Wer kennt die Grossen Hits «Sweet Home Alabama» und
«Free Bird» nicht? Auch 40 Jahre nach Entstehung dieser
Meilensteine haben sie nichts von ihrer Magie verloren.
Umso erfreulicher also, dass die Band nach dem
tragischen Flugzeugabsturz von 1977 seit der Reunion von
1987 wieder ununterbrochen aktiv ist. Auf ihrem letzten
Werk «Gods And Guns» bewiesen die Südstaatler, dass sie
noch lange nicht zu alten Eisen gehören. Die nächste
Langrille ist bereits in Startposition und hört auf
den Namen «Last Of A Dying Breed». Anlässlich des
Konzertes in Winterthur sprachen Rocknrolla (Rockstation)
und Roger W. (MF) mit Sänger Johnny Van Zant und den
Gitarristen Gary Rossington und Rickey Medlocke.
MF: Wie geht's euch?
Johnny: Gut.
MF: Abgesehen vom Regen.
Johnny: Wir werden rein gehen, uns trocknen und dann ein
wenig Rock spielen.
Gary: Wir werden ein paar Lynyrd Skynyrd-Lieder spielen
und eine gute Zeit zusammen haben.
MF: Seid ihr denn nass geworden?
Johnny: Nur ein wenig.
MF: Wie war die Tour bisher?
Johnny: Soweit gut. Wir waren in Grossbritannien.
Rickey: Wir starteten in England und gingen danach nach
Schottland, und morgen gehen wir nach Italien.
Johnny: Wir haben erst gerade am Sweden Rock Festival
gespielt, das war cool. Und wir haben da unsere Kumpels
von Bad Company getroffen. Wir hatten da eine gute Zeit.
Es ging bisher für uns ziemlich gut.
MF: Molly Hatchet waren als eure Vorgruppe auf dem
europäischen Teil eurer Tour angekündigt. Was ist
passiert?
Johnny: Ich weiss nicht, was da passiert ist. Wir
wundern uns ebenfalls.
Gary: Ich weiss nur, dass sie ein Konzert letzte Woche
in den Staaten gespielt haben. Aber niemand weiss, was
passiert ist.
Rickey: Ja, die sollten eigentlich hier sein. Aber wir
wissen nicht, warum sie es nicht sind.
Johnny: Wir sind ebenfalls überrascht und
besorgt. Wir hoffen, dass bei ihnen alles okay ist.
Gary: Wir dachten uns, dass du das vielleicht weisst?
Rocknrolla: Nein, leider nicht.
MF: Seid ihr denn oft in Kontakt mit ihnen?
Johnny: Ja, wir kennen uns alle gegenseitig. Bobby
Ingram (Gitarrist und Bandleader) wohnt, wie
wir, in Jacksonville. Aber ich habe von ihm nichts
gehört, weil wir hier in Europa sind. Vielleicht finde
ich es heraus, wenn ich wieder zu Hause bin.
Rocknrolla: Ihr habt mit Johnny Colt einen neuen
Bassisten.
Johnny: Ja, der Typ ist schrecklich. (lacht)
Gary: Nein, das ist ein super Typ. Er war bei den Black
Crowes. Wir kommen mit ihm sehr gut aus.
Rickey: Ja, er passt sehr gut zu uns. Ihr werdet das
heute sehen.
Gary: Er spielt sehr gut. Er spielt ähnlich wie es Ean
(Evans, von 2001 bis 2009 bei Lynyrd Skynyrd und danach
verstorben) getan hat. Johnny hat sehr stark an seinem
Spiel gearbeitet und einige Tricks gelernt, welche Ean
auch drauf hatte. Das ist sehr spannend.
Rocknrolla: Was hat ihn zu eurer ersten Wahl gemacht?
Rickey: Es war so, dass Rickey's (Medlocke,
Gitarrst seit 1996) Freundin ihn ins Gespräch
gebracht hat und wir haben dann mit ihm geprobt.
Johnny: Wir haben ihn zu uns nach Nashville eingeladen,
um mit uns ein paar Lieder zu spielen. Und das war es
auch schon.
Rocknrolla: Welche Kriterien gibt es denn, um in der
Lynyrd Skynyrd-Familie aufgenommen zu werden?
Rickey: Das ist ein harter Wettkampf. Man muss die
richtige Einstellung mitbringen. Weil wir uns
gegenseitig so sehr gewöhnt sind. Und wenn dann jemand
Neues reinkommt, ist es nicht einfach für ihn. Aber er
kam und hat sich selber seinen Platz innerhalb der Band
gesucht und diesen auch gefunden. Er passt sehr gut zu
uns.
Gary: Das ist genau der Grund, wieso er zu uns passt.
Er ist ein sehr einfacher Mann. Und es war für ihn wie
«Nimm es an oder lasse es sein». Und wir mochten sein
Spiel.
Rocknrolla: Hat er denn bereits das neue Album
eingespielt?
Gary: Nein. Das war jemand anders. Genau dann, als wir
ihn getroffen hatten, hatten wir gerade das neue Album
fertig gestellt.
MF: Also hört man noch seinen Vorgänger Robert Kearns
auf dem Album?
Gary: Nein. Robert ist zwar ebenfalls eine tolle
Persönlichkeit und kommt aus Nashville. Er hat uns aber
kurz vor den Aufnahmen wieder verlassen. Darum hat das
Album Mike Brignardello, der bei Giant spielt,
eingebasst. Das sind tolle Jungs und er ist ein
grossartiger Bassist. Wir haben ihn für die Aufnahmen
eingeladen und er hat einen ausgezeichneten Job gemacht.
Rickey: Ja, er ist ein toller Bassist und cooler Typ.
Aber der Neue ist ebenfalls toll. Wir werden sehen, was
noch alles passiert.
Rocknrolla: Wieso habt ihr Bob Marlette wieder als
Produzenten gewählt?
Johnny: Er ist toll! Wir haben mit ihm auf dem «God And
Guns»-Album bereits zusammen gearbeitet. Bob ist
fantastisch.
Gary: Er ist ein guter Typ. Er kennt uns alle. Und wir
sind beide schon sehr lange im Geschäft. Er kennt sehr
viele alte Geschichten und wir kennen sehr viele alte
Geschichten. Und darum sind wir wieder zurück zu ihm
gegangen. Er produziert schon sehr lange Bands.
Rickey: Und er bringt uns ein Kante heavyer rüber. Was
wir sehr mögen. Wir haben ihn durch John5 (ex Marilyn
Manson) kennen gelernt. John5 sagte uns: "Hey, schaut
euch doch mal diesen Typen Bob Marlette an." Ich denke,
John hat dir von ihm erzählt? Oder nicht? Er fragte uns:
«Hey, wie wärs mit Bob Marlette?»
Gary: Wir haben uns danach seine bisherigen Arbeiten
angehört und sie geliebt.
Rickey: John hat uns dreien Sachen von Bob Marlette
geschickt, damit wir uns diese anhören konnten. Es gab
da einen Song, welchen wir mit John zusammen geschrieben
hatten. John hat ihn mit nach Los Angeles genommen und
hat Bob Marlette daraus Demos machen lassen, die er uns
gesendet hat. Ich habe dann John gefragt, wer diese
Demos gemacht hat. Und das war dann Bob Marlette. Und so
hat sich schliesslich alles zusammen gefügt.
Rickey: Heute ist ja alles computerbasiert, sogar in
Nashville. Bob kann damit sehr gut umgehen.
Johnny: Aber beim neuen Album sind wir zurück ins Black
Bird-Studio gegangen, wo wir bereits God And Guns
aufgenommen hatten. Wir hatten ja Billy (Powell,
Keyboarder) und Ean auf dem «God And Guns»-Album verloren.
Beide sind gestorben. Und diesmal kamen wir zusammen und
haben einfach beschlossen, ein wenig Spass zu haben.
Lass uns lachen und ein tolles Album machen!
Rickey: Ja, wir haben gelacht und viel Spass gehabt. Es
gab sehr viele Witze.
Johnny: Musik sollte ja auch Spass machen. Aber nicht
nur.
Rocknrolla: Ich wundere mich, dass ihr nach all den
Jahren das Album noch nicht selbst produziert habt.
Rickey: Wir könnten das wahrscheinlich auch selber, da
bin ich sicher. Aber es macht für uns Sinn, mit einer
weiteren Person zusammen zu arbeiten. Weil wir immer
zusammen sind. Also beim Songs schreiben, beim Üben und
beim Touren. Aber manchmal braucht man da noch eine
weitere Partei.
Johnny: Und Bob passt da sehr gut rein.
Gary: Dazu kommt, dass man als Band sehr, sehr nahe zu
den neuen Songideen steht. Man kann da nicht mehr
objektiv sein. Man kann nicht objektiv darüber sein, in
welche Richtung ein Album geht. Und darum brauchen wir
jemanden, der alles zusammen bringt und uns auch neue
Ideen und Ratschläge gibt, damit es auch wirklich
passieren kann.
Rickey: Bob ist ebenfalls ein toller Keyboarder. Er
spielt Gitarre, spielt Bass und spielt… du
weisst schon. Er kann darum wirklich mit jeder Person so
reden, dass diese auch draus kommt. Er ist ein guter
Ingenieur.
Rocknrolla: Wir haben von John5 gesprochen. Ihr habt
ja bereits mit Kid Rock, Rob Zombie und anderen zusammen
gearbeitet. Gibt es auch auf dem neuen Album
Gastmusiker?
Rickey: Er heisst Katley J Duglasen, er spielt
Slapsteel und Dogroo. Und er gehört in dieser Sparte
zu den Besten in Nashville. Es ist eine Freude ihn auf
einem Song namens «Mississippi Blood» zu hören. Er
spielt da die verrücktesten Sachen.
Gary: Aber das ist der einzige Gast darauf.
Rickey: Wir hatten nur uns.
Rocknrolla: Und von euch gibt es ja einige.
Rickey: Ja (lacht). Wir sind einfach zusammen nach
Denver gefahren und haben alles zusammen gefügt.
Johnny: Wir haben das nach der alten Schule gemacht.
Rocknrolla: Ich mag den Titelsong.
Johnny: Danke.
MF: Werdet ihr heute auch neue Lieder spielen?
Johnny: Nicht heute. Die Aufnahmen sind noch zu neu für
uns. Wir haben die Aufnahmen im Februar und März
gemacht. Wir sind jetzt am Touren und haben das Album
gemixt, kurz bevor wir auf Tour gingen. Wir haben die
finale Master-CD in dem Moment erhalten, als wir nach
Europa geflogen sind. Das Ganze ist noch so neu, dass
wir noch nicht einmal die Chance hatten, uns das richtig
anzuhören. Wir spielen ja jeden Abend.
Gary: Wir haben ja kaum das Cover-Artwork gesehen, noch
bisher eine CD gehört.
Johnny: Es ist für uns alles noch so neu. Aber wir
werden wieder kommen, um auch ein paar neue Sachen zu
spielen.
Gary: Ja, das werden wir.
Rickey: Wir hoffen, bald, also eventuell nächstes Jahr wieder
zu kommen.
MF: Es gab einige Diskussionen, speziell in
Deutschland, zum Albumtitel zu eurem letzten Album Gods
And Guns. Wie fühlt ihr euch wegen dieser Diskussionen?
Johnny: Wir glauben an Gott und wir glauben daran, dass
wir auch zu uns selbst Sorge tragen müssen.
Gary: Was haben die gesagt?
Johnny: Wir mochten den Song. Und darum haben wir diesen
Song auch auf genommen. Wir mögen, was wir getan haben.
Und Rickey sagt, man müsse vorbereitet sein, falls
jemand um vier Uhr morgens in dein Haus eindringt um
deine Familie auszurauben. Wir finden nicht, dass jeder
eine Handwaffe haben sollte. Das sicher nicht. Dafür
gibt es zu viele Idioten, welche die nicht tragen
sollten. Aber für Jäger oder Leute, welche ihre Familie
schützen wollen, ist eine Waffe in Ordnung. Es ist auch
das, auf was unser Land gebaut wurde. Das sind Gott und
Pistolen.
MF: Fühlt ihr euch denn in Deutschland
missverstanden?
Rickey: Das ist schwierig zu sagen. Ich denke, dass uns
die Leute ab und zu anschauen und denken, dass wir
ziemliche Hardliner sind was Religion, Waffen und
ähnlichem sind. Aber ich denke, dass das nicht stimmt.
Wir drei hier sind Familienmenschen. Johnny hat eine
Grosse Familie, ich habe eine Grosse Familie. Das
Ding ist, dass alles was wir tun mit God And Guns
repräsentiert wird, woran du auch immer glaubst. Wir
glauben an gewisse Dinge. Du wirst aber vielleicht an
ganz andere Sachen glauben. Aber das sind dann deine
Götter und Pistolen. Und da kommt dann auch alles
zusammen. Ich glaube daran, dass Gott um vier Uhr
morgens vom Himmel mit Muffins und Kaffee kommt. (lacht).
Das ist die Art und Weise wie ich denke.
Gary: Wir leben weit weg von einander, irgendwo
draussen. Und da möchte man sich auch verteidigen
können. Wenn jetzt jemand in dein Haus einbricht, gibt
es keine Polizei die schnell da sein könnte. Du bist
dann auf dich alleine gestellt. Also musst du dich auch
selbst verteidigen können.
Johnny: Ja, um deine Familie schützen zu können.
Rocknrolla: Es gibt ein Lied auf dem letzten Album «That
Ain't My America», wo ihr darüber singt, was zur Zeit
abgeht wie z.B. 100 Dollar für einen Benzintank. Sind
die Dinge seit der Entstehung des Songs besser oder
schlechter geworden?
Rickey: Wir schauen das aus der Perspektive an, wie es
war, als wir aufgewachsen sind. Wir haben das damals
auch nicht gemocht. Es ging immer nur ums Geld und
Politik. Wir wissen nicht viel über Politik, wir glauben
nur an die Dinge, an die wir glauben. Und wir sprechen
auch nicht sehr oft darüber. Aber, ich weiss es nicht.
Gary: Ich denke, dass er recht hat. Ich denke, dass wir
einige wichtige Werte in diesem Land haben. Unser Land
ist nur irgendwie langsam verändert worden, in etwas,
was wir finden, dass es irgendwie in die falsche Richtung
geht. Ich finde das jedenfalls. Und das könnte unser
Amerika sein. Wir lebten in einer magischen Zeit, also
wir drei. Wir wurden in den späten 50er und 60er Jahren
gross und in den 70er Jahren. Das waren damals
magische Zeiten. Also für die Musik, für die Leute. Und
diese Magie ist heute verflogen.
Rocknrolla: Macht ihr denn selbst etwas, um es ins
Gute zu wenden?
Johnny: Sicher. Wir machen sehr viele Sachen.
Rocknrolla: Also im Gegenzug zu dem was zurzeit abgeht?
Gary: Ja, sicher.
Johnny: Ich zum Beispiel gehe wählen (lacht).
Gary: Wir versuchen für unsere Soldaten zu beten. Weil
es diejenigen sind, welche verantwortlich für unsere
Freiheit sind. Wir versuchen den Soldaten zu helfen und
spielen Benefiz-Konzerte für sie. Wir sammeln Geld für
bemitleidende Personen.
Johnny: Ja, und versuchen gutes für unser Land zu tun.
Gary: Ja, genau.
MF: Auf dem neuen Album gibt es einen Song mit dem
Titel «Something To Live For». Ist der Song als
Fortsetzung von «That Ain't My America» zu sehen?
Johnny: (lacht) Nein, nicht wirklich. Es geht zwar ein
bisschen um die ganze Wahlsache. Aber Gary, grundsätzlich
sagen wir da nur, dass man etwas braucht, wofür man
leben will. Ich denke, die ganze Sache geschieht
momentan auch in Europa. Weisst du, ich denke jeder
braucht etwas. Wir alle brauchen zum Beispiel
Gesundheit. Wir sind zurück alle gesund. Aber wir wissen
nicht, was alles noch auf uns zukommen wird.
Gary: Es ist eine Zeit, in der wir alle zusammenstehen
sollten um eine Verbesserung zu erreichen. Im Moment
sieht es so aus, als würde alles auseinander brechen. Es
geht nur noch um den eigenen Profit. Und das ist
traurig. Wir sorgen uns um dasselbe, obwohl wir aus
verschiedenen Erdteilen kommen. Mit unseren Fans haben
wir aber eine bestimmte Art der Kommunikation gefunden.
Aber nicht jeder kann das tun. Nicht jeden verstehen
alle.
Rocknrolla: Bringe Leute auseinander, und du kannst
sie kontrollieren.
Rickey: Wir spielen jede Nacht vor unterschiedlichen
Leuten. Die Leute wollen wirklich Spass haben, Musik
hören.
Johnny: Das macht auch unsere Fans aus. Egal ob sie aus
der Schweiz, von New York City oder von wo auch immer
kommen. Wenn du ein Skynyrd-Fan bist, dann bist du
gleich.
MF: Etwas ganz anderes: Ihr habt ein System, um eure
Geschäftspartner zu kontrollieren.
Johnny: Ja, wir haben dazu Manager.
Gary: Und Grosse Hämmer.
Johnny: Ja, und Grosse Hammer (bang).
Gary: Pistolen. Ja, "God and Guns". Wir bekommen sehr viel
Hilfe. Wir haben Manager und Agenturen.
Johnny: Und diese kontaktieren uns und sagen: «Hey, wir
haben das, wir haben jenes, was wollt ihr tun?»
Rickey: Es geht heute nur noch ums Geschäft. Wenn du
heute nicht geschäftlich denkst, wirst du verarscht.
Johnny: So wie all die junge Bands, die unbedingt
spielen möchten und am nächsten Tag aufgelöst sind.
Rocknrolla: Was sind eure letzte Worte an eure
Schweizer Fans.
Gary: Wir mögen die Schweiz.
Johnny: Das Album kommt bald raus. Wir hoffen, dass ihr
es genau so liebt, wie wir es tun.
Rickey: Wie kommen immer wieder gerne, wenn wir
eingeladen werden.
Gary: Es ist ein sehr schönes Land. Wir freuen uns immer
wieder, hierher zu kommen.
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