Mit ihrem neuen Werk «Within Darkened Disorder»
bringen die Eidgenossen Requiem, erwartungsgemäss,
wieder starkes Material auf den Markt. Mit dem
altbewährten Team Andy Classen (Produzent, u.a. Belphegor,
Legion Of The Damned, Asphyx) und Dan Seagrave (Coverartwork)
wurde der Sound in den Grundsäulen manifestiert, und
zugleich ein Schritt in richtung Moderne getan. Metal
Factory durfte sich mit dem Bassisten und Neo-Grunzer
Ralf Winzer Garcia (= RWG) über die Platte und Zukunftspläne
unterhalten.
MF: Ralf, ich gratuliere zu einer grandiosen Scheibe! Was
hältst du von eurem neusten Werk, jetzt, wo du ein wenig
Abstand davon bekommen hast?
RWG: Ich persönlich denke, dass dies die
ausgereifteste Platte ist, die wir gemacht haben bis
jetzt. Alle unsere typischen Trademarks sind immer noch
vertreten, aber simpler und zugleich besser und
kompakter verpackt in die Arrangements. Auf den
vorherigen Alben hatten wir auch schon überwiegend
starkes Songmaterial. Allerdings finde ich, dass die
Hitdichte dieses Mal noch grösser ist als in der
Vergangenheit. Die Songs sind auch noch eingängiger und
nachvollzieh-barer und enthalten den schon bereits
genannten Wiedererkennungswert. Wo REQUIEM drauf steht
ist immer noch REQUIEM drin, nur in diesem Fall noch
gereifter und reduziert zum Maximum. So, wie dies
mittlerweile auch die personelle Besetzung ist.
MF: Die grosse Änderung ist ja sicherlich, dass du
den Job am Mikrofon geschnappt hast, nach-dem euer
ehemaliger Sänger Michi den Austritt bekannt gab. War
das für euch ein gelungener Schachzug?
RWG: Ob und wie das nun ein gelungener Schachzug war,
bleibt zum grossen Teil natürlich auch den Hörern
überlassen. Wir waren schon gespannt darauf, wie die
Leute auf meinen Gesangsstil reagieren würden.
Angesichts der durchwegs guten bis sehr guten Reviews
hat dies aber wohl einen sehr positiven Anklang
gefunden. Von der allgemeinen Arbeitsweise her hat sich
ja nicht viel geändert, da ich ja die Jahre zuvor schon
immer alle Texte geschrieben hatte. Gesang generell hat
mich sowieso schon immer interessiert und Spass gemacht,
weswegen dies eigentlich ein völlig logischer Schritt
war. Rein von der Spielfreude her und vom allgemeinen
Ablauf in der Band jetzt ist es aber definitiv gelungen.
MF: Mit eurem Produzenten Andy Classen und dem Künstler
Dan Seagrave arbeitet ihr schon einige Projekte lang
zusammen. Wie man merkt, hat sich das definitiv gelohnt.
Werdet ihr auch in Zukunft wieder auf beide zurück
greifen?
RWG: Die Zusammenarbeit mit Andy Classen im Stage One
Studio hat sich natürlich über die letzten drei Platten
hinweg sehr stark gefestigt. Man kennt sich mittlerweile
natürlich sehr gut und die Aufnahmeprozesse sind sehr
einfach geworden, wie allgemein die gesamte Kooperation
bei der Produktion eines Albums. Auch im Fall vom neuen
Album hat sich dies sicherlich gelohnt. Ich würde sogar
soweit gehen, dass «Within Darkened Disorder» aufgrund
der vorhergehenden Erfahrungen mit Andy auch extra
speziell gelungen ist. Wo und wie wir die nächste Platte
machen werden, wissen wir aber zum jetzigen Zeitpunkt
noch nicht. Dies entscheiden wir eigentlich immer erst,
wenn die neue Runde für das Songwriting ansteht. Von daher
haben wir da sicherlich noch ein paar Monate Zeit. Andy
Classen wird aber sicherlich immer ein absolut beliebter
Kandidat auf der Liste des Möglichen sein.
Was Dan Seagrave angeht, ist dies ähnlich. Die letzten
beiden Cover sind grossartig geworden. Am liebsten
würden wir diese gerne als Vinyl Doppelalbum irgendwann
mal veröffentlichen, damit seine Kunst auf dem grösseren
Format mal wirklich zur Geltung kommt. Wer das nächste
Cover gestalten wird oder in welche Stilrichtung es
gehen wird, wissen wir jetzt aber noch nicht. Ideen
haben wir immer noch reichlich, aber auch hier
entscheiden wir dies sicher erst in einigen Monaten, bzw.
eventuell erst nächstes Jahr. Dan ist aber auch wie Andy
sicherlich weiterhin auf unserer Liste.
MF: Da nun eure Aussaat des Todes auf dem Markt ist,
habt ihr irgendwelche Promotion-Tours geplant?
RWG: Es sind diverse Sachen in Planung, allerdings kann
ich dazu noch nichts Konkretes sagen, bevor es nicht
definitiv ist. Allgemein gesagt ist es für Underground
Bands immer schwieriger geworden, passende Tournangebote
zu bekommen. "Pay to play" ist ja weit verbreitet, auch
wenn das manche Leute nicht so gerne hören wollen. Wir
werden sehen. Das eine oder andere gute Festival steht
jedenfalls auf dem Plan und weitere einzelne Shows im
In- und Ausland auch. Beklagen können wir uns jedenfalls
nicht, da wir auch mit unseren sehr beschränkten,
finanziellen Mitteln immer noch genügend live spielen
können. Mehr zu den aktuellen, kommenden Shows gibt es immer
aktuell auf unserer MySpace Seite www.myspace.com/requiemdeathmetal.
MF: Ihr seid Vertreter der alten Schule, was hältst
du von der gegenwärtigen und den allgemeinem
Entwicklungen der Musik?
RWG: Death Metal heutzutage ist eine stark verwandelte,
weiter entwickelte Geschichte, als zu Beginn. Andere
Stilrichtungen haben Einzug gehalten, vor allem junge
Bands definieren Death Metal für sich heutzutage ganz
anders, als ich es damals in jungen Jahren getan hätte.
Grundsätzlich ist ja da nichts dagegen einzuwenden.
Allerdings machen die Veröffentlichungswellen der
verschiedenen Death Metal Stile wie z.B. Deathcore,
Götheborg bzw. die Schwedische Schule, US Techno-DM usw.
das Ganze nicht gerade einfach. Viele junge Bands kleben
in den Standards und Normen fest. Überdurchschnittliches
höre ich heutzutage selten bis gar nicht. Diesbezüglich
ist es schade, dass hier anscheinend nicht mehr Kreativität
gefragt ist. Zudem kommt noch der Punkt, dass sogar
die eigentlich Underground behaftete Death Metal Szene
z.T. von genormten Hochglanz Marketing- und
Promotionmassnahmen infiltriert ist, wie dies z.B.
einige grössere Plattenfirmen betreiben. Auffallend
dabei ist, dass die Bandphotos, Covers, fette
Produktionen usw. alle sehr ähnlich sind und dies zu
einem Einheitsbrei verkommt. Mit ein paar wenigen,
seltenen Ausnahmen. Death Metal anno 2011 ist in weiten
Teilen auch nur noch ein Geschäft geworden, wie Vieles
andere in der Metalszene auch. Nichtsdestotrotz besteht
eine lebendige Szene, und ab und zu gibt es doch noch
Lichtblicke. Auch wenn in letzter Zeit die wirklich
herausragenden echten Death Metal Alben meistens von
alten Hasen veröffentlicht werden.
MF: Heutzutage werden Bands omnipräsent über das
Internet beworben, wer keine Facebook, MySpace oder
Twitter Page besitzt, kann seine Fans nicht mehr
erreichen. Ist es denn nicht mehr möglich die Fans
mit guten Liveauftritten und einer soliden Platte
abzuholen?
RWG: Ohne die genannten Plattformen ist es heutzutage
aus meiner Sicht nicht mehr wirklich möglich, Leute mit
seiner Musik zu erreichen. Vieles dreht sich
mittlerweile auch im Underground um Promo- und
Marketingmassnahmen. Liveshows und gute Alben reichen da
schon lange nicht mehr aus. Dies war in den 80ern und
zum Teil in den 90er Jahren noch anders. Die eigentliche
Kunstform Musik spielt oftmals keine übergeordnete Rolle
mehr. Zumindest ist dies aus Sicht der Industrie so und
aus Sicht der Marktwirtschaft. Es verkauft sich, was
sich an den Mann/Frau bringen lässt. Und dabei spielt es
in erster Linie mal keine Rolle, was es für eine Qualität
hat. Mit den richtigen Massnahmen verkaufen finanzstarke
Labels auch weniger begabte Künstler, dies ist ja nun
auch weitreichend bekannt. Und bei all diesen
Veränderungen im Music Business spielt das Internet
natürlich eine ganz grosse Rolle. Auf der anderen Seite
bieten die von dir genannten Internetplattformen
natürlich Bands auch die Möglichkeit, unabhängig zu
bleiben und Leute auch ohne Label zu erreichen. Jede
Veränderung und Bewegung ergibt eine Gegenreaktion. Und
so auch bei diesem Thema.
MF: Ralf, vielen Dank für das Interview. Zum
Abschluss noch eine Frage. Was kann man von Requiem in
Zukunft erwarten?
RWG: Erwartungen sind immer so eine Sache natürlich, da
wir alle älter werden und sich manche Dinge im Laufe der
Zeit verändern. Aber was sicherlich immer klar ist und
bleiben wird, ist die Tatsache, dass wir immer echten,
ehrlichen Death Metal mit REQUIEM spielen werden,
abseits jeglicher Trends, mit dem grösstmöglichen
professionellen, musikalischen Anspruch. Echter und
ursprünglicher Metal eben, für uns selbst und für Leute,
die dies so zu schätzen wissen. Danke für das Interview
und den Support auch noch an dieser Stelle. CHEERS!
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