Die deutschen Heavy Metaller Edguy Leuten das „Zeitalter
des Jokers“ ein. So jedenfalls heisst ihr neuntes Werk,
welches rund elf brandheisse Eisen warm hält. Vor dem
Konzert im Z7 traf ich Gitarrist Jens Ludwig, um über
das Album, die Bandhierarchie und über Konzertabsagen zu
sprechen.
MF: Herzliche Gratulation zum Platz 13 in den
Schweizer-Charts.
Jens: Ja, das war super. Damit hätte ich nicht
gerechnet. Dass wir in die Deutsche-Charts reinkommen,
damit konnte man rechnen, aber nicht, dass es so gut
wird. Aber das mit der Schweiz hat mich echt gefreut.
MF: Als Vorband habt ihr auf dieser Tour Kottak dabei.
Ist das ein Nebeneffekt der Scorpions-Konzerte?
Jens: Ja, definitiv. Die Idee ist entstanden als Felix
und James zusammen in Frankreich an einem
Schlagzeug-Workshop mitgemacht haben. Und da kamen sie
darüber ins Gespräch und die Idee wurde geboren. Das ist
eine coole Sache. James ist ein super Typ; Auch gerade
als Sänger in seiner Band. Musikalisch passt es
vielleicht nicht so ganz, weil es eher so in die
Punk-Rock-Ecke geht. Aber der Typ hat einfach einen
solch hohen Unterhaltungswert, dass… Also wir haben
bisher null negative Stimmen gehört, was die Vorband
angeht. Also der macht schon irgendwie gut Stimmung und
hat einfach Spass bei der Sache.
MF: Und es gibt Abwechslung.
Jens: Ja, und das ausserdem.
MF: Auf den meisten Touren davor hattet ihr zwei bis
drei Vorbands dabei, diesmal nur eine. Waren euch zwei
bis drei zu viel?
MF: Nein. Im Prinzip war das auch eine Entscheidung aus
logistischen Gründen. Weil wir so in der aktuellen
Konstellation alle in einen Night-Liner hinein kriegen.
Und das ist dann viel einfacher zu handhaben, als wenn
du dann noch eine Vorband dabei hast. Dann brauchst du
noch einen Bus und ev. noch einen Trailer und was weis
ich. Und so war das aus logistischen Gründen einfach
gut. Wobei wir auch die Erfahrung gemacht haben, dass
drei Bands für ein Konzert schon viel sind. Für ein
Festival ist das sicher in Ordnung. Aber für ein Konzert
ist es auch für die Crew einen Haufen Arbeit. Also hat
das erstens logistische Gründe, und zweitens hat sich
auch nicht dauerhaft eine dritte Band angeboten, welche
die komplette Tour hätte mitfahren können. Wir hatten
zum Beispiel in Schweden Fullforce noch dabei. In Langen
hatten wir noch Kissin‘ Dynamite eingeladen, weil dort
Kottak nicht spielen konnten. Also hier und da ist immer
noch eine weitere Kappelle dabei.
MF: Kommt dazu, dass aus einer ähnlichen musikalischen
Sparte Sabaton zusammen mit Grave Digger und Powerwolf
erst gerade auf Tour waren.
Jens: Ja, genau.
MF: Von daher war das wohl auch keine Option.
Jens: Sabaton? Ich weiss nicht, ob die bei uns noch im
Vorprogram spielen würden. Weil die sind mittlerweile
auch richtig gut am Start. Das ist übrigens eine der
wenigen Bands, die bei uns im Vorprogramm waren und
danach richtig durchgestartet sind. Viele andere Bands
sind dann immer so ein Bisschen versickert. Aber Sabaton
haben das gut durchgezogen. Da ziehe ich den Hut davor.
MF: Versteht ihr euch bisher mit Kottak gut im
gemeinsamen Bus? Ich meine das sind vier oder fünf
weitere Leute, inklusive seiner Frau oder Freundin und
die Tourbusse sind ja auch ziemlich eng.
Jens: Ja schon. Und es ist ja auch nur für einen
begrenzten Zeitraum von vier Wochen. Und da kann man
sich schon mal echt zusammenreissen (lacht). Nein, bis
jetzt ist wirklich die Stimmung echt super auf der Tour.
Auch zwischen den beiden Bands und der Crew. Das ist
irgendwie alles eine Familie und so fühlt es sich an.
MF: Ihr musstet wegen Stimmband-Problemen von Toby
(Sammet, Sänger) Konzerte absagen. Wie geht es ihm
heute?
Jens: Gut. Also viel Besser. Das war so ein Ding, wo man
leider nichts machen konnte. Er hatte eine
Virus-Infektion. Dadurch hatten wir dann fast eine Woche
Pause, wo er sich erholen konnte und seit Filderstadt
gibt er wieder Vollgas. Seine Stimme hält, seine
Gesundheit auch, es ist alles gut. Das ist halt immer
das Problem bei Sängern. Ich als Gitarrist kann auch mit
einer Grippe spielen. Aber sobald sich dann ein Husten
auf die Stimme legt, dann ist es natürlich nicht so gut
zu singen. Toby ist zwar einer, der alles Mögliche
versucht zu machen, dass es geht. Aber ab einem
bestimmten Punkt hat es keinen Wert mehr. Nämlich dann,
wenn du einfach merkst, das es dir selber und vor allem
den Fans, die an dein Konzert kommen nichts bringt, wenn
der Sänger da am rumkrächzen ist, und sich gerade so auf
denen Beinen halten kann. Das ist dann für keinen der
beiden Seiten gut. Insofern ist es manchmal besser,
solche Sachen einfach abzusagen, bevor man sie dann so
notdürftig noch durchzieht.
MF: Ich weiss noch, dass Toby auf der Tinnitus
Sanctus-Tour in der Schweiz fast absagen musste.
Jens: Ja, aber da ging es dann noch. Da war es noch
möglich, irgendwie. Man muss dann immer abwägen. Es ist
dann natürlich auch für uns immer am meisten
enttäuschend, wenn wir ein Konzert absagen müssen. Weil
wie in Essen: Wir standen da und dann hiess es: „Ja,
heute ist kein Konzert. Es geht nicht.“ Und dann ist man
auch als Musiker total enttäuscht.
MF: Ihr hattet da also bereits alles aufgestellt.
Jens: Ja, genau. Aber wenn es nicht geht, dann geht es
nicht. Natürlich sind wir Menschen und keine Maschinen.
MF: Was habt ihr dann in diesen Tagen gemacht? Geübt und
geprobt?
Jens: Nein, wir waren zuhause und haben uns erholt.
MF: Das hat also gereicht, um zurückzufahren?
Jens: Ja klar. Wir waren ja in Essen. Und wir hätten am
Tag darauf sowieso in Fulda gespielt, also in unserer
Heimatstadt. Insofern haben wir die drei Tage Pause dann
einfach auf Fulda verlegt, dass jeder der Band nach
Hause konnte und relaxte. Und für Toby hiess es
hauptsächlich erholen und im Bett liegen bleiben. Das
ist dann immer das Beste.
MF: Kommen wir zum neuen Album „Age Of The Joker“. Den
Joker hattet ihr ja bereits früher auf den Covers klein
und versteckt drauf. Wobei der Joker bereits auf der
Mandrake prominent in Erscheinung getreten ist.
Jens: Ja, das hat mit der Mandrake angefangen.
MF: War es jetzt einfach der Zeit, den Joker wieder
auszupacken?
Jens: Wir hatten das Gefühl, gerade als wir die Songs
gemacht hatten, dass das irgendwie nach dem Joker klang.
Gut die Tinnitus Sanctus hatte insgesamt eine düstere
Atmosphäre. Aber als wir dabei waren, die Songs für das
neue Album zu machen, war uns eigentlich klar, dass auf
das Cover irgendwas mit dem Joker drauf muss. Weil es
irgendwie alles zusammen gepasst hat. Das Feeling im
Proberaum mit der Musik. Also haben wir gefunden, dass
jetzt wieder mal was Positives auf das Cover muss, nach
dem er jetzt auf einem Cover nicht da war. Also wegen
dieser positiven Grundstimmung. Und deswegen haben wir
uns entschieden, den Joker wieder rauf zu packen. Zumal
es auch gut zum Image der Band passt. Uns sitzt halt
auch manchmal der Schalk im Nacken und das verstecken
wir auch nicht.
MF: Der Album-Titel kann aber auch als Zeitkritik
angeschaut werden.
Jens: Das kann man mit Sicherheit auch ein Bisschen so
interpretieren, man kann da sehr viele Sachen
hineininterpretieren. Aber für uns war das einfach gut
so. Gerade weil die letzte Platte fast drei Jahre her
war. Der Albumtitel sollte von uns so ein Statement
sein: „Hallo, wir sind wieder da und jetzt kommt unsere
Zeit!“.
MF: Ihr habt 13 Songs aufgenommen, oder waren das mehr?
Jens: (überlegt) Nein, stimmt.
MF: Die habt ihr sozusagen alle verwertet.
Jens: Ja.
MF: Wie habt ihr entschieden, welche Songs auf die
Bonus-CD und welche auf reguläre Album landen?
Jens: Also das eine waren ja die Single-Versionen von
Robin Hood und Two Out Of Seven, die auf der Bonus-CD
gelandet sind, das war klar. Bei Standing In The Rain
war auch von vornherein klar, dass der eher
Bonusmaterial sein wird. Der ist ja noch von 2005, wo
wir ihn zur Rocked Ride-Session gemacht hatten. Den
hatten wir also noch übrig.
MF: Der war noch nie auf einer CD?
Jens: Nö, der war noch nirgends drauf. Gut bei den
anderen zwei Titeln war es uns eigentlich auch von
vornherein klar, dass die nicht gerade so zur Platte
passen. Gerade der Aleister Crowley Memorial Boogie. Und
beim letzten Song war es so, dass der schlichtweg
einfach noch nicht fertig war, als wir das Mastertape
abgeben mussten. Insofern wurde uns da die Entscheidung
auch abgenommen.
MF: Bei einem der Bonustracks hast du selber
mitgeschrieben. Du hattest wahrscheinlich mehr Ideen.
War das eine gewisse Genugtuung für dich, dass du es da
trotzdem noch irgendwie drauf geschafft hast?
Jens: Natürlich. Es ist immer schön, wenn man Ideen
umsetzen und diese auch einbringen kann, das ist ganz
klar.
MF: Was machst du mit den vielen Ideen, die du nicht
umsetzen kannst?
Jens: Sammeln, sammeln, die stapeln sich auf Festplatten
(lacht). Nein, ich weiss nicht. Keine Ahnung, was sich
damit irgendwann mal geschehen wird. Da wir sich mit
Sicherheit irgendwann mal eine Gelegenheit finden, aber
im Moment gibt es dafür noch keine Verwendung.
MF: Das neue Album ist ausschliesslich von Toby
geschrieben. Waren eure Ideen zu schräg dafür?
Jens: Sie haben Toby einfach nicht gut genug gefallen.
Das hat irgendwie nicht so wirklich gepasst. Für Toby
ist es immer ganz wichtig, dass er sehr schnell einen
Draht zu einer Idee haben muss. Und das geht bei ihm
natürlich am Leichtesten, wenn er seine eigenen Ideen im
Kopf und dazu die Melodieführungen und alles bereit hat.
Wenn man ihm andere Ideen präsentiert, dann fällt es ihm
manchmal schwer, sich da gleich reinzuversetzen. Und
dann… Wenn der Funke aber nicht sofort bei ihm rüber
springt, dann hat er da überhaupt keinen Bock mehr,
irgendwie weiter zu arbeiten (lacht). Insofern ist er
manchmal… Für die Band funktioniert es ganz gut so. Weil
er ist halt Frontmann und Sänger und muss die ganzen
Sachen auch rüber bringen, und das auch möglichst so gut
es geht. Und das geht ihm am Besten mit seinen eigenen
Ideen.
MF: Er hat sich kürzlich mal in einem Interview im
positiven Sinne als Diktator oder Leitwolf bezeichnet.
Welche Rolle übernimmt der Rest der Band?
Jens: Ja, also einer alleine kann halt auch nicht viel
bewirken. Wir sind die Zuspieler. Wir halten ihm den
Rücken frei, wo es geht. Und tja, welche Rolle spielen
wir? Nach wie vor muss man sagen, dass wir trotz allen
Dingen eine gewachsene Band sind. Es ist ja nicht so,
dass wir ein wild zusammen gecasteter Haufen sind,
sondern wir als Band so entstanden sind. Und es hat sich
einfach in diese Richtung entwickelt, wie es ist. Man
muss da ganz ehrlich sein, dass das ja auch alles ganz
gut für uns funktioniert. Also warum sollte man da jetzt
gross eine Rebellion anzetteln oder so? Ich denke, jeder
ist glücklich mit dem was er in der Band macht. Es
funktioniert. Es funktioniert sehr gut. Die andern
sterben auch nicht an Langeweile. Es gibt immer
irgendwas zu tun. Aber Tobias ist schon der
Entscheidungsträger.
MF: In dieser Konstellation fühlt ihr euch wohl?
Jens: Ja. Auf jeden Fall.
MF: Auch mit den Egos und alles? Ihr seht das Ganze?
Jens: Ja, zum einen das. Und zum anderen, und da kann
ich jetzt für mich sprechen, weiss ich, dass ich nicht
so ein guter Frontmann wäre. Ich bin irgendwie mehr so
der Teamplayer. Mich stört es auch nicht, wenn ich mal
im Dunkeln Gitarre spielen muss. Das passt zum Glück
ganz gut von den Charakteren der Band, dass der mit dem,
ich sage mal, grösstem Ego, auch das meiste Licht
abbekommt. (lacht)
MF: Also die Diva.
Jens: Das kann man auch so nennen. Nein, nein. Ich
meine, eine Rampensau musst du sein, sonst bist du kein
guter Frontmann. Und Toby ist ein sehr, sehr geiler
Frontmann, das kann man wirklich sagen. Wie er die Leute
im Griff hat, die Kommunikation mit dem Publikum, das
könnte ich auch nicht. Geschweige davon, dass ich auch
gar nicht singen kann.
MF: Du hast es angesprochen, dass bei euch keine
Langeweile aufkommt, wenn Tobias wieder einmal mit
anderen Projekten beschäftigt ist. Was macht ihr in
dieser Zeit?
Jens: Man muss dazu sagen, dass das bis jetzt immer
weitestgehend parallel lief. Also wenn Toby an einer
Platte für Avantasia arbeitet, dann ist er ja nicht für
ein halbes Jahr weg. Sondern er geht dann mal für einen
Tag ins Studio und singt ein Bisschen was, und arbeitet
mit Sascha im Rest der Zeit. Wir haben ja auch in der
Zeit, als er die Avantasia-CDs rausgebracht hat, mit den
Scorpions getourt. Also das läuft weitestgehend
parallel. Und wenn Toby dann mal vier Wochen mit
Avantasia auf Tour ist, dann gönnen wir uns halt mal
Ferien (lacht).
MF: Schön.
Jens: Wir machen dann die Steuererklärungen zu Hause.
MF: Für die Band.
Jens: Ja.
MF: Also habt ihr die Band zu einer Art Firma gemacht.
Jens: Ja.
MF: Also zu einer GmbH?
Jens: Nein, das ist eine GBR. Eine GmbH würde ja glaube
ich Geld kosten.
MF: Und eine GBR steht in Deutschland für…?
Jens: Das ist eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts. Da
muss man keine Einlagen leisten. Aber jeder haftet auch
persönlich. Das heisst…
MF:..ihr habt grosses Interesse daran, die Band nicht an
die Wand zu fahren.
Jens: Ja. Richtig. (lacht)
MF: Ihr habt dieses Mal ein „leises Album“ aufgenommen.
Das bedeutet, dass ihr im Endmix die Lautstärke nicht
wie heute üblich nach oben gedreht habt. War das auch
eine bewusste Entscheidung?
Jens: Ja, definitiv. Das war uns von Anfang an klar. Man
kriegt das ja auch mit. Man ist ja auch selber Musikfan.
Ich kaufe mir auch neue CDs. Und da ist uns in den
letzten Jahren halt auch diese Entwicklung aufgefallen,
dass es immer nur noch lauter, lauter, lauter und
nochmals lauter und noch mehr im roten Bereich und noch
mehr Distorsion geht. Wir stehen halt alle mehr auf
Musik, die auch ein Bisschen Dynamik hat. Und das kann
man auf der CD hören. Ich meine, es gibt einen Grund
warum bei einer Stereo-Anlage der Lautstärkenregler
erfunden wurde. Das muss nicht immer alles auf 10 oder
11 sein. Zum Glück fährt unser Produzent Sascha genau
die gleiche Schiene. Er ist auch irgendwie überdrüssig
von übersteuerten Produktionen. Insofern war das von
Anfang an eine bewusste Entscheidung, irgendwie mehr
Raum zu schaffen, dafür allerdings den Sound viel
dynamischer und ehrlicher zu machen.
MF: Das heisst, ihr seid auch eine Band, die keine
Probleme mit der Schweizer Lautstärken-Beschränkung bei
den Konzerten hat?
Jens: Nein, grundsätzlich nicht. Natürlich gibt es
Grenzen. Wir haben zum Beispiel vor Kurzem in Augsburg
an einem Festival von einem Radiosender gespielt. Und da
war in einer 10‘000er Halle eine Lautstärkenbegrenzung
von 100 DB. Und das war wirklich… Ich habe die anderen
Bands gesehen und gedacht „Nein, das ist einfach kein
Rock’n’Roll!“ Ein Bisschen Pfund muss es schon haben.
Aber gerade hier im Z7 sind 105 DB ist erlaubt, oder?
MF: 95 DB, aber auf den ganzen Abend ab Türöffnung
verteilt. Also kannst du zwischendurch überschreiten.
Jens: Ach so. Also das Limit von unserem Soundmann hier
ist immer bei 105 DB. Und da versucht er einzupegeln.
Das ist schon eine gesunde und gute Lautstärke.
MF: Das Schlagzeug habt ihr dieses Mal nicht bei Sascha
aufgenommen.
Jens: Nein, das haben wir in Hannover aufgenommen.
Allerdings mit Sascha. Er war da. Das hatte auch mit dem
Sound zu tun. Dadurch, dass wir einen sehr ehrlichen und
natürlichen Sound wollten, haben wir auch auf jegliche
Sampels beim Schlagzeug verzichtet. Denn wenn man beim
Schlagzeug alles Sampelt ist es scheissegal wie es
aufgenommen wurde. Aber wenn man wirklich ein Schlagzeug
haben möchte, welches wie ein Schlagzeug klingt, dann
ist auch der Raumklang sehr wichtig. Und das
Pepermint-Park-Studio in Hannover, das kennen wir schon
von vorherigen Produktionen. Das hat einen wahnsinnigen
Aufnahmeraum. Der ist 10 Meter hoch, riesen gross und es
klingt einfach geiler da drin. Wenn Felix Schlagzeug
spielt klang das einfach druckvoll und echt. Das hatte
alles, was man braucht um den Sound natürlich zu machen.
Und wenn man danach alles zu triggert ist es im Prinzip
egal wie das Schlagzeug vorher klang. Dann kannst du auf
Töpfen rumschlagen und machst dann den schönsten
Snare-Sound draus. Das funktioniert heute ja auch alles
mit der Technik, aber wir wollten es wie gesagt ehrlich
haben und da braucht man halt gerade beim Schlagzeug
einen vernünftigen Raum. Bei den Gitarren ist das
anders. Da ist das Mikrofon so dicht vor dem
Lautsprecher, dass es Wurst ist, wie toll der Raum
klingt oder nicht. Aber beim Schlagzeug ist es wichtig.
Und deswegen diese Entscheidung.
MF: Die Gitarren und der Bass habt ihr wiederum zusammen
aufgenommen?
Jens: Wir haben die Rhythmus-Gitarren zusammen
aufgenommen. Den Bass nicht. Den haben wir lieber
separat gelassen.
MF: Und die Soli habt ihr in diesem Falle auch nicht an
einem Stück aufgenommen?
Jens: Nein. Die Soli nicht. Aber gerade das mit den
Rhythmus-Gitarren wollten wir einmal ausprobieren und
das hat uns dann auch ganz gut gefallen, weil das auch
wieder zum Gesamtkonzept passte. Es ist meistens so,
dass wenn man nacheinander spielt, dann versucht, das
sehr akkurat zu machen. Wenn du aber zusammen
nebeneinander im Raum sitzt und einfach vor dich hin
zockst, bleibt da immer ein Bisschen Raum für
Spontanität und geringe Abweichungen zwischen dem was
Dirk und dem was ich spiele. Und das macht das Ganze
nochmals eine Ecke lebendiger. Es klingt halt mehr wie
im Proberaum, als wie direkt nacheinander aufeinander
passend gespielt.
MF: Das ist auch der Grund, wieso ich oft Live-Alben
Studio-Alben bevorzuge. Weil dort alles zusammen
gespielt wird. Und das hört man irgendwie auch.
Jens: Ja, eben. Selbst wenn man es nur unterbewusst
wahrnimmt. Es macht einen grossen Unterschied.
MF: Wie schafft ihr es denn die Euphorie, die ihr beim
Livespielen habt, auch auf Platte zu bannen?
Jens: Gute Fragen, denn logischerweise spielt man live
ein Bisschen anders als im Studio. Weil man im Studio
wesentlich konzentrierter ist auf das was man jetzt
spielt. Man konzentriert sich nur aufs Spielen. Während
man in der Live-Situation immer kuckt, was der andere
macht und natürlich will man auch schön posen (lacht).
Das ist klar eine andere herangehensweise. Aber für uns
war das nie wirklich eine Frage. Und die Energie von
einem Live-Konzert mit auf eine Platte zu nehmen, wenn
es jetzt nicht eine Live-Platte war. Wenn wir im Studio
sind, dann wollen wir erstmal eine gute Platte machen.
Und das ist unsere Motivation, dass es eben so
energiegeladen wie nur möglich hinzukriegen.
MF: Wann gibt es die nächste Chance, euch wieder in der
Schweiz Live zu sehen?
Jens: Das ist eine berechtigte und gute Frage, und ich
habe keine Ahnung (lacht).
MF: Auf einem Festival im nächsten Jahr vielleicht?
Jens: Da haben wir noch keine konkreten Anfragen. Also
jetzt nicht aus der Schweiz. Aber im nächsten Jahr
werden wir sicher in Europa auf diversen Festivals
spielen. Aber was jetzt in der Schweiz ist, da kann ich
leider noch gar nichts dazu sagen, weil ich selber noch
nicht weis.
MF: Den Rest lasst ihr auf euch zukommen?
Jens: Ja, sicher.
MF: Und wenn es da nochmals eine Avantasia-Album gibt…
Jens: Das würden wir rechtzeitig erfahren. Jetzt ist der
Fokus erstmals auf der Tour, dass wir das über die
Runden kriegen und dann… Ich glaube, in diesem Jahr wird
nicht mehr viel passieren. Und nächstes Jahr haben wir
schon ein paar Festivals- und weitere Tournee-Anfragen
und das wird sich wohl noch wenig hinziehen.
MF: Das heisst, ihr habt nach der Tour wieder Zeit, um
an der Band zu arbeiten und die ganzen
Hintergrundgeschäft.
Jens: Ja, genau. Hintergrundgeschäfte klingt gut. Ein
wenig wie Mafia. (lacht).
MF: Evergrey haben mir mal gesagt, dass bei ihnen das
eigentliche Musikmachen noch fünf Prozent des Gesamten
ausmacht. Wie sieht es bei euch aus?
Jens: Das kommt immer darauf an, was man jetzt unter
Musikmachen versteht.
MF: Er meinte, dass das eigentliche Spielen; Live und im
Studio.
Jens: Ja, gut. Das nimmt vom Tag ja auch nur keine 10
Prozent ein, wenn du jetzt 24 Stunden nimmst und dann
zwei Stunden spielst. Aber man ist dann doch den ganzen
Tag damit beschäftigt mit den Gedanken. Man konzentriert
sich auch da drauf. Man arbeitet mit dem Soundcheck und
so auf diese zwei Stunden hin, wo es darauf ankommt. Und
das empfinde ich als genau so wichtig. Wenn ich jetzt
nur sagen würde, dass das Spielen schön und alles andere
lästig ist… Ich glaube, dass wir das auch eher so als
Ganzes sehen. Das eine gehört halt zu dem andern. Wenn
man Live spielen und dabei auch gut sein möchte, dann
muss man vorher halt auch für sich selbst üben, und sich
dann auch im Proberaum treffen und die Sachen zocken.
Und wenn man eine gute Show und eine schöne Bühne haben
möchte, dann muss man sich vorher zusammensetzen und
Ideen sammeln und das Ganze ausarbeiten. Natürlich ist
alles was man tut, auf diese zwei Stunden abgestimmt.
Und diese zwei Stunden nehmen auch wirklich sehr wenig
Zeit in Anspruch, wenn man jetzt den ganzen Tag nimmt.
Aber das Drumherum ist trotzdem nicht weniger wichtig.
MF: Wir sind am Ende. Gibt es noch was, was du noch
euren Fans sagen möchtest?
Jens: Also natürlich, vielen, vielen Dank für den
Riesenerfolg hier in der Schweiz. Ich freue mich auf
heute Abend. Das Z7 ist immer ein sehr, sehr schöner Ort
um Konzerte zu spielen. Wir sind hier sehr gerne und
freuen uns. Und hoffen, dass wir hoffentlich bald wieder
kommen können.
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