Dass es in der Schweiz nicht nur Berge, Kühe und Käse
gibt, weiss mittlerweile jedes Kind. Hierzulande hat man
einen Haufen guter Bands zu bieten, die national wie auch
international Erfolge verzeichnen konnten, bzw. immer
noch können. Lunatica ist eine der Bands aus dem
Symphonic Metal Bereich, auf die man sehr stolz sein
kann. Erreichte man doch mit der letzten
Veröffentlichung «New Shores» sogar Platz 20 der
Schweizer Charts.
Das letzte Interview für Metal Factory mit den Aargauern
hat im März 2009 mit der Frontfrau Andrea stattgefunden.
Da wird es doch Zeit, fast zwei Jahre später mal
nachzuhorchen, was da aktuell läuft und wie es mit
zukünftigem Material aussieht. Im Metalvetia Metal Club
in Herisau traf ich auf Andrea Dätwyler (v) und Zoltan
Daraban (g,v), der neu zur Band dazu gestossen ist und
bestimmt auch einiges zu berichten hat. (AD = Andrea Dätwyler,
ZB = Zoltan Daraban)
Bereitwillig erzählte man über ein neues Album, das 2012,
also kurz bevor die Welt untergeht, veröffentlicht wird.
Darüber hinaus, ob sich Zolti künftig im Bikini bei Konzerten
in die Menge werfen wird und davon, welchen Sport Andrea
gerne mag, weil sie dabei nicht schwitzt. Nun, vielleicht
habe ich da jetzt auch etwas durcheinander gebracht.
Fangen wir also mal ganz von vorne an...
MF: Heute gab es bereits viel zu tun, ihr hattet
schon ein Interview, bzw. wurdet sogar gefilmt.
ZB: Ja genau! Für den youtube Channel, bzw. für die
Seite des Clubs wurden wir gefilmt und interviewt. Das
sind hier sehr engagierte Menschen bei Metalvetia. Sie
interviewen alle Bands die hier spielen und am Ende gibt
es noch einen Livemitschnitt vom heutigen Konzert. Das
alles kann man dann im Nachhinein auf der Seite
www.metalvetia.ch
anschauen und natürlich auch auf Youtube.
AD: Das wird richtig professionell gemacht, mit
grossen Kameras und der richtigen
Beleuchtung. Hat wirklich Spass gemacht.
MF: Im Februar 2009 wurde das letzte Album von euch
veröffentlicht, nämlich «New Shores», wo ihr, wie auch
zuvor, mit namhaften Produzenten und Musikern (z.B. John
Payne und Sascha Paeth) zusammen arbeiten konntet. Wir
haben jetzt Januar 2011, wie sind denn die Pläne für die
weitere Zukunft?
AD: Alex Seiberl, unser Keyboarder, hat
hauptsächlich die Songs für die letzten zwei Alben
komponiert und ist aktuell wieder daran, neue Ideen zu
sammeln und Rohfassungen von Songs
zu machen. Ist aber alles noch in den Kinderschuhen.
ZB: Alex hat mich gebeten mal zu ihm zu kommen und
mit ihm demomässig ein paar Gitarrenriffs auf seine Ideen
zu spielen. Wir wollen da mal zusammen ein paar Sachen
ausprobieren. Sobald ich Zeit dafür finde, werden wir das
machen. Im Augenblick ist das ja etwas schwierig, da ich
mich gerade für unser Vaterland aufopfere. Sobald ich
also den Zivildienst überstanden habe, werde ich mich
der Sache widmen. Mal schauen, wie schnell es voran geht.
Es wird aber definitiv ein neues Album geben. 2012, kurz
bevor die Welt untergeht, bringen wir noch ein Album
raus.
MF: Zolti ist jetzt seit ca. März 2010 mehr oder weniger
neu bei Lunatica. Wie kam das zustande?
AD: Als André Leuenberger, der ein langjähriges
Mitglied und auch Mitbegründer von Lunatica ist,
ausstieg, kam Marc Torretti für das «New Shores» Album
dazu. Das war leider nur ein kurzes Gastspiel bei uns,
denn Marc wollte sich dann mehr auf andere Projekte
konzentrieren. Das hat sich leider nicht mehr so mit
Lunatica vereinbaren lassen. Wir sind aber damals im
Guten auseinander gegangen. Die Vakanz musste dann
natürlich wieder neu besetzt werden, daher haben wir die
Position auf unserer Homepage ausgeschrieben und auch
einige Bewerbungen dafür bekommen. Wir haben dann eine
Auswahl an Musikern zu uns in den Proberaum eingeladen
und Zolti hat sich da klar durchsetzen können.
ZB: (lacht) Ja das war lustig irgendwie, ich hatte
mich ja schon mal für den Gitarristen Posten beworben,
als André damals gegangen ist. Im Zuge dieser Bewerbung
hatte ich mir die Songs dann angeschaut, geübt dafür und
alles einstudiert. Daher hatte ich schon einige Songs
spielen können. Als dann Marc Torretti gegangen ist, ich
kenne ihn auch gut, er ist ein «geiler Siech», habe ich
es gleich wieder probiert und dann hat es geklappt,
worüber ich auch sehr froh bin.
MF: Wie schnell hat man dann das komplette Programm
drauf?
ZB: Irgendwie ist das schon ein bisschen Stress, na
ja kann man nicht wirklich so sagen, aber Ende April
hatten wir ja schon das erste Livekonzert gespielt von
daher musste das recht rassig gehen alles. Die «New
Shores» war ja neu draussen, die Songs hatte ich
dementsprechend noch nicht so parat, aber alle anderen
Alben konnte ich schon spielen. Also die Songs, die im
Live Set waren. Das war ganz schmerzlos und ging alles
reibungslos, auch das Proben mit der Band hat sehr viel
Spass gemacht. Es war wirklich ein super Einstand.
MF: Spielst du denn die Songs genau so nach wie es vom
Original vorgegeben wurde oder bringst du live deine
persönliche Note ein?
ZB: Die Rhythmus-Geschichte spiele ich 1:1 nach, das
muss einfach sitzen, vor allem im Zusammenspiel mit dem
anderen Gitarristen Sandro D'Incau. Die prägnanten
Melodien spiele ich auch nach. Bei den Soli variiere
ich ein bisschen. Ich versuche die Atmosphäre, die der
Gitarrist, der die Songs ursprünglich eingespielt hatte,
einzufangen und folge dieser Linie. Es war am Anfang
auch etwas schwierig, mich da zu finden. Es ist eben
nicht immer ganz einfach, wenn man Sachen nachspielen
muss, die jemand vorher schon eingespielt hat. Es gibt da
Bands, die erwarten von neuen Gitarristen, dass alles 1:1
kopiert wird. Ein paar Sachen stimmen für mich vom
Feeling her nicht so, ich habe da aber wenig Vorgaben
bekommen. Einmal hat man mich gebeten, das eine Solo
näher ans Original zu bringen. Das ist auch ok für mich.
Grundsätzlich spiele ich die Songs hauptsächlich so wie
ich sie empfinde.
AD: Manchmal überrascht er mit kleinen Feinheiten.
Dann schaue ich rüber zu ihm und denke «Wow cool, mach
das ab jetzt immer so»!
MF: Zolti, du hast ja vorher auch schon in einigen
namhaften Bands gespielt. Erzähl mal etwas über deinen
Werdegang.
ZB: Oh ja, in einigen! Jetzt muss ich überlegen, dass
ich keinen Scheiss erzähle, wie war das nochmals..., also
1997 – 2004 habe ich bei Overload gespielt, mit denen ich
zwei CDs aufgenommen hatte. Dann bin ich noch parallel dazu
bei Inishmore eingestiegen und spielte dort bis 2007.
Mit ihnen konnte ich ein Album einspielen. Danach hatte
ich eine Zeitlang nichts gemacht und bin dann mit ein
paar Österreichern zusammen gekommen, wir hatten eine
Hard Rock Kombo namens «Hangmän's Nooze». Das liegt aber
gerade auf Eis, so wie es aussieht.
MF: Ich weiss ja, dass du Zolti auch recht engagiert bist,
was das Songwriting betrifft. Du sagtest ja, dass du mit
Alex zusammen sitzen wirst bezüglich dem neuen Album. In
wie weit kannst du deine Ideen da auch umsetzen?
AD: Alex hat als Keyboarder recht viel Möglichkeiten,
um zu Hause Songs aufzunehmen oder zu schreiben, denn
mit den ganzen Sachen die ein Keyboard bietet, hat sich
das eben so ergeben, dass er die Songs für die letzten zwei
Alben geschrieben hat. Er ist eigentlich sehr offen und
wäre sogar froh, wenn mal jemand anderes ihn da
unterstützen könnte. Aber es ist natürlich schon so,
dass wir alle zusammen abstimmen, ob der Song gut so ist
für ein Album, bzw. ob es allen passt. Er lässt da allen
die Freiheit, sich einzubringen. Wenn er das Grundgerüst
hat, dann ist es wirklich auch nur das Grundgerüst. Dann
kann jeder mit seinem Instrument quasi die Ideen
rein bringen. Wenn jemand jetzt ein Demo bringen würde,
kann man das ja zusammen weiterentwickeln. Ich denke er
wäre froh, wenn man ihm mal die Last von den Schultern
nehmen würde, immer wieder neue und bessere Songs
schreiben zu müssen.
MF: Dann sind wir mal gespannt, was die Herren da
ausbrüten werden. Ich stelle es mir auch recht schwierig
vor, unter Druck kreativ sein zu müssen.
AD: Das geht auch nicht. Es gibt dann auch so Zeiten,
wo man wirklich Abstand nehmen muss, und wenn nichts
kommt, dann kann man es nicht erzwingen. Dann muss man
sich auch sagen, «Ok, jetzt habe ich gerade keine
Ideen». Man muss sich die Auszeit dann auch geben, dann
kommen auch wieder neue Ideen. Alex und ich leben ja
zusammen, und es kann sein, dass ich ihn den ganzen Abend
nicht sehe, weil er oben im Studio ist und komponiert,
bzw. ausprobiert.
MF: Jetzt, wo du es selbst ansprichst, kann ich die Frage
auch ohne schlechtes Gewissen stellen und so indiskret
sein: Alex und du seid ja ein Paar und ihr lebt auch
zusammen. Wie lässt sich das denn vereinbaren?
AD: Zu Beginn hatten wir schon Bedenken, ob sich das
negativ auf das Bandklima auswirken könnte. Wir sind
jetzt schon zehn Jahre zusammen, fast solange wie ich bei
Lunatica bin. Für mich ist es ganz klar nur positiv. Ich
bin zuvor auch schon in Bands gewesen, und mein damaliger
Partner hat das gar nicht so akzeptieren können. Man ist
natürlich viel unterwegs und grösstenteils nur mit
Männern zusammen. Ich erinnere mich da sehr gerne noch
an unsere Europa-Tournee, wo ich mit 23 Männern unterwegs
war, wobei alle sehr lieb zu mir gewesen sind und sehr
rücksichtsvoll. (alle lachen - "ähm klar, logisch" -
Anmerkung Liane) Es ist schön, wenn man diese
Leidenschaft zusammen teilen kann und gegenseitig
Verständnis hat. Und es ist auch so, dass Kritik gern
gehört wird und angebracht ist, das halten wir auch
generell in der Band so. Wir sind nicht die, die sich
gegenseitig auf der Bühne anmachen "Jetzt hast du da
aber einen Fehler gemacht". Aber ich bin eh als Frau
der Ruhepol in der Band und recht unparteiisch und
versuche zu schlichten, wenn es doch mal Reibereien
untereinander gibt. Aber grundsätzlich wie gesagt,
sehe ich die Partnerschaft in Kombination mit der
Band sehr positiv.
ZB: Dieser Aspekt ist mir zu Beginn auch nicht klar
gewesen. Vor vier Jahren habe ich mit Inishmore das erste
Mal zusammen mit Lunatica live gespielt. Das war im
soundDock 14. Da hat man nichts gemerkt. So wie ich es
kenne, haben Beziehungen innerhalb einer Band nie
funktioniert. Es war immer eine absolute Katastrophe,
daher ist es schön, mal ein positives Beispiel zu sehen.
Es funktioniert echt gut.
AD: Auch bei Within Temptation funktioniert das
scheinbar ganz gut. Dort ist auch die Sängerin mit dem
Gitarristen in einer Beziehung und sie haben sogar zwei
Kinder miteinander. Unser eingefleischter Schlagzeuger (mmh?)
sagt auch immer: Frauen in einer Band bringen
tendenziell Probleme. Aber vielleicht ist es anders, wenn
es eine Frontfrau ist und auch nur eine Frau innerhalb
der Band. Wir zelebrieren das auch nicht so nach aussen
und verhalten uns recht distanziert.
MF: Gehen wir zurück zur Musik, es gibt zwei Songs, die mir
vom Text her recht nahe gehen und ich kann sagen, dass
ich da beim Hören der Texte schon die eine oder andere
Träne vergossen habe. Es geht um die Songs «Farewell My
Love» und «Song For You». Gibt es für euch auch Songs,
die euch emotional berühren und wenn ja warum? Musik ist
für mich wirklich eine sehr emotionale Sache.
Andrea und Zolti (im Chor): Sehr, Musik ist sehr
emotional!
ZB: Muss ich jetzt einen Song nennen? Ist das die
Idee? Ähm, ist mir eventuell etwas peinlich, ich bin ja
keine Pussy oder so, aber na ja, also der Song «Come What
May» vom Soundtrack von Moulin Rouge ist wirklich sehr
schön. Ich habe den für meine Freundin im Studio neu
aufgenommen und ihr zum Geburtstag geschenkt.
AD: Oh, das habe ich gar nicht gewusst, mir gefällt
der Song auch gut, da könnten wir ein Duett machen! Ich
finde den Song auch genial. Bei mir ist es so, ich bin
ein ganz grosser Fan von Tori Amos. Sie ist sehr
speziell von der Stimme her und sie polarisiert ganz
stark. Sie bringt alles mit 100%iger Emotion rüber, also
was sie wie ausdrückt beim Singen, von kraftvoll bis
oberzerbrechlich. «Winter» ist so der Song von ihr, wo
ich sagen kann, dass er mich sehr berührt. Ich finde sie
genial.
ZB: Zu dem Thema muss ich noch eine Band nennen:
Evergrey! Evergrey! Evergrey! Und zwar von A-Z alles.
Aber darüber und überhaupt über Musik könnte ich noch
stundenlang sprechen...
MF: Apropos Duett, ich könnte mir noch vorstellen, dass
ein Duett zwischen dir und Zolti recht cool wäre. Ihr
habt ja einige Songs, die auf den Alben im Duett gesungen
werden, wie zum Beispiel «Farewell My Love» das du,
Andrea, ja mit John Payne (Ex-Asia) eingesungen hast.
Wäre das nicht eine Idee?
AD: Je nach Stück, es kommt drauf an. Wir sind
natürlich sehr glücklich, dass wir den Zoltan jetzt
haben, der auch sehr gut singt. Er unterstützt im
Background und es ist natürlich super, dass er sich auch
traut, denn die meisten Gitarristen sagen, sie müssen
sich zu sehr auf das Gitarre spielen konzentrieren. Da
können sie nicht noch zusätzlich singen. Die meisten
Songs, die duettmäsig gesungen sind, singe ich dann
einfach alleine.
MF: Wäre das nicht was für die Zukunft?
AD: Das ist sicher auch eine Erwägung für das
nächste Album. Da habe ich schon ganz tolle Ideen zu dem
einen Demosong, mit Abwechslung im Gesang oder
miteinander singen. Er weiss noch nichts von seinem
Glück (lacht)
ZB: Oh!!! Ok! Da bin ich aber gespannt. Also Duett
ist immer geil. «Song For You» ist ein wunderbarer Song.
AD: Stimmt, den haben wir schon lange nicht mehr live
gespielt, das sollten wir mal wieder angehen und im
Duett proben.
ZB: Nur noch schnell, um es mal festzuhalten: Also
«Song For You» möchte ich bei meiner Beerdigung gespielt
haben.
MF: Oh, Beerdigung, darüber wollen wir aber jetzt nicht
sprechen. Gehen wir wieder zurück zu den Platten. Die «Fables
& Dreams» habe ich bei Amazon entdeckt, zum reduzierten
Preis wohl gemerkt, wo sie für stolze 37.99 Euro heiss
gehandelt wird. Für alle, die das Album noch gerne kaufen
würden, gibt es da auch eine andere Möglichkeit?
AD: Das ist noch interessant, keine Ahnung vielleicht brauchen
die Italiener Geld. (lacht) Das war noch die alte Plattenfirma.
Die «Fables & Dreams» war mal vergriffen, aber die haben
wir nachpressen lassen. Das ist aber abartig teuer, da muss
ich mal schauen. Vielleicht ist die ja vergoldet (lacht). Man
kann das Album aber auch über den Web-Shop kaufen oder bei den
Konzerten.
MF: Gibt es noch Themen, die euch ausserhalb der Musik
beschäftigen?
AD: Ich lese gerne und schaue Filme. Was ich mir
jetzt ganz fest vorgenommen habe, ist wieder etwas mehr
Sport zu machen und wieder mit Yoga anzufangen.
Schwimmen finde ich auch noch cool, da schwitzt man
nicht so und ausserdem kommt ja bald wieder die
Bikini-Zeit.
MF: Und bei dir Zolti, wie bereitest du dich auf die
Bikini-Zeit vor?
ZB: (lacht) Nun ja ich glaube nicht, dass es
irgendjemanden gibt, der mich im Bikini sehen möchte.
Das kann ich mir nicht vorstellen. Für mich gibt es
hauptsächlich die Musik. Ich lese jedoch auch sehr
gerne, ab und zu spiele ich mal Playstation, aber bevor
ich etwas anderes mache, greife ich doch eher zur
Gitarre. Die Musik füllt mich recht gut aus. Gut zu
wissen also, dass wir uns auf ein weiteres Album freuen
können, welches mit frischen Inputs und spannender, neuer
Konstellation am Entstehen ist. Etwas Geduld brauchen
die Fans von Lunatica jedoch noch. Das Album soll
irgendwann im neuen Jahr 2012 erscheinen. Ronnie Wolf
muss noch voraussichtlich diesen Sommer eine Operation
an der Schulter über sich ergehen lassen, was natürlich
für einen Schlagzeuger nicht sehr lustig ist. Da
wünschen wir mal alles Gute und beste Genesung. Laut
Andrea würde er noch mit der Infusion am Arm Schlagzeug
spielen, wenn man ihn nicht zurück halten würde. Also
brav auskurieren, damit danach wieder voll
durchgestartet werden kann. Wir freuen uns drauf!
|
|
|