Dieser Sonntag
war in meiner Agenda schon lange fett markiert: Meine absolute Lieblingsband Machine Head
spielte erneut im X-tra. Da ich auch das Ende Oktober erschienene Album "Through the
ashes of empires" nur als Meisterwerk bezeichnen kann, stand einem Konzertspass der
Superlative nichts im Wege. Um der Vorfreude nun noch Einen drauf zu setzen, bot sich mir
doch glatt die Möglichkeit, den äusserst sympathischen Frontmann Robert Flynn zu
interviewen! Mein Stimmungsbarometer stand folglich auf "Freude herrscht"!
Leider war man zeitlich bereits in Verzug und somit waren die verkürzten zwanzig Minuten
Interview-Zeit schnell verflogen.
MF: Wie verlief die Tournee bislang und wie waren die Publikumsreaktionen auf die
neuen Songs?
R: Die Tournee verlief wirklich gut bisher und die Reaktionen waren sehr positiv...,
überall. Angefangen haben wir in Dublin an Halloween..., kennt ihr hier Halloween? In
Amerika ist das sehr populär...
MF: ...ja, es wurde vor allem in den letzten Jahren immer beliebter bei uns.
R: O.k., dann kennst du das ja. An diesem Tag waren alle verkleidet, auch die Band, mit
Afroperücken und anderen verrückten Sachen, es war ein Riesen-Spass. Das Album war
gerade mal drei Tage draussen und die Leute haben die neuen Songs bereits mitgesungen. Das
ist unglaublich!
MF: Sprechen wir etwas über das neue Album. Hattet ihr bestimmte Ziele für
"Throug the ashes of empires"? Viele sind ja der Meinung, dass die Songs wieder
vermehrt an eure alten Sachen erinnern. War das Absicht?
R: (überlegt kurz) Nun, du kannst ein Album oder Songs nicht direkt planen, wie sie
schlussendlich herauskommen und klingen sollen. Du fängst irgendwann mal an, Songs zu
schreiben und das Ganze entwickelt sich einfach. Ich verstehe es, wenn gewisse Fans
"The burning red" nicht so mögen, weil es doch recht anders war, dennoch
wollten wir auch diesmal wieder Neues ausprobieren. Ausserdem haben wir zu Beginn die
meisten Songs zu dritt geschrieben und es fehlte noch die zweite Gitarre. Manchmal habe
ich nur gesungen und die einzige "Gitarre" war Adam (Bassist, d. Verf.).
Vielleicht sind deshalb Songs mit anderem Groove und dieser Dynamik entstanden. Wir haben
insgesamt 24 Songs geschrieben, wovon schlussendlich nur die Besten, welche uns am meisten
mitgerisssen haben, auf das Album gekommen sind.
MF: Wie würdest du dann "Through the ashes of empires" selber
beschreiben. Was sind deiner Meinung nach die Hauptunterschiede zu den früheren Alben?
R: Nach der Veröffentlichung vom letzten Album "Supercharger" ist es ja
mächtig dumm gelaufen. Wir mussten die Single und das Video vom Markt zurückziehen
("Crashing around you" wurde nach dem 11. September 2001 wegen des Namens wieder
zurückgezogen, d. Verf.). Als das am 11. September passierte, waren wir gerade auf
Tournee, kurz danach spielten wir in New York. Es herrschte ein totaler Schockzustand,
niemand war gelöst und wollte sich an einem Konzert amüsieren. Die Leute suchten
Geborgenheit in der Art: "Sag mir, dass alles wieder gut wird...". Nach diesem
Ereignis hatten wir einen neuen Ansatz, um Musik zu machen: Einfach aus dem Bauch heraus,
so wie es grad kommt. Die Zeit auf der Bühne geniessen wir und haben Spass dabei, weil
wir es nicht als selbstverständlich ansehen. Für dieses Album haben wir Musik
geschrieben aus der Sichtweise "selber Musikfans sein". Wir waren sehr locker an
die Sache herangegangen und wollten uns keine Grenzen setzen. Songs wie "Descend the
shades of night" wären früher wohl nicht möglich gewesen für uns.
MF: Du hast ja zum ersten Mal das gesamte neue Album produziert, war dies eine
schwierige Aufgabe für dich?
R: Es war auf jeden Fall eine Herausforderung. Alle Gitarrenparts, die Lyrics und Vocals
zu schreiben, einzuspielen und das Gesamte zu produzieren. Aber ich habe ja bereits
vergangene Alben co-produced. Aber ich hatte ja viel Hilfe von diversen Leuten: Andy Sneap
hat alles eingerichtet, Mark Keaton, der Studiobesitzer, arbeitete eng mit mir zusammen
und sorgte vor allem auch dafür, dass die Vocals gut klingen und Colin (Richardson d.
Ver.) ist sowieso klasse, er hat alles wieder zurechtgebogen, was wir vermasselt haben, ha
ha ha!"
MF: Konntest du durch das Selber-Produzieren auch deine eigenen Vorstellungen
besser verwirklichen?
R: Es ist halt vor allem bei diesen "Big-Name Producers" so, dass die im
Wesentlichen dem Album ihren eigenen Stempel aufdrücken wollen, sodass nachher jeder
hört..., aah, das klingt jetzt nach dem oder dem Produzenten. Ich wollte aber, dass die
Songs vor allem nach Machine Head klingen und zwar so, wie wir sie ursprünglich machen
wollten. So, wie sie sich anfangs im Proberaum angefühlt haben, die Energie und All das
sollte auch mit auf das Album kommen.
MF: Fünf der neuen Songs sind ja zusätzlich als Demo-Versionen auf dem Album
vorhanden. Es ist interessant zu hören, wie sich ein Song wie "Descend the shades of
night" entwickelt. Wie und wo habt ihr die aufgenommen?
R: Dazu muss ich sagen, dass diese Demos einfach nur scheisse klingen! Wir haben sie in
unserem Proberaum, der kaum grösser ist als der Raum in dem wir uns befinden (circa 4m x
6m, d. Verf.), auf einem 8-Spur Band aufgenommen. Vor allem die Vocals klingen total
übel, ich hatte damals keine festen Lyrics und habe irgend etwas gesungen und wir haben
viele Fehler gespielt. Die Demos sind nur aus dem Grund als Bonus auf dem Album gelandet,
um den Fans zu zeigen, dass auch wir nicht perfekt sind. "Descend the shades of
night" klingt als Demo besonders schlimm, ich hasse es! Die anderen in der Band
wollten es anfänglich gar nicht erst auf dem Album. Ich habe dann mit Dave zusammen
nochmals an dem Song rumprobiert, die Bridge ausgefeilt und den ersten Verse am Schluss
angehängt. Ich sagte den Jungs dann: "Gebt mir bis morgen Zeit. Ich werde den Song
erneut überarbeiten und wenn er euch dann immer noch nicht gefällt, werden wir ihn
definitiv streichen." Als ich ihnen die neue Fassung des Songs vorspielte, waren sie
alle total begeistert und hätten den Song gerne noch fünf Minuten länger gemacht.
MF: Wie stark wurde euer neuer Gitarrist Phil Demmel bereits ins Songwriting
integriert?
R: Zwei Songs haben Phil und ich zusammen geschrieben. Viele davon sind grundlegend vor
seinem Eintritt in die Band geschrieben worden und ich habe später mit ihm zusammen die
Gitarrenparts ausgearbeitet. Andere Stücke wiederum sind später entstanden, wie zum
Beispiel "Imperium".
MF: Was für Vorteile hat er gegenüber den vergangenen MH-Gitarristen?
R: Wir haben ja früher schon zusammen in einer Thrash Metal Band namens Violence
gespielt. Wir kennen also gegenseitig den Stil des Anderen noch gut aus dieser Zeit und
sind schon sehr aufeinander eingespielt, das macht es einfacher. Auch diese alten
Metal-Einflüsse, wie die zwei stimmigen Gitarren können wir zusammen gut aufgreifen.
MF: Was ist eigentlich für dich die treibende Kraft, Musik zu machen und Songs zu
schreiben?
R: All die Schrott-Bands da draussen!!! (bricht in schallendes Gelächter aus) Es gibt
wirklich in jedem Genre, ob Country, Pop oder Metal, schlechte Bands. Mein Ziel mit
Machine Head ist es, gute und ehrliche Musik zu machen. Zur Zeit gilt Metal in Amerika als
total cool, zumindest bestimmte Bands. Für mich war Metal schon immer cool, nicht erst
seit heute...
MF: Was sind eure nächsten Projekte nach dieser Tournee?
R: Weitere Auftritte in Australien und Japan. Eventuell eine Tournee mit anderen Bands
zusammen, aber da steht noch nichts fest. Vielleicht kommen wir sogar, wie letztes Mal,
wiederum nach Europa, aber wie gesagt, das ist alles noch überhaupt nicht definitiv.
MF: Vielen Dank für das Gespräch und ich freue mich auf den bevorstehenden Gig.
R: Danke, dass ihr Machine Head auf eurer Website unterstützt.
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