Zurück bei Nuclear Blast.
Primal Fear sind eine Institution, wenn
es um traditionellen Metal geht, der
auch mal über den Tellerrand hinaus schaut. Die
Härte von Judas Priest wird mit der
musikalischen Bandbreite von Iron Maiden
gepaart und ist in den letzten 23 Jahren
immer für eins gestanden, nämlich Qualität. Von
den Songs und der musikalischen
Darbietung her. Nun steht das 13. Album steht in den
Startlöchern. Sänger Ralf Scheepers gab hierzu
bereitwillig Auskunft über die Ereignisse im
Band-Camp.
MF: «Metal Commando»
verbindet alle bekannten und beliebten
Markenzeichen von Primal Fear und klingt
wie eine Art «Best Of» mit neuen Songs.
Wie siehst du das?
Ralf: Das ist ein ganz guter
Vergleich und ein gutes Statement. Wir
wollten auf dem gleichen Level bleiben
wie beim Vorgänger «Apocalypse». Das
Ziel jedes Musikers ist es, beim
Nachfolger noch einen drauf zu setzen,
bezüglich dem Songwriting. Einen allzu
grossen Druck haben wir uns nicht
gemacht, da wir wissen, zu was wir fähig
sind. Es sind fünf Leute in der Band,
die Lieder komponieren können.
Soundmässig wissen wir auch, wohin die
Reise gehen soll. Wir sind so
zusammengewachsen, dass wir wissen, was
der Kollege zu einer eigenen Idee
beitragen kann. Klar haben wir uns da
auch definiert, was die Fans gerne hören
wollen, aber in erster Linie auch uns
gefällt. «Along Came The Devil» ist eine
groovige Nummer geworden und trotzdem
melodiös. Fehlen dürfen die schnellen
Tracks nicht, die man von uns seit dem
Debüt-Werk kennt. Man hört die Wurzeln,
aber auch die Evolution der Band. Sicher
haben wir uns bei ein paar Alben an
neuere Elemente gewagt und sie
eingebaut. Bei der «New Religion»-Phase,
aber auch davor mit «Seven Seals». Wir
stehen nach wie vor zu jeder Scheibe.
Dieses Mal ging alles ein bisschen «back
to the roots». Bei «Infinity», dem
längsten Track, haben Mat (Sinner) und
Magnus (Karlsson) wieder was
Unglaubliches aus dem Kasten gezaubert.
Das geht ab und zu leicht von der Hand
und dann brauchts aber auch wieder mehr
Hirnschmalz, um alles zu Ende zu bringen.
So ein Epic-Track benötigt viele
Elemente, dass es nicht langweilig wird
und dieser mit genug Abwechslung um die Ecke
kommt, damit man sich in den dreizehn Minuten
nicht immer wiederholt. Schon bei den
letzten Alben hatten wir einen
Epic-Track drauf. Das wurde zu einem
Markenzeichen von Primal Fear.
MF: Das neue Album kommt als Doppel-CD
mit vier Bonustracks daher. Was war der Grund,
dass diese vier nicht auf der
Standard-CD zu hören sind oder was
macht sie "schlechter" als die anderen?
Ralf: Das kann man so nicht
sagen. Wir wollten den Fans immer ein
paar Bonbons geben. Monatlich kommt vor
dem Release noch eine Single oder ein
neues Video raus. Man soll und muss den
Fans heute einfach auch ein bisschen
mehr bieten, als nur eine CD
raus schmeissen mit zehn Liedern und das
wars dann. Was wir produzieren, wollen
wir auch veröffentlichen. So kommt ein
schönes Paket zu Stande, das wir mit
Nuclear Blast den Leuten anbieten.
MF: Persönlich hat mich
überrascht, dass auf dem Album-Cover
euer Adler nicht zu sehen ist. Was ist
mit eurem Markenzeichen passiert?
Ralf: Also, die Flügel sind zu
sehen (lacht). Vielleicht hat es auch da
ein bisschen Abwechslung gebraucht?!
Schon auf der ersten CD war der Adler zu
sehen. Für uns ein Ausdruck von
Freiheit, Power und Stärke. Er wurde zu
unserem Trademark und das Maskottchen
von Primal Fear. Darum ist er immer
irgendwie dabei. Wenn auch dieses Mal
nur hinter dem Totenkopf.
MF: Du hast Magnus schon
erwähnt. Auf der Homepage ist er
Bandmitglied, geht aber nie mit euch auf
Tour. Warum nicht?
Ralf: Er hat drei Kinder und seine
Frau einen guten Job. Darum war
klar, dass er nicht mehr auf Tour gehen
kann und will. Zum Leidwesen von uns.
Fürs Songwriting wollen wir ihn aber
nicht missen.
MF: Wenn wir bei der
Band sind, Francesco Jovino ist bei euch
ausgestiegen. Weshalb?
Ralf: Das war seine eigene
Entscheidung, und da spielen auch
persönliche Geschichten mit rein. Wir sind
im Guten auseinander gegangen. Es war
nicht immer glücklich bezüglich des
Timings um live zu spielen. Jeder von uns
muss schauen wo er bleibt und hat darum
auch andere Projekte am Start. Es gab
ein paar Komplikationen, die im
Endeffekt dazu führten, dass wir uns
trennten. Aber alles im Guten, ohne
böses Blut. Beim neuen Trommler haben
wir nicht nur darauf geachtet, wie er
uns an die Wand spielt, sondern das
Menschliche musste auch passen. Darum
ist der Michael (Ehré) ein wahrer
Lotto-Gewinn.
MF: Auch bei der
Plattenfirma gab es einen Wechsel. Weg
von Frontiers Music zurück zu Nuclear
Blast. Warum?
Ralf: Manchmal wechselt man ein
Team. Wenn etwas nicht mehr so richtig
funktioniert, das ist in jedem Business
so, stehen Veränderungen an. Frischer
Wind und frisches Blut sind in solchen
Momenten wichtig. Man sieht es auch. Wir
bekommen mehr Promotion, es besteht ein
Marketing-Paket und bei Nuclear Blast
sind hungrige Leute, die Bock auf Primal
Fear haben. Wir haben Bock auf Nuclear
Blast, und es hat wieder gepasst.
MF: Hat dich das Musikbusiness in
all den Jahren enttäuscht?
Ralf: Hat es schon mal. Man
muss es nehmen, wie es ist, ansonsten
musst du aufhören. Wir waren nie Leute,
die schnell aufgegeben haben. Aber auch
bei uns gab es Höhen und Tiefen, das ist
völlig klar.
MF: Ist es denn für eine
Band heute einfacher, als zu Beginn oder
Mitte der achtziger Jahre?
Ralf: Es war immer schwer,
Martin. Damals war es nicht leicht sich
durch zu setzen. Die Flaggschiffe der "New
Wave Of British Heavy Metal" waren
übergross. Trotzdem möchte ich jeder
neuen Band ans Herz legen… Egal in
welcher Konstellation, wir haben immer
viel geprobt. Wenn man jünger ist, hat
man einen anderen, vielleicht auch
grösseren Hunger. Damit will ich nicht
sagen, dass wir heute nicht mehr hungrig
sind. Die Spreu vom Weizen wurde durch
die Klasse, die man sich durchs Proben
angeeignet hat, getrennt. So konnte man
sich auch von der Kreisliga C in Richtung
zweite Bundesliga absetzen. Ich habe
schon einiges erlebt und bin auch
dankbar dafür. Trotzdem lebt der Hunger
in mir, dass es weiter geht. Es ist
schön, das neue Album zu präsentieren,
wenn wir denn wieder dürfen (lacht). Das
ist der nächste grosse Schritt. Nächstes
Jahr geht alles wieder los und alle
werden auf Tour gehen. Mal schauen, wie
das Ganze wird. Es wird aber einen Plan "B"
geben, da ich davon ausgehe, dass die
Shows im Herbst 2020 nicht stattfinden
werden. Es wird so sein, dass alle
unterwegs sind und wir uns gegenseitig
die Besucher streitig machen werden.
MF: Welches war für dich
die erfolgreichste Zeit?
Ralf: Das war mit Gamma Ray!
Abhängig von der Zeit, dass Kai noch
immer von seinem Helloween-Bonus zehren
konnte. Diesen Pick mit zu reiten, das
hat Spass gemacht und war erfolgreich.
Rein vom Gefühl her ist das Hier und
Jetzt jedoch noch immer das Beste, da
ich nicht zurück schaue.
MF: Welches war die
schwierigste Zeit?
Ralf: Die ist gar nicht so
lange her. Das müsste vor sechs Jahren
gewesen sein. Die entstand aus einem
persönlichen Fehler heraus, der uns auf
eine harte Probe stellte. Jeder von uns
hat mal schwierigere Phasen. Da gilt es
zusammen zu halten oder getrennte Wege zu
gehen. Martin, Primal Fear ist für uns
so wichtig, dass es zu schade wäre,
die Sache wegen Ego-Mätzchen an den
Nagel zu hängen. Dann geht man besser eine
Zeitlang in sich, überlegt, weiss, dass
es noch immer das Richtige ist und freut
sich darüber, dass es zusammen bleibt.
MF: Dann hoffen wir,
dass ihr noch lange zusammen bleibt und
uns mit Primal Fear glücklich macht.
Herzlichen Dank.
Ralf: Ich danke dir, Martin.
Bleib gesund und auf bald.
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