Hatten Megadeth und Anthrax im
Vorprogramm.
Sie sind zurück und dies erst noch im Original-Lineup! Exciter, die
Kanadier, welche zusammen mit Anvil die Metalwelt mit ihrem
Speed-Metal neu definiert und den ersten drei Alben «Heavy Metal
Manic», «Violence & Force» und «Long Live The Loud» erschüttert
haben. Fast 30 Jahre nachdem sich diese Besetzung trennte und Dan
Beehler (Gesang, Drums) und Allan Johnson (Bass) mit Gitarrist Brian
McPhee eine nicht minder schlechtes, aber bedeutend melodischeres
Werk veröffentlichte («Unveiling The Wicked»), stürmen Dan, Allan
und John Ricci wieder gemeinsam die Bühnen. Wie es dazu kam und wie
der Stand im Hause Exciter ist, erzählt Dan im Interview. Übrigens
ein äusserst netter, zuvorkommender und ruhiger Zeitgenosse, der auf
der Bühne zum schreienden und brüllenden Schlagzeugmonster wird.
MF: Wie kam es zur Exciter-Reunion im Original-Lineup?
Dan: Allan und ich hörten, dass John nicht mehr so glücklich war mit
seiner letzten Exciter-Besetzung. So kamen die ersten Gespräche mit
John zustande und Allan und ich wollten wissen, was gerade bei ihm
läuft. So kam ein Puzzleteil zum anderen. All die Dinge, welche uns
auseinander brachten, waren das Resultat unserer Jugend (lacht).
«Schau, John, Allan und ich sind verfügbar und noch nicht müde genug,
um wieder mit Exciter zu starten. Bist du auch interessiert, so lass
es uns angehen.» John hat mich eine Woche später angerufen. Es hat
sich gut angefühlt. Wir alle sind älter geworden, und darum können wir
uns kaum mehr daran erinnern, wieso wir überhaupt gegeneinander
kämpften (lacht). Jahre zogen ins Land, und was früher wichtig war, ist
heute nebensächlich. Als wir unser erstes gemeinsames Band-Meeting
abhielten, lachten und sprachen wir über die letzten zehn Jahre. Da
verspürte keiner Wut, Ärger oder verletzten Stolz. Wir waren einfach
glücklich, uns wieder zu sehen. Dann spielten wir gemeinsam den
ersten Song «Stand Up And Fight» (lacht). Es fühlt sich an, als
hätten wir den erst vor einer Woche zusammen gespielt. Das war
grossartig! Das Lachen ging nicht mehr aus unseren Gesichtern weg.
Das war vor einigen Monaten und das Grinsen ist bis heute nicht
verschwunden. Noch heute fragen wir uns bei jeder Probe: «Why the
fuck, we broke up for thirty years ago?» (lachend). Jeder, der uns
anheftet, dass wir dies nur des Geldes wegen tun… Komm schon, wir
haben noch nie viel Geld mit Exciter verdient (lacht laut). Wir
spüren die Emotionen, haben Spass und das entschädigt für alles. Es
fühlt sich grossartig an, wieder mit diesen Beiden auf der Bühne zu
stehen. Ich war siebzehn Jahre jung, als ich 1979 bei Exciter eingestiegen
bin. Wir haben einige tolle Alben eingespielt und immer eine
spezielle Chemie in der Band gehabt. Heute spüren wir genau diese
Magie von damals wieder. Ich spielte mit einigen grossartigen
Musikern zusammen. Es gibt aber nichts Vergleichbares wie mit diesen
beiden Jungs. Damals waren wir so jung, hatten eine unglaubliche
Chemie in der Band und heute fühlt es sich wieder genau so locker
an, wie damals.
MF: Wie wichtig ist es für dich, einer der ersten,
wenn nicht die erste Band in der Speed- und Thrash Metal-Szene zu sein?
Dan: Sicher waren wir einer der
ersten, vielleicht sogar die erste, aber auch wir hatten unsere
Einflüsse wie Judas Priest, Motörhead oder Saxon. All diese
Inspirationen wurden zusammengefasst und als Exciter veröffentlicht.
Das Ganze haben wir vielleicht ein bisschen schneller gespielt und
unser Debüt-Album hatte einen Monster-Sound! Wir kreierten mit
«Heavy Metal Maniac» etwas Besonderes. Es lagen vier Jahre zwischen
der Bandgründung und dieser Scheibe. Wir kümmerten uns einen Scheiss
darum, wie wir zu klingen hatten, sondern wollten alles noch eine
Stufe höher bringen. Da versuchten wir uns so stark zu unterschieden
und abzunabeln wie es ging, ohne dabei unsere Wurzeln zu verlassen.
Spiele ich nun auf all diesen Festivals und Konzerten die Lieder der
ersten drei Alben und sehe die Reaktion des Publikums, könnte ich
vor Freude durchdrehen. Es hatte seinen Grund, dass wir zurückkamen
(lachend)!
MF: Wieso habt ihr aber niemals den
gleichen Erfolg wie Metallica gehabt? Denn ich denke, dass das Material der
ersten drei Alben von der gleichen Qualität ist und sehr wichtig
für die Entstehung der Metal-Szene war.
Dan: Heute, mit den sozialen Medien, sieht das anders aus, aber
damals… Wir kamen aus Kanada. Alle Ami-Bands konnten touren, auch in
Europa. Es schien, dass wir «a pain in the ass» für die ganzen
Promoter waren und wir bettelten darum, dass wir auf Tour gehen
konnten. Es gibt sicher eine Million guter Gründe, wieso wir nie aus
diesem Loch raus kamen. Aber ich kann dir nicht sagen, woran es
gescheitert ist und wieso es so lange brauchte, bis wir nur in
Europa touren konnten. Heute sind wir präsent, aber die Anzahl an
Bands hat sich um ein Vielfaches vermehrt. Der Erfolg, den wir in
den Achtzigern hätten feiern können, ist in dieser Form, als Pionier
einer Szene, nicht mehr möglich. Megadeth, Anthrax, Metal Church…
Sie alle haben irgendwann für uns als Support gespielt (lacht). Sie
wurden gross und haben Geld verdient. Das bedeutet, wenn du gross
und reich werden willst, dann eröffne für Exciter (lautes Lachen).
Das ist wie eine Garantie (lacht). Ich war damals siebzehnjährig, als
ich zu Exciter kam. John suchte seinerzeit einen neuen Bassisten und
Trommler. Da nannte sich die Band noch Hell Razor. Bei der
allerersten Probe schlug ich dermassen hart auf mein Schlagzeug ein…
Allan und ich waren das perfekte Rhythmus-Duo. Nach dieser ersten
Probe packte ich mein Schlagzeug zusammen. John kam zu mir und
fragte, was ich da mache. «Ich räume mein Drum zusammen, damit der
Nächste seins für die Probe aufbauen kann». Ich war das neue
Bandmitglied und konnte es kaum glauben, dass ich in dieser John
Ricci-Truppe war (lachend). Er sah in mir diesen Typ mit den
langen und wilden Haaren, der mit einer unglaublichen Power das
Schlagzeug verdrosch und war sich bewusst, dass ich genau die
perfekte Person war, die er suchte. Als wir die ersten Demos vor
«Heavy Metal Maniac» produzierten, klangen sie scheisse. Dann
schlugen wir 1983 mit dem Debüt zu. Exciter hatten vier Jahre Zeit,
um sich auf das erste Album vorzubereiten und wir erspielten uns vorher
schon einen gewissen Ruf in der Szene. Noch heute gehen wir auf die
Bühne, drehen die Boxen bis an den Anschlag auf und geben Vollgas
(lacht).
MF: Wieso habt ihr euch getrennt?
Dan:
Heute wissen wir nicht mehr, wieso es 1985 zu Bruch zwischen John,
Allan und mir gekommen ist. Diese blöden internen Kämpfe, die
niemanden weiterbrachten. Wir bekämpften uns nie wegen Geld oder der
Musik, wir waren dermassen doof. Beim ersten Meeting haben wir uns
kaputt gelacht über unsere damalige Naivität. Aber hey, wir waren
jung und unsere Egos trieben uns an. Wir waren verärgert, und John
brauchte Zeit für sich. Allan und ich warteten auf ihn, über ein
Jahr, aber irgendwann wollten wir einfach weiter gehen. Zwischendurch
spielten wir zusammen mit Brian McPhee. Du kannst die Vergangenheit
nicht ändern, aber über sie sprechen. Heute schauen wir uns an,
lachen und fragen uns, wieso wir uns überhaupt getrennt haben
(lacht). Die Energie von damals ist noch immer in den Songs zu
spüren und darum wollen wir die Power aus den Konzerten dazu
verwenden, neues Material zu schreiben. Dies soll nächstes Jahr
veröffentlicht werden. Es wird das Album werden, das nach «Long Live
The Loud» eigentlich hätte veröffentlicht werden sollen. In unseren Herzen
fühlt sich alles gut an und wir sind bereit neue, kraftvolle Lieder
zu komponieren.
MF: Welches Album ist für dich das Wichtigste,
vielleicht nicht das Erfolgreichste, aber das, welches dir am
meisten am Herzen liegt?
Dan: «Heavy Metal Maniac».
Das Werk liebe ich am meisten. Es hat uns den Weg geebnet. Sicher
hatte auch «Violence And Force» seine tollen Momente, aber ich
bevorzuge klar unser Debüt-Album. Das ist aber eine persönliche Sache
(grinst).
MF: Wie gefällt dir «Unveiling The Wicked» welches
etwas melodischer ausgefallen ist?
Dan: Es ist ein
wirklich gutes Album geworden. Die damaligen Gefühle in der Band
unterschieden sich zu den ersten drei Scheiben. Brian war neu in der
Band. Ein anderer Typ, als John. John war ein toller Gitarrist,
spielt aber bedeutend härter als Brian, der eher solierte. Ich mag
«Unveiling The Wicked» und Brian hat einen verdammt guten Job
abgeliefert. Es war der Weg zum unserem «schwarzen» Album (lacht).
Ich denke auch, dass ich auf diesem Album meine besten Gesangsparts
abgeliefert habe.
MF: Waren Judas Priest ein grosser Einfluss für euren
Bandnamen?
Dan: Absolut! Mein Bruder war der
grösste Kritiker, als wir ihm damals die neuen Songs der ersten
drei Alben vorspielten. Seine Meinung war uns sehr wichtig, und wir
legten grossen Wert auf seine Kritik. Er stand der Band immer sehr
nahe. Als wir mit dem Namen Hell Razor starteten, realisierten wir,
dass wir den Namen ändern mussten. Mein Bruder meinte, dass Exciter,
der Song von Judas Priest, genau das ausdrückt, was wir wären. Es
war lustig, als wir am "Sweden Rock"-Festival mit Don Dokken sprachen.
George Lynch, sein ehemaliger Gitarrist, hatte eine Band, die sich auch
Exciter
nannte. Weil wir aber zuerst mit diesem Namen an die Öffentlichkeit
traten, war George recht angepisst. Ich bin mir aber sicher, dass es
unzählige Exciters auf dieser Welt geben wird, die alle den
Durchbruch schaffen wollten, aber wir hatten den Namen gepachtet
(lacht). Aber er stammt definitiv vom Priest-Song.
MF: Wart ihr enttäuscht, dass ihr nie den Erfolg wie Metallica
gehabt hat?
Dan: Natürlich! Wir hatten tolle Songs
geschrieben und verbreiteten pure Energie auf der Bühne, heute auch
noch. Geld haben wir kaum verdient. Wobei das wird der Grund sein,
wieso wir noch immer so energisch auf der Bühne sind (lacht). Wir
hoben nie ab und hatten nie die Möglichkeit, uns wie Millionäre zu
verhalten. Wenn du Hunger hast und du mit Ärger im Bauch Metal
spielst und damit deinen Lohn verdienen musst, dann kommt dies aus dem
tiefsten Herzen. Brutal, ehrlich, direkt und ungekünstelt. Über all
die Jahre war es hart zu sehen, welche Bands für uns eröffnet haben
und erfolgreicher wurden, als wir es jemals waren und sein werden.
Keine Frage, das sind alles unglaublich gute Truppen, und ich mag
ihnen den Erfolg gönnen.
MF: Aber heute habt ihr eure zweite Chance!
Dan: Ja, vielleicht haben wir dies. Auch wenn ich nicht glaube, dass
wir jemals so gross werden wie Metallica (lacht), aber eine zweite
Chance zu bekommen ist sehr speziell. Da versuchen wir das Beste
daraus zu machen, ein tolles neues Album zu kreieren und so lange
wie möglich im Rennen zu bleiben.
MF: Wie schwer ist es für dich zu singen und
gleichzeitig Schlagzeug zu spielen?
Dan: «It's fucking
hard, man!» Es war damals hart, als ich ein Junge war und ist es
heute noch! Es ist nicht natürlich das zu tun. Hast du das soeben
gestohlen, du kleiner Bastard? (Allan schenkt Dan das Band-Schild der
Garderobe vom Bang Your Head!!!-Festival)
MF: Nein, das muss ein Geschenk sein!
Allan: Ja, absolut, das ist ein kleines Mitbringsel (lacht).
Dan: Eines Tags kam ich zur Probe. Das muss 1979 gewesen sein, als
der Roadie das Mikrofon vor meinem Drum aufstellte. Ich fragte ihn,
was dieser Scheiss soll, ich bin nicht Neal Peart von Rush
(lachend). Er sagte mir, dass ich es doch versuchen soll. Ich
erinnere mich, dass wir «T.N.T.» von AC/DC spielten und ich dazu
gesungen habe. Und alle Roadies schrien: «You're the fucking singer,
man!» Wir haben in den nächsten Monaten andere Sänger getestet, aber
fanden keinen, der stimmlich passte. So wurde ich Sänger bei
Exciter. Trotzdem bin ich der Meinung dass ich kein grossartiger
Shouter bin. Als unsere erste Scheibe erschien fanden alle meine
Stimme toll. Verstehen konnte ich das nie, weil ich weder Bruce
Dickinson noch Rob Halford bin. Ich mache was ich kann, dabei habe
ich etwas Spezielles in meiner Stimme, das mich erkennbar macht.
Aber! Es war ein Unfall, dass ich Sänger bei Exciter wurde (lacht).
Es ist verdammt hart, Schlagzeug zu spielen und zu singen.
MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?
Dan: Wir spielen noch einige Shows und sind immer dabei, neues
Material zu schreiben. Wie gesagt soll das neue Werk im nächsten
Jahr erscheinen, und dabei wollen wir so viel Konzerte spielen, wie
nur möglich. Es scheint, dass es viele Leute gibt, welche Exciter
noch sehen und hören wollen, und dies im Original-Lineup. Wieso
sollten wir den Leuten nicht geben, was sie wollen? Auch wenn
Exciter mit anderen Line-Ups unterwegs waren, keine Besetzung
scheint diese Magie zu verströmen, wie wir drei.
MF: Dan, besten Dank für das Interview und alles
Gute für die Zukunft.
Dan: Danke dir Martin, dass
du dir die Zeit genommen hast und alles Gute.
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