Tournee als Urlaub.
Die deutschen Epic-Metaller um Gitarrist, Komponist,
Tastenkünstler und Texter René Berthiaume haben mit
ihrem fünften Album „Armageddon“ so hohe Wellen
geschlagen, die sogar die Berge des Berner Oberlandes
überwunden haben. Equilibrium ist seit ihrem triumphalen
Viertwerk „Erdentempel“ nicht mehr aus der musikalischen
Landschaft wegzudenken und so sind sie topmotiviert der
Einladung nach Interlaken gefolgt. Vor ihrem fulminanten
Auftritt am Abend, haben mir der sichtlich gutgelaunte
und relaxte Gitarrist René Berthiaume und Sänger Robert
„Robse“ Dahn Rede und Antwort gestanden, wie sie mit
Touren, Stress und alltäglichen Dingen umgehen. Die
beiden haben sich als lockere und redefreudige
Interviewpartner erwiesen, was wirklich zu ihrem
persönlichen Naturell passt.
MF: Ihr spielt das
erste Mal am Greenfield Festival. Was bedeutet es für
euch in dieser Umgebung hier zu spielen?
René: Ja es ist natürlich eine sehr coole Sache
immer wieder in die Schweiz zu kommen, wir haben schon
öfters hier gespielt, allerdings in Pratteln, aber es
ist wahnsinnig schön hier, besonders durch die ganzen
Berge, das haben wir auch nicht jeden Tag. Wir sind
schon sehr gespannt, denn von der Musik her ist das
Festival ja ziemlich breit (Rock bis Metal) und das
Publikum auch und von daher sind wir schon gespannt.
MF: Schön zu hören! Ich war im Oktober 2016 in
Pratteln und habe euch dort gesehen. Wie ist es für
euch, wenn ihr einen offiziellen Tourgig spielt oder an
einem Festival. Wie plant ihr das?
Robse: Geplant wird eigentlich nichts. Wir
wissen was wir machen. Wir haben schon öfters in der
Schweiz gespielt und es ist wie nach Hause kommen. Wir
haben hier eine mega Fanbase. Wir sind eigentlich immer
völlig unvorbereitet (lacht). Nein, Hauptsache es ist
eine geile Party.
MF: Klingt gut. Gerade zum Thema
Festival. Gibt es da ein bestimmtes Erlebnis, dass euch
besonders in Erinnerung geblieben ist?
René/Robse diskutieren und überlegen…
MF:
Überlegt nur noch ein wenig. Ich hole kurz meine Brille.
Robse: Ich kann dir ja vorlesen (lacht).
MF: Falls euch nichts in den Sinn kommt, ist das
auch ok.
Robse: Nein, wir haben wirklich nichts, ausser
dass einem die Bandkollegen auf der Bühne immer im Weg
stehen (lacht).
MF: Ihr seid ja im
Februar diesen Jahres mit „70000 Tons of Metal“ in Miami
unterwegs gewesen. Wie muss man sich das Leben an Deck
so vorstellen.
René: Ja, wir waren jetzt das zweite Mal dort.
Wir haben schon vor zwei Jahren einmal dort gespielt und
wussten von dem her schon ein bisschen was uns dort
erwartet aber trotzdem ist es ein absolut krasses
Erlebnis, nicht zu vergleichen mit gewöhnlichen
Festivals, denn es hat einen total anderen Reiz, weil
man auf diesem Schiff quasi eingesperrt ist.
MF: Wie sieht es denn mit der Privatsphäre
aus?
René: Also man hat schon seinen Rückzugsort,
ein Zimmer um es so zu sagen aber es ist nicht so, dass
man sich ständig seinen Platz suchen muss. Die Zeit mit
den Fans war toll und man kann den ganzen Tag umsonst
essen und das Catering ist wirklich super.
MF: An dieser Stelle nochmals Gratulation zu eurem
Album „Armageddon“, das hier ca. vor einem Jahr
eingeschlagen hat wie eine Bombe, obwohl auch immer
wieder kritische Stimmen gesagt haben, dass ihr softer
geworden seid. Was sind aus eurer Sicht die markantesten
Veränderungen gegenüber den Vorgängeralben?
René: Vermutlich die Tatsache, dass ein paar
Lieder auf Englisch geschrieben worden sind und wir
mittlerweile ein bisschen mehr mit melodischem Gesang
arbeiten. Aber bei uns ist es grundsätzlich so, dass
sich ein neues Album immer von seinem Vorgänger
unterscheidet. Das ist auch unser Anspruch an uns
selber, denn wir wollen uns nicht ständig wiederholen.
Wenn es den Leuten dann auch noch gefällt umso besser.
Wenn nicht, dann ist es auch ok.
MF:
Würdest du also sagen, dass genau diese ständigen
Veränderungen das Geheimnis von Equilibrium sind?
René: Ja! Auf jeden Fall!
Robse: Das
würde ich auch sagen, denn es ist auch für uns nicht
spannend, immer wieder da anzuknüpfen wo wir gerade
aufgehört haben. Was die Härte angeht, würde ich sogar
sagen, dass wir teilweise härter geworden sind, denn auf
dem Album sind ein paar ganz schöne Brecher drauf. Das
sollten die Kritiker einfach wissen (lacht).
MF: Ihr seid ja nun fast beinahe ein Jahr auf Tour.
Wo findet ihr dabei die Zeit zum Tüfteln und neue Songs
zu schreiben?
René: Also wenn ein Album neu rauskommt, heisst
dies natürlich erst mal ganz schön viele Konzerte
spielen und so und man sammelt dabei natürlich schon ein
bisschen Ideen. Sich aber wirklich mal hinsetzen und
neue Songs schreiben, das wird dann in den nächsten paar
Wochen passieren. Früher war das ein Problem für mich,
dies mit den Shows zu kombinieren aber mittlerweile bin
ich da eigentlich ganz relaxt. Wenn wir an neuem
Material arbeiten ist es kein Problem mehr, an einem Tag
ein Konzert zu spielen und am andern zu proben.
Robse: So war das auch bei „Armageddon“. Wir haben am
Morgen mit der Platte angefangen, dann ein Konzert
gespielt und danach wieder weitergemacht. Wir sind da
ziemlich relaxt. Wir machen es wirklich so. Wir haben
acht Songs, wir probieren Sachen auch, wir schauen was
geht und was nicht. Es kommt auch mal vor, dass wir
einfach in der Sonne sitzen oder auch spazieren gehen,
von bestimmten Motiven im Hintergrund mal ein Foto
machen oder einfach mal rumsitzen… das kommt mit
zunehmendem Alter.
René: Wir haben natürlich noch
die Deadline vom Label aber wir haben in den letzten
Jahren gelernt, den Zeitpunkt besser zu setzen. Bei
„Rekreatur“ unserem gerade mal dritten Album sagten wir
zu Nuclear Blast, wann wir fertig sind und wir kamen
dann in Zeitnot, denn am einem oder anderen Song hat man
dann meist ein wenig länger und heute sind wir da
wesentlich relaxter.
MF: Relax ist ein
gutes Stichwort. Wie verbindet ihr eigentlich während
der Tour, Business mit eurem Privatleben?
Robse: Wir sind ja nicht rund um die Uhr
unterwegs. Wenn wir mal auf Tour sind, das heisst drei
bis maximal vier Wochen am Stück. Die Leute zuhause
wissen wo wir sind und was wir machen und wir sind auch
immer per Telefon verbunden. Hinzu kommt, dass wir uns
auch innerhalb der Band super verstehen. Das ist dann
unsere Ersatzfamilie. Deshalb schauen wir auch, dass wir
mit Bands auf Tour gehen, von denen wir wissen, das
klappt auch im Tourbus, damit keine schlechte Stimmung
entsteht. Dann bleibt auch nichts auf der Strecke.
MF: Tourkoller kennt ihr also nicht?
Robse: Nein, wir nehmen das locker. Wir wissen
wann wir ankommen zu einer Show, dann gehen wir mal
kucken, wo gibt es einen Hamburger oder ein Bier. Wir
gestalten unsere Arbeit wirklich als Urlaub.
René: Seit wann redest du denn so viel?
Robse:
Tja, siehste! Das kennst du gar nicht von mir. Ich habe
mich eben geändert (lacht). Ich habe immer eine grosse
Fresse. Das kommt bei Interviews nicht immer gut an.
MF: A propos Interview. Ich mache heute für Metal
Factory mein allererstes Interview…
Robse: Oh, das machst du toll. Merkt man nicht.
MF: Danke! Wie ist es eigentlich für euch, immer
Interviews geben zu müssen? Ist das nicht manchmal
lästig?
Robse: Nein. Natürlich gibt es Situationen wenn
jemand fragt, wo kommt ihr her oder seit wann gibt es
euch, dann sage ich natürlich schon manchmal, das kannst
du bei Wikipedia nachschauen. Wenn uns aber jemand das
Gefühl gibt, wirklich interessiert zu sein und uns gute
Fragen stellt, dann ist das allemal ok. Grundsätzlich
gibt es aber genauso viele doofe Antworten wie es Fragen
gibt.
MF: In dieser Situation bist du dann
wahrscheinlich auch nicht auf den Mund gefallen, nehme
ich an.
Robse: Nein, bestimmt nicht (lacht)!
MF: Gibt es für euch eine Band, mit der ihr
unbedingt einmal auf Tour gehen möchtet?
Robse: Ich bin ein riesiger Amorphis Fan. Mit
ihnen auf Tour gehen zu können, das wäre schon mein
Highlight und der René möchte gerne mit Dream Theater
auf Tour gehen, oder?
René: Ja… stimmt.
Robse: Siehst du? Ich kenne dich eben doch schon eine
Weile.
MF: Vielleicht könnt ihr euch im
August noch ins Programm mogeln. Da spielen nämlich
Amorphis vor Volbeat in der Stockhornarena in Thun.
Robse: Nein danke, wir wollen nämlich nicht vor
Volbeat spielen, also hat sich das schon erledigt
(Gelächter).
MF: Gibt es vielleicht noch etwas, das ihr
den CH-Fans mitteilen wollt?
Robse: Schweizer Fans, besten Dank, dass wir
immer so herzlich aufgenommen werden. Wir kommen immer
sehr gerne her.
MF: Gut! Besten Dank fürs
Interview und dass ihr euch die Zeit genommen habt.
Robse/René: Gerne und viel Spass heute Abend.
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