Zu emotional für
Gotthard.
Man könnte das folgende Interview unter den Stern
GottHeart stellen… Wieso, erfahrt Ihr in den folgenden
Zeilen. Aber zuerst spricht der Fair Warning-Sänger
Tommy Heart über sein Engagement als Queen-Sänger in
Spanien, wie es zu seinem Solo-Album kam und was es mit
der neuen Band Kee Of Hearts auf sich hat. Freizeit
scheint der Shouter als Fremdwort zu titulieren und
während andere Musiker kurz ihren Urlaub buchen, spielt
Tommy noch ein paar Konzerte mit Fair Warning, wie
soeben auf dem «Rock Of Ages»-Festival. Bühne frei und
Ohren gespitzt für Tommy Heart!
MF: Wie kam's
dazu, dass du Queen-Songs gesungen hast?
Tommy: Ich bekam eine Anfrage per Mail, ob ich nicht
Lust hätte, ein paar Queen-Songs zu singen. Diese Mail
entdeckte ich aber per Zufall, weil sie in meinem
Spam-Ordner landete und ich alle Monate mal nachschaue,
was sich dort verirrt hat (lacht). Die Anfrage hat mich
neugierig gemacht und ich rief da mal an. Zuerst hatte
ich ein ungutes Gefühl, weil ich überhaupt nicht auf
Coverbands stehe. Dass ein Orchester dabei war und man
die Freiheiten hat, es zu machen wie man möchte, hat
dann doch mein Interesse geweckt. Komischerweise fanden
diese Konzerte aber nur in Spanien statt. Ausserhalb von
Spanien traut sich niemand so richtig an dieses Thema
ran. Unverständlicherweise, denn jeden Abend haben wir
vor 1'000 oder 2'000 Leuten gespielt. Die Promoter in
Japan oder Deutschland scheinen aber vor einer solchen
Geschichte Angst zu haben. Diese Shows gibt es schon
seit 2011. Zuerst spielten Leute von INXS, TNT, Sade oder
den Bee Gees mit. Da waren schon bekannte Musiker
involviert. Also Leute, die bekannter sind, als ich
(grinst). Im Juli spielten wir die letzten Konzerte und
jetzt ist erst mal Pause. Aber es soll im Januar oder
Februar wieder weitergehen.
MF: Was
machst du bis dahin?
Tommy: Uih, da sind viele Dinge geplant. Was ich machen
muss, ist eine Fair Warning-Scheibe, dann bereite ich
mich mit meiner Solo-Band vor und das Release von Kee Of
Hearts steht vor der Türe. Sprich im September 2017
sollte sie in den Läden stehen. Da kommt noch einiges
(lacht). Ich bin im Moment dermassen «busy». Ist zwar
schön, momentan ein paar Tage Urlaub zu haben, aber ich
bin auch dankbar, dass so einiges läuft und alles mit
Musik zu tun hat. Es gibt viel zu tun, packen wir's an
(lacht)!
MF: Wo liegt deine Priorität?
Tommy: Ich habe es mir abgewöhnt, mit
Prioritäten zu arbeiten. Ich gehe mit dem Flow, mache es
wie das Wasser und folge dem, was passiert. Man spricht
immer darüber, man darf nur einmal "verheiratet" sein.
Für mich ist dies ein bisschen altmodisch. Ich muss
nicht nur eine Band haben, sondern kann auch in zwei
oder drei gleichzeitig singen. Sie müssen meinem
Qualitätsstandart entsprechen. Ich mach das, wozu ich
Lust habe.
MF: Wie entstand das Solo-Album?
Tommy: Nachdem ich 2000 Fair Warning für ein paar Jahre
verlassen hatte, da ich mit der Live-Situation nicht
mehr zufrieden war... Es reichte mir nicht, alle vier
Jahre ein Album aufzunehmen und dann vielleicht zehn
Konzerte zu spielen, während andere Bands, die zum
gleichen Zeitpunkt starteten wie Fair Warning, viel
öfters spielten. Das reicht mir nicht mehr. Viele
Angebote erreichten mich nach meinem Ausstieg. Speziell
aus Japan kam die Anfrage betreffend einem Soloalbum.
Das wollte ich nicht, weil ich wusste, dass die
Erwartungen in die Richtung von Fair Warning gehen. Da es
Fair Warning aber schon gab, wollte ich nicht auch noch
eine Konkurrenztruppe aufbauen. Gedanklich wollte ich
eine Band und nicht ein Solo-Projekt starten. Das führte zu
zu Soul Doctor, was aber die japanischen Fans nicht so
toll fanden, da ich meinen Stil änderte. Soul Doctor
ging mehr in die Rock'n'Roll-Richtung und war mehr auf
die Mütze. Die Anfragen aus Japan wurden immer wieder an
mich getragen. So dachte ich 2010, dass es mal an der
Zeit wäre, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Mit Soul
Doctor habe ich viel gespielt (lacht), aber da habe ich
die andere Seite der Medaille kennen gelernt, weil wir
nicht so viele Platten verkauften. Fazit: Immer, wenn
ich mich auf eine Sache konzentrierte, hat es nicht
geklappt. Die Solo-Scheibe ist 2016 erschienen,
allerdings nur in Japan. Über mein eigenes Heart Records
Label habe ich den europäischen Fans die Möglichkeit
gegeben, dass sie die Scheibe bei mir bestellen können
und nicht den teuren Importpreis bezahlen müssen. In
Europa hat die Solo-Platte noch keinen richtigen Release
gehabt. Was noch nicht ist, kann ja noch werden (lacht).
MF: Was passiert mit Soul Doctor?
Tommy: Die Band gibt's noch immer, da ich ja Soul Doctor
bin (grinst). Es war unheimlich schwer die Band mit
diesem Namen in Europa zu etablieren, weil alle dachten,
dass ich jetzt Soul-Musik spiele. In Amerika ist das
völlig anders. Soul Doctor ist für die eher der
Nervenarzt, der Seelenklempner, aber für Soul Doctor
besteht momentan keine Zeit. Ist aber schön, dass du
nachfragst (grinst).
MF: Und jetzt
erscheint Kee Of Hearts in Europa…
Tommy: …ja, Frontiers Music, bezieh-ungsweise deren
Präsident Serafino Perugino, hat mich immer wieder
angefragt, ob wir nicht was zusammen machen könnten, da
er ein grosser Fan meiner Stimme ist. 2005 kam er zum
ersten Mal auf mich zu. Alle Anfragen habe ich abgelehnt,
bis er letztes Jahr mit der Idee ankam, etwas mit einem
Gitarristen zu machen. Als er den Namen Kee Marcello ins
Spiel brachte, sagte ich «STOP»! Zufälligerweise hatte
ich zu dem Zeitpunkt ganz viel freie Zeit (lacht). So
haben wir nach und nach auf dem modernen Weg alles
aufgenommen. Bedeutet, jeder hat bei sich zu Hause
gearbeitet und wir haben uns alles zugeschickt, so Musik
aus dem Baukasten. Aber mit Sorgfalt, Energie und
Überzeugung. Wenn du die anderen noch nicht kennst und
du willst ihnen deine beste Seite zeigen, kann was ganz
Tolles dabei herauskommen. Findet er dein Material geil,
nimmt er es auch ernster, als nur ein Projekt. Im Moment
sieht es sehr, sehr gut aus. Wir haben drei Videos
gedreht und uns dabei zum ersten Mal kennen gelernt.
Mittlerweile sind wir fast wöchentlich in Kontakt und
tauschen uns aus. Dank der Videos, wir haben über
100'000 Klicks, bekamen wir schon Angebote zum Spielen.
Wir haben eine Menge Musik zu bieten. Von Europe, Fair
Warning, Kee Marcello, Tommy Heart, über Zeno, Alien bis
hin zu Soul Doctor. Das könnte ein richtiges Spektakel
werden, sollten wir live auftreten. Lassen sie uns auf
die Bühne, müssen sich viele Leute warm anziehen
(lacht).
MF: Was wäre passiert, wenn du den Job
als Gotthard-Sänger bekommen hättest?
Tommy: Das kann ich dir gar nicht sagen. Die Jungs von
Gotthard sind alle nett, und es war eine tolle Zeit,
damals mit ihnen zusammen. Fast zwei bis drei Wochen
nahm ich mit ihnen auf und probte. Ich war nie… Meine
erste Fair Warning-Scheibe kam zum gleichen Zeitpunkt
raus, wie die erste Gotthard-Platte. Ich kannte sie, war
aber nie ein grosser Fan von ihnen. Ich schätzte sie,
auch weil sie viel unterwegs waren. Schlussendlich bin
ich eh ein halber Schweizer (lacht). Ich weiss nicht, ob
ich so glücklich geworden wäre, wie ich es jetzt bin.
Für mich war es unheimlich schwierig, jemanden in einer
Band zu ersetzen. Da stehe ich auch nicht so drauf. Für
mich ist ein Sänger… Steve ist ja nicht ausgestiegen,
sondern leider verstorben. Das ist eine Tragödie, da
sollte man in meinen Augen aufhören. Für mich war… Ach…
Der Sänger ist immer ein ganz wichtiger Teil und auch
das Aushängeschild. Er ist die Stimme einer Band. Ich
hatte meine Schwierigkeiten im Studio. Nicht mit der
Performance oder genauso gut zu sein wie Steve, sondern
es waren gefühlsmässige Probleme. Als wir Demos
aufgenommen haben… Die Band wollte hören, wie ich bei
«Heaven» klinge. Ich musste abbrechen, weil mir die
Tränen gekommen sind. Da gibt es eine Textzeile «…has
someone taken my place…», ich musste abbrechen. Die
Jungs fragten sich, was ist jetzt mit dem los? Die Band
verstand nicht, wieso ich weinen musste und musste ihnen
das zuerst erklären. Dabei dachte ich darüber nach,
wie es mir ergehen würde, wenn dies jemand nach mir
singt, wenn ich so viel Energie und Liebe in eine Truppe
investiere... Dann passiert was Tragisches und es wird
jemand gesucht, der mich ersetzt… Das ist nun mal so im
Business. Aber das ist mir einfach zu nahe gegangen und
hat mich extrem verunsichert. Wieso ich geweint habe?
Ich bin gefühlsmässig viel näher bei einem Steve Lee,
weil ich auch Sänger bin. Ich hab's noch versucht und
geschaut, wo es mich hintreibt, aber ich hätte schon viel
früher alles abbrechen sollen. So erhielt ich dann
irgendwann die Nachricht, dass ich nicht der Nachfolger
sein werde. Aber ehrlich, ich habe keine Ahnung, was
passiert wäre, wenn ich es geworden wäre. Wir haben ja
alle keine Kristallkugel. Aber ich denke, dass es für
mich, so wie es kam, besser gelaufen ist.
MF: Dann freue ich mich, dich zwar nicht bei
Gotthard, aber vielleicht mal mit Kee Of Hearts, deiner
Soloband oder auch mit Fair Warning zu sehen. Danke
fürs Interview, und alles Gute für die Zukunft.
Tommy: Danke dir Martin. Auch dafür, dass du wegen
Gotthard nachgefragt hast, weil ich da doch teils auch
sehr böse Mails bekommen habe, wieso ich nie den Versuch
startete, bei Gotthard anzuheuern. Die wissen ja alle
nicht, dass ich bei Gotthard mal vorgesungen habe. Das
wurde nicht in die Presse getragen. Viele sind der
Meinung, dass ich der Richtige gewesen wäre. Als in
Japan der Reaktor hochging, stand ich bei Gotthard im
Studio.
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