Festivals haben ihre Vorteile. So kann es passieren,
dass man ohne grosse Erwartungen an eine Band läuft, und
begeistert ihr Konzert geniesst. So ist es bei mir am
diesjährigen Bang Your Head mit The Quireboys gegangen.
Exakt eine Woche später spielten die britischen
Rock’n‘Roller in der Schweiz, und ich war bereit für ein
Interview. Fans, das wurde während den 20 Minuten klar,
sind auch nach wie vor die beiden The
Quireboys-Gitarristen Guy Griffin und Paul Geurin.
Zusammen mit Def Leppard-Sänger Joe Elliot huldigen sie
zur Zeit den rockern Mott The Hoople. Dabei scheint die
Freude über befreundete Musiker und am eigenen Schaffen
so gross zu sein, dass sie sich immer wieder freundlich
ins Wort fallen. Und so beantworteten sie nicht nur die
Frage zum früheren eher seltsamen Bandnamen mit viel
Wort und Witz.
Guy Griffin (GG) und Paul Guerin (PG)
MF: Heute spielt ihr auf einem Motorrad-Festival. Wie
fühlt ihr euch?
PG: Abgesehen davon, dass ich sehr müde bin, fühle ich
mich gut. Ich meine, wir haben ja schon sehr viele
solche Konzerte an Motorradtreffen gespielt. Und es war
immer toll. Viele Motorradfahrer lieben Rock’n’Roll und
so sind es gute Orte für uns. Und wir werden den Leuten
das geben, was sie wollen.
GG: Ich denke, unsere Musik passt wirklich gut zu dieser
Art von Konzerten. Sie ist mehrheitlich in einem
Up-Tempo gehalten, und die Leute scheinen uns zu mögen.
MF: Motorradfahrer könnten ja das ideale Publikum für
euch sein.
PG: Ich hoffe es (lacht). Zumindest um 22.40 Uhr wird es
wohl so sein. Es wird sicher nett werden. Diese Leute
mögen Rock’n’Roll.
MF: Vor einer Woche habt ihr am Bang Your Head-Festival
zwischen Fates Warning und Nevermore gespielt. Diese
unterscheiden sich musikalisch sehr stark von euch.
GG: Offensichtlich scheinen wir eine harte Band zu sein
(lacht). Nein, also eigentlich war der Gig ähnlich wie
der heutige. Wir sind extra für das Konzert von England
eingeflogen. Wir sind um heute um zwei Uhr Morgens
aufgestanden, um den Flug zu erreichen und um das
Konzert zu spielen. Darum sind wir ein wenig müde. Aber
sobald wir auf der Bühne stehen, wird es toll. Wir
durften dort in Balingen Ronnie James Dio covern. Also
haben wir uns ein Lied von Rainbow ausgesucht. Jeder
Band wurde da nahegelegt, ein Lied von Ronnie zu spielen
oder ihm eines zu widmen. Also spielten wir Starstruck
(vom Rainbow-Album „Rising“. Wir haben das Stück dann am
Nachmittag im Umkleideraum geübt. Und alle Band haben
ihre Köpfe in unseren Umkleideraum gestreckt und
gemeint: „Oh, ihr macht Starstruck. Das ist unglaublich.
Können wir das auch machen?“ Und ich meinte „Nein“
(lacht).
MF: Ihr habt das also erst vor Ort Backstage geprobt?
PG: Diesen Song spielten wir nur bei dieser Show und… Es
ist einfach so, dass wir uns ansonsten für den einen
Song extra hätten treffen müssen. Wir leben aber alle an
verschiedenen Orten auf diesem Planeten und so dachten
wir, dass jeder das kurz zu Hause übt und wir dann vor
Ort alles zusammenstellen. Wir machen das jetzt schon so
lange, dass das auch klappen sollte. Es machte sehr
Spass. Und jeder, der davon hörte, dass die Quireboys
einen Rainbow-Song spielen werden, konnte es kaum
glauben. So haltet also eure Augen auf. Speziell auf
Youtube wird das wahrscheinlich irgendwann zu sehen und
hören sein.
MF: Ihr seid also schlicht gute Musiker, um einen
solchen Song in so kurzer Zeit zu lernen?
PG: Ja, wir sind perfekt (lacht).
GG: Wir haben erst kürzlich zusammen geprobt, weil ich,
Paul, Phil (Martini, Schlagzeug), Keith (Weir, Keyboard)
und Ronnie (Garrity, Bassist von Raw Glory) ebenfalls in
einem Seiten-Projekt mit dem Namen Down`n‘Outz spielen.
Da singt Joe Elliot von Def Leppard. Wir spielen da
Lieder von der Band Mott The Hoople und anderen 70er
Bands. Es unterscheidet sich stark von dem was wir mit
den The Quireboys spielen. Und so war es für uns eine
Herausforderung. In dem wir diese Art von Musik gespielt
haben, wurden wir aber darin ziemlich besser. Und so war
es dann auch ganz einfach, dieses Lied von Rainbow zu
lernen. Es floss einfach so beim Spielen.
PG: Ich meine, wir sind heute um 6 Uhr Morgen
hierher geflogen. Und morgen werden wir wieder um 6 Uhr
fliegen, um dann auf einem grosses Festival in London
(High Voltage Festival) zu spielen. Wie spielen da
zuerst als The Quireboys und danach noch die ganze Band
zusammen mit Phil Elliot von Def Leppard als Down’n’Outz.
Mit ihm werden wir das Mott The Hoople -Greatest
Hits-Set spielen, bevor Emerson, Lake and Palmer
headlinen. Wir werden also morgen auch sehr viel zu tun
haben.
GG: Das wird auf dem High Voltage Festival in London
sein. Es ist sehr gemütlich, da zu spielen. Wir sind
momentan sehr müde, und haben bis morgen Abend noch drei
Show vor uns, bevor wir wieder nach Hause fliegen.
PG: Aber zum Glück haben wir unseren eigenen Flieger
(lacht).
GG: (lacht) Ja, das wäre toll. Ach ja, ich habe ihn
übrigens gekauft.
MF: Das ist doch der, mit dem grossen The
Quireboys-Schriftzug.
GG: Genau. Aber das Flugzeug ist zu kurz. Da passt nur „Quire“
drauf.
MF: Also werdet ihr morgen zwei Konzerte spielen? Eines
mit The Quireboys und eines mit Down’n’Outz?
PG: Ja, und dann eine anderes. Also werden wir an diesem
Tag drei Konzerte spielen.
MF: Das klingt nach harter Arbeit.
PG: Das ist es.
GG: Ja schon. Aber ich liebe das. Eigentlich denke ich,
dass ich sehr müde bin, aber gleichzeitig bin ich mir
bewusst, dass ich genau das tue, wovon ich als 16
Jähriger geträumt habe. Ich meine wie gestern, als ein
Traum für uns wahr wurde. Wir haben mit Ian Hunter
(Sänger von Mott The Hoople) geprobt und All The Young
Dudes gespielt. Und dabei waren einige meiner
Lieblingslieder.
PG: Sieh mich an, ich konnte mich vor Aufregung kaum
konzentrieren. Ich meine, Ian Hunter hat mit uns
gesungen (ist nervös vor Begeisterung)!
MF: Aber zwischen den Wochenenden hattet ihr frei?
PG: Nein, wir waren mit Joe Elliot im Studio. Wir hatten
eine sehr beschäftigte Woche.
GG: Wir haben zudem eine Show vor zwei Tagen gespielt.
Das war mit Down’n’Outz im Borderline (offizielle High
Voltage Warmup-Show) in London. Es war also eine
ziemlich rock’n’rollige Woche für uns. Aber es war
grossartig.
MF: Ihr wart mit Joe Elliot im Studio? Ich dachte das
Album wäre bereits draussen?
PG: Wir waren im Probe-Studio. Wir haben da an den
Liedern gearbeitet.
MF: An neun Liedern oder an den Liedern, die ihr morgen
spielen wollt?
GG: Wir haben da am Set von Morgen gearbeitet.
PG: Wir spielen da auch ein paar Lieder, welche nicht
auf dem Album sind. Die werden wahrscheinlich dann auf
dem nächsten Album sein.
MF: Sind das dann noch andere Coverversionen oder auch
Lieder von Def Leppard und The Quireboys?
PG: Nein, da werden keine Def Leppard und The Quireboys
Songs drauf sein. Da wird es nur solche vom Mott The
Hoople geben. Joe will das schon seit langem mal machen,
weil seine Lieblingsband ist Mott The Hoople. Und wir
covern Songs, welche die meisten gar nicht kennen. Mott
The Hoople. Die Leute fragen uns nun immer, wieso wir
das den tun. Und wir finden: Weil wir es können.
GG: Unsere erste Single hat es in die Top 10 der
Rock-Charts von Amerika geschafft. Es läuft gerade dort
drüben sehr gut. Es war ja ein Projekt, das eigentlich
nur für eine einzige Show geplant war. Und dann dachten
wir, es wäre eine Schande, das nur für eine einzige Show
zu tun. Also haben wir das Album aufgenommen. Aber die
Qualität des Albums war nicht so toll. Also haben wir es
nochmals aufgenommen. Wir gingen dafür extra ins Def
Leppard-Studio. Und nun spielen wir Konzerte damit und
die Scheibe wird oft im amerikanischen Radio gespielt.
Es ist wirklich unglaublich.
MF: Ihr habt dieses Dow’n‘Outz-Album im Classic
Rock-Magazin rausgebracht.
PG: Ja, wir haben da eine 10-Track-Version gratis
beigelegt, weil wir uns dachten: Naja, es ist ja weder
Def Leppard noch The Quireboys. Es wird sicher kein
Millionen-Album. Und wenn das Magazin jetzt einige
tausend Leute kaufen, werden auch einige tausend Leute
das Album hören. Und anschliessend werden wir die
richtige Version in die Läden stellen. Also für die
Leute, welches es mit einem richtigen Booklet und
sämtlichen Songs haben möchten. Du weisst schon,
blablabla (lacht).
MF: Habt ihr denn dafür Geld bekommen oder war es mehr
als Werbung für euch?
GG: Nein, wir haben nicht wirklich Geld dafür bekommen.
Es ist mehr eine Art Werbung. Die Leute, die davon Geld
bekommen, verdienen es auch. Denn es sind die Leute, die
die Songs auch geschrieben haben. Die werden die
Songwritinggebühren erhalten. Uns genügt es, wenn wir
mit den Konzerten ein wenig Geld verdienen. Und
natürlich von all den Millionen-Alben, die wir davon in
Amerika verkaufen werden (lacht).
PG: (spricht verschwörerisch) Ja, kauft dieses Album!
Und kauft all die The Quireboys-Alben.
GG: Also eigentlich, kauft eher The Quireboys-Alben und
nichts von Down’n’Outz (lacht).
MF: Im letzten November habt ihr euer „A Bit Of What You
Fancy“-Album erneut rausgebracht. Wie stark war ihr in
dieses Re-Release eingebunden?
GG: Sehr. Ich bin zusammen mit Spike (Sänger) zu
EMI-Music gegangen. Wir haben die zwei bis dreimal
angefragt, bevor die auf uns zukamen. Dazu ist auch
zusagen, dass wir früher eine sehr schlechte Beziehung
zu EMI hatten. Also haben wir die Songs frei gekauft,
was sehr gut war. Denn dadurch hatten wir Zugang zu all
den Extrafotos. Es gibt Tonnen von Extrafotos, die noch
niemals vorher benutzt wurden. Wir haben also die
Geschichte ausgepackt und ausgesucht, welche Lieder
darauf kommen. Es ist toll rausgekommen. Ich denke es
ist ein cooles Package. Es ist spannend, all die Demos
zu hören, welche wir damals aufgenommen hatten. Und du
kannst die Unterschiede dazwischen hören. Also wie sie
roh und ursprünglich klangen und wie sie zusammen mit
dem Produzenten wurden, wie sie schliesslich klangen und
klingen.
MF: Ihr habt also die Original-Aufnahmen genommen.
GG: Ja.
MF: In welchem Zustand waren dann die?
GG: Ich habe die nie gesehen. Ich war nicht ganz so
stark involviert (lacht).
PG: Da müssten wir unseren Experten fragen.
GG: Es wurde in den Abbey Roads-Studios gemastert. Was
immer toll ist, den Leuten zu erzählen. Und es wurde nun
neu gemastert. Es klingt jetzt ein Bisschen anders. Ich
meine, das Original-Album klang gut und tut es heute
noch. Aber jetzt, das es nochmals neu gemastert wurde,
klingt es einfach unglaublich. Ich habe da selber nicht
reingehört, bis zu dem Tag, als wir ein Interview in
einer Radio-Station gemacht haben. Und die haben es dann
gespielt und wir haben es durch die Studiomonitoren
gehört. Und wir dachten nur: „Wow, das klingt ja
unglaublich!“. Weil ich höre mir eigentlich nie Sachen
an, die ich früher aufgenommen habe. Ich denke, dass das
aber viele Musiker tun.
PG: Es ist einfach so, dass du als Musiker vorwärts
kommen willst. Dazu kommst, dass du so viel Zeit in die
Scheibe investiert hast. Du hast die Lieder geschrieben,
du hast damit getourt, du hast es gemacht und hast es
einfach so oft gehört. Also schaust du lieber auf das,
was kommen wird.
MF: Letzten November habt ihr aber zurückgeschaut, als
ihr all diese Songs live gespielt habt.
GG: Ja, aber dafür gab es einen guten Grund es zu tun,
und der war das 20. Jubiläum des Albums. Wenn du dann
daran denkst, dass das schon 20 Jahre her ist! Und das
bringt dann auch immer Leute an die Konzerte, welche
sonst vielleicht nicht gekommen wären. Also Leute, die
vielleicht heute nicht mehr so viele Konzerte wie früher
besuchen. Es war eine tolle Tour, die auch sehr gut
gelaufen ist. Dazu kommt, dass wir mindestens die Hälfte
dieser Songs sowieso in unserem normalen Set spielen.
Und es wird auch immer so bleiben. Ob wir das mögen oder
nicht spielt da gar keine Rolle. Tatsache ist, dass „A
Bit Of What You Fancy“ unser berühmtestes Album ist. Und
wir wissen, dass das genau das ist, was die Leute hören
wollen. Und warum sollten wir es dann nicht auch
spielen? Ich liebe es nach wie vor, diese Lieder zu
spielen.
PG: Ich meine, wenn ich eine Band wie Deep Purple sehen
will, dann möchte ich die Songs hören, welche die Band
gross gemacht hat. Viele Musiker sagen, dass sie lieber
neue Lieder spielen wollen und nicht mehr das alte
Zeugs. Tatsache ist aber, dass wenn wir das tun würden,
niemand mehr uns würden sehen wollen. Es gibt also
Lieder, die einfach im Set vorkommen müssen.
MF: Gab es Lieder von diesem Album, welche ihr von Grund
auf nochmals neu lernen musstet?
GG: Meinst du von „A Bit Of What You Fancy?“
MF: Ja.
PG: Nein.
GG: Nein, nein. Die sind alle in unserer DNA
abgespeichert (lacht). Nein, wir müssen das nicht mehr
lernen. Wie wir in England zu sagen pflegen: It’s not
about the bike (oder so ähnlich). Du wirst es also nicht
vergessen. Sobald du es anfängst zu spielen, kommen die
Erinnerungen zurück.
MF: Letzten November habt ihr ebenfalls das „Halfpenny
Dancer“-Album rausgebracht. Wie schwierig war es für
euch, anstelle der normalen Rock-Alben, dieses reine
Akustik-Album einzuspielen?
PG: Es war eine sehr spannende Erfahrung. Aber das mehr,
aus der Sicht des Publikums. Weil, naja, wir spielen
halt Gitarren, und ob diese nun akustisch oder
elektrisch sind, spielt zwar eine Rolle, aber keine
extrem grosse. Es ist hat aber einen anderen Ansatz. Und
es macht ebenfalls viel Spass, weil wir dafür
zusätzliche Musiker dabei hatten. Wir hatten Violinen,
Geigen und andere. Und wir hatten viel mehr
Interaktionen mit dem Publikum, weil wir uns auf
Barhockern setzten, spielten und dazwischen einfach
quatschten und Geschichten erzählten. Es war also für
das Publikum eine ganz andere Erfahrung.
GG: Und du hast einen wirklich grossen Klang. Wir hatten
zehn Musiker auf der Bühne. Ich habe mir das mal auf
YouTube angesehen. Da gibt es Filmchen von The Quireboys
am Swedenrock. Wir haben da an einem Abend elektrisch
gespielt und damit die zweite Bühne geheadlined. Und
dann waren wir Headliner im Akustik-Zelt. Und das Zelt
war vollgestopft. Diese Akustik-Show war wohl eines der
besten Konzerte, welches wir je gespielt haben. Es war
grossartig.
PG: Am Swedenrock gibt es ja diese Hauptbühnen. Und da
spielte ein grosse Band auf der einen und auf eine
andere auf der anderen Bühne. Als wir da vom den
Umkleideraum in Richtung Akustik-Bühne gelaufen sind,
haben wir uns gefragt, wer den im Zelt bleiben würde.
Weil wir ja nur akustisch spielen. Und als wir dann die
Bühne betraten, sahen wir uns 10 000 Leuten gegenüber.
Die Atmosphäre war sagenhaft. Es war einfach
unbeschreiblich. Die Leute an diesen
Heavy-Rock-Festivals sind nicht nur da wegen des Heavy
Rocks, das sind schlicht Musikliebhaber. Und das ist der
Grund, wieso wir bei diesen Festivals so gut ankommen.
Ich meine, auf den ersten Blick mag es komisch wirken,
dass wir zwischen Fates Warning und Nevermore auftreten.
Das ist es aber eigentlich nicht. Weil wir dann immer
sehr gut ankommen bei den Leuten.
MF: Liegt das daran, dass ihr schlicht… Rock’n’Roll
spielt?
GG: Ja, wir sind eine Rock’n’Roll-Band. Und jeder der
zum Beispiel Metallica liebt oder Slayer und so diese
Art, die werden auch immer AC/DC mögen. Und vielleicht
auch die Rolling Stones. Und wenn du AC/DC und The
Rolling Stones magst, dann magst du ziemlich sicher auch
The Quireboys.
PG: Es hat alles mit dem Blues angefangen. Und daraus
hat sich dann irgendwann der Heavy Metal entwickelt.
MF: Als ich euch zum ersten mal gehört habe, dachte ich,
dass ihr eine Band aus den USA seit. Wie zum Beispiel
Molly Hatchet oder Lynyrd Skynyrd wegen dem Keyboard.
GG: Ja, bei uns gibt es etwas, dass an an Lynyrd Skynyrd,
Billy Powell und so erinnert. Das kommt dann alles vom
Blues. Aber da kommt auch vieles von England. Wie die
Einflüsse von The Faces. Das ist eine Band, die auch
immer wieder im Zusammenhang mit uns erwähnt wird. Aber
es ist immer noch Blues. Der Blues kommt ja aus Amerika.
Wir mögen diese Country-Sachen ebenfalls. Das Taten wir
schon immer. Sogar auf dem ersten Album sind mit Sweet
Mary Amm, Roses and Rings diese Country-Einflüsse zu
hören. Das ist auch etwas, was uns vielleicht ein wenig
von anderen Rockbands abhebt und uns auch teilweise in
die Nähe von Southern-Rock-Bands bringt.
MF: Im November werdet ihr für vier Konzerte in die
Schweiz zurückkommen. Auf dem Plan stehen auch sehr
kleine Bühnen. Macht ihr denn einen Unterschied, ob ihr
auf diesen grossen oder auf den kleinen Bühnen spielen
sollt? Oder braucht ihr beides?
PG: Wir machen das jetzt schon so lange, dass es uns
wirklich nicht ausmacht. Solange der Ort nicht zu klein
ist, um all die Fans reinzubringen, macht es uns nicht
aus. Als Band ist es einfach ein Gig. Wir haben uns
schlicht an die verschiedenen Umständen gewöhnt. Solange
uns die Leute geniessen, macht es Spass.
GG: Wir haben letztes Jahr oder so mit Dan Baird in der
Schweiz gespielt. Er war früher für uns einer der
grossen Helden und heute gehört er zu unseren Freunden,
weil wir schon so oft mit ihm zusammen gespielt haben.
Und das war grossartig. So langer der Club angenehm und
das Equipment gut ist, werden die Konzerte auch toll.
Und da kommt es nicht darauf an, ob wir da zum ersten
oder zum x-ten mal spielen.
PG: Und man darf eines nicht vergessen, was wohl auch
für dich gelten wird: Es ist immer nett eine deiner
Lieblingsbands auf einem grossen Festival spielen zu
sehen. Aber das Konzert von dem zu noch lange reden
wirst, wird das sein, wo du die Band in einem kleinen
Club erleben durftest.
MF: Ja, das hat was.
PG: Ja, weil dort dann eine viel intimere Stimmung
herrscht und du viel näher an den Musikern dran bist.
MF: Ihr habt ja in den früher 90er Jahren vor 50‘000
Leuten gespielt. Das macht ihr aber heute nicht mehr…
GG: Und das wahren nur die kleinen Konzerte (lacht)! Ich
denke, viele Leute merken gar nicht, wie oft wir
spielen. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir 110
Konzerte gespielt. In Grossbritannien ist es meistens
eine Tour und ein paar Festivals pro Jahr. Wir haben da
aber auch am Azkena Rock-Festival (Spanien) gespielt, wo
wir nach den Sex Pistols auf die Bühne durften, und das
vor 40‘000 Leuten.
PG: Wir haben vor 30‘000 Leuten am Sweden Rock gespielt
und wir werden im November nach Brasilien gehen, wo
sicher Millionen von Leuten auf uns warten werden
(lacht).
GG: Klar, wir haben da mal vor vielen Leuten gespielt.
Aber das war vor allem, weil wir damals als eine der
neuen heissen Bands dieser Zeit galten. Das passiert
eigentlich nur mit wenigen Bands. Und wenn es geschieht,
dann hält sich das in der Regel auch nie lange. In
diesem Zuge haben wir dann auch die Tourneen mit den
Rolling Stones, Aerosmith, und David Bowie gespielt. Wir
waren die Vorgruppe und wir haben viele Erfahrungen
machen können. Aber ich denke, dass wir das heute viel
mehr geniessen als früher. Wir waren jung und dachten,
dass wir bereits alles erreicht hätten. Aber eigentlich
sind wir heute viel glücklicher als früher, also seit
wir vor sieben oder acht Jahre wieder gestartet sind. Da
haben wir das wieder aufgebaut. Es befriedigt heute auch
viel mehr, wenn wir auf die Bühne gehen und die Leute
sehen.
MF: Den Namen, der The Quireboys als zweites hattet, war
The Queerboys. Queer heisst so viel wie fag
(Schwuchtel). War das da zu mal als Witz gemeint?
GG: Ja, es war ein Witz. Also eigentlich war es so, dass
sie den Namen wechseln mussten, als ich in die Band kam
(lacht).
PG: Man muss da aber auch die damaligen Verhältnisse
beachten. Da gab es Phil Lewis Bands mit dem Namen
„Girl“. Es war der damalige Zeitgeist und irgendwie
Mode. Und es hatte gewirkt.
GG: Der Name war natürlich sehr kontrovers. Und man
merkt daran, wie weit die Welt seither gekommen ist.
Weil als die The Quireboys zum Teil boykottiert wurden,
bevor ich dazu kam. Als die zum ersten mal spielten,
wurde denen beim einigen Konzerten gar nicht erlaubt zu
spielen, weil die Frauen- und Lesbenbewegungen dagegen
protestiert haben. Von daher, war es schon ein Witz.
PG: Und man denke nur mal an die Scissor-Sisters. Weisst
du, was das bedeutet?
MF: Nein.
PG: Ich werde das jetzt nicht sagen. Aber ich meine, The
Quireboys wurden wegen dem Namen verbannt und die
Scisssor-Sisters haben gleichzeitig die Charts angeführt
und man konnte sie auf MTV sehen. Die hatten so einen
lesbischen anstrich. Aber egal. Was ist die nächste
Frage?
MF: Danach habt ihr euch in The Quireboys umbenannt, was
den Chor einer Kirche meint.
GG: Ja, wir wurden danach religiös.
PG: Das hat die Leute ziemlich verwirrt.
GG: Ja, wir haben danach nur noch Wein getrunken und
Brot gegessen.
PG: Ja, und ich bin der Papst (lacht).
MF: Heute gibt es ja wieder neue Rock’n’Roll Bands wie
The Answer oder Airbourne. Was denkt ihr über diese
neuen Bands?
GG: Also The Answer sind zum Beispiel gute Freunde von
uns. Die kommen auch aus einem ähnlichen Ecke der Welt
wie wir. Ich und Keith kommen ebenfalls aus Nordirland.
Das sind sehr nette Jungs und eine sehr gute Band. Und
ihr Sänger Neeson hat eine sehr gute Stimme.
PG: Wir mögen diese Jungs. Und da muss es irgendwie eine
Art Szene geben. Ich meine, wenn man das aussterben
lässt, wird es hart und es wird unmöglich, dass zurück
zu gewinnen. Es braucht immer eine neue Brut, also neue
Leute die das spielen. Und einige davon sind gut, und
andere sind halt nicht gut genug.
GG: Ich liebe The Answer. Und ich denke, dass Airbourne
schlicht brillant sind. Es ist eine grossartige
Live-Band. Ich meine, klar erinnern sie an AC/DC. Aber
so wie sie es machen, ist es toll. Und man hört auch
Rose Tattoo raus. AC/DC werden das nicht für immer
machen können, und so ist es toll, wenn da neue Bands
kommen und das weiterführen.
PG: Es ist, wie eine Art Fortführung des Ganzen. Und so
wird der Rock weiterleben.
MF: Wir sind bereits am Ende. Möchtet ihr noch etwas
euren Fans mitteilen?
PG: Ja. Danke, dass ihr immer wieder an unsere Konzerte
kommt. Danke, dass ihr unsere Alben kauft. Wir glauben
immer noch daran und legen unser Herzblut da hinein. Wir
wissen, dass wir das Ganze nicht machen könnten, wenn
niemand unsere Alben kaufen und an unsere Konzerte
kommen würde. Darum, danke dafür.
GG: Wir sehen uns im November!
Unser Roger W. (mitte) mit den Quireboys >>>
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