Die Faszination des Entdeckens.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie lange ich schon auf ein
Interview mit dem kleinen Bruder von Rudolf Schenker gewartet habe.
Angeblich soll Michael Schenker ja sehr speziell sein, aber ganz
ehrlich… Ein Musiker, der in seiner Jugend durch die perfide Hölle
der UFO-Jungs musste, einer, der als Genie seinen Weg gehen musste
und einer der sich dermassen gefunden hat, verdient den grössten
Respekt. Nun sass er gegenüber von mir. Michael, einer der die
Gitarrenwelt revolutionierte, einer der ruhig und nett antwortet.
Einer, der seine innere Ruhe gefunden hat und einer, der wie ein
guter Wein von Konzert zu Konzert besser wird.
MF: Michael,
was hat sich alles in den letzten Jahren für dich verändert?
Michael: Ich lebe im Moment und dies seit vielen Jahren. Es
verändert sich immer was. Das Hier und Jetzt ist mein Hobby und mein
Leben und wird sich immer weiter entwickeln, persönlich und im
musikalischen Bereich.
MF: Du spielst nun mit Francis Buchholz (Bass) und
Herman Rarebell (Drums) zusammen, beide ehemalige Scorpions-Musiker.
Wie kam es dazu?
Michael: Das ist eine lange
Geschichte. Im Grunde genommen fing alles an, dass Herman und ich zu
einer Scorpions-Show nach Athen eingeladen wurden. Da haben wir
miteinander gesprochen und nachher auch zusammen gejammt. In London
haben wir Pete Way (Nass, UFO) getroffen und uns entschlossen,
zusammen das Material von „Strangers In The Night“ zu spielen.
Daraus sollte ein Live-Projekt entstehen. Dann bin ich ins Studio
gegangen und habe ein Demo gemacht, welches von Michael Voss (Mad
Max, Casanova) eingesungen wurde. Ich wollte dann mit den Jungs auf
Tour gehen, aber da Michael Voss abkömmlich war, musste ich
mir überlegen, wer den Gesang übernehmen soll. So kamen Robin McAuley
und Doogie White ins Spiel. Doogie hat die Europa-Shows gesungen und
zu diesem Zeitpunkt musste Pete Way ins Krankenhaus. So habe ich
Herman gefragt, ob er wisse, was Francis macht. So ging das los und
von diesem Moment an hat die Chemie gepasst.
Es folgte eine DVD und eine weitere CD. Nun sind wir auf Tour und das
nächste Album wird im kommenden März (2015) veröffentlicht. Davon spielen
wir heute Abend schon ein Stück („Vigilante Man“) live. Wir spielen
an allen Orten, das heisst jetzt Europa, dann Amerika und dann Japan. Schon als
kleiner Junge habe ich mich in die Faszination verliebt, was man
alles mit diesen Saiten machen kann. Die Leadgitarre stand dabei
immer im Vordergrund. Das ist meine Leidenschaft und darauf habe ich
mich fixiert. Dabei spiele ich keine kommerzielle Musik, sondern
das, was mir gefällt und was ich fühle. Led Zeppelin, Deep Purple
und Black Sabbath waren für mich die Hitlieferanten.
Mit siebzehn
Jahren habe ich mich dazu entschieden, Musiker zu werden. Dabei
wollte ich meine Kreativität ausleben, um auch meinen eigenem Ausdruck
nach aussen zu bringen. Dadurch, dass ich mich vom Verschleiss
ferngehalten habe, kommt nach dreissig bis vierzig Jahren alles wieder zum
Vorschein. Heute habe ich wieder die gleichen Gefühle, wie damals,
als ich mit allem startete. Es findet sich alles wieder zusammen, und
das macht einen unheimlichen Spass. Meine Faszination war dabei das
Entdecken. Da stand zu Hause die Gitarre meines Bruders, bei der mir
strikt verboten wurde, sie anzufassen. Als er auf der Arbeit war,
habe ich mich in sein Zimmer geschlichen und auf diesem Instrument
gespielt. Vieles konnte ich feststellen, und es war der Wahnsinn, was
alles möglich war, wenn ich auf eine andere Art die Saiten drückte.
MF: Die Band nennt sich heute nicht mehr Michael
Schenker Group, sondern Michael Schenker's Temple Of Rock. Wieso?
Michael: Das entwickelte sich alles von selber. Mit
Gary Barden war es die Michael Schenker Group. Mit Robin McAuley,
die McAuley Schenker Group und so weiter. Dadurch, dass ich kein
kommerzieller Musiker bin, konnte ich immer das tun, was ich machen
wollte. Dazu hat man eine Maschine hinter sich, die dich
unterstützt. Die Leute wollen ihr Geld verdienen und sind jeweils bei
anderen Bands eingestiegen. Wenn es soweit war, habe ich mich
umgeschaut, wer denn nun zur Verfügung stand. Das hat sich alles
entwickelt. Nun zeichnet es sich ab, dass wir in dieser Konstellation
noch ein bisschen zusammen sein werden. Ich würde aber an den alten
Scheiben nichts ändern, weil so der damalige Moment eingefangen
wurde. Jetzt mache ich gerade dieses Interview mit dir. Das Gleiche
damals mit Contraband. Das wurde vom damaligen Management
zusammen gestellt und sollte langfristig aufgebaut werden. Das war
aber von der Chemie her nicht länger tragbar.
MF: Die Zeit ist schon um, besten Dank für das
Interview!
Michael: Danke für dein Interesse!
|
|