Aphrodisierender Tee für auf
Kometen surfende Astronauten.
Kyuss, Fu Manchu, Karma To Burn, Monster Magnet & Co. haben auch in
der Schweiz nicht bloss konsumierende Supporter sondern ebenso
aktive Mitstreiter, die sich bedingungslos dem Stoner Rock
verschrieben haben. Dass man selbst in dieser speziellen
musikalischen Nische in der kleinen Schweiz mit der richtigen
Attitüde ganz passable Achtungserfolge einfahren kann, beweist
derzeit die Zofinger Stoner Band Ephedra, deren gleichnamiges Debüt
perfekt demonstriert, wie man aus einem Minimum an Mitteln das
Maximum rausholt. Ich traf mich an einem Sonntagnachmittag mit den
Gitarristen Andy und Roman sowie dem Bassisten Kilian in ihrem
orangenen Probebunker.
MF: Möchtet ihr uns etwas über die Entstehungsgeschichte von Ephedra
erzählen?
Kilian: Ich kannte Tommy (ehemaliger Bloodstained Ground und
Ephedra Drummer), der in verschiedenen Bands spielte, was ich damals
total cool fand. Irgendwann wollte dann ein Kumpel von mir einen
Bass verkaufen, und ich nahm ihn sofort, obwohl ich damals noch gar
nicht darauf spielen konnte. Ich klimperte einfach ein Bisschen
darauf rum, bis ich auf die Idee kam, Tommy eine Session
vorzuschlagen. Wir fragten dann noch den Gitarristen, Chrigel, das
dritte ursprüngliche Gründungsmitglied von Ephedra, ob er bei einer
Jam Session mitmachen würde, obwohl wir damals nicht einmal wussten,
was eine Jam Session ist. Da waren wir nun, und ich sollte irgendwas
spielen, woraufhin ich entgegnete, ich hätte nur ein -, bestenfalls
zwei Riffs drauf. Also spielte ich das eine Riff, und die anderen
fanden es ganz gut und stiegen mit ihren Instrumenten mit ein. Nach
sechs Stunden war so der erste Song entstanden. Das fanden wir
dermassen toll, dass wir uns nach drei Wochen wieder trafen,
gleiches Prozedere und Song Nummer zwei war im Kasten.
Da entschieden wir, eine Band zu gründen. Wir probten anfangs in
Olten, im Bandraum von Kasparov, aber wir wollten natürlich unseren
eigenen. Auf ein Inserat hin fanden wir schliesslich unseren
heutigen Proberaum in einem unbenutzten Zivilschutzraum. Nach drei,
vier Monaten fanden wir eine Sängerin, eine Kollegin von Tommy, aber
kurz darauf gab Chrigel seinen Austritt bekannt, weil er nicht mehr
in zwei Bands spielen konnte, erst recht nicht bei dem Tempo, das
wir vorlegten. Da kam Andy ins Spiel, aber kaum war er eingestiegen,
stieg die Sängerin aus, da sie einen Freund in Norwegen hatte, und
wegen ihrer häufigen Reisen dorthin einfach keine Zeit mehr für die
Band hatte. Also spielten Andy, Tommy und ich zunächst zu dritt
weiter, bis wir einen Sänger fanden, der sich allerdings nach ein
paar Monaten als ungeeignet für Ephedra entpuppte. An diesem Punkt
entschieden wir uns dazu, als Instrumentalband weiter zu machen, um
den Sound aber etwas fülliger zu gestalten, wollten wir einen
zweiten Gitarristen an Bord holen, so kam auf unser Inserat hin
Roman ins Spiel. Nun konnten wir zu viert die Songs fertig
komponieren und die CD einspielen. Als allerdings auch Gigs zum
Thema wurden, merkte Tommy, unser Drummer, dass er mit den Koenix,
seiner anderen Band, schon völlig ausgebucht war und Ephedra nur
sehr eingeschränkt dienen konnte.
Anfangs dachten wir „easy, das geht schon“, dann kamen aber immer
mehr Konzertanfragen, die wir aufgrund von Tommys Verpflichtungen
bei den Koenix nicht wahrnehmen konnten, und irgendwann sagte er von
sich aus, dass es der Band zuliebe so nicht weitergehen könne und
stieg konsequenterweise aus. Dank der kürzlich veröffentlichten CD
fanden wir danach über ein Inserat relativ schnell unseren neuen
Mann an den Kesseln Dan, der momentan damit beschäftigt ist das Set
einzustudieren. Ich denke, gegen Ende des Jahres werden wir wieder
reif für Gigs sein. Das Thema Sänger ist auch immer noch aktuell,
sollte sich ein geeigneter Kandidat finden, wären wir nicht
abgeneigt, wobei es uns auch instrumental ganz gut gefällt.
Roman: Es hat sich sowieso als sehr schwierig entpuppt, einen Sänger
zu finden, der Zeit hat und zugleich gut ist.
Kilian: Es ist wirklich so, entweder sind sie gut, haben dafür aber
kaum Zeit, noch x andere Projekte am Laufen oder sind bei den Proben
nicht wirklich mit dem Herzen dabei, oder sie haben genügend Zeit,
können aber nicht wirklich singen, und da muss ich sagen, wenn
schon, dann muss ein Sänger den Sound einer Band noch verbessern. Es
bringt ja nichts, wenn das Publikum den Sound einer Band geil -,
aber gleichzeitig den Sänger nervig findet. Dann wollen wir lieber
momentan keinen, bis irgendwann der Richtige mit der richtigen
Stimme kommt.
MF: Was ist denn die richtige Stimme, in welche Richtung solle es
gehen? Mach doch hier gleich einen Aufruf!
Andy: Haben wir schon gemacht!
Kilian: Ich fände eine rauchige Whisky-Stimme cool, aber eine die
nicht bloss brüllt sondern singen kann. Der Sänger muss Melodien
rüberbringen, und nicht bloss schreien und growlen, das würde nicht
zu unserem Sound passen. Wer die alten Sachen von Kyuss kennt, weiss
was ich meine, schon etwas kratzig und dreckig aber doch gesungen.
Wenn sie die richtige Stimme hat, darf es auch gerne eine Frau sein.
MF: Nicht jeder Rock – und Metal Fan ist unbedingt gleichzeitig auch
ein Hobbybotaniker. Wie seid ihr auf den Namen Ephedra gekommen?
Kilian: Als wir noch zu dritt waren, Tommy, Chrigel und ich,
sagte ich einer Kollegin, mir schwebe etwas mit Metallkugeln und
einer geilen Braut vor. Daraufhin zeichnete sie dieses Bild dort
(deutet auf eine Bleistiftskizze am Lampenschirm) und der Bandname
stand fest, wir nannten uns fortan Balls Of Steel. Tommy fand’s
lustig, aber Chrigel war der Name zu prollig. Also überlegten wir
weiter und dachten, ein Frauenname wäre auch ganz schön. Nach langer
Suche unter anderem in der indischen Mystik stiess ich auf den My
Sleeping Karma-Titel „Ephedra“, und ich fand das eigentlich noch
einen schönen Namen.
Nach einer kurzen Suche im Internet fanden wir heraus, dass Ephedra
eigentlich eine Pflanze ist, aus der man in der indischen Mythologie
einen Tee herstellte, der aphrodisierend auf Frauen und aufputschend
auf Männer wirkte. Und da fanden wir, das ist genau das Richtige,
wir wollten aufputschen und zugleich die Frauen betören!
Andy: Obwohl ich anfangs eher skeptisch war, aber mittlerweile finde
ich ihn richtig geil.
MF: Wessen blühender Fantasie sind eigentlich die Ephedra Diaries
entsprungen (eine Geschichte rund um die fiktive Astronautin Ephedra,
nachzulesen auf http://www.ephedraband.ch/diary/)?
Roman: Rate mal! (grosses Gelächter, alle schauen auf den rund
ums Gesicht grinsenden Kilian)
MF: Wieso bin ich jetzt nicht überrascht?
Kilian: Ja, das ist mein Ding. Ich schreibe noch gerne solche
Geschichten…
Andy: Wobei die Idee eigentlich von mir gekommen ist, oder?
Kilian: Stimmt, ja.
Andy: Alle Lieder sollten in einer Geschichte vorkommen.
Kilian: Genau, es hat mit dem Song Nr. 5 „The Astronaut“ angefangen.
Wir waren im Proberaum, die Grundstruktur des Tracks hatte ich
bereits festgelegt. Unsere damalige Sängerin fragte, was sie dazu
singen sollte. Ich sagte ihr, in meiner Fantasie sähe ich einen
Astronauten, der im All schwebt. Als ein Komet an ihm vorbeifliegt,
hält er sich an dessen Schweif fest, und dringt damit in die
Erdatmosphäre ein. Der Komet verwandelt sich durch die Reibungshitze
zu einem Surfbrett, und der Astronaut landet damit schlussendlich
auf Waikiki Beach, wo er von Meerjungfrauen zu Tode gevögelt wird.
Dazu sollte die Sängerin nun was singen. So ist jedenfalls „The
Astronaut“ entstanden, aber irgendwann kam ich zum Schluss, es
könnte genauso gut eine Astronautin sein und habe mir überlegt, was
für eine Geschichte dahinter stecken könnte. Hierauf meinte Andy,
ich solle doch ein Diary dazu schreiben, da habe ich einfach mal
angefangen meine Gedanken auf Papier zu bringen, mittlerweile habe
ich eine Riesengeschichte im Kopf. Es ist recht zeitaufwendig, alle
paar Wochen schreibe ich ein neues Kapitel.
Roman: Weil wir keinen Sänger haben, brauchen wir irgendeinen Text
zur Musik.
Kilian: Genau, und wenn die Leute dazu unseren Songs hören, kennen
sie danach die jeweiligen Geschichten dazu.
MF: Der Text ist vermutlich nicht tiefgründig-philosophisch, ich
jedenfalls habe viel Augenzwinkern darin entdeckt. Wenn ich
beispielsweise daran denke, wie die Astronautin ihre Geheimwaffe
Namens „Rocco Ziffredi Long John Stallion Penetrator“ zückt…
Kilian: Du hast es gelesen?
MF: Ich habe es gelesen.
Andy: Und geht es Dir noch gut?
MF: Ja sicher!
Kilian: Die Leute sollen auch etwas zum Lachen haben. Unser
Sound ist bestens dazu geeignet gemütlich rumzuhängen, eins rauchen,
ein Bierchen dazu zu schlürfen und das Ganze auf sich wirken zu
lassen. Unsere Musik ist nicht dazu gedacht rumzupogen sondern
zuzuhören, in Gedanken fliegen und dabei diese Geschichten im
Hinterkopf zu haben, wie die Astronautin in ihrem massangefertigten
Rocco Ziffredi Raumanzug neue Planeten und seltsame Lebewesen
entdeckt.
MF: Allerdings wird die Geschichte einen möglichen künftigen
Endorsement-Deal mit einer bestimmten Firma wohl verhindern. Fender
schneidet relativ schlecht ab (Zitat aus den Diaries: „Fenders
werden allgemein als niederste Daseinsform in Bosco Libertad
beschrieben. Sie sind sehr hässlich, eine Mischung aus Ratte,
Kröten, Minihängebauchwarzenschwein und irgendwelchen Insekten. Sie
vermehren sich rasend schnell und werden innert Kürze zur Plage,
ausserdem geben sie schreckliche Geräusche von sich (eine Mischung
aus heftigem Säuglingsgekreische und Erbrechen“).
Andy: Das kann ich nicht akzeptieren, ich hatte eine Fender, und
Kilian hat mich ständig angeraunzt sie töne scheisse und nicht
stonermässig!
Kilian: Also, es war so: Chrigel, unser erster Gitarrist, hatte eine
Les Paul mit einem echt coolen Sound, das war die Referenz. Dann kam
Andy, was er spielte klang wirklich fett, aber er hatte diesen
sägenden Sound, wohingegen Chrigels Spiel irgendwie rockiger klang.
Zuerst dachten wir, es läge am Amp, als wir aber dann irgendwann die
Gitarre wechselten, war klar, dass es an dieser verdammten Fender
lag. Da fingen wir an immer diese Witze über Fender zu reissen.
Andy: Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich ursprünglich aus dem
Metal gekommen bin und mich deshalb auch dementsprechend anhörte.
Kilian: Ich muss allerdings hinzufügen, dass ich natürlich überhaupt
nichts gegen Fender habe! Irgendwie hat sich die ganze Sache
hochgeschaukelt, dann musste ich diese Viecher in den Diaries
irgendwie benennen, und meine Wahl fiel eben auf Fender. Aber
eigentlich machen sie ja gute Sachen.
Andy: Was ein Guter Grund ist, eine neue Fender zu kaufen und nur
diese zu spielen!
MF: Anderes Thema, wie liefen die Aufnahmen im SOS Basement?
Andy: Wir haben im Vorfeld schon sehr viel im Proberaum
aufgenommen, haben uns extra dafür einiges an Equipment gekauft, die
Click Tracks hier aufgenommen… Tommy (ehemaliger Drummer, der Verf.)
hatte ja schon zusammen mit Bloodstained Ground im SOS Basement
aufgenommen, deshalb haben wir uns mit Sebi, dem Studiobesitzer, in
Verbindung gesetzt, und er war sofort dabei. Wir hatten sechs oder
sieben Tage für die Aufnahmen. Tommy hat gleich am ersten Tag alle
zwölf Tracks reingehauen, danach haben wir drei Spur für Spur
eingetütet.
MF: Und dennoch klingen die Songs recht spontan, streckenweise haben
sie fast Jamsession Charakter.
Andy: Sie sind natürlich auch so entstanden. Vorher haben wir nie
nach Click Track gespielt und sind dementsprechend auch etwas
erschrocken, weil für uns die Lieder plötzlich nicht mehr so klangen
wie sie es ursprünglich taten. Mittlerweile bin ich aber immer noch
sehr positiv überrascht, sie klingen immer noch nach Jam Session,
und auch den einen oder anderen Fehler haben wir absichtlich nicht
korrigiert, es sollte ja roh klingen. Wir haben relativ viele
Gitarren aufgenommen, und zum speziellen Bass-Sound und dem heiligen
Muff sollte Kilian vielleicht etwas erzählen.
Kilian: Vorher verzerrte ich den Bass immer über den Orange Amp, ab
und zu vielleicht mit einer kleinen Portion Verzerrung aus dem Big
Muff. Bei Sebi haben wir zwei Spuren aufgenommen, die eine clean
über die DI Box, die andere total verzerrt über den Big Muff,
zusammen tönten dann beide Spuren richtig geil. Von da an gab es für
mich nur noch die Muff Verzerrung, und wenn das Pedal ausgeschaltet
ist, kommt aus dem Amp immer noch eine leichte Verzerrung.
Andy: Jedenfalls kam der Muff immer am Ende des Aufnahmetages unter
eine Glasglocke, damit ja niemand die Einstellungen ändern konnte!
Kilian: Genau, Sebi hat uns immer ermahnt, bloss nicht an Geräten
herumzufummeln, da er sonst eine Ewigkeit gebraucht hätte, alles
wieder einzustellen wie vorher, haha!
Andy: Sebi wollte ursprünglich, dass einer von uns die Rhythmus-Spur
einspielen sollte und der andere die Leads übernehmen sollte. Das
war bei uns aber etwas schwierig, denn wir teilen uns die Solos.
Also spielten wir beide die komplette Rhythmus-Spur ein und danach
die jeweiligen Solos. Generell haben wir mit einem einzigen
Gitarrensound gearbeitet, und darauf alles andere aufgebaut.
MF: Ihr seid also relativ gut vorbereitet ins Studio gegangen.
Andy: Ich interessiere mich eh extrem für diese Sachen, habe
viel bei den Aufnahmen anderer Bands recherchiert und schaue mir
tonnenweise Studioreports an. Ich hätte mir gewünscht, wir hätten
noch zusätzliche fünf Monate Zeit für die Aufnahmen gehabt, dann
hätten wir noch all den anderen Scheiss ausprobieren können, der
dort rumsteht. Aber vielleicht war die begrenzte Zeit auch gut, denn
sonst wäre womöglich zu viel auf die CD gepackt worden.
MF: Was sind eure Einflüsse? Jeder hat seine Idole und musikalischen
Orientierungspunkte.
Roman: Also Andy, ich und Tommy, als er noch bei uns war, kommen
ja eigentlich aus dem Metal, aber mittlerweile höre ich auch zu
Hause weniger Metal und vermehrt Stoner Rock. Metal empfinde ich
zuweilen fast als eine Reizüberflutung, hin und wieder ja, aber ich
bevorzuge inzwischen eher easy Sounds, vor allem wenn es darum geht,
selber zu spielen. Als ich das erste Mal hier aufgetaucht bin, habe
ich etwas gespielt und Kilian meinte bloss „yeah, voll easy, aber
warum sägst Du so??“. Hahaha, naja, wenn es um Einflüsse geht, dann
mag ich Gitarristen wie Joe Satriani, welche ein gutes Gespür für
feine Melodien haben. Das stonige hingegen kommt von Kilian.
Kilian: Die Grundidee war ja, eine Rockband zu gründen, die nach
diesem Stoner Zeug klingt. Ich höre diesen Stil schon sehr lange,
Hardcore und eben Stoner Rock, sicher seit den Neunzigern. Vor allem
Kyuss sind mein Haupteinfluss sowie Karma To Burn, die spielen ja
auch instrumental. Generell mag ich Musik mit tiefen, schweren
Bässen und Gitarren, die, wie ich es nenne, föhnen und nicht so
schrill und aggressiv klingen. Genau diese Merkmale sind vor allem
im Stoner Rock präsent, wie auch lange, ausgedehnte Soli. Monster
Magnet sind auch eine ganz geile Band.
MF: Stichwort Monster Magnet: Sie haben ja ein Album Namens
„Powertrip“, und ausgerechnet eure Nummer, welche „Power Strip“
heisst, hat mich vor allem am Anfang extrem an Monster Magnet
erinnert.
Kilian: Hahaha!
Andy: Das kann nicht sein! Auf keinen Fall! Naja.. es hätte ein Song
werden sollen, der ähnlich klingt, und weil er es schlussendlich
wirklich tat, haben wir ihn eben „Power Strip“ genannt.
Roman: Der dämlichste Name auf der ganzen CD…
Andy: Irgendeinen Titel mussten wir dem Song ja geben.
MF: Diverse Songtitel haben offensichtlich einen ganz persönlichen
Bezug zu euch. „Machete“ ist Kilians Spitzname, dieser hat wiederum
ein Bass-Intro nach seiner Tochter „Amélie“ benannt, deren Stimme im
Hintergrund auch zu erkennen ist und „Cap Bald Head“ erinnert mich
an eure teilweise nicht mehr vorhandenen Haare, was ihr gerne mit
Mützen verbergt.
Kilian: Also, der erste Song „Dear Yourself“ stammt noch von
unserer ehemaligen Sängerin. Sie hatte auch einen Text dazu, und wir
haben ihn einfach so belassen, mit dem Originaltitel. Zu „Machete“
hatte ich die Grundidee, ist wie Du erwähnt hast auch mein Spitzname
und passt wegen seiner Aggressivität auch gut zur Filmfigur. „The
Astronaut“ haben wir vorhin schon ausführlich erklärt, und „Cap Bald
Head“ ist ein Song vom Tommy. Wir waren uns lange nicht darüber
einig, wie wir ihn nennen sollten, und irgendwann kam er mit der
Idee daher, ihn „Mütze Glatze“ zu nennen, und was das bedeutet,
weisst Du ja. Uns war das aber zu offensichtlich, so haben wir es
ins Englische sozusagen übersetzt, und daraus ist dann eben „Cap
Bald Head“ entstanden. Über den tieferen Sinn dieses Titels müsstest
Du halt mit Tommy sprechen. Bei „Amélie“ war es so, dass ich
ursprünglich probiert hatte, eine Kyuss Basslinie nachzuspielen, was
ich irgendwie nie richtig hinbekam. Also änderte ich hier und da den
Basslauf ein Bisschen, bis ich ihn ganz cool fand. Das alles lief in
der Regel in der Nacht ab, und meine Tochter wachte dabei hin und
wieder auf, also nannte ich das Ding einfach „Amélie“, ich fand es
ganz nett so. Über „Power Strip“ haben wir bereits gesprochen, und
die restlichen Titel stammen von euch, oder?
Andy: „The Sinica Experience“ Part I und II stammen eigentlich vom
ehemaligen Sänger und sind sehr sphärische Songs.
Kilian: Sinica soll ja angeblich die stärkste Ephedra Sorte sein,
die es gibt.
Roman: Ich bin ja erst ca. drei Monate bevor es ins Studio ging
eingestiegen, daher war ich noch nicht so sehr an den Titeln
beteiligt. „Stonehead“ haben wir nach einem Amp genannt, den ich
geil fand, so ein kleines Ding mit wahnsinnig viel Saft.
Andy: Und der eben sehr stonig klingt!
Kilian: Und „The Forgotten One“ war ursprünglich eine Ballade, deren
Titel wir vergessen haben, deshalb heisst die Nummer jetzt so,
hahaha!
Roman: Eigentlich hiessen unsere Lieder „Song 1“, „Song 2“, „Song 3“
usw. und kurz vor dem Studiotermin realisierten wir, dass wir noch
dringend Songtitel brauchen. Für mich war es eh etwas verwirrend,
„spielen wir mal „Song 3“…“, welcher war das schon wieder??
Andy: Für uns war es halt logisch. Auch jetzt auf CD sind sie genau
in ihrer Entstehungs-Reihenfolge aufgereiht, sie repräsentieren
sozusagen unsere bisherige Geschichte.
Roman: Und wie Du dort auf dem Blatt siehst, haben wir bereits ein
paar neue Titel. Vor allem auf den ersten, „Coco Mango Soup“ bin ich
sehr gespannt, Kilian hat ja immer eine Story zum Song, und darin
wird es wohl um eine leckere Suppe gehen.
Kilian: Die beste Suppe!
Roman: „The Bad Hair Day“ ist tatsächlich von mir, den fand ich
irgendwie lustig, weil 80% von der Band keine Haare mehr haben.
Andy: Wir sind alles Opfer, Scheiss Haarausfall!
MF: Bei den Gitarrensolos hatte ich manchmal den Eindruck,
Ähnlichkeiten mit den typischen, schönen Melodiefolgen von Kirk
Hammett rauszuhören.
Andy: Ephedra ist die erste Band, in der ich Leadgitarre spiele.
Früher war ich eingefleischter Rhythmusgitarrist, stand sehr auf
Curt Cobain und James Hetfield. Gitarrensolos waren damals noch ein
grosses Mysterium, das ich erst vor etwa zwei Jahren versucht habe
zu entdecken. Ich bin sicher nicht der Schnellste, habe aber ein
gutes Ohr für Melodien, diesbezüglich war Kirk Hammett sicher ein
grosser Einfluss. Die langsamen Sachen von Metallica wie „Welcome
Home Sanitarium“, „One“ oder „The Unforgiven“ waren schon immer
jene, die mir sehr gut gefallen haben.
MF: Ihr managt die ganze Sache selber, ihr habt niemanden im
Hintergrund, der euch den Rücken freihält.
Andy: So ist es, das ganze bisherige Jahr bestand aus extrem
viel Arbeit. Niemand von uns hatte ursprünglich wirklich eine Ahnung
von der Materie, alles basiert auf Eigenrecherche. Was muss man
genau wo anmelden, wo lässt man die CD brennen, welche Online Kanäle
gibt es?
Roman: Das nächste Mal wissen wir es, vieles muss man nur einmal
machen.
Andy: Ich habe mir jedenfalls alles notiert und habe jetzt eine
Riesenliste mit Kontaktdaten, die uns künftig nützlich sein wird.
Zum Beispiel hat uns ein Arbeitskollege von mir, der bei der Zürcher
Metalcore Band Several Minutes Later spielt, auf Dan Suter vom
Echochamber Masteringstudio gebracht. Ich bin dann mal
vorbeigegangen, und als ich gesehen habe, dass dort auch schon Karma
To Burn Songs gemastert worden sind, fanden wir, dass auch wir uns
an Dan wenden sollten.
MF: Euer Drummer kommt ja aus Zürich. Wie läuft bei euch der
Songwriting Prozess ab?
Roman: Meistens hat jemand eine Idee und spielt sie dann den
anderen hier im Raum vor, manchmal ist es auch nur ein einzelnes
Riff. Die anderen Jungs steigen mit ihren Parts ein, und so
entstehen Stück für Stück unsere Songs.
Kilian: Unsere Proben sind meist recht lang, sechs, sieben Stunden.
Dani, unser Drummer, kommt oft etwas später, und wir treffen uns
schon etwas früher und jammen rum. So entstehen die Grundstrukturen
eines Songs, zu Hause wird die ganze Sache dann einstudiert, und
hier werden noch weitere Parts eingebaut.
Andy: Manchmal hat jemand auch nur eine kleine Idee, dann spielen
wir drauflos, und es entstehen daraus nicht selten zehn-,
zwanzigminütige Jams.
Roman: Die Gelegenheit für uns, die gut gefüllten Effectboards
auszuprobieren und Freude daran zu haben! Die werden sowieso ständig
ausgebaut, vor allem von Kilian, er hat das grösste von allen.
Andy: Jedenfalls sind alle am Songwriting beteiligt.
Kilian: Die Abmachung in der Saitenfraktion ist, dass jeder von uns
dreien abwechselnd einen Song abliefert, so kommt jeder zum Zuge.
Dani an den Drums gibt sich zufrieden damit, die Schlagzeugspur dazu
abzuliefern und möchte momentan noch nicht intensiver im Songwriting
involviert sein.
Andy: Ich war vorher noch nie in einer Band, in der in so kurzer
Zeit so viel gemacht worden ist. Im Oktober letzten Jahres bin ich
beigetreten, im April dieses Jahres sind wir ins Studio gegangen. In
den sechs Monaten dazwischen haben wir mindestens zweimal pro Woche
geprobt, manchmal ganze Wochenenden. Der Studiotermin stand schon
relativ früh fest, und wir haben gezielt darauf hingearbeitet, wobei
der Feinschliff der Songs, die Solos beispielsweise, zu Hause
vorgenommen wurde.
MF: Wie bringt ihr in Anbetracht dieser sehr zeitintensiven
Freizeitbeschäftigung Band und Beruf unter einen Hut?
Andy: Wenn alle wie in dieser Band am gleichen Strang ziehen,
dann fällt es Dir auch leichter, in deiner Freizeit etwas für die
Band zu tun, als wenn du der einzige bist, der sich reinkniet. Wenn
die Rollen klar verteilt sind, dann geht das problemlos.
MF: Du Kilian arbeitest dazu noch Schicht.
Kilian: Ich arbeite zu 70% und habe an zwei fixen Tagen pro Woche
frei. Dazu habe ich mit dem Geschäft die Vereinbarung, dass ich am
Mittwoch, wo immer unsere Probe stattfindet, immer nur Frühdienst
leisten muss. Ich kann die Termine immer einen Monat im Voraus
planen, so hat meine Arbeit die Band nie tangiert.
Andy: Und vor Auftritten sind immer zwei wöchentliche Proben
angesagt, wie auch vor den Aufnahmen. Das haben wir zwei Monate lang
durchgezogen, manchmal haben wir auch von Freitag bis Sonntag nur
geprobt, da waren oft zwölfstündige Sessions angesagt. Es war
heftig, aber es ist auch sehr viel dabei herausgekommen. Und der
Termindruck hat sich auch sehr positiv ausgewirkt, uns war es sehr
wichtig, im Studio einen guten Job abzuliefern. Ich war ja vorher
noch nie im Studio, eigentlich niemand von uns, ausser unser
ex-Drummer Tommy.
Kilian: Allerdings möchte ich das nächste Mal das Studio nicht für
einzelne Tage buchen, sondern für ein, zwei Wochen am Stück. So Kann
jeder seine Parts etwas entspannter einspielen und zeitliche
Verzögerungen wirken sich nicht so dramatisch aus. Dennoch bin ich
mit dem jetzigen Ergebnis mehr als glücklich.
MF: Noch ein Abschlusswort?
Andy: Rock on!
Kilian: Danke fürs Interview! Und wir hoffen natürlich, dass ein
paar Leute unsere CD mögen und kaufen. Und noch was: Sollte sich ein
Sänger berufen fühlen, dann soll er sich unseren Sound reinziehen,
und sich bei Interesse bei uns melden. Eine Probe pro Woche ist
allerdings Pflicht.
Andy: Und eben, nur wenn er den Sound der Band wirklich besser
macht, andernfalls bleiben wir lieber instrumental.
An dieser Stelle war das Interview eigentlich beendet, doch beim
anschliessenden Smalltalk rückte Kilian nach anfänglichem Zögern mit
einem Thema raus, das der Band und ganz besonders ihm, der in einem
medizinischen Beruf tätig ist, offensichtlich sehr am Herzen liegt.
Kilian: Ich wollte diesen Sommer ein Benefizfestival veranstalten,
auf dem regionale Bands und ein paar grössere Acts hätten auftreten
können. Am ersten Tag wären die etwas härteren Bands vorgesehen
gewesen, am zweiten Tag wäre dann das eher familienfreundliche
Programm gelaufen mit Bands wie beispielsweise Koenix, einfach
Combos, welche auch andere Leute ansprechen als ausschliesslich die
Rocker-Fraktion. Alle Beteiligten hätten kostendeckend teilnehmen -
und den Gewinn spenden müssen, auch die Sponsoren für die
Verpflegung. Den Gewinn hätten wir dann einem Hilfswerk für
krebskranke Kinder geschenkt.
Als es um den Austragungsort ging, schrieb ich der Stadt Zofingen,
mit dem Vermerk, dass sie uns nichts weiteres als die Lokalität zur
Verfügung stellen müssten, um alles andere würden wir uns kümmern.
Es wäre mittels Berichten auf Tele M1 und Regio Live auch eine gute
Werbung für die Stadt gewesen. Nachdem ich lange vergeblich auf eine
Antwort gewartet hatte, schrieb ich nochmal, und hierauf hiess es,
dass ich eine Antwort bekäme, sobald mein Antrag geprüft worden
wäre. Die kam dann einige Wochen später, und die lautete, die Stadt
Zofingen unterstütze keine weiteren Benefizveranstaltungen, da man
schon das „New Orleans habe (ein vom Kiwanis Club initialisiertes
New Orleans Jazz Open Air in der Zofinger Altstadt, der Verf.), und
mein Anliegen sei sowieso das genau Richtige für Ox Kultur, ich
solle doch diesen Verein anschreiben.
OK dachte ich mir, der Kiwanis Club ist per se schon finanzstark
genug und zieht sein eigenes Ding durch, also nichts für uns, und Ox
Kultur darf wegen den verschärften Lärmbestimmungen gar keine
richtigen Konzerte mehr veranstalten sondern nur noch Fernsehabende,
Akustik Konzerte, Lesungen und solche Sachen. Somit war für mich
klar, dass ich bei der Stadt mit meinem Anliegen auf taube Ohren
gestossen war. Danach fragte ich einen Bauern hier in der Region,
der uns auch bereitwillig eine Wiese zu Verfügung gestellt hätte,
nur wäre diese Lokalität verkehrstechnisch nicht so gut erschlossen
gewesen, somit auch keine wirkliche Option. Also kommt hiermit
nochmal mein Aufruf: Sollte sich eine Ortschaft hier in der Region
Zofingen für unser Vorhaben interessieren, dann meldet euch bitte
bei uns!
|
|
|