Der Prophet im eigenen
Land.
Anlässlich des immer wieder genialen MEH SUFF
FESTIVALS 2018 hatte ich die grosse Ehre mit einer wahren
Ikone des hiesigen Death Metals, nämlich mit Phil
KLauser von Requiem, zu sprechen. Wie es sich für eine
wahre Ikone auch gehört, hatte Phil so Einiges zu
erzählen und für alle, die wissen möchten, was es mit
dem HM2-Pedal auf sich hat, sollten bis zum bitteren
Ende alles durchlesen!
MF: In 21 Jahren Requiem
habt ihr sechs Alben und eine EP veröffentlicht, und nach
2011 waren Requiem längere Zeit inaktiv! Was waren die
Gründe für diese Pause?
Phil: Ich war mit
der Line-Up Situation nicht mehr zufrieden, denn es
hatte nicht mehr das gewisse Etwas, und es fehlte mir
auch das spezielle Flair. Wir haben trotzdem viele Songs
geschrieben, aber das Ergebnis war nicht zu meiner
vollsten Zufriedenheit! Nach zig Jahren habe ich in
meiner Bar unseren früheren Sänger Michi wieder
getroffen. Im Vollrausch haben wir ausgiebig in alten
Requiem-Zeiten geschwelgt und Michi sagte, dass er all
die alten Songs noch drauf habe, und so wollten wir uns
in einer Woche nochmals treffen, dann aber nüchtern! So
kontaktierte ich auch Ralf, unseren ehemaligen Basser,
und fragte ihn an, ob er noch Lust habe, ohne grosse
Verpflichtungen, wieder bei Requiem mitzumachen. Und so
hatten wir praktisch wieder das Original-Line-Up
zusammen.
MF: Hattest du nach 2011
nochmals an einen Release von Requiem geglaubt und dass
ihr nochmals so durchstartet?
Phil:
Ehrlicherweise nein! Aber nicht wegen Requiem als
solches, sondern wegen der Gesamtsituation! Ich wollte
sowieso zum 20-jährigen Jubiläum nochmals ein Album
veröffentlichen, aber nur mit Songs, die der ganzen Band
gefallen hätten! Auch weiss ich nicht, wieviele Alben
von Requiem es noch geben wird!
MF: Wie
sieht es mit der Nachfrage nach Requiem aus?
Phil: Erstaunlicherweise ist die Nachfrage in
Deutschland grösser als hier in der Schweiz! Während der
längeren Pause haben uns die Leute hier schon ein wenig
vergessen. Und die Szene hat sich auch gewandelt, und von
den alten Bands sind nur noch ganz wenige noch aktiv,
sowie die genialen Cremation aus dem Wallis, die schon
25 Jahre aktiv sind, und wir!
MF: Im
aktuellen Line-Up habt ihr mit Michi, dem Ur-Sänger und
Ralf, seinem Nachfolger als Sänger, gleich zwei geniale
Sänger in der Band. Teilen sie sich jetzt den Gesangsjob
brüderlich auf?
Phil: Wir haben das mal
angesprochen, dass Ralf mit den hohen Parts Michi
unterstützen könnte, aber das war für Ralf nie ein
Thema! Und so singt Michi alle Songs alleine!
MF: Früher wart ihr livemässig sehr viel
unterwegs. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, zu eurem
neuen Hammeralbum "Global Resistance Rising" eine
zusammenhängende Tour zu machen?
Phil:
Das ist heutzutage leider eine sehr kostspielige
Angelegenheit, mit einer grösseren Band auf Tour zu
gehen. Früher als wir mit Dismember durch Europa
tourten, war das alles noch bezahlbar. Wir haben auch
versucht, zusammen mit anderen Bands, eine Tour durch
die Schweiz auf die Beine zu stellen, aber das hätte
sich dann nur auf die Wochenenden konzentriert und machte
auch nicht wirklich Sinn.
MF: Ihr habt
für euer neues Hammeralbum, wieder einmal mehr, sehr
gute Kritiken bekommen. Macht sich das bei den
Verkaufszahlen schon bemerkbar?
Phil:
Gemäss unserem Label F.D.A Rekotz läuft das Album sehr
gut! Die limitierte Version der CD war bereits nach zwei
Wochen restlos ausverkauft! F.D.A Rekotz pushen uns
richtig, und von all den Labels, bei denen wir schon
unter Vertrag waren, fühlen wir uns bei F.D.A Rekotz am
besten aufgehoben!
MF: Bei Requiem hat es
im Laufe der Jahre immer mal wieder Besetzungswechsel
gegeben. Ist es so schwierig, mit dir auszukommen?
Phil: Ich wurde schon öfters mit Phil
Fasciana von Malevolent Creation, den ich sehr gut
kenne, verglichen, weil dieser ja seine Mannschaft
öfters ausgewechselt hat. Eigentlich bin ich gar nicht
so mühsam, und die Gründe für die Wechsel sind eher von
natürlicher Natur! So ist Michi Vater geworden und
deshalb ausgestiegen. Bei Ralf waren es seine diversen
anderen Projekte, die keine Zeit mehr für Requiem übrig
liessen.
MF: Du bist ein vielbeschäftiger
Mann, der auch noch den Club District 28 in Siebnen
führt. Ist Requiem für dich nur noch ein reines Hobby?
Phil: Requiem ist ein Hobby und zugleich
ganz viel Leidenschaft! Und vorallem ist es Leidenschaft
mit dem aktuellen Line-Up! Ohne dieses Line-Up hätte ich
sehr wahrscheinlich über kurz oder lang mit Requiem
aufgehört! Aber so ist diese Band wie eine Art Familie
für mich!
MF: Wie seid ihr in Kontakt zu
eurem Label F.D.A Rekotz gekommen?
Phil:
Als das Album komplett fertig war, habe ich bei einigen
Labels angeklopft. So auch bei Rico und seinem Label
F.D.A Rekotz, der uns schon früher für sein Label
gewinnen wollte. Er war sofort Feuer und Flamme für das
neue Material und Requiem, so habe ich ihm sofort
zugesagt. Er leistet mit seinem Label schon seit vielen
Jahren ausgezeichnete Arbeit!
MF: Haben
sich die Hörgewohnheiten der heutigen Generation
gewandelt?
Phil: Auf jeden Fall! Wir
haben das Schlagzeug für das neue Album komplett
mikrophoniert aufgenommen und das ohne irgendwelche
digitalen Samples. Den Mix habe ich dann in meinem Club
jungen Death Metal-Fans vorgespielt und diese meinten,
dass sich das irgendwie komisch anhören würde und halt
nicht so, wie bei Bands wie zum Beispiel Kataklysm! Auf
den Tipp hin, sich mal die Klassiker des Death Metals
anzuhören, fanden sie dann doch noch Gefallen am Mix.
Wir haben auch bewusst auf einen mp3-Mix verzichtet,
sondern nur einen CD-Mix gemacht. Richtig oldschool sind
auch die Formate Vinyl und Kassette, in denen "Global
Resistance Rising" auch noch erschienen ist. Das war
übrigens die Idee von unserem Labelboss Rico.
MF: Das Cover von "Global Resistance Rising" wurde
erneut von Dan Seagrave hervorragend in Szene gesetzt.
Er hat auch schon die Covers der beiden Vorgänger-Alben
gezeichnet. Wie kommt man zu einer solchen Ehre, dass
ein so genialer Künstler die Covergestaltung übernimmt?
Phil: Ich habe Dan Seagrave vor dem Album
"Infiltrate..Obliterate..Dominate.." einfach ein wenig
naiv angeschrieben, ob er Interesse für die
Covergestaltung hätte. Seine Antwort war, dass er
erstaunlicherweise Requiem schon kenne und sie ganz
geile Musik machen würden! Für ein Cover braucht er
jeweils unsere Texte, und wir bekommen dann einen
Entwurf, der mit Bleistift gezeichnet ist, zurück. Auf
dem neuen Cover hat er biomechanische Motorräder
einfliessen lassen, weil er mitbekommen hat, dass ich eine
Harley habe! Es ist auch noch Merchandise mit dem neuen
Motiv geplant!
MF: Bist du immer noch so
ein riesiger Splatter-Movie-Fan?
Phil:
Ich schaue zwar nicht mehr soviel Splatter-Movies wie
früher, aber meine Sammlung von circa 10'000 Filmen habe
ich immer noch! Die heutigen Horror-Filme wie Hostel und
Co. geben mir aber weniger, da schätze ich die alten
Klassiker!
MF: Du hast dein
Hauptaugenmerk immer auf Requiem gerichtet. Wäre ein
anderes Musikprojekt nicht ebenso reizvoll für dich?
Phil: Ich habe Requiem immer als mein Baby angesehen, und
so habe ich sämtliche Song-Ideen für Requiem
verwendet! Bei einer anderen Band aushelfen, das würde
ich noch machen, aber nicht mehr!
MF: Wie
wichtig sind dir die Texte, und ist die heutige Zeit
nicht der beste Textlieferant?
Phil: Die
Texte bedeuten mir sehr viel. Es waren gerade noch
Studenten der Kunsthochschule Luzern für ein Interview
hier, die kritisch anmerkten, dass die Aussage der Texte
sehr wertvoll, aber leider mit diesem Gesang nicht
zu verstehen sei! Das bringt aber halt der typische Death
Metal-Gesang so mit sich! Ich habe keine Lust auf
Fantasy- und Splatter-Texte, deshalb hole ich mir meine
Inspirationen aus den täglichen News! Die Realität
schreibt auch viel brutalere Texte als irgendwelche
fiktiven Splattertexte!
MF: Würdest du
etwas anders machen, wenn du das Rad der Zeit zurück
drehen könntest?
Phil: Nein, ich glaube
nicht! Wir haben die glorreiche Zeit des Death Metals
miterleben dürfen!
Es ist immer wieder
interessant, wenn man ein solches Urgestein des Death
Metals, wie Phil Klauser eines ist, interviewen darf!
Requiem sind in diesem Jahr noch einige Male live zu
sehen, und das sollte man auf keinen Fall verpassen, denn
die Band sprüht nur so vor Spielfreude! Die aktuellen
Gigs können auf der Homepage www.requiem-net.com
entnommen werden. Das Wichtigste zum Schluss: Wenn
jemand der Leser ein Original-HM2-Pedal zu verkaufen
hat, der soll unbedingt mit Phil
unter: info(ät)requiem-net.com Kontakt aufnehmen! Vielen
Dank für das geile Interview, Phil!
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