte mitgefilmt und wollten daraus
unsere nächste DVD produzieren. Nach und nach entstand ein Konzept,
das immer grösser und grösser wurde. So entwickelte sich die
Historie von Death Angel, in welcher auch Musiker anderer Bands zu
Wort kommen, wie auch Business- und Szenen-Leute. Hier noch ein
Part, da noch ein Teil und drei Jahre später (lautes Lachen) kamen
wir zur finalen Version.
MF: Beinhaltet die DVD alle Höhen und Tiefen wie
auch die lustigsten und traurigsten Momente?
Mark:
Absolut! Mit allen glorreichen Momenten, die selbst Death Angel
hatten (lacht). Natürlich haben wir der Start der Thrash Metal-Szene
auch aufgefangen, als das Ganze ins Rollen kam in den achtziger
Jahren. Wir waren da ein Teil davon. Das Ganze wird aus dem
Blickwinkel von Death Angel beschrieben. Du wirst nicht nur die
lustigen Momente sehen (lachend). Ich liebe, was wir kreiert haben,
aber es gibt auch «toughe» Momente zu sehen.
MF: Wie schwer war es, aus dem ganzen Material die richtigen Momente
für die DVD herauszufiltern?
Mark: Das war verdammt
hart, weil wir unglaublich viel Material zur Verfügung hatten. Die
Teile so zusammenzuschneiden, das es auch einen Sinn gibt und einen
roten Faden hat. Sich da von gewissen Film-Momenten trennen zu
müssen, war nicht immer einfach, weil vielleicht genau dieser Teil
für einen der Bandmitglieder sehr wichtig und persönlich war. Wir
haben geschnitten, geschnitten und geschnitten (lacht). Trotzdem ist
es eine sehr lange Dokumentation geworden (lautes Lachen)! Wir
konnten nicht jedes Detail verwenden aber ich bin mir sicher, dass
wir eine stimmige DVD hinbekommen haben. Das Ganze wurde zum
grösseren Biest als wir heute sind (lacht).
MF: Wie war es für dich, das alte Material zu sehen?
Hast du dich an gewisse Ereignisse wieder erinnert und bist in
gewissen Momenten stehen geblieben?
Mark: Es war
grossartig, Dinge zu sehen, die man doch nicht vergessen hatte. Es
war und ist eine grossartige Zeit zusammen mit Death Angel. Wenn ich
mir gewisse Teile ansehe, bin ich froh, dass ich überlebt habe und
noch immer Musik mache (lacht)…
MF: …war es hart zu
überleben…
Mark: …es hat seinen teils steinigen Weg
gehabt, aber ich bin glücklich, ihn gegangen zu sein (lachend). Da
steckt ein Tier in mir, das mich immer angetrieben hat.
MF: Trotzdem gab es eine Zeit, in der Death Angel nicht
existierten. Was war der Grund dafür?
Mark: Einer
der prägendsten Gründe war, dass wir als sehr junge Band von einem
Label gesignt wurden. Wir waren wild, jung und teils auch naiv und
stetig auf der Jagd. Als wir an unserem Höhepunkt angekommen waren,
scheiterten wir an unseren Egos. Wir waren auf uns gegenseitig
eifersüchtig, ohne jeden Grund. Dann kam es zu diesem Busunglück und
das war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte (Der
Tourbus der Band verunglückte in der Wüste von Arizona, wobei sich
Schlagzeuger Andy Galeon schwer verletzte. Das war bevor die Band
mit «Act III» in Europa touren konnte). Dann bin ich ausgestiegen
(lautes Lachen). Der Grund für die Reunion war Chuck Billy, der
Sänger von Testament. Unglücklicherweise kämpfte er damals gegen den
Krebs an. Wir sollten an diesem Benefizkonzert 2001 für Chuck
auftreten. Viele bekannte Thrash-Bands traten damals für diese eine
Show auf. Einige hatten sich sogar nur für dieses Konzert
reformiert. Wir waren die letzte Band, die bestätigt wurde, aber ich
denke, wir hatten den grössten Spass auf der Bühne. Damals war noch
nicht klar, was sich daraus ergeben wird. Heute bin ich glücklich,
dass wir bei diesem Gig spielten und ich bin glücklich, dass es
Chuck heute wieder besser geht!
MF: Wieso haben euch Gitarrist Gus Pepa, Bassist
Dennis Pepa und Schlagzeuger Andy Galeon nach der Reunion verlassen?
Mark: Gus hatte seine andere Spielstätte mit The
Organization. Nachdem diese Truppe auseinanderfiel und wir wieder
mit Death Angel durchstarten wollten, hatte er einfach die Schnauze
voll. Ted Aguilar hat ihn perfekt ersetzt, spielt fantastisch mit
Rob zusammen, und die meisten Leute wissen nicht einmal, dass er
nicht eines der Originalmitglieder ist (lachend). Dennis und Andy
verliessen uns aus den gleichen Gründen. Beide wurden älter und bekamen
ihre zweiten Kinder..., es ist nicht einfach, den Lebensunterhalt mit
Death Angel zu verdienen, wenn du zwei Kinder zu ernähren hast. Das
ist verdammt hart, und darum haben sie sich entschlossen, bei Death
Angel auszusteigen.
MF: Wie wichtig war damals «Act III» für die Band?
Mark: «Act III» war eine extrem wichtige Scheibe für
uns. Es war unser erstes Major-Label-Album und wir hatten auch das
dazugehörende Budget für die Aufnahmen. Mit dem Album bekamen wir
sehr grossen Respekt und sehr grosses Ansehen. Nicht unbedingt in
der Thrash Metal-Szene, aber im Rock-Business.
MF: War die Szene nicht bereit für dieses Album?
Mark: Ohhh… Es klang natürlich nicht wie unser Debüt-Werk «The
Ultra-Violence». Das war «thrash to the core!» Wir sind aber auch
auf dieses Album stolz und haben uns als Musiker immer
weiterentwickelt. So wollten wir möglichst viele unterschiedliche
Stile in unsere Musik einfliessen lassen. Einiges hat gepasst,
anderes nicht (lacht). «Frolic Through The Parc» war auch ein sehr
experimentierfreudiges Werk. Eines mit vielen Hochs aber auch Tiefs.
Bei «Act III» gingen wir noch einen Schritt weiter. Zu diesem
Zeitpunkt gab es wenige Puristen, welche das Album verstanden. «Act
III» war eine Weiterführung von «Frolic Through The Parc» und
«Frolic» war der nächste Schritt von «The Ultra-Violence». Heute
denke ich, haben wir uns den Respekt der Leute erarbeitet. Von
damals zu heute…. Ohne Experimente wären wir nicht da, wo wir heute
stehen. Diese Ausflüge sind enorm wichtig. Wir schreiben aus unseren
Herzen. Auf Tour zu sein ist das Grossartigste was es gibt. Death
Angel lieben es live zu spielen und dabei mit unseren Fans abhängen
zu können. Wir lieben die Musik (lachend) und sind glücklicher denn
je!
MF: Wie gross war damals der Druck für euer
Comeback?
Mark: Der war sehr hart. Wir hatten diese
gute Vergangenheit und mussten unter dem Namen Death Angel neues
Material schreiben, welches dem alten die Stirn bieten soll. Das war
ein sehr grosser Druck. Ich denke aber, «The Art Of Dying» war das
richtige Comeback-Album. Es hat seine Zeit gebraucht, bis wir mit
dieser Scheibe am Start waren. Aber wir sind stolz darauf.
MF: Das Gleiche habe ich Exodus kürzlich auch
gefragt. Die grossen Vier im Thrash Metal, Metallica, Slayer, Anthrax
und Megadeth, wieso fehlen da Death Angel?
Mark:
Gewisse Steine sind eben etwas ruhiger ins Laufen gekommen, als
andere (lacht laut los). Wir können nur unser Bestes geben, neue
Lieder schreiben und auf der Bühne bis zum Umfallen kämpfen. Wird
dabei unser Publikum jünger, ist dies ein gutes Zeichen. Es fühlt
sich wie ein Vampir an. Wenn wir uns mal festgebissen haben, lassen
wir nicht mehr los (lautes Lachen). Ich kann dir nicht sagen, ob ich
enttäuscht sein soll, dass wir nie diesen Erfolg der anderen Vier
hatten. Es ist für Bands nicht einfacher geworden und vielleicht
haben wir uns dadurch einigen Ärger erspart. Ich lebe noch und kann
noch immer meine Musik spielen. Musste mich nicht verbiegen und habe
immer gemacht, was ich wollte, was auch ein Vorteil ist (grinst).
MF: Wieso ist gerade die Bay Area dermassen wichtig für den
Erfolg und die Entstehung der Thrash Metal-Szene?
Mark: Keine Ahnung, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass wir aus
dieser Gegend eine verschworene Meute waren. Da herrschte eine
freundschaftliche Beziehung, und wir haben uns immer gegenseitig
ausgeholfen. Jeder besuchte die Konzerte des anderen. Über all die
Jahre ist diese Freundschaft nie abgebrochen. Kirk Hammett ist einer
meiner besten Freunde geblieben, bis heute. Diese San Francisco Bay
Area ist ein ganz spezieller Platz.
MF: Was machst du in deiner Freizeit?
Mark (überlegt): …
MF: …und sag jetzt nicht, dass du
keine Freizeit hast!
Mark (lachend): Nein, nein!
Ich liebe es auszugehen, schaue mir Konzerte an oder gehe was essen
und trinke sehr gerne Wein. Ich liebe es zu trinken (lautes Lachen)!
Oder spreche und lache mit meinen Freunden. Dabei habe ich mich über
all die Jahre auf unterschiedliche Art und Weise verändert. Das
passiert aber jedem, denke ich.
MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?
Mark: Touren, neues Material schreiben und im Oktober ins Studio zu
gehen. Im Frühling sollte die neue Scheibe veröffentlicht werden und
dann geht alles wieder von vorne los, und wir spielen uns den Arsch
ab (lautes Lachen)!
MF: Danke für das Interview und weiterhin viel
Erfolg und Glück!
Mark: Hell yeah! Danke dir und pass auf
dich auf!
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