Keine extra Female
Fronted Shows.
Schon immer ist Hamburg als das Tor zur Welt in
aller Munde gewesen, und so verwundert es nicht, dass die
Hamburger Band High Fighter einen sehr internationalen
Stil besitzt, der die Herkunft der Band in keiner Art und
Weise preis gibt. Da passt es natürlich auch, dass High
Fighter ihre Labelheimat in Italien, bei Argonauta
Records, haben. Mit ihrem neuen Album «Champain» ist
ihnen ein wirklich grosser Wurf gelungen, und so ist es
höchste Zeit, mehr über diese Band zu erfahren. So geben
wir der charmanten Sängerin Mona Miluski doch sehr gerne
das Wort...
MF: Euer Debüt-Album «Scars &
Crosses» war schon ein Glanzlicht, wenn auch weniger
gesittet als das neue Album «Champain». Habt ihr in den
letzten drei Jahren solch schlechte Erfahrungen gemacht?
Mona: Ganz im Gegenteil. Als Band bislang
ausschliesslich und glücklicherweise sehr viele gute.
Wir hatten in den letzten Jahren die Möglichkeit sehr
viel zu touren und Festivals vom Desertfest bis hin zum
Wacken zu spielen, waren mit diversen tollen Bands
unterwegs, sind als Band gemeinsam sehr gereift und
zusammen gewachsen. Während des Songwriting Prozesses zu
«Champain» hat sich jedoch relativ schnell ein roter
Faden eingeschlichen, der diesmal die härtere, brutalere
Seite der High Fighter zum Vorschein brachte. Es fühlte
sich für uns alle gut an, ohne dass wir diese Richtung
bewusst entschieden, noch uns negative Erfahrungen dazu
gebracht haben.
MF: Euer Debüt ist bei
Svart erschienen. Jetzt seid ihr bei Argonauta Records
gelandet. Wie kommt eine Hamburger Band auf ein
italienisches Label?
Mona: Wahrscheinlich auf ähnlichem Wege wie eine
Hamburger Band auf einem finnischen Label landet. Wir
sind bis heute sehr dankbar, dass wir unser erstes Album
bei einem Kult-Label wie Svart veröffentlichen durften,
nur fühlten wir uns mit der neuen Platte und der
Richtung bei einem anderen Label womöglich besser
aufgehoben. Daher trennten wir uns kurz vor Studio-
Start in beiderseitigem Einverständnis und auf guter
Ebene von Svart. Wir kennen Gero von Argonauta Records
schon ein paar Jahre, seit wir in Italien eine Show mit
seiner eigenen Band Varego gespielt haben. Uns gefiel
bei Argonauta, dass er nicht nur Professionalität und
extrem coole Vinyl-Editionen, sondern auch das gewisse
Feuer und Leidenschaft für seine Bands mitbringt. Als
wir ihm unser neues Album vorschlugen, war er sofort
Feuer und Flamme, und wir bereuen keine Sekunde, bei ihm
ein neues Zuhause gefunden zu haben. Hamburger Brise
trifft auf italienisches Flair, eine gute Kombi wie wir
finden, ha ha!
MF: Bei Argonauta Records,
für mich das Label der Stunde, handelt es sich um ein
ausgesprochenes Spartenlabel. Ist das von Vorteil oder
wird man so noch eher in eine Schublade gesteckt?
Mona: Nein, ganz und gar nicht. Argonauta
deckt sehr vielseitig alles ab, was du in High Fighter
findest. Von Stoner über Doom, Sludge bis hin zu Black
Metal. Ich denke, deshalb passen wir auch so gut
zusammen, da wir viele Sounds des Labels innerhalb einer
Band vereinen, und Argonauta repräsentiert die diversen
Sounds, die uns ausmachen. Uns kann man eh nicht in eine
Schublade stecken, egal bei welchem Label wir wären. Ich
muss dir jedoch beipflichten, Argonauta ist schon lang
eins meiner Lieblings-Labels, aber bereits mehr als nur
ein Spartenlabel! Ich glaube, da kann man noch einiges
erwarten, und ich ziehe meinen Hut vor Gero, der nun
seit sieben Jahren das Ding alleine rockt. Wenn ein Label es
verdient zu wachsen, dann ist es definitiv Argonauta
Records.
MF: Drei lange Jahre sind ins Land
gezogen, bis ihr mit «Champain» am Start wart. War
dies eine schwere Geburt?
Mona: Zu
Beginn des Songwritings würde ich sagen, ja. Wir hatten
gefühlt unendlich viele Puzzleteile, und es hat sich
nicht gut und homogen angefühlt, diese einfach aneinander
zu reihen. Bereits direkt nach Veröffentlichung von
«Scars & Crosses» haben wir begonnen neue Songs zu
schreiben, wurden dabei durch viele Live-Shows immer
wieder raus gerissen. Wir sind eine Band, die am besten
Zuhause im Proberaum an neuen Songs werkelt statt auf
Tour. Über Neujahr 2016/2017 haben wir uns
beispielsweise ein Haus an der Küste Dänemarks gemietet,
unseren gesamten Proberaum eingepackt und eine Woche
lang gejammt. In
den Sessions sind viele gute Ideen entstanden die es
aber nur teilweise aufs Album geschafft haben, eben weil
es viele einzelne Puzzleteile waren. Erst Anfang 2018
eigentlich, hatten wir unseren alten "Flow" wieder, die
Songs sprudelten plötzlich auf ganz natürliche Art und
Weise aus uns heraus. Die Arbeit im Hidden Planet
Studio in Berlin mit Jan Oberg, langjähriger Freund bei
Earth Ship, verlief super entspannt, kreativ und wie aus
einem Guss. Wir waren diesmal sehr gut vorbereitet,
wieder haben wir das Album instrumental live
eingespielt, und wir sind sehr glücklich über das
Endergebnis. Auch wenn drei Jahre ins Land verstrichen
sind, gut Ding will eben manchmal Weile haben.
MF: In Deutschland wimmelt es nur so von starken
Bands in eurem Segment wie Black Vulpine, Crestfallen
Queen, B.S.T, Iron Walrus, Downfall Of Gaia und Phantom
Winter, um nur einige zu nennen. Ist das für euch ein
grosser Vorteil, in einer solchen Szene eingebettet zu
sein?
Mona: Wir sehen uns nicht wirklich
der einen oder anderen Szene zugehörig. Was ich bei High
Fighter extrem schätze, ist die Freiheit in unserer
Musik. Seit Bandgründung haben wir diverse Stile in
einen Sound gemixt, zum Teil findest du in unseren
Songs, vor allem auf den ersten Platten, komplett
verschiedene Stile innerhalb eines Songs. Das macht uns
sehr flexibel, und szeneunabhängig. Wir spielen auf dem
Desertfest sowie auf dem Wacken Open Air, konnten mit
Bands wie Elder oder Brant Bjork, aber auch mit Downfall
of Gaia, Ahab, Mantar oder Conan touren. Ich denke, dass
die Offen- sowie Freiheit in unserer Musik uns eher zum
Vorteil ist, auch wenn man es anfangs schwer hat, wenn
man nicht nur die eine oder andere Szene bedient und
dort gefallen möchte. Umso mehr freuen wir uns, wenn wir
ebenso auf Menschen bei unseren Shows treffen, die ihre
Musik-Stile nicht mit Scheuklappen anhören.
MF: Noch nie gab es so viele härtere Bands mit
Sängerinnen. Ist jetzt die richtige Zeit für Frauen in
der eher von Männern regierten Metalwelt?
Mona: Ehrlich gesprochen, denke ich darüber nicht nach.
Und ehrlich gesagt, ist es mir egal, ob Frau oder Mann am
Mikro steht. Und das sollte es, vielen anderen Menschen,
hoffentlich auch irgendwann sein. Hauptsache der Sound
stimmt und er gefällt dir. Ich bin seit mehr als zwanzig
Jahren in Bands der härteren Gangart unterwegs, und es
gibt mit Sicherheit weitaus mehr die es länger sind, die
wie wir oftmals vielleicht nur kein Gehör,
unverdienterweise, in der breiteren Masse finden.
Vielleicht ziehen wir uns dazu nicht sexy genug an oder
schreiben eben die Musik wie wir es tun, die nicht
unbedingt massenkompatibel sein mag. High Fighter
spielen beispielsweise auch keine "Female Fronted Shows"
oder derartige Festivals, völlig unnötige Events. Ich
brauche jedenfalls kein Hauptaugenmerk darauf, dass ich
eine Frau in einer Band bin, ebenso wenig wie ich einen
Frauenparkplatz vorm Supermarkt brauche.
MF: Ich finde es genial, wie die Bands sich
gegenseitig mit Features unterstützen. So hast du ein
Feature auf dem neuen Burning Gloom-Album und bei euch
darf sich Anton Lisovoj von Downfall Of Gaia mit
einbringen. Wie ist dieses Feature zustande gekommen?
Mona: Wir haben Downfall of Gaia vor ein
paar Jahren auf einer gemeinsamen, dreiwöchigen Europa
Tournee mit Conan kennengelernt, und seit der ersten Minute
der Tour ist bis heute eine sehr enge Freundschaft
zwischen beiden Bands entstanden. Anton ist einer meiner
besten und engsten Freunde geworden, zudem bin ich nicht
nur großer Fan seiner Band, aber auch seiner Stimm-Farbe
bei Downfall of Gaia. High Fighter hatten nie ein
Gast-Feature, als wir es in Erwägung für «Champain» zogen,
schlug ich sofort Anton vor. Erfreulicherweise sagte er
zu, und hat den Track «When We Suffer» mit seinen Screams
veredelt. Mir persönlich bedeutet der Song sehr viel,
Anton hat mir in unserer Freundschaft sehr oft aus sehr
dunklen Momenten meines Lebens heraus geholfen.
Ironischerweise ist der Song jedoch auch der softeste
auf der Platte, fast schon die Ballade des Albums, auf
gerade der dann ein Black Metal Sänger gefeatured wird.
MF: Auf «Champain» liebäugeln die Vocals von dir
zeitweise mit Black Metal, was eurer Musik ein weiteres
Alleinstellungsmerkmal gibt. Aus welchen Musikstilen
zieht ihr eure Einflüsse?
Mona: Aus sehr
sehr vielen. Vom Blues bis hin zum Metal, Low Desert
Rock, Heavy Rock, Doom, Sludge, Punk, manch einer oder
eine von bis hin zum Hip Hop und Jazz. Wir sind in
unseren persönlichen musikalischen Vorlieben sehr breit
gefächert und schreiben unsere Songs eben auch sehr
unabhängig von Genre-Grenzen.
MF: Die Grenzen wurden mit «Champain» in
alle Richtungen ausgereizt. Gibt es da noch
Steigerungspotenzial?
Mona: Na, das
wollen wir doch hoffen, aber da bin ich mir bei High
Fighter mehr als sicher.
MF: Die Reviews
in den einschlägigen Magazinen zu «Champain» waren
ausnahmslos gut bis sehr gut. Macht sich das schon
irgendwie bemerkbar?
Mona: Wir sind
selbst total geplättet von diesem Feedback, da wir damit
absolut nicht gerechnet haben, eher das Gegenteil war
der Fall. Gerade weil wir nie ein Album veröffentlichen
wollten, nur um der Presse sowie Szene zu gefallen. Ich
wurde oftmals gefragt, ob so ein brutaler Wechsel wie auf
«Champain» nicht auch ein großes Risiko war..., wir haben nie
darüber nachgedacht noch es bewusst entschieden, auf
dieser Platte eine solche Richtung einzuschlagen. Bemerkbar
macht es sich vor allem aber live. Wir spielen aktuell
sehr viele Songs von der neuen Platte, und es ist eine
unfassbar gute Energie mit dem Publikum.
MF: Ihr seid gerade zurück von einer Tour
mit Dopethrone. War die Tour für euch ein Erfolg?
Mona: Absolut! Nicht nur dass wir scheinbar
sehr gut mit dem Dopethrone Publikum harmonierten, auch
haben wir neue Freundschaften mit diesen verrückt
liebenswerten Kanadiern geschlossen. Menschlich sowie
musikalisch haben wir uns extrem gut ergänzt, dies war
mit Sicherheit nicht die letzte Sause mit Dopethrone.
Unabhängig davon, dass ich nach Abschluss der Tour
vielmehr eine Reha und Leber-Transplantation benötigt
hätte, war die Tour unfassbar gut, und wir freuen uns
drauf, Dopethrone hoffentlich ganz bald wieder zu
treffen.
MF: Wann kann man High Fighter
mal livehaftig in der Schweiz sehen?
Mona: Die Schweiz war uns schon immer sehr wohlgesonnen,
und wir haben uns immer extrem willkommen gefühlt. Wir
sind aktuell im Gespräch mit Veranstaltern in der
Schweiz und hoffen, schon sehr bald wieder bei euch sein
zu dürfen!
Danke vielmals fürs
Beantworten dieser Fragen, Mona! Und jetzt müssen wir
halt die Wartezeit, bis wir High Fighter live on stage
zu Gesichte bekommen werden, halt mit dem genialen Album
«Champain» überbrücken, und wenn High Fighter die Bühne
so rocken wie es anzunehmen ist, dann steht uns ein
geniales Live-Spektakel bevor!!
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