Seit mittlerweile 30 Jahren sind die Thrasher Destruction im
Geschäft und gehören nach wie vor zu den erfolgreichsten Bands
dieses Genres überhaupt. Anlässlich der Veröffentlichung des
Jubiläumsalbums «Spiritual Genocide» trafen wir Schmier, Sänger und
Bassist der Truppe, seines Zeichens Südbadener, zum ausführlichen
Interview.
MF: Gratulation zum Jubiläumsalbum «Spiritual Genocide»! Zuerst dazu
einige Fragen. Was dürfen wir uns denn unter «Spiritual Genocide»
vorstellen, was bedeutet der Ausdruck?
Schmier: Vielen Dank erstmal für die Gratulation! Mit «Spiritual
Genocide» meine ich den allgemeinen Wahnsinn um Spiritualität und
religiösen Wahn, mit dem wir heute so oft konfrontiert werden. An
vielen Orten auf der Welt haben Glauben und religiöser Eifer jahre-
und jahrzehntelange kriegerische Auseinandersetzungen verursacht und
es gibt kaum Anzeichen, dass das wieder anders werden könnte, ganz
im Gegenteil. Ich bin auf den Titel gekommen, weil ich viel
unterwegs bin und in jedem Land die Nachrichten anschaue. Da fällt
einem nämlich auf, dass oft das gleiche Ereignis ganz
unterschiedlich dargestellt wird. Da muss man nicht mal nach
Russland oder Südamerika gehen, es fängt schon an, wenn man die
Nachrichten in Deutschland mit denen der Schweiz vergleicht. Die
Schweizer Nachrichten sind einiges liberaler als bei uns. Aber in
weiter entfernten Ländern und fremderen Kulturen ist der Unterschied
natürlich noch krasser. Nehmen wir als aktuelles Beispiel
Griechenland. Bei denen werden wir Deutschen in den Medien als Nazis
dargestellt, bei uns werden die Griechen als die an der Misere
Schuldigen gezeigt. Das greife ich in «Spiritual Genocide» auf, den
heutigen Umgang mit Meinungsbildung und Ideologien. Wir sind dabei,
in einen selbstzerstörerischen Wahnsinn abzurutschen, die Menschen
machen sich gegenseitig fertig. Jeder will mächtiger sein als der
andere und diejenigen, die schon reich sind, kriegen den Hals nicht
voll. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer grösser und nimmt
absurde Ausmasse an, zum Beispiel gibt es in Moskau extra
Fahrstreifen für die Reichen, wo nur sie fahren dürfen. Wenn man
solche Dinge sieht, gibt einem das zu denken, und ich verarbeite das
dann in der Musik.
MF: Welche drei Worte beschreiben «Spiritual Genocide» musikalisch
am treffendsten?
Schmier: Speed, Aggression, Eingängigkeit.
MF: Und ist das denn das beste Album, das Destruction je
veröffentlicht haben?
Schmier: Mit Abstand, mit allergrösstem Abstand! (lacht) Besser
werden wir nie mehr sein!
MF: Schön, also...
Schmier: Darf ich noch was dazu sagen?
MF: Nein.
Schmier: Bitte?
MF: Na gut!
Schmier: Wenn es eine Band nach 30 Jahren schafft, immer noch so
frisch zu klingen, dann bin ich vollauf zufrieden. Wenn man die
Scheibe zum ersten Mal hört, dann würde man kaum auf Anhieb sagen,
dass da so ein paar alte Säcke dahinter stecken, sondern junge, top
motivierte Musiker.
MF: Kommen wir doch noch zu den einzelnen Songs, die sehr
abwechslungsreich und vielseitig sind. «To Dust You Will Decay»
gefällt mir sehr gut, es ist aber eher ein untypischer
Destruction-Song, oder?
Schmier: Ja, das ist ganz lustig, denn den finden erstaunlich
viele Leute sehr gut, damit habe ich nicht gerechnet, denn für uns
ist es eher ein "probieren wir mal wie der ankommt"-Song. Er hat
viele Triolen und eine recht düstere Atmosphäre und ist trotzdem
eingängig.
MF: Aber wenn das ganze Album so wäre,...
Schmier: ...ja dann wär’ wohl Feuer im Dach und die Hölle los,
das wollen die Fans nicht.
MF: Wo Destruction drauf steht, muss eben auch Destruction drin sein,
wie?
Schmier: Ja, das ist so. Man darf zwar etwas experimentieren,
aber ich denke selbst auch, dass der Schuster bei seinen Leisten
bleiben sollte und man das machen muss, was man am besten kann.
Destruction definieren sich einfach über Schnelligkeit und
Aggressivität, und das ist gut so und soll auch so bleiben. Natürlich
wird es mit dem Alter nicht einfacher, das immer noch glaubhaft
rüber zu bringen, viele werden irgendwann altersmilde und fangen an,
Blues zu spielen...
MF: Ja, als Teenager hat man auch noch das Gefühl, dass man die Welt
ändern kann wenn man nur laut genug rumschreit, aber irgendwann
merkt man, dass sich doch gar nicht so viel ändert...
Schmier: Ha ha, das kennst du auch, was? Aber es macht weiterhin
Spass und es ist trotzdem für etwas gut, denn zum einen gibt es ja
doch immer noch Menschen, die einem zuhören und die man mit der
Musik bewegt und zum anderen ist es eine Art von Therapie, bei der
man sich selbst mit Problemen und Missständen auseinander setzt. Ich
würde, glaube ich, zugrunde gehen, wenn ich keine Musik mehr machen
könnte oder dürfte. Oder ich würde Amok laufen...(lacht)!
MF: Welches ist denn dein Lieblingssong auf «Spiritual Genocide»?
Schmier: Ich finde natürlich jeden gut (lacht)! Ne, eigentlich
finde ich den Titelsong richtig super. Der geht total ins Ohr.
Unsere Plattenfirma wollte eigentlich als erste Auskopplung «Cyanide»
nehmen, der zwar weniger eingängig ist, dafür aber richtig brutal
und schnell, voll auf die Fresse. Es ist schon toll eine Platte
abgeliefert zu haben, auf der sieben bis acht Songs richtig gelungen
sind und der Rest ist ja auch nicht Scheisse... - Das ist schon mal
eine gute Bilanz!
MF: Ist es denn nicht eine Gratwanderung, ein Album
abwechslungsreich machen zu wollen, gleichzeitig aber auch seiner
Linie treu zu bleiben?
Schmier: Das ist echt schwierig. Wir versuchten hier viel
Abwechslung rein zu bringen, zum Beispiel hat jeder Song ein anderes
Tempo, der schnellste hat 230 bpm («Under Violent Sledge»). Man muss
aber bei solchen Übungen immer sehr darauf achten, dass es live auch
funktioniert, denn wir haben ja nur eine Gitarre und ich muss
gleichzeitig Bass spielen und singen. Mike und ich schreiben die
Songs oft gemeinsam und manchmal verkomponiert man sich dann und ein
Song klappt live überhaupt nicht. Das haben wir zwar in den letzten
Jahren etwas ausgemerzt, und wir achten mittlerweile stark darauf,
dass Mike nicht zu viele Gitarrenspuren aufnimmt, damit es dann auch
authentisch rüber kommt bei einer Show.
MF: Ihr spielt ja auch manchmal noch Songs von älteren Platten, wo
ihr noch zwei Gitarren hattet.
Schmier: Ja, grad Songs von «Release From Agony» sind total
schwierig live zu spielen.
MF: Auf «Spiritual Genocide» gefällt mir auch der Song «City Of Doom»
sehr gut. Am Schluss singst du dort ein paar Worte auf Deutsch, das
hat einen coolen Überraschungseffekt. Kannst du ein bisschen was zu
dem Song sagen?
Schmier: Ha, das mit dem Deutsch hat noch kaum einer rausgehört!
In «City Of Doom» verwende ich die polnische Form von Auschwitz und
es geht darin nicht nur um die Geschichte des Ortes, die ja die
meisten kennen, sondern auch um die heutige Situation für die
Menschen dort zu leben. Ich habe einen Dokufilm darüber gesehen, der
mir total eingefahren ist, und ich musste das in einem Song
verarbeiten. Zum Beispiel, dass man Gaskammern nur erfunden hat, weil
es viel zu anstrengend und belastend für die Soldaten war, den
ganzen Tag Leute erschiessen zu müssen, und weil die Munition zu
teuer war. Es ging dann auch darum, warum Auschwitz ausgesucht
worden war, um das KZ zu beherbergen und um sein Schicksal nach dem
2. Weltkrieg. Es wurde nie wieder eine normale Stadt, die Menschen
dort mussten und müssen immer noch mit der Erinnerung leben, weil
jeder den Namen kennt und ihn mit Schrecken in Verbindung bringt.
Die Einwohner leben ständig mit dem Mahnmal an die Gräuel des
Holocaust und können sich von diesem Trauma kaum befreien. Und da
wir einen polnischen Schlagzeuger haben, kam ich auf die Idee, den
Namen polnisch auszusprechen. Zuerst wollten wir das als Titel
nehmen, aber das wäre wohl doch ein bisschen zu schräg gewesen. Und
die Idee mit dem deutschen Chorus am Schluss kam mir erst während
des Einsingens, irgendwie passte es auch zum Thema. Aber ich habe
noch nie auf Deutsch gesungen und kam mir vor wie Till Lindemann
(der Sänger von Rammstein, Anm. LW) beim Aufnehmen, aber ich glaube,
das Resultat ist trotzdem gut.
MF: «Bei Legacy Of The Past» bekommst du gesanglich Verstärkung von
Gerre von Tankard und Tom Angelripper. Magst du uns erzählen, wie
der Song und diese Zusammenarbeit entstanden sind?
Schmier: Wir hatten das eigentlich schon lange vor, eigentlich
eine Schande, dass wir so lange gebraucht haben, um gemeinsam etwas
aufzunehmen, denn immerhin sind wir alle seit drei Jahrzehnten
Weggefährten. Wir haben mit Sodom und Kreator diesen Sommer auf
einem Festival in Frankreich gespielt, und da hab ich es aber
verpeilt, Tom und Mille zu fragen, ob sie nicht Lust hätten, einen
Song gemeinsam zu machen. Ich habe dann Tom angerufen, er war sofort
dabei, aber Mille hat mir abgesagt, weil er grad in Urlaub war und
sich nicht frei machen konnte. Gerre war aber sofort dabei und dann
haben wir es halt zu dritt gemacht, denn ich konnte ja den
Aufnahmetermin nicht verschieben. Ich freue mich total, dass es
jetzt geklappt hat, unsere erste Show war damals mit Kreator und
Tankard und danach haben wir mit Sodom gespielt, wir haben also echt
ein Stück gemeinsame Geschichte.
MF: Auch bei «Carnivore» gab’s personelle Verstärkung, richtig?
Schmier: Ja, wir haben eine zweite Version von «Carnivore» gemacht
mit Harry und Oli (Harry Wilkens, Gitarre, Oliver Kaiser, Drums, von
1987 bis 1990 bei Destruction), die als Bonustrack auf der ersten
Auflage der Scheibe zu hören ist.
MF: Was kannst du uns zum – übrigens sehr gelungenen Cover Artwork –
erzählen?
Schmier: Wir haben auf viel geäusserten Wunsch unserer Fans hin
mal wieder ein Cover mit dem Mad Butcher gemacht, der übrigens auch in
unserem Video zu «Carnivore» in Erscheinung tritt. Wir wollen ihn
nicht jedes Mal auf dem Cover, denn wir sind ja nicht Iron Maiden,
die ständig überall ihren Eddie haben. Der Künstler, mit dem wir nun
schon länger zusammen arbeiten, ist selbst auch Metal-Musiker und
versteht deshalb immer sehr gut, was zu uns passt und was wir
möchten. Für uns ist es wichtig, dass der Künstler genau auf unsere
Vorstellungen eingehen kann. Das Ganze ist also wieder sehr gelungen
und auch das Booklet ist wirklich sorgfältig gestaltet.
MF: Wie läuft denn bei euch das Songwriting so ab?
Schmier: Meistens hat Mike irgendeine Riff-Idee und wir sitzen
dann zusammen und basteln den Song. Wir sind ein sehr gut
eingespieltes Team mittlerweile, wenns gut läuft, schreiben wir
einen Song an einem Tag. Es muss sich einfach gut anfühlen, dann
wird daran weiter gearbeitet, und wir lassen das Material dann
meistens eine Weile liegen und hören es uns dann nochmals mit einem
gewissen Abstand an. Wenn es uns dann noch immer gefällt, bleiben
wir bei dem Song.
MF: Und wem haben wir den geilen Sound des Albums zu verdanken?
Schmier: Natürlich der Band, ausschliesslich! Ne, Quatsch... Wir
haben beim letzten Album einige Kritik bekommen wegen des Sounds und
man schaut sich dann doch immer an, was man beim nächsten besser
machen könnte. Wir haben uns dann entschieden, «Spiritual Genocide»
von Andy Classen abmischen zu lassen, aufgenommen haben wir aber wie
immer. Ich finde es wirklich wichtig, dass man jemanden hat, der die
Band gut kennt und von dem man weiss, dass er den richtigen Stil
drauf hat. Wir haben aber auch sehr gute Aufnahmen geliefert, die
wir im Studio von Martin Buchwalter in Siegburg gemacht haben. Bei
Andy Classen war es auch so, dass wir auch deshalb einen neuen Mann
fürs Mischen haben wollten, weil sich doch, wenn man lange mit
denselben Leuten arbeitet, gerne mal eine gewissen Routine
einschleichen kann, die im schlimmsten Fall zu Nachlässigkeit führt.
Bei einem neuen Mann kommt da mehr Motivation und Frische mit.
Classen hat es auch geschafft, unserem Sound das Erdige wieder
zurück zu geben, ganz ohne Schnickschnack, ohne Samples und so.
MF: Was war der beste Moment bei der Arbeit für dieses Album?
Schmier: Als alles fertig war! (lacht) Ne, für mich ist es bei
einem Album immer ein toller Zeitpunkt, wenn wir soweit sind, dass
ich die Vocals aufnehmen kann, das ist immer ein bisschen wie
Weihnachten. Da kann man alles rauslassen und ausprobieren, das
mache ich von allem beim Albumaufnehmen am liebsten. Ich zelebriere
das dann auch gerne mal und mach mir ein schönes Fläschchen auf, um
die Stimme zu ölen...
MF: Gehst du denn mit den komplett fertigen Texten ins Studio?
Schmier: Genau. Ich guck höchstens dann mal noch ins Wörterbuch
und erfinde mal während den Aufnahmen noch einen neuen Reim... Reime
müssen sein, wer nicht reimt, der kann nichts! (lacht)
MF: Die Texte sind dir ja aber auch inhaltlich sehr wichtig, wie du
vorhin schon angedeutet hast.
Schmier: Natürlich, klar! Das ist natürlich nicht Shakespeare,
was ich da verfasse, aber es ist uns wichtig, Texte zu haben, die
zur Band passen, sozialkritisch und real und teilweise auch
persönlich sind. Das passt am besten zu uns. Wichtig ist auch, dass
die Texte ein ähnliches Aggressionslevel haben wie die Musik. Mit
sinnlosem Gekeife kann ich nicht viel anfangen.
MF: Achtest du auch auf den Text, wenn du selbst Musik hörst?
Schmier: Ja, auf jeden Fall, das ist wohl schon fast beruflich
bedingt (lacht). Ich finde es zum Beispiel alles andere als toll,
wenn eine Band zum Beispiel in ihren Texten Krieg und Gewalt bewusst
verherrlicht und nicht kritisch damit umgeht. Für mich ist es
wichtig, dass Texte etwas zu sagen haben, denn ich komme viel herum
und sehe, dass es auf der Welt viele Missstände gibt, auf die man
hinweisen muss. Ich kann daran zwar nicht sehr viel ändern, aber ich
kann zum einen mich selbst therapieren, in dem ich das in der Musik
verarbeite und raus lasse, und zum anderen kann ich versuchen, die
Leute hier drauf aufmerksam zu machen und ganz wichtig ist auch,
dass man den Menschen in Dritt-Welt-Ländern so zeigen kann, dass
jemand sie hört, sich für sie interessiert und sich Gedanken macht
über ihre Situation. Es ist total krass, wenn man von jemandem Sachen
hört wie "Danke für diese Platte, die hat mir das Leben gerettet".
Und es geht bei meinen Texten ja darum, dass zwar viel schief läuft,
man aber nicht aufgeben und dem Leben in den Arsch treten soll.
Ich schreibe ja nicht so Zeugs wie "Schneid dir den Arm auf",
sondern "Los, steh auf und kämpfe!".
MF: Wie du sagst, seid ihr ja sehr viel auf Tour, was sehr
anstrengend sein muss. Gibt es denn nie Zeiten, in denen du genug
davon hast?
Schmier: Ja, doch, zum Beispiel wenn ich in den Wald scheissen
muss! Das passiert ab und an mal, dass es halt keine Klos weit und
breit gibt, zum Beispiel in Polen ist uns das passiert. Da läufst du
in den Wald rein und überall sind Häufchen mit Papierchen drauf und
man muss schauen, dass man noch eine freie Stelle findet. Am Tag
geht das ja noch, aber Nachts ist es nicht so toll. Dann kommt man
aus dem Wald wieder raus und schwupp steht da schon die erste Nutte
und meint "twenty Euros, twenty Euros". Das sind so die Momente, in
denen ich laut schreien könnte: "Ich will heim!!" Und das hört ja
auch nicht wirklich auf, oftmals passiert einem jeden Tag irgendwas
in der Art. Bei unserer letzten USA-Tour hatten wir eine Pechsträhne,
wo jeden Tag was passiert ist. Einen Tag gabs keine Klos, am
nächsten nichts zu essen, dann war das Gepäck verschwunden, am
nächsten gabs kein Bad, dann keine Gage und am Schluss noch der Bus
kaputt. Man denkt bei so was jeden Tag: So, das wars jetzt aber. So
viel Pech können wir gar nicht haben. Jetzt passiert nichts mehr.
Und dann bist du mitten in der Wüste und der Bus bleibt liegen, wenn
die Venue für den Gig am gleichen Abend noch 1000 km entfernt ist.
Das geht schon ziemlich an die Substanz mit der Zeit... - Wenn man
sich aber überlegt, dass zum Beispiel ein Fan in Südamerika 200
Dollar im Monat verdient und dann davon 20 Dollar für ein
Konzertticket ausgibt, um uns zu sehen, dann nehm’ ich die Strapazen
doch gerne auf mich!
MF: Du bist ja jetzt seit 30 Jahren im Geschäft. Wie hat sich denn
deiner Meinung nach das Business in diesen Jahren verändert?
Schmier: Für uns hat sich natürlich schon einiges geändert, weil
wir schon lange nicht mehr die Greenhorns sind, und man uns nicht
mehr so einfach über den Tisch ziehen kann. Am Anfang wurden wir
noch brutal verarscht, weil wir uns nicht auskannten und man uns
alles Mögliche erzählt hat. Man muss aber auch sagen, dass solche
Knebelverträge wie damals nicht mehr sehr oft vorkommen. Die meisten
Verträge, die man heute vorgelegt bekommt, sind sehr viel korrekter.
Das liegt wohl unter anderem auch daran, dass es viele junge Bands
gibt, die smart genug sind, sich gut zu informieren und nicht
abzocken zu lassen. Es ist aber schwieriger geworden, berühmt zu
werden heutzutage, weil die neuen digitalen Medien eine ganz andere
Ausgangssituation bedeuten. Früher gab es zwar auch Tapetrading,
aber das lief in einem ganz anderen, viel kleineren Rahmen ab.
MF: Wie siehst du die Zukunft des Thrash und des Metal im
Allgemeinen?
Schmier: Ich mach mir wenig Sorgen, die Metal-Szene erneuert
sich immer wieder von selbst. So lange auch die alten Hasen gute
Platten machen, was ja der Fall ist, man höre nur mal die neue
Testament-Scheibe zum Beispiel, so lange wird Thrash auch weiter
leben. Auf jeden Fall sollte sich der Thrash Metal den Touch von
Rebellion erhalten. Das finde ich ganz wichtig, damit man sich auch
zum Beispiel von diesen ganzen Metalcore-Bands mit ihren süssen
Melodien abhebt. Ich bin Melodienvermeider und das aus gutem Grund,
es darf nämlich nicht cheesy werden. Schliesslich ist es Metal!
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